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Aus Anlass der Gründung der UdSSR

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Wilhelm Ernst

未讀,
2023年1月16日 上午10:12:392023/1/16
收件者:
Nikolai Platoschkin auf der Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz
»Zur sozialen Lage in Russland«

Einhundert Jahre Sowjetunion: Vermissen wir sie? Wir ehemaligen (und
künftigen?) Sowjetbürger auf jeden Fall! Das bezeugen auch ganz
eindeutig alle Meinungsumfragen: Zwischen 60 und 65 Prozent der heutigen
Russen trauern der UdSSR nach.
Unter den besten Errungenschaften der Sowjetunion nennen im Dezember
2022 rund 55 Prozent der Russen die Erfolge im Weltall, danach folgen
der Sieg im Großen Vaterländischen Krieg und die Industrialisierung.
Weiter werden als gute Seiten des sowjetischen Lebens soziale
Geborgenheit, Völkerfreundschaft, soziale Gerechtigkeit und günstige
Lebensmittel genannt.
Und was haben wir jetzt?
Eben. Jetzt kennen wir den Unterschied. Keiner konnte es sich in der
Sowjetzeit vorstellen, für eine medizinische Behandlung oder die
Schulbildung der Kinder etwas bezahlen zu müssen. Wohnungen bekam man in
der UdSSR umsonst – in Sibirien oder im Fernen Osten meistens gleich
infolge des Universitätsdiploms. 1976 wurden in der Sowjetunion 2,1
Millionen Wohnungen gebaut, das waren 1,8mal so viele wie in
Großbritannien, Frankreich und in der BRD zusammengenommen. Die Miete
kostete einen durchschnittlichen Sowjetarbeiter etwa ein Prozent des
Monatslohns. Kein früherer Sowjetmensch erinnert sich heute daran, was
sie oder er für die jeweilige Wohnung gezahlt hat – so unbedeutend war
diese Miete gemessen am Einkommen.
In Rente gingen Frauen mit 55, Männer mit 60 Jahren. Bergleute aus dem
arktischen Workuta flogen übers Wochenende an die Schwarzmeerküste, um
sich in den dortigen Restaurants zu vergnügen. Ihr Lohn erlaubte es
ihnen. Ein Geologe erhielt in Jakutien etwa 15.000 Rubel jährlich, ein
Kilo Fleisch kostete damals zwei bis drei Rubel.

Lese-, Schach- und Raketenland
Den Mutterschaftsurlaub nennt man auch heute noch im russischen Volk
»Dekret-Urlaub«, weil diese Regelung auf ein Dekret von Lenin im
Dezember 1917 zurückgeht. So etwas gab es damals weltweit nicht. Seit
April 1956 konnte eine sowjetische Frau 56 Tage vor der Geburt und 56
Tage nach der Geburt bezahlten Urlaub nehmen. Später konnte sich eine
Frau nach der Geburt ihres Kindes eineinhalb Jahre lang auf Staatskosten
erholen. Wobei ihr die Rückkehr an den Arbeitsplatz garantiert war.
Die Sowjetunion war das Land, in dem die meisten Bücher gelesen wurden.
1913 wurden im zaristischen Russland 30.079 Bücher mit einer
Gesamtauflage von 99 Millionen Stück herausgegeben. 1976 waren es in der
Sowjetunion rund 84.200 Titel mit einer Gesamtauflage von 1,737
Milliarden Exemplaren. Demnach entfielen 1913 auf 100 Zarenuntertanen 62
Bücher, 1976 auf 100 Sowjetbürger 677. 1976 gab es in der UdSSR 350.000
Bibliotheken mit einem Gesamtbestand von 4,2 Milliarden Exemplaren. Also
ein Buch für jeden damaligen Erdbewohner.
Schachweltmeisterschaften waren für uns Sowjetbürger meistens
uninteressant, weil in dieser klügsten Sportart fast nur die Sowjet-
bürger siegten. Es waren de facto sowjetische Landesmeisterschaften mit
internationaler Beteiligung.

