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Maria Sacharowa Gedenken an alle Holocaust-Opfer

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Wilhelm Ernst

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Jul 27, 2023, 1:09:05 PM7/27/23
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Zeitungsbeitrag der Sprecherin des Außenministeriums der Russischen
Föderation Maria Sacharowa „Gedenken an alle Holocaust-Opfer“,
Rossijskaja Gaseta, 19. Juli 2023

< Die beharrliche Weigerung, das nazistische Wesen des Kiewer Regimes
erkennen zu wollen, hat tiefe Wurzeln. Sie werden durch den im Westen
erblühten Nationalismus sowie eine Idee der Überlegenheit und
Ausschließlichkeit ernährt.
Ich möchte ein konkretes Beispiel anführen.
Viele Jahrzehnte nach einer der schrecklichsten Tragödien des Zweiten
Weltkriegs – der Blockade von Leningrad – beschloss Deutschland im Jahr
2012, eine Entschädigung für die Einwohner der Stadt zu zahlen.
Was kosten fast 900 Tage und Nächte, die eine Million Menschenleben
forderten – sowie Militärs, als auch Zivilisten, wobei der überwiegende
Teil der Einwohner zu Tode verhungerte? Was ist der Preis für die
Heldentat einer ganzen Stadt als Teil der Heldentat des ganzen Volkes?
Wie kann das schwerste Kriegsverbrechen nicht nur im Laufe des Großen
Vaterländischen Krieges, sondern auch in der Geschichte der ganzen
Menschheit bezahlt werden?
All diesen Fragen sollten vor dem Hintergrund der Reue, die man in
Berlin öffentlich anstrebt, scheinbar verblassen.
Nicht im Geringsten!
Eine Entschädigung soll den Deutschen zufolge nicht an alle ausgezahlt
werden, sondern lediglich an diejenigen, die ihre jüdische Herkunft
bestätigen können. Das ist eine abstoßende und unerklärbare Einteilung
aufgrund nationaler Abstammung.
Das ist Segregation, die Nahrung des Neonazismus.
Die russische Seite hat Deutschland diese Frage mehrmals vorgelegt. Es
sind bereits fast elf Jahre vergangen, aber diese „nationale“ Regel gilt
trotz unserer Kritik an einer solchen Rassendiskriminierung noch bis
heute.
In den schrecklichen Jahren damals haben die Leningrader weder in die
Ausweise noch auf die Augenform geschaut. Sie haben zusammengearbeitet,
die Stadt zusammen verteidigt, zusammen Brot geteilt, zusammen zu
überleben versucht und auch zusammen gestorben.
Aber fast 80 Jahre später beschloss man in Berlin, dass einigen der
wenigen lebenden Veteranen – den Augenzeugen der damaligen schrecklichen
Ereignisse – mehr zusteht als den anderen, weil das Blut in seinen Adern
andere genetische Eigenschaften hat. Weckt das keine Erinnerungen? Das
ist genau der Nährboden für die Wiederbelebung des Nazismus und
des Faschismus.
Parallel zur Segregation der Einwohner des ehemaligen Leningrads
entrichtete die Bundesrepublik Zahlungen an Wehrmacht-Veteranen, u.a. in
einigen Fällen an diejenigen, die in SS-Strafeinheiten im Einsatz waren:
zum Beispiel an den 80-jährigen ehemaligen SS-Offizier Heinz Barth, der
eine lebenslange Haftstrafe in einem deutschen Gefängnis wegen der
Teilnahme an einem Massenmord von hunderten Zivilisten im Juni 1944 in
der französischen Stadt Oradour abbüßte. Er wurde durch ein DDR-Gericht
verurteilt, aber nach der Wiedervereinigung Deutschlands im Jahr 1990
bekam er das Recht auf Monatszahlungen in Höhe von 450 US-Dollar, weil
er während des Krieges ein Bein verlor.
Je nach Dienstgrad und Verdienste belaufen sich die Renten der Veteranen
des Zweiten Weltkrieges auf Hunderte bzw. Tausende Euro. Vor kurzem
stellte sich heraus, dass Berlin offiziell auch Zahlungen an solche
Veteranen leistet, die freiwillig mit dem Dritten Reich und den
Besatzungsbehörden kollaboriert haben. Nach AFP-Angaben bekommen solche
Zahlungen in Europa 1.532 Personen, darunter 573 in Polen, 184 in
Slowenien, 101 in Österreich, 94 in Tschechien, 71 in Kroatien, 54 in
Frankreich, 48 in Ungarn, 34 in Großbritannien und genauso viele den
Niederlanden, 18 in Belgien.
