Ja, es geht um einen konkreten Fall. Ich überlege auch, das ganze mal
mit einem Anwalt zu besprechen.
Die Situation ist folgende:
Seit ca. 20 Jahren produziere ich spezielle Meßgeräte und dazugehörige
Software. Bisher werden diese Produkte weltweit exclusiv über einen
einzelnen Händler vertrieben. Der gute Mann wird aber nicht jünger und
ist inzwischen über 80.
Das wirkt sich inzwischen negativ auf den Verkauf aus, d.h. es findet
bereits seit mehreren Jahren kein aktiver Vertrieb mehr statt. Es werden
praktisch nur die Aufträge abgearbeitet, die ihm vor die Füße fallen,
d.h. Kunden kommen auf Empfehlung von anderen Kunden. Wir sind im
Prinzip Weltmarktführer auf einem sehr kleinen Markt. Es gibt zwar
Mitbewerber, aber wir haben den Vorteil, dass wir unsere Produkte bei
den wichtigsten Schlüsselkunden und in diversen Universitäten platziert
haben. Daraus ergeben sich dann direkt neue Kundenanfragen.
Das ist auch ein Teil des Problems, d.h. wir verkaufen unsere Produkte
in den Märkten, wo unser Gerät praktisch das Referenzgerät ist. Aber
Märkte, in denen Geräte eines Mitbewerbers etabliert werden,
verschließen sich.
Inzwischen werden selbst Anfragen aufgrund von Empfehlungen, vor allem
wenn sie aus dem Ausland kommen, vermurkst.
Ich weiß das, weil ein Teil des Schriftverkehrs bei mir landet. Kunden
schreiben mich teilweise an und bitten um Hilfe bei der Kommunikation
mit dem Händler. E-Mail Rückfragen werden von ihm teilweise wochenlang
nicht beantwortet, internationaler Schriftverkehr in grauenhaftem
Englisch abgewickelt usw.
Es gibt schon entsprechende Kommentare in Online-Foren.
Wir haben aktuell den Fall, dass mehrere Kunden versuchen, uns ihr Geld
zu geben und es nicht los werden. Die Kunden wollen per Vorkasse zahlen.
Aber seit ca. 1/2 Jahr schafft er es nicht, dem Kunden korrekte Proforma
Rechnungen zu schreiben...
Ich habe deshalb schon vor Monaten den Vorschlag gemacht, dass ich den
Vertrieb selber mache und die Waren unter dem bisherigen Namen weiter
vertreibe.
Gegenüber den bestehenden Kunden will ich eine einvernehmliche Lösung
kommunizieren, also das ganze als Umstrukturierung verkaufen. Das
entsprechende Schreiben sollte er mit unterschreiben.
Dafür habe ich dann eine Provision auf die künftigen Umsätze angeboten.
Im Prinzip ist er mit einer solchen Änderung einverstanden, verzögert
aber eine Entscheidung ("Das muss ich noch mit meinem Steuerberater
besprechen, der hat aber momentan keine Zeit").
So langsam verliere ich die Geduld und überlege, welche Optionen ich
habe. Streit möchte ich möglichst vermeiden, aber irgendwie muss ich
auch zeigen, dass es so nicht weiter geht.
Eine "juristische Lösung" ist von meiner Seite aus nicht gewollt.
Trotzdem ist es natürlich sinnvoll, die möglichen Konsequenzen zu kennen.
Aktuell habe ich erst einmal deutliche Erhöhung meiner Preise
angekündigt. Das löst aber nicht das Problem, dass Kunden vergrault werden.
Gruß
Stefan