Es wundert auch niemanden, dass der erste Erdsatellit für immer den
russischen Namen Sputnik tragen wird. Auch der erste Mensch im All heißt
Juri und nicht etwa John.
Im zaristischen Russland waren 72 Prozent der Menschen im Alter von neun
bis 49 Jahren Analphabeten. Vier von fünf Kindern hatten keine Möglich-
keit zur Schule zu gehen – sie mussten arbeiten. Die Zarenregierung
glaubte Anfang des 20. Jahrhunderts, dass man in Russland 180 Jahre
brauchen werde, um alle Männer schreiben und lesen zu lehren. Für Frauen
wurden sogar 270 Jahre veranschlagt.

Mitte der 1970er Jahre hatten von 1.000 sowjetischen Frauen 781 einen
Schul- oder Hochschulabschluss. Die Männer hinkten etwas hinterher, es
waren ihrer 779. 1977 unterrichteten an den sowjetischen Schulen 2,7
Millionen Lehrerinnen und Lehrer.
Jetzt haben wir viele soziale Errungenschaften der UdSSR verloren.
Vorerst …, hoffen wir.

Die Natur des Menschen
Was aber bedeutete die Sowjetunion für andere Völker der Erde, etwa für
Deutsche? Denn viele weisen die Verallgemeinerbarkeit der sowjetischen
Erfahrung von sich. Diese Besserwisser vergessen aber die eiserne
Tatsache, dass der wissenschaftliche Sozialismus, die kommunistische
Weltanschauung gerade aus Deutschland zu uns kamen. Und wir Russen
werden den Deutschen immer für »Mohr und General« dankbar sein.

Am Ende seines Lebens begann Marx Russisch zu lernen. Warum? Er war
ziemlich fest davon überzeugt, dass der Sozialismus zuerst in Russland
verwirklicht würde. Als er das »Kapital« schrieb, war er noch der
Auffassung, dass die Pioniernationen beim Aufbau des Sozialismus England
oder Deutschland sein würden.

Aber Marx und Engels haben bloß wissenschaftlich das begründet
(wenngleich brillant), was jedem anständigen Menschen innewohnt: der
ewige Drang nach Gerechtigkeit. Und weil der Mensch ein soziales Wesen
ist (so hat es Mutter Natur halt entschieden), drängt er nach sozialer
Gerechtigkeit, also nach einer gerechten Gesellschaftsordnung, also nach
Sozialismus und Kommunismus. Der Kapitalismus widerspricht direkt der
menschlichen Natur. Nicht zufällig nennt man die hochgelobte
Marktwirtschaft bisweilen treffender die »Herrschaft des Dschungels«.

Im Sozialismus ist jeder dem anderem ein Bruder (wie übrigens auch im
Urchristentum), im Kapitalismus dagegen ist jeder dem anderen ein Gegner
im Kampf um Brot und Spiele. Und ob das Gladiatorenkämpfe oder
Computerspiele sind, spielt keine Rolle. All diese Spiele dienen nur der
Verblödung und Brutalisierung der Gesellschaft.

Die neue Welt
Vor der siegreichen Oktoberrevolution in Russland dachte man, dass es
eine gerechte Gesellschaft nur im Himmel gebe. Denn auf der Erde
herrschten Elend und Hass, ununterbrochene Kriege, Armut und
Unterdrückung. Eine bessere, humane Welt verblieb so für Tausende von
Jahren im Reich der Utopie.
Aber plötzlich war sie da! Eine neue Welt! Die Russen führten sie jedem
in Blut und Fleisch vor. Diese neue Welt konnte bereist und beschnuppert
werden, man konnte ihr auf den Zahn fühlen.
Die Sowjets schafften das größte Übel des Kapitalismus ab: die Arbeits-
losigkeit. Es gab in dieser rätselhaften Sowjetunion keine Krisen mehr.
Und erwerbslose Arbeiter und Ingenieure der Weimarer Republik (die
Arbeitslosigkeit lag 1932 in Deutschland bei rund sechs Millionen
Menschen) belagerten die sowjetische Botschaft in Berlin, um Arbeit in
Russland zu erhalten.

1913 produzierte man im Zarenreich 1.800 Werkzeugmaschinen, 1976 brachte
es die Sowjetunion auf 236.000. 1913 konnte man in Russland gerade 100
Pkw aus ausländischen Ersatzteilen zusammenbasteln, 1976 gingen in der
UdSSR 1.280.000 Stück vom Band.

