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Deutschlands LNG-Dilemma: Horrende Preise und neue Abhängigkeiten

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Platz an der Tonne

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Dec 5, 2022, 12:01:13 AM12/5/22
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Deutschlands LNG-Dilemma: Horrende Preise und neue Abhängigkeiten

4 Dez. 2022, 12:44 Uhr

Mit dem Flüssiggas aus Katar werden keine zwei Prozent des russischen
Erdgases, das über die Nord-Stream-Pipeline kam, ersetzt – und auch das
erst in vier Jahren. Die Bundesregierung sieht in dem Abkommen mit
Katar dennoch einen großen Erfolg. Mit Recht oder Mogelpackung? Und wo
bleiben dabei all die "europäischen Werte"? (Teil 2)


Eine Analyse von Alexander Männer

Teil 1 finden Sie hier.

Wie am Dienstag bekannt wurde, soll Katar ab 2026 jährlich über einen
Zeitraum von 15 Jahren bis zu zwei Millionen Tonnen verflüssigtes
Erdgas nach Deutschland liefern. Diese Menge entspricht jedoch nur etwa
drei Prozent des deutschen Jahresverbrauchs und wird nach einhelliger
Meinung der Experten in der gegenwärtigen Energiekrise erst einmal
keine Abhilfe schaffen.

Im Grunde ist der Gasdeal mit dem Emirat eine Art Symbol für die
Misserfolge der Bundesregierung auf den Weltmärkten für Flüssiggas und
er verdeutlicht, dass der globale LNG-Sektor den deutschen Erwartungen
zumindest in der heutigen Situation nicht gerecht werden kann.
Deutschland ist ein hoch entwickeltes Industrieland, für das eine
sichere und ökonomisch vertretbare Energieversorgung essenziell ist.
Dass ausgerechnet die nicht unproblematischen LNG-Kooperationen mit den
Nahost-Monarchien oder den Vereinigten Staaten diese Voraussetzungen
erfüllen können, ist zu bezweifeln.


Abhängigkeit von den USA statt Diversifizierung

Was die Versorgungssicherheit angeht, so will die Bundesregierung
sowohl Alternativen zu den russischen Gaslieferungen finden als auch
ihre Versorgungsquellen diversifizieren. Ein interessanter Aspekt bei
den LNG-Vereinbarungen mit Katar ist jedoch die Tatsache, dass nicht
Deutschland, sondern der US-amerikanische Energiekonzern ConocoPhillips
den Vertrag mit dem arabischen Land abgeschlossen hat.

Dass ein US-Unternehmen bei dem Geschäft als Zwischenhändler auftritt
und das LNG nach Deutschland bringen soll, verdeutlicht das
Wiedererstarken der US-Schiefergasindustrie angesichts der
gegenwärtigen (Preis-)Entwicklung auf dem europäischen Gasmarkt. Es
verdeutlicht aber auch, was zumindest den deutschen Energiesektor in
der Zukunft erwartet: eine Dominanz der USA bei der Gasversorgung und
damit eine Abhängigkeit Berlins von Washington.

Nach einer Studie des Energiewirtschaftlichen Instituts an der
Universität Köln (EWI) könnten die USA in Zukunft der wichtigste
Gaslieferant der Bundesrepublik und der EU werden. Man geht davon aus,
dass die US-Unternehmen ihr LNG-Exportvolumen nach Europa schon in
wenigen Jahren – unter der Voraussetzung, dass in der EU bis dahin
genügend Verflüssigungsanlagen gebaut werden – auf fast 40 Prozent
erhöhen und damit Russland quasi als den führenden Akteur auf dem
EU-Gasmarkt ablösen. Demnach soll die Liefermenge von US-LNG bereits
2026 130 Milliarden Kubikmeter betragen – das würde etwa in dem
Mengenbereich liegen, in dem Russland vor dem Ukraine-Krieg und den
westlichen Sanktionen exportierte.

Unabhängig davon, ob diese Prognose tatsächlich so eintreffen wird, ist
die Bedeutung der Vereinigten Staaten als Gaslieferant für die EU schon
heute immens. Sie haben ihre LNG-Lieferungen nach Europa in diesem Jahr
laut Angaben der statistischen Abteilung des US-Energieministeriums
deutlich gesteigert und bis September mehr als 47 Prozent der
europäischen Importe umgesetzt. Auch im vergangenen Monat waren die USA
mit 6,2 Milliarden Kubikmetern Gas beziehungsweise 38 Prozent der
Gesamtmenge erneut der größte LNG-Versorger Europas. Dem Magazin Forbes
zufolge erhalten die US-Amerikaner damit auch die Möglichkeit, die
europäischen Strompreise zu beeinflussen, weil diese in hohem Maße von
den Gaspreisen und somit letztendlich von der Regelmäßigkeit und dem
Umfang der Gaslieferungen aus den USA abhängen.