Ich betone noch einmal: Deutschland zahlt im XXI. Jahrhundert Geldsummen
an Kollaborateure, die Juden und Widerstandskämpfer an Polizeibeamte
auslieferten, will aber den Einwohnern des ehemaligen Leningrads
nichts zahlen.
Umso schrecklicher erscheint das neueste Interview mit dem bereits
bekannten Botschafter von Israel in der Ukraine, Michail Brodskiy, in
dem er das neonazistische Kiewer Regime erneut rechtfertigt.
Wissen Sie, was dabei besonders schrecklich ist? Dass nicht nur ein
Jude, sondern auch ein Leningrader über die „Helden Bandera und
Schuchewitsch“ spricht.
Ja, Michail Brodskiy wurde in Leningrad geboren und ist dort
aufgewachsen.
Er sagte Folgendes: „Niemand hat das Recht, mich sowie andere offizielle
Vertreter Israels zu belehren, wie man das Andenken an den Holocaust
richtig bewahren und wie man die Fragen des historischen Gedenkens
behandeln soll. In 90 Prozent der Fälle stimmen wir für die
Unterstützung der Ukraine in den Vereinten Nationen und anderen
internationalen Organisationen. Wir überlegen, ob wir der Krim-Plattform
beitreten sollen. Ich schließe es nicht aus, dass Israel irgendwann
beschließen wird, sich der Krim-Plattform anzuschließen. Israel befasst
sich jetzt aktiv mit der Übergabe von Frühwarnsystemen an die Ukraine,
die hoffentlich in naher Zukunft in Betrieb genommen werden. Ab
September soll zumindest ein Teil dieses Systems funktionsbereit sein“.
Warum darf man von niemandem belehrt werden, wie und wer das Gedenken an
den Holocaust bewahren soll? Der Holocaust ist die Verfolgung und
Massenvernichtung verschiedener ethnischer und sozialer Gruppen durch
die Nazis. Genau so wurde es in den wichtigsten internationalen
Dokumenten festgelegt.
Resolution A/RES/60/7 der UN-Generalversammlung: „Der Holocaust, bei dem
ein Drittel des jüdischen Volkes sowie zahllose Angehörige anderer
Minderheiten ermordet wurden, wird auf alle Zeiten allen Menschen als
Warnung vor den Gefahren von Hass, Intoleranz, Rassismus und Vorurteil
dienen“.
UNESCO-Resolution 34C/61: „Die Generalkonferenz behält in Erinnerung,
dass der Holocaust, bei dem ein Drittel des jüdischen Volkes sowie
zahllose Angehörige anderer Minderheiten ermordet wurden, auf alle
Zeiten allen Menschen als Warnung vor den Gefahren von Hass, Intoleranz,
Rassismus und Vorurteil dienen wird“.
Berliner Erklärung der OSZE: „Die OSZE-Teilnehmerstaaten verpflichten
sich, die Erinnerung an die Tragödie des Holocaust wach zu halten,
gegebenenfalls deren Vermittlung im Unterricht zu fördern und sich für
die Achtung aller ethnischen und religiösen Gruppen einzusetzen“.
Es gibt natürlich viele Resolutionen der UN-Generalversammlung, die von
einzelnen Ländern nicht wahrgenommen werden.
Sie haben keinen verbindlichen Charakter: diejenigen, die damit nicht
einverstanden sind, müssen sich daran nicht halten. Aber in diesem Fall
waren Israel und Russland unter den Hauptinitiatoren der Resolution.
Mehr als 100 Staaten waren als Mitverfasser beteiligt. Zudem wurde die
Resolution mit Konsens angenommen, d.h. von allen Ländern, ohne
Abstimmung.
Demnach wirft die im Text angegebene Definition des Holocausts von
niemandem infrage gestellt.
Wir richten uns also gerade nach den universellen und einstimmig
akzeptierten Bestimmungen vor dem Hintergrund offensichtlicher
Manifestation des Hasses nach aufgrund nationaler Abstammung, der
Segregation und des Fremdenhasses in der Ukraine mit Unterstützung des
Westens.