Also war dieses Land allein aufgrund der bloßen Tatsache seiner Existenz
ein schwerwiegender Einwand gegen den vermeintlich ewigen Kapitalismus.
Denn wie konnte ein deutscher Unternehmer seinem Arbeiter einen
bezahlten Urlaub absprechen, wenn die Arbeiter in Russland ein Anrecht
darauf hatten? Wie konnte man Geld für den Schulbesuch verlangen, wenn
die Russen die Gebühr im Handumdrehen abgeschafft hatten? Also mussten
alle Machthaber der kapitalistischen Welt von einem sozialen Staat
wenigstens sprechen, aber auch vieles, wenn auch zähneknirschend, für
ihre jeweiligen Bevölkerungen tun.

Der US-amerikanische Präsident Franklin D. Roosevelt begründete seinen
»New Deal« vor Vertretern des Big Business ganz aufrichtig: Wollen Sie
es wie in Russland haben? Wenn nicht, müssen Sie von Ihren Gewinnen
etwas den einfachen Leuten abgeben, auch wenn Sie das schmerzt. Demgemäß
war die Sowjetunion ein Vorbild für Millionen von Menschen auf allen
Kontinenten und eine Lebensgefahr für die oberen Zehntausend.

Sieg über den Faschismus
Es wundert deshalb auch nicht, dass dem Sowjetstaat der Krieg erklärt
wurde, ein Kampf um Leben und Tod. Der Kapitalismus griff zu seiner
letzten Waffe – dem Faschismus. Und ganz gleich, wie er in den
verschiedenen Teilen der Erde auch hieß, der Faschismus war der
tierische Antikommunismus in Fleisch und Blut.
Hitler führte bekanntlich einen neuartigen Krieg gegen die Sowjetunion –
einen Weltanschauungskrieg. Die UdSSR als Verwirklichung des alten
Traums vom gerechten Leben sollte für immer ausgerottet werden. Nur
Herren und Sklaven sollte es auf Erden geben. Keine Genossen, keine
Brüder.
Interessant aber, dass der Faschismus versuchte, vieles von den
Kommunisten zu stehlen, um den Kommunismus zu besiegen. Man sang
ähnliche Lieder, bediente sich manchmal der roten Fahnen. Ja, man nannte
sich sogar Sozialisten, wenn auch nationale.
In einem Kampf der Titanen siegte nicht nur die UdSSR über Nazi-
deutschland. Nein! Es siegten die Kräfte der Menschlichkeit, des
Fortschritts, des Lichts über die Kräfte der Barbarei, des Rückfalls ins
Tierdasein, über die Kräfte nicht des »ewigen Reiches«, sondern des
ewigen Dark Age.

Wir werden uns immer geneigten Hauptes an jene Deutsche erinnern, die
damals auf der richtigen Seite, auf der Seite der Gerechtigkeit
kämpften: an Ernst Thälmann und Ilse Stöbe, an Carl von Ossietzky und
Erich Honecker, an Harro Schulze-Boysen und Claus von Stauffenberg.
Die Rote Armee kam nicht nach Deutschland, um Rache zu üben, sondern
dafür zu sorgen, dass dort nie wieder Bücher verbrannt oder menschliche
Schädel mit dem Zirkel gemessen würden.

Die Russen brachten den unter den Nazis verbotenen Heinrich Heine mit
und gaben den hungrigen Kindern auf den Straßen Zucker und Kohlsuppe,
manchmal auch Bohnenkaffee, wenngleich ihre Liebsten in Russland
hungerten. Es war ganz einfach menschlich, ein Stück Brot mit den
Hungernden zu teilen, auch wenn deren Sprache so seltsam und fremd
klang.
Man führte keinen antideutschen Krieg, sondern befreite Europa von der
Barbarei. Auch wenn das heute viele lieber vergessen würden.

Meine Mutter stammt aus einem kleinen Dorf in der Oblast Rjasan und ging
1945 in die erste Klasse. Sie hatte Glück: Ihr Vater, mein Großvater,
kehrte aus dem Krieg zurück und nahm sogar an der Siegesparade in Moskau
am 24. Juni 1945 teil. Etwa 400 Männern aus diesem Dorf blieb dieses
Glück aber versagt – sie waren gefallen. So auch drei meiner Großonkel,
die ich niemals kennenlernte.
Die einzige Fremdsprache, die 1945 in der Dorfschule meiner Mutter
gelehrt wurde, war Deutsch. Meine Mutter hatte diese Sprache sehr gern
und träumte immer davon, dass ich, ihr Sohn, diese Sprache fließend
sprechen werde. Was ich tatsächlich versuche. Und zwar gerne.

