Thomas Hochstein schrieb:
> Peter J. Holzer schrieb:
[...]
> Die meisten Menschen sind heute nicht einmal mehr in der Lage, deutsch zu
> schreiben.
Ich glaube, ich kann deutsch schreiben:
deutsch deutsch deutsch deutsch deutsch. ;-)
Schon, weil die Mehrheit der Weltbevölkerung nicht mit Deutsch
als Muttersprache aufwächst, ist das nicht verwunderlich.
Ich zum Beispiel bin mit Schwäbisch als Muttersprache aufgewachsen.
Die Grundschul-Deutschlehrerin meiner Großnichte mit Türkisch als
Muttersprache. Was aber kein Problem war, denn die Frau konnte
hervorragend Deutsch und hat außerdem den ihr gegebenen Auftrag
so ausgeführt, dass es nichts zu beanstanden gab:
Die Kinder konnten alle, wie von den Schulbehörden aus Progressivität
vorgegeben, nach jeder Silbe mit der anderen Schreibspitze des
Silbenstiftes weiterschreiben.
Spaß beiseite:
Die Geschichte "Das fliegende Klassenzimmer" von Erich Kästner,
die meines Wissens 1933 erschienen ist, thematisiert von dieser
Problematik zumindest den Teilaspekt "Orthographie":
| Und Uli sagte: »Vor allem müssen wir schauen, dass wir die
| Diktathefte wiederkriegen.«
| »Bloß nicht!«, entgegnete Matthias. »Ich hab das dunkle
| Gefühl, als hätte ich furchtbaren Stuss zusammengeschmiert.
| Hör mal, Kleiner, schreibt man Provintz mit tz?«
| »Nein«, antwortete Uli. »Nur mit z.«
| »Aha«, sagte Matthias. »Das hab ich also schon falsch
| gemacht. Und Profiand? Mit f?«
| »Nein, mit v.«
| »Und hinten?«
| »Mit t.«
| »Teufel, Teufel!«, meinte Matthias. »In zwei Wörtern drei
| Fehler. Die reinste Rekordhascherei! [...] «
|
[...]
|
| Sie schwiegen eine Weile. Uli trat, weil er fror, von einem Fuß
| auf den andern. Schließlich sagte er: »Trotzdem würde ich
| sofort mit dir tauschen, Matz. Ich mache zwar nicht so viele
| Fehler im Diktat. Und im Rechnen auch nicht. Aber ich hätte
| furchtbar gern deine schlechten Zensuren, wenn ich außerdem
| deine Courage hätte.«
| »Das ist ja nun kompletter Quatsch«, erklärte Matthias. »An
| meiner Dummheit ist nicht zu rütteln. Da kann mir mein Alter
| Nachhilfestunden geben lassen, so viel er will. Ich kapiere den
| Kram ja doch nicht! Es ist mir, offen gestanden, auch ganz
| egal, wie man Provintz und Profiand und Karrusel schreiben
| muss. Ich werde später mal Boxweltmeister, und da brauche
| ich keine Orthographie. Aber dass du ein Angsthase bist, das
| kannst du doch, wenn du willst, ändern!«
> Das Usenet ist dabei noch eine lobenswerte Ausnahme.
Wenn man schon angepampt und verhöhnt wird, wie es im Usenet
inzwischen weithin Usus ist, dann bitte in lobenswertem korrektem
Deutsch.
>> Der Satz "ich fühle mich erpresst" ist kein Vorwurf
>> einer strafbaren Handlung nach §253.
>
> Der Satz "ich fühle mich ermordet" auch nicht. Das ist immerhin
> konsequent.
>
> Aber hätte ich gewusst, dass es um Gefühle und nicht um
> | In dieser Gruppe sollen Rechtsfragen diskutiert werden. Bedenke aber,
> | daß dies weder eine Rechtsberatungsstelle noch eine Urteilsdatenbank
> | sondern eine Diskussionsgruppe ist. Werbung ist hier unerwünscht.
> geht, wäre meine Antwort vermutlich anders ausgefallen.
>
>> Kein normaler Mensch würde da "ich
>> fühle mich genötigt" schreiben (schon deswegen, weil mein
>> Sprachempfinden bei nötigen ein Dativobjekt erwartet).
"Ich fühle mich genötigt, Schutzgeld zu zahlen."
Wo ist da Dativ?
("Ich" ist Personalpronomen, Erste Person Einzahl, Nominativ.
"mich" und "Schutzgeld" sind Akkusativobjekte.)
Kein normaler Mensch (Allgemeinheit), weil dein (individuelles
/subjektives) Sprachempfinden...
Abgesehen davon, dass es nicht ungewöhnlich ist, dass normale
Menschen mitunter geruhen, sich seltsam auszudrücken:
Man nehme es mir bitte nicht allzu übel, aber diese Darstellung
als Kausalzusammenhang empfinde ich als befremdlich.
> Natürlich würde man das so schreiben.
Sofern man die Voraussetzungen dafür erfüllt, etwa der Sprache
mächtig und hinreichend schreibkundig und schreibfähig ist.
Was meiner Wahrnehmung nach immer seltener wird.
Was nicht nur an der Überalterung der Bevölkerung und an der
Vergrößerung des durch Schlaganfälle und Ähnliches
beeinträchtigten Bevölkerungsanteils liegt.
Mit freundlichem Gruß
Ulrich