Eine andere Sache ist, dass wir in unserem Land weder den Sieg über den
Faschismus, noch die Tragödie der Vernichtung von Menschen durch die
Nazis in Bezug auf die Nationalität bewerten. Wir haben einen Sieg für
alle und gedenken am Tag des Gedenkens und der Trauer jedes, der von den
Nazis gequält wurde, unabhängig von seiner nationalen, religiösen und
anderen Zugehörigkeit. Die Denkmäler für die Befreier Europas vom
Nazismus, die auf den Gräbern von Soldaten der Roten Armee in
EU-Ländern errichtet sind, werden nur von Russland und einzelnen
Aktivisten aus anderen Staaten geschützt, die das Andenken in nationale,
geographische oder religiöse Bestandteile ebenfalls nicht einordnen.
Der Begriff „Holocaust“ hat übrigens eine verfestigte Bedeutung in der
Geschichtswissenschaft rund um die Welt, deren Inhalt sich auf die
Bezeichnung von Gräueltaten der Nazis ausschließlich gegenüber jüdischer
Bevölkerung nicht beschränkt.
Nehmen wir zum Beispiel eine Definition in „Britannica“:
Holocaust, Hebrew Sho.ah (“Catastrophe”), Yiddish and Hebrew .urban
(“Destruction”), the systematic state-sponsored killing of six million
Jewish men, women, and children and millions of others by Nazi Germany
and its collaborators during World War II.
Das ist also eine systematische, vom Staat durchgeführte und gebilligte
Ermordung von sechs Millionen jüdischen Männern, Frauen und Kindern
sowie Millionen anderer Menschen, durch Nazi-Deutschland und seine
Kollaborateure während des Zweiten Weltkriegs.
Oder eine Definition in „Cambridge Dictionary“:
The Holocaust was the systematic murder of many people, esp. Jews, by
the Nazis during World War II.
Das heißt, Holocaust ist eine systematische Ermordung von einer großen
Anzahl von Menschen, vor allem (aber nicht nur) Juden durch die Nazis
während des Zweiten Weltkriegs.
Und hier ist eine Definition aus dem US-amerikanischen „Webster’s
Dictionary“:
Usually the Holocaust: the mass slaughter of European civilians and
especially Jews by the Nazis during World War II.
Holocaust ist eine Massenermordung von europäischen Zivilisten,
insbesondere, Juden, durch die Nazis, während des Zweiten Weltkriegs.
Nun darüber, was es für „zahllose Angehörige anderer Minderheiten“
waren. Man soll sich hier nichts ausdenken und nichts
hineininterpretieren. Alles ist in den Dokumenten des Nürnberger
Kriegsgerichtshofs enthalten. Wollen wir uns nur mit einer Gruppe
befassen – den Slawen.
Der Generalplan Ost, 1942 sah die „Umsiedlung“ von mehr als 30 Millionen
Slawen und die „Germanisierung“ des europäischen Ostens bis zum Ural
vor. Dieser Plan war mit der „Endlösung der Judenfrage“ verbunden: auf
der Wannseekonferenz am 20. Januar 1942 handelte es sich um die
Vernichtung von elf Millionen europäischen Juden.
Hier der Inhalt eines der wichtigsten Nürnberger Dokumente – der
Denkschrift eines Mitarbeiters des Reichsministeriums für die besetzten
Ostgebiete vom 19. August 1942 mit Anweisungen von Martin Bormann
(Nürnberger Dokument R-36, US-699):
„Die Slawen sollen für uns arbeiten. Soweit wir sie nicht brauchen,
mögen sie sterben. Impfzwang und deutsche Gesundheitsfürsorge sind daher
überflüssig. Die slawische Fruchtbarkeit ist unerwünscht. Sie mögen
Präservative benutzen oder abtreiben, je mehr desto besser. Bildung ist
gefährlich. Es genügt, wenn sie bis 100 zählen können. Höchstens die
Bildung, die uns brauchbare Handlanger schafft, ist zulässig“.
