Der rheinische Merkur
unread,Feb 22, 2024, 6:29:40 AMFeb 22You do not have permission to delete messages in this group
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Das Recht der Person und ihre Freiheit haben im Staat des Grundgesetzes zumindest der Theorie nach eine hohe Bedeutung. Das ist logisch begründet: Eine Demokratie ohne freie Wähler ist eine Ochlokratie. Der Rechtsstaat, der das Leben, die Unverletzlichkeit und die Freiheit der Person garantiert, geht daher der Demokratie voraus. Ohne Rechtsstaat, keine Demokratie.
Dieser logische und sprachliche Zusammenhang wird nicht immer gesehen und zum Teil auch mit fatalen Folgen verkehrt. Die Folgen sind vor allem dort fatal, wo gewählte Gremien sich dazu berufen fühlen, den Rechtsstaat als Voraussetzung für die Demokratie zu schwächen,
etwa zu Gunsten kleiner Interessensgruppen die Medienfreiheit des Bürgers aufzuheben, ihn zu einer Zwangszahlung zu verpflichten mit der Lüge, der Bürger schade den Interessensgruppen und letztere könnten sich nicht anders als durch Erhebung von Zwangszahlung dagegen wehren oder
etwa durch die Einschränkung des Menschenrechts auf Leben und Freiheit zu Gunsten eines Geschlechts, das von Tötungsdelikten pauschal freigesprochen wird unter Einhaltung bestimmter Formen.
Der Rechtsstaat kann jedoch die Grundrechte im Sinne des Grundgesetzes, Bürgerrechte im Sinne des BGB oder sonstige Rechte nur dort garantieren, wo er sie kontrollieren kann. Denn gemäß Rechtspositivismus muss staatliches Handeln auf einem Gesetz und einem geordneten Verfahren beruhen. So genannte Gesetzeslücken, die im Prinzip strafbares Handeln straflos lassen, können durch Moral geschlossen werden.
Katholische Moral im Sinne des Wortes katholisch, bedeutet von der Vokabel her zunächst nichts Anderes als Allgemeine Moral. Die katholische Kirche versteht sich als allgemeine Kirche. Eine besondere, konfessionelle Bedeutung bekam das Wort katholisch erst nach diversen Kirchenspaltungen.
Allgemeine Moral gilt jedoch nicht nur für Kirchenmitglieder, sondern für alle Menschen. Die Suche nach der Universalität der Menschenrechte ist zugleich die Suche nach der Allgemeinen Moral, die Katholische Moral sein will.
Ausdruck dieser Allgemeinen Moral sind bereits die Zehn Gebote. Das Doppelgebot hebt die Zehn Gebote nicht auf, sondern reduziert sich auf ihren Kern: Wo Gottesliebe und Nächstenliebe im Gleichgewicht sind, existiert das Reich Gottes, nimmt es Fleisch an, Gestalt, Form, wird es sichtbar.
So sehr diese Reduktion, die Rückführung auf Gott auch hilfreich ist zum Verständnis des Zusammenhangs der Gebote, so schwierig kann es jedoch sein, sich im Einzelnen immer wieder neu überlegen zu müssen, was denn eigentlich Nächstenliebe ist: Tötungsverbot, Toleranz, Eheschutz, Eigentumsschutz etc.
Von daher kann man verstehen, dass Jesus Christus nicht gekommen ist, die Zehn Gebote aufzuheben, sondern sie als Ausführung des Doppelgebots zu betrachten wie das Bürgerliche Recht Ausführung des Grundrechts ist.
Wo Gottes Gebote beachtet werden, bedarf es keines Polizisten, der rechtspositivistisch eingreifen darf. Denn Gott sieht auch das dem Positivisten Verborgene.
Die Allgemeine Moral zielt also auf die Vermittlung allgemeiner Standards des friedlichen Zusammenlebens durch religiöse und kulturelle Bildung. Diese Moral dient nicht nur dem Leben der einzelnen Person, sondern auch dem Leben seiner Nachbarn.
Wo Gott als Gesetzgeber in Frage gestellt wird, wo seine Zehn Gebote als bedeutungslos dargestellt und in unrechter Weise durch etwas Anderes ersetzt werden, da entsteht ein Zerfall der Allgemeinen Moral zum Schaden der Gesellschaft. Dieser Schaden äußert sich durch das Recht des Stärkeren, der Gott (vermeintlich gnädig, tatsächlich aber den Opfern gegenüber äußerst ungnädig) immer auf seiner Seite glaubt.
Wo Gottes Gericht nicht als allgemeiner und damit gerechter Ausgleich , sondern nur von der Furcht des Täters her verstanden und entsprechend abgeschafft wird ( "In der Hölle brennt kein Feuer." ), da zerfallen Kirche und Kultur, entsteht Sittenverfall, zunehmende Rechtlosigkeit, Wachsen die Ungleichgewichte in der Gesellschaft zugunsten kleiner pressure groups und großer Massen an Abgetriebenen, Ausgebeuteten und Zwangsabkassierten.