Angesichts dieser Tendenz laufen die Europäer zunehmend Gefahr, in die
Abhängigkeit Washingtons zu geraten und sich politisch und
wirtschaftlich noch mehr erpressbar zu machen. So etwas wollte man bei
Russland übrigens mit aller Macht vermeiden, und im Falle der USA ist
das unter Berücksichtigung der eigenen Interessen ebenfalls nicht zu
akzeptieren, selbst wenn die Staaten sich als das demokratischste Land
der Welt erweisen sollten.


Kostenfaktor LNG-Import

Eine weitere Herausforderung bei dem Geschäft mit verflüssigtem Erdgas
ist der finanzielle Aufwand, der einen zentralen Aspekt bei der
deutschen und europäischen Strategie darstellt. Hierbei kann man einen
signifikanten Preisunterschied zwischen den Pipeline-Lieferungen aus
Russland und den US-amerikanischen LNG-Importen ausmachen. Das
Pipelinegas ist bekanntermaßen deutlich billiger und daher ökonomisch
vorteilhafter als das LNG. Letzteres muss nämlich zuerst durch den
teuren Prozess der Gasverflüssigung transportfähig gemacht, danach aus
einer Entfernung von mehreren Tausend Kilometern per Tankschiff
angeliefert und anschließend wieder genauso aufwendig regasifiziert
werden.

Infolgedessen bedeutet der Umstieg auf verflüssigtes Erdgas für die
EU-Volkswirtschaften langfristig höhere Ausgaben beim Import, was die
wirtschaftliche Entwicklung verlangsamen und die Wettbewerbsfähigkeit
der Unternehmen auf den Weltmärkten unterminieren dürfte. Auch die
einfachen Verbraucher würden vermutlich dauerhaft deutlich mehr für
ihren Energieverbrauch zahlen.

Es ist zudem offensichtlich, dass die Verluste umso höher sein werden,
je höher die Preise für das LNG ausfallen. Da die USA die Gasversorgung
der EU immer mehr dominieren, stellt sich auch die Frage, wie viel mehr
die Deutschen für das US-amerikanische Gas bezahlen müssen.
Diesbezüglich hat der Journalist Jens Berger in seinem Online-Artikel
den Versuch unternommen, den Preisunterschied zwischen dem an die
Bundesrepublik verkauften russischen Pipelinegas und dem US-Flüssiggas
zu ermitteln.

Unter Verweis auf Angaben des Bundesamtes für Wirtschaft und
Ausfuhrkontrolle – wonach Deutschland im Januar 2021 1,8 Milliarden
Euro für seine gesamten Gasimporte gezahlt hat – und mittels einer
Überschlagsrechnung schlussfolgert Berger, dass Berlin für das
russische Gas in der Zeit vor der Energiekrise rund 11,9 Milliarden
Euro pro Jahr zahlte.

Was den Abnahmepreis für das LNG betrifft, so kommt Berger zu dem
folgenden Ergebnis: ''Setzt man für diese Menge den von der EU
genannten langfristigen Importpreis für US-LNG an, kommt man auf 30
Milliarden Euro – also fast auf das Dreifache. Setzt man den real in
diesem Sommer nach Angaben des Bundesamtes für Wirtschaft und
Ausfuhrkontrolle gezahlten Importpreis an, kommt man sogar auf 54
Milliarden Euro – also fast das Fünffache.''

Von solchen Zuständen profitiert in erster Linie die
US-Fracking-Branche, die in Europa viel mehr verdienen kann, als auf
dem heimischen Markt. Dabei signalisieren die US-Firmen laut Angaben
des Portals Business Insider, dass die Gaspreise für Europa künftig
sogar deutlich angehoben werden sollen, da die Europäer kein ''billiges
US-Gas'' mehr bekommen könnten. Wie der Vorstandsvorsitzende des im
US-Bundesstaat Texas ansässigen LNG-Unternehmens Tellurian, Charif
Souki, im Oktober verlautet hatte, ''gehören die Tage, in denen man Gas
für 4 bis 5 Dollar auf dem Wasser bekommen konnte, der Vergangenheit
an''. Man müsse stattdessen ''in Dimensionen von 10 bis 12 Dollar
denken".'


Mehr zum Thema - Symbolisch wie One-Love-Binde: Gasdeal zwischen Katar
und Deutschland mit geringer Liefermenge



























































































































































































































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