Auch Heinrich Himmler sprach anschaulich über die Slawen, für dessen
Worte und Handlungen das heutige Deutschland anscheinend keine
Verantwortung tragen will: Es sei bekannt, was Slawen sind. Der Slawe
sei nicht schöpferisch veranlagt. Die Slawen seien ein Mischvolk,
rassisch minderwertig mit einzelnen Tropfen unseres Blutes, die für
Ordnung und Selbstverwaltung unfähig sind, wie sie auch vor 700 bzw. 800
Jahren unfähig waren, als diese Menschen nach Warägern riefen und die
Rubriken einluden. Man werde sich gegenüber diesen menschlichen Tieren
anständig verhalten. Aber es wäre ein Verbrechen gegenüber dem eigenen
Blut, sich um sie zu kümmern und ihnen Ideale beizubringen und damit
unseren Kindern und Enkelkindern den Umgang mit ihnen noch mehr zu
erschweren. (Diese Posener Rede Himmlers wurde auch in die Nürnberger
Dokumente aufgenommen).
Ich möchte an die Worte des großen sowjetischen Schriftstellers,
Leningrader Daniil Granin, die übrigens im deutschen Bundestag gesagt
wurden, erinnern: „An den Wänden des Reichstags waren noch die
Aufschriften unserer Soldaten zu lesen, eine davon fiel mir auf –
‘Deutschland, wir sind zu dir gekommen, damit du zu uns nicht kommst‘.
Der Hass ist ein aussichtsloses Gefühl, es hat keine Zukunft. Man soll
verzeihen können, aber man soll auch in Erinnerung behalten können.
Es ist schwer, sich an die Jahre des Krieges zu erinnern, jeder Krieg
ist Blut und Schmutz. Aber das Gedenken an Millionen, Dutzende Millionen
unserer gefallenen Soldaten ist notwendig. Im Krieg kamen fast alle
meinen Waffenbruder und Freunde ums Leben, sie verließen das Leben und
wussten nicht, ob wir es schaffen werden, das Land zu verteidigen, ob
Leningrad standhält, viele fielen mit dem Gefühl einer Niederlage. Ich
möchte ihnen sagen, dass wir jedoch gewonnen haben, und sie nicht
umsonst ums Leben kamen. Letzten Endes gewinnt immer nicht die Stärke,
sondern die Gerechtigkeit und die Wahrheit“.
Sowohl Michail Brodskiy als auch die Deutschen, die erneut beschlossen
haben, Menschen aufgrund der Abstammung zu trennen, werden wenn nicht
von Zeitgenossen dann von Nachfahren zur Antwort gezogen: wie konnten
sie das Gedenken an die Vergangenheit verraten?
Verstehen Sie, warum man das Gedenken an den Holocaust bewahren muss?
Nicht weil die Nazis damals eine oder einige bestimmte Nationen
ermordeten, sondern weil man Menschen grundsätzlich aufgrund ihrer
Nationalität nicht diskriminieren darf: sei es psychologische Gewalt
gegen einen einzelnen Menschen oder die Massenvernichtung von Millionen.
Das ist übrigens auch in der Resolution A/RES/60/7 der
UN-Generalversammlung festgeschrieben: „Holocaust … wird auf alle
Zeiten allen Menschen als Warnung vor den Gefahren von Hass, Intoleranz,
Rassismus und Vorurteil dienen“. Deswegen soll dort, wo es
Verherrlichung von Nazis, Mord an Menschen aufgrund ihrer Abstammung und
Verbote für nationale Identität gibt, an den Holocaust erinnert werden.
Man soll sich an den Holocaust erinnern, deshalb wurde er im Völkerrecht
verankert…
Aber immer öfter erinnert man sich daran nicht. An den Holocaust soll
nicht nur einmal im Jahr erinnert werden. Das ist unser gemeinsamer
Kultur-Code, der an die Gefahr der Entmenschlichung mahnen soll.
Leider hat kein einiger Genozid die Menschheit etwas gelehrt. Das
Schlimmste ist aber, dass die Nachkommen der Opfer heute zu Anwälten der
Henker ihrer Vorfahren werden. Das ist schon ein Schritt zur Apokalypse.
Rückblickend auf die fehlenden Entschädigungszahlungen von Deutschland
an die nichtjüdischen Überlebenden der Blockade von Leningrad möchte ich
folgendes betonen: mit der Erniedrigung der Holocaust-Opfer durch die
Segregation versinkt Berlin in einem neuen Abgrund der nationalistischen
Hölle.
/<
Willi
--
Die liberale Demokratie ist die Regierungsform der Bourgeoisie,
wenn sie keine Angst hat, der Faschismus, wenn sie Angst hat.
Che Guevara
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