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Krisen- und Insolvenzticker: Deuschlands Exportüberschuss fällt auf
historisches Tief
5 Okt. 2022, 15:30 Uhr
Die deutsche Wirtschaft rutscht immer tiefer in die Krise. Unter dem
Druck dramatisch steigender Energiekosten und anderer ungünstiger
Rahmenbedingungen sind allein in diesem Jahr tausende Unternehmen
insolvent gegangen. Wir fassen in diesem Ticker die wichtigsten
Entwicklungen und Neuigkeiten zusammen.
19:30 Uhr
"Wir landen wieder im 19. Jahrhundert" – Diplom-Chemiker zur Lage der
deutschen Chemie-Industrie
Im Interview berichtet der Diplom-Chemiker Günther Griebel über die
Auswirkungen der Energieverteuerung auf die chemische Industrie in
Deutschland und die weltweiten Kaskadeneffekte. Er liefert einen
Überblick über die kritische Lage in der deutschen Chemie-Industrie.
Aufgrund der bis zu fünffach gestiegenen Preise für Energie und
Rohstoffe sei die deutsche Chemie im internationalen Handel bald nicht
mehr wettbewerbsfähig. Dies beträfe dann alle deutschen
Chemie-Standorte wie BAYER, BASF, Evonic und das mitteldeutsche
Chemiedreieck gleichermaßen. Die BASF könne derzeit allerdings noch von
ihren langfristigen Gasversorgungsverträgen profitieren.
Die Unternehmen in Leuna würden bereits jetzt nur noch bis zu 50
Prozent ihrer Kapazitäten arbeiten. Ende des Jahres soll zudem noch die
Druschba-Pipeline abgestellt werden. Sie versorgte bisher sowohl die
Raffinerie PCK Schwedt als auch die Leunaer Raffinerie mit Öl. Diesen
Raffinerien drohe dann auch das Aus, so Griebel.
Wenn die Energiepreise weiter stiegen, würde die Lage durch die
Kaskadeneffekte immer dramatischer. Immer mehr deutsche Unternehmen
würden ihre Produktion herunterfahren, durch zu geringe Auslastung
würden auch die Fixkosten steigen.
"Man kann es gar nicht so schwarzmalen, wie es ist. Wir landen wieder
im 19. Jahrhundert", so der Diplom-Chemiker im Interview.
18:00 Uhr
Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung: Dieselzusatz
Adblue wird rationiert
Der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) und
die SKW Stickstoffwerke Piesteritz haben angesichts der angespannten
Liefersituation des Dieselzusatzes Adblue eine Exklusivvereinbarung
getroffen. Bei Versorgungsengpässen stelle SKW ein zeitlich und
mengenmäßig begrenztes Adblue-Kontingent, teilte der Verband am
Mittwoch mit.
"Wir versuchen bereits jetzt möglich viel Adblue dem BGL zu geben",
sagte ein Sprecher des Unternehmens aus der Lutherstadt Wittenberg am
Mittwoch. Wie groß die Notfallversorgung sei, ließe sich nicht genau
sagen, so der Sprecher. Mit dem Kontingent soll laut BGL einem
drohenden Fahrzeugstillstand aus akutem Adblue-Mangel entgegengewirkt
werden.
Das Unternehmen SKW produziert nach eigenen Angaben aktuell mit nur
einer von zwei Ammoniak-Anlagen. Die Herstellung von Adblue gilt als
energieintensiv und daher aktuell besonders teuer. SKW hatte kürzlich
die Produktion teilweise gestoppt. Nahezu jeder Lastwagen der
Speditions-, Logistik und Transportbranche in Deutschland fährt laut
BGL mit Diesel. Der Adblue-Verbrauch der Lkw auf deutschen Straßen
liegt laut BGL bei etwa 5 Millionen Litern pro Tag.
17:30 Uhr
Scholz sichert Finanzhilfen für krisenbetroffene Bürger zu – Bund soll
Gros der Kosten tragen
Wie Bundeskanzler Olaf Scholz am Dienstag mitteilte, konnten sich Bund
und Länder nach mehrstündigen Verhandlungen nicht konkret auf eine
Kostenaufteilung zur Eindämmung der Krise in Deutschland einigen.