Vorbild in aller Welt
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die UdSSR zur Weltmacht, wurde eine
Supermacht, auf dass es keinen weiteren Weltkrieg mehr gebe. So geschah
es auch. Mit jedem Jahr wandten sich dem Sozialismus mehr und mehr
Länder zu. Von Kuba bis Vietnam. Und diese Länder konnten sich nur
deshalb auf ihrem Weg behaupten, weil die UdSSR sie nicht im Stich ließ.

Die sowjetische Führung empfahl den osteuropäischen Kommunisten nach dem
Zweiten Weltkrieg, einen anderen Weg zum Sozialismus einzuschlagen als
denjenigen der UdSSR. Nach 1917 erschütterte Russland ein bitterer
Bürgerkrieg, der viele Tatsachen schuf, die die Bolschewisten nicht
geplant hatten. So musste zum Beispiel die Kleinindustrie unfreiwillig
verstaatlicht werden, weil die Eigentümer zu den weißen, konterrevo-
lutionären Armeen geflohen waren. Die Einparteienherrschaft wurde
errichtet, weil die anderen Parteien im Bürgerkrieg auf der anderen
Seite der Front standen.

Nach 1945 waren die sowjetischen Kommunisten der Auffassung, dass es in
Ostdeutschland oder in Polen das Privateigentum in kleinen oder
mittleren Betrieben durchaus geben könne. Auch andere Parteien sollten
neben der kommunistischen Partei bestehen bleiben.
Dass dieses neue sozialistische Modell nach 1948 nicht zur vollen
Entfaltung kam, war dem Kalten Krieg geschuldet, den die Amerikaner
eröffnet hatten. Den Auftakt dieses neuartigen Krieges bildete die
sogenannte Berlin-Blockade, die recht eigentlich gar keine war.
Was war dieser Kalte Krieg? Die Amerikaner verhehlten es nicht: Es war
der Versuch, die Sowjetunion mit nichtmilitärischen Mitteln aus der Welt
zu schaffen. Dazu schufen die USA 1947 eigens einen sogenannten National
Security State – einen komplexen Apparat mit der CIA an der Spitze, um
die Sowjetunion zu vernichten.
Man schätzt heute in den USA, dass für die Eliminierung der UdSSR
zwischen 1947 und 1990 rund 21 Billionen US-Dollar ausgegeben wurden.
Sehr lange war das nicht mehr als zum Fenster hinausgeworfenes Geld.

Die UdSSR entwickelte sich in jener Zeit noch schneller als in den
1930er Jahren, obwohl das Land im Zweiten Weltkrieg ungefähr 45 Prozent
des nationalen Reichtums verloren hatte.
1918 unterhielt Sowjetrussland Handelsbeziehungen mit gerade einmal neun
Staaten, 1976 waren es 117. Der Außenhandelsumsatz der Sowjetunion
belief sich 1950 auf 2,9 Milliarden Rubel, 1976 auf 57 Milliarden.
Die kapitalistischen Staaten mussten nicht nur den sozialistischen
Rivalen dulden. Nein, sie waren gleichzeitig erfreut, gute und stabile
Geschäfte mit den bösen Kommunisten machen zu können. Denn die
sowjetische Wirtschaft durchlebte keine der im Westen üblichen Krisen.
Die Russen zahlten pünktlich, westdeutsche Großbanken drängten sich, der
UdSSR Kredite zu geben. Aber Geld war für die Sowjetunion nie das
Wichtigste.
Die Sowjetunion zwang die Kolonialmächte zur Dekolonisierung, Hunderte
Millionen Menschen konnten alsbald ihr Leben selbst bestimmen. Die
Sowjetunion hatte keine Kolonien, half aber den neuen Staaten mit Ärzten
und Lehrern – und wenn nötig auch mit Waffen. Das sowjetische
Sturmgewehr, die AK (Kalaschnikow), schmückt nach wie vor die
Staatswappen mehrerer Länder. Denn diese Waffe steht dort für Freiheit
und nationale Würde.
Nach UN-Angaben war die Zeit von 1960 bis 1980 (als die sozialistischen
Staaten mehr oder weniger die internationale Agenda bestimmten) die
einzige Zeit auf unserem Planeten, in der sich der Abstand im National-
einkommen zwischen den »reichen« und den »armen« Staaten verringerte.