Der Bund werde dennoch mit dem umstrittenen "Abwehrschirm" von 200
Milliarden Euro und den drei "bereits beschlossenen" Entlastungspaketen
in Höhe von 95 Milliarden Euro den Bürgern und der Wirtschaft in dieser
Krise helfen. "Der Bund wird davon knapp 240–250 Milliarden Euro auf
seine Kappe nehmen und finanzieren", erklärte Scholz.
Mit dem 200-Milliarden-Euro-Programm will die Bundesregierung die
Energiekosten in Deutschland deckeln. Noch an diesem Wochenende
beabsichtigt die von der Bundesregierung eingesetzte Expertenkommission
zur Gaspreisbremse erste Vorschläge zur Umsetzung des Programms
vorzulegen. Die Kommission arbeite mit Hochdruck daran, der Politik so
schnell wie möglich Empfehlungen für eine ausgewogene und praktikable
Gaspreisbremse vorzulegen. Dies teilte die Kommission am Dienstag mit.
16:55 Uhr
Deuschlands Exportüberschuss fällt auf historisches Tief
Der Überschuss im deutschen Außenhandel ist in Folge des
Ukraine-Krieges und der antirussischen Sanktionen fast vollständig
geschmolzen. Im August fiel der Exportüberschuss auf 1,2 Milliarden
Euro, den niedrigsten Wert seit 30 Jahren.
Die Importe legten dagegen zum Vorjahr um 33,3 Prozent auf 131,9
Milliarden Euro zu. Dies liegt zu einem erheblichen Teil an den
gestiegenen Preisen für Energie. Der Effekt wird noch durch den starken
US-Dollar beziehungsweise den schwachen Euro verstärkt. Im Juli Juli
betrug der Exportüberschuss noch 3,4 Milliarden Euro, im August 2021
sogar noch 13,7 Milliarden.
15:10 Uhr
"Riesiges 750-Milliarden-Euro-Paket" – Corona-Wiederaufbaufonds für
stabilen Energiemarkt in Europa
Bundeskanzler Olaf Scholz und der niederländische Ministerpräsident
Mark Rutte trafen sich am Dienstag zu einem deutsch-niederländischen
Klimakabinett in Berlin. Auf der anschließenden gemeinsamen
Pressekonferenz sprachen sich beide gegen eine gemeinsame
Neuverschuldung der EU zur Bewältigung der Energiekrise aus.
Scholz verwies auf einen gemeinsamen 750-Milliarden-Euro-Paket, der zur
Bewältigung der Corona-Krise geschaffen, jedoch "größtenteils" nicht
ausgeschöpft worden sei. Dieser soll nunmehr bei der Bewältigung
weiterer Krisen helfen – etwa auch bei dem Ziel, einen von Russland
unabhängigen europäischen Energiemarkt aufzubauen.
14:20 Uhr
Heinz Diekmann Schreinerei und Zimmerei GmbH aus Hamm ist insolvent
Die Heinz Diekmann Schreinerei und Zimmerei GmbH aus Hamm ist
insolvent. In NRW und darüber hinaus ist das Familienunternehmen vor
allem bekannt für seine "Tiny Houses" – Mini-Häuser mit wenigen
Quadratmetern Wohnfläche.
Die Zahlungsunfähigkeit gab das zuständige Amtsgericht Dortmund bereits
in der vergangenen Woche bekannt.
13:05 Uhr
Österreichische Nationalbank starte Initiative zur Förderung von
Bargeld in Krisenzeiten
Kerzen, Zündhölzer, Mineralwasser und "eine signifikante Menge an
Bargeld" solle man im Hause haben, sagte der ehemalige Chef der
Österreichischen Nationalbank (OeNB), Ewald Nowotny, vor Kurzem wie das
Handelsblatt berichtet. Das sei vernünftig, zum Beispiel im Fall eines
Blackouts.
Robert Holzmann, der Gouverneur der OeNB und Mitglied des EZB-Rats,
sagt, man wolle die Gesellschaft im Umfeld multipler Krisen stärker für
das Thema Bargeld sensibilisieren. Die Notenbank erkenne die
Unverzichtbarkeit von Bargeld, meint OeNB-Direktor Matthias Schroth
nüchtern; der digitale Euro sei bloß komplementär und damit "eine
sinnvolle Ergänzung".