Russisch-deutsche Freundschaft
Und wer konnte sich in der »freien« Welt 1945 vorstellen, dass Russen
und Deutsche wieder gute Freunde werden könnten? Der Sozialismus hat
dies vollbracht. Man kann wohl dies und das an der DDR kritisieren, aber
sie war der bisher einzige Staat in der deutschen Geschichte, der sich
an keiner Aggression gegen andere Staaten beteiligte.
Ich lernte Deutsch in einer Dorfschule, und diese Sprache war eindeutig
beliebter als die Alternative Französisch. Wir unterhielten eine Brief-
partnerschaft mit einer Schule aus der Umgebung von Dresden, auf
russisch und deutsch sangen wir Lieder mit DDR-Studentinnen und
-Studenten, die uns häufig besuchten.
Defa-Filme über stolze Indianer (mit Gojko Mitic) waren in der
Sowjetunion absolute Straßenfeger. Und die »Abenteuer des Werner Holt«
erlebte ich mindestens zehnmal – so oft las ich das Buch von Dieter
Noll. In der Schule erhielt ich (kostenlos, versteht sich) wunderbare
Schulbücher, produziert von Sachsendruck Plauen. An der Hochschule für
Internationale Beziehungen (MGIMO) abonnierte ich (jeder konnte das in
der Sowjetunion tun) die Wochenzeitung Horizont. Die war Extraklasse!
Auf den Feldern meiner Sowchose in der Nähe von Moskau half mir eine
Maschine aus Magdeburg Mohrrüben zu ernten. Und jedes sowjetisches
Mädchen träumte von einer in der DDR gefertigten Puppe.

Eine geistige Heimat
Ist das sowjetische Experiment gescheitert? Denn formal gibt es diesen
Staat seit 1991 nicht mehr. Die Antwort lautet dennoch: Nein!
Die größte Errungenschaft der UdSSR in der internationalen Politik – die
UNO – existiert noch immer. Wenn auch viele sich nicht mehr daran
erinnern, dass die Welt der Sowjetunion aus Dankbarkeit 1945 gleich drei
Sitze einräumte.
Das heutige Russland ist übrigens kein Nachfolgestaat der UdSSR, sondern
ein »Fortsetzerstaat«. Und zwar ganz offiziell, von der UNO so auch
anerkannt. Die Melodie der russischen Staatshymne ist die der
sowjetischen, und in jeder russischen Stadt gibt es eine Lenin-Straße.
Der Gründer der Sowjetunion, Wladimir Iljitsch Lenin, ruht in allen
Ehren auf dem Hauptplatz meines Landes – auf dem Roten Platz. Und jeden
Tag wollen viele Menschen aus allen Ecken der Welt ihn sehen. Am 9. Mai
hisst man überall in Russland rote Fahnen als Symbol des Sieges.

Und vor allem besteht die Sowjetunion in den Herzen von Hunderten von
Millionen Menschen der Erde weiter. Deshalb ist der 100. Jahrestag ihrer
Gründung kein russisches Ereignis. Denn die Sowjetunion war, ist und
wird die geistige Heimat jedes denkenden Menschen sein. Sie ist keine
Vergangenheit, denn der Drang des Menschen nach Gerechtigkeit kann nicht
gestoppt werden.
Der Sozialismus ist die Zukunft der Menschheit, weil es keine andere
sichere Zukunft für das menschliche Geschlecht geben kann. Entweder der
humane, demokratische, neue, solidarische Sozialismus oder der Untergang
– wenn auch auf Raten.
Es wird in vielen Sprachen ein Lied der Brüderlichkeit gesungen – die
Internationale. »Völker, hört die Signale«, heißt es dort. Einst kamen
diese Signale aus der Sowjetunion. Diese Signale sind seit dieser
heroischen Zeit nicht verstummt. Und diese Zeit wird wieder kommen. Kann
sein, erneut aus Russland.

Nach: Junge Welt vom 14./15.1.2023
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"What is the sense of NATO? It is to keep the Americans in, the Russians out,
and the Germans down."
Lord Hastings Lionel Ismay, NATO-Generalsekretär 1952-1957
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