12:20 Uhr
Thüringer IHK-Präsident kritisiert Bund-Länder-Treffen
Thüringer Unternehmen reagieren laut dem MDR enttäuscht auf die
fehlenden Beschlüsse beim Bund-Länder-Treffen am Dienstag. Der
Präsident der IHK Erfurt, Dieter Bauhaus warf der Bundesregierung vor,
ihre Aussagen nicht wie erwartet konkretisiert zu haben. Die Wirtschaft
brauche aber verlässliche Aussagen, weil die Situation immer
dramatischer werde.
Laut einer aktuellen IHK- Umfrage erwarten 75 Prozent der Unternehmen
einen Rückgang ihrer Geschäfte. Die Bundesregierung will mit insgesamt
295 Milliarden Euro Steuergeldern die größten Härten der aktuellen
Krise für Bürger und Wirtschaft abfedern. Knapp 45 Milliarden Euro
davon sollen die Bundesländer übernehmen. Wie genau die Entlastungen
aussehen werden, ist weiter völlig unklar.
11:25 Uhr
NRW-Landrat bereitet sich auf "Stromausfälle länger als 72 Stunden vor"
Im Interview mit der Welt gibt sich der Landrat des Kreises Steinfurt
(Nordrhein-Westfalen) alarmiert: "Wir bereiten uns sowohl auf
kurzzeitige als auch insbesondere auf lang andauernde Stromausfälle
vor, die länger als 72 Stunden dauern."
Weiterhin betont der parteilose Martin Sommer: "Wir haben in einer sehr
heilen Welt in Deutschland gelebt. Wir müssen die Resilienz der
Menschen wieder stärken, ganz unabhängig vom Ukraine-Krieg. Es fällt
schon auf, dass ein nicht unerheblicher Teil der Bevölkerung offenbar
davon ausgeht, dass der Staat sich um alles kümmert und alle Probleme
löst."
Die Kommunen bereiten derzeit ein Netz von sogenannten
Katastrophenschutz-Leuchttürmen vor, um im Notfall gewappnet zu sein.
Sommer rät sich an die Empfehlungen des Bundesamtes für
Bevölkerungsschutz zu halten. Man sollte also Vorräte und Trinkwasser
für ein paar Tage und Leuchtmittel im Haushalt haben.
10:30 Uhr
Zahlreiche Firmen wollen Preise noch stärker erhöhen: Besonders
Lebensmittel sollen teurer werden
Das Münchner Wirtschaftsforschungs-Institut ifo geht laut Tagessschau
von weiter anziehender Inflation in Deutschland aus. Das Barometer mit
den Preiserwartungen für die kommenden Monate stieg im September auf
53,5 Punkte nach 48,1 Zählern im August, wie das ifo am Mittwoch zu
seiner monatlichen Unternehmensumfrage mitteilte. Etwa im
Lebensmittelhandel planen demnach sämtliche befragten Firmen, die
Preise erhöhen.
Auch Gas und Strom werden sich laut Einschätzung der Ökonomen noch
weiter verteuern, ebenso wie die Preise in der Gastronomie. "Die
Inflationswelle dürfte daher leider noch nicht abebben", sagte
ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. "Vor allem bei Gas und Strom
ist noch einiges in der Preispipeline." Im September hatte die
Inflationsrate mit offiziell 10 Prozent bereits den höchsten Stand seit
Jahrzehnten erreicht.
Umfrage
Kommunen wappnen sich für Blackouts
Zahlreiche "Experten" schließen Blackouts in Deutschland nicht mehr
aus. Wie wappnen Sie sich davor?
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6.9%
Das sind doch alles Verschwörungsmythologien. Wir leben schließlich
im besten Deutschland aller Zeiten! Ich vertraue unserer Regierung.
12.1%
Ich bevorrate mich schon seit Monaten mit Lebensmitteln,
Kerzen und habe immer ein vollgetanktes Auto vor der Wohnung
stehen. 68.7%
Ich lebe schon seit Jahren als Prepper mitsamt
eigenem Brunnen, Schweinezucht und Armbrüsten. 12.3%
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