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Zur Krise der Theologie: Die neue "babilonische Sprachverwirrung"

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Der rheinische Merkur

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Feb 22, 2024, 5:01:27 AMFeb 22
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Die Kölner Kirchenseite "Domradio" greift ein aktuelles Thema auf: Sünde und Schuld. Als Experte kommt im Interview eine Theologieprofessorin zu Wort. Wie auch immer man den Deutschen Ethikrat beurteilt - er gilt als hochrangiges Beratungsgremium und dessen Mitglieder sollten besonders kompetent sein. Um so mehr wundert man sich über die theologischen Sprachprobleme der Dame.

Gerade in der Fastenzeit als Bußzeit ist das Thema Sünde und Schuld Hauptthema. Auch vor dem Hintergrund aktueller Berichterstattung ist es wichtig, Missbrauch in den allgemeinen Rahmen von Sünde und Schuld einzuordnen.

Zurecht geht die Dame auf den allgemeinen Sprachgebrauch im Hinblick auf Sünde und Schuld ein, ohne - mit fatalen Folgen - diesen Aspekt zu vertiefen. Sofort zieht sie sich auf einen Idiolekt zurück, auf eine individuelle persönliche Definition von Sünde und Schuld.

Fatal ist der Rückzug in den Idiolekt als Indikator für eine neue "babilonische Sprachverwirrung". Wenn dem allgemeinen Sprachgebrauch keine Bedeutung mehr zugemessen wird, sondern sich jeder Begriffe selbst zurechtlegt, wird kein Zusammenhang mehr deutlich, formal gleiche Begriffe werden sinnentleert, Kommunikation ist dann nicht mehr möglich, weil man in jedem Gespräch jeden Begriff wie die Bedeutung von Vokabeln neu lernen und abstimmen muss. Die Folge ist ein ausufernder definitorischer formaler Aufwand, der von der inhaltlichen Auseinandersetzung abhält. Theologie macht sich darüber hinaus überflüssig, weil durch propagierten Idiolekt sich jeder die Worte selbst zurechtbiegen kann. Der allgemeine Sprachverlust führt in der Folge zur Kulturzersetzung und Volksverdummung. Im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils ist mit dem Wechsel von Goldstandard "Latein" in der Liturgie zur kleinen Münze der "Volkssprachen" ist eine "babilonische Sprachverwirrung" jedoch nicht beabsichtigt gewesen - Ziel war, dass man sich wenigstens innerhalb einer bestimmten "Volkssprache" besser verstehen, also mehr gemeinsame Vokabeln mit gemeinsamer Bedeutung haben sollte.

Konkret ist noch nicht einmal ungewöhnlich oder falsch, dass die Dame dann individuell zwischen Sünde und Schuld unterscheiden möchte. Denn auch im allgemeinen Sprachgebrauch sind Sünde und Schuld zwei verschiedene Dinge. Dass die Dame dann allerdings Schuld als "meist bestehenden Tatbestand" mutmaßt, ist schon ein Herumrudern und Ringen um Bedeutung, die dem Unverständnis eines Schülers entspricht, der seine Vokabeln nicht gelernt hat. Nicht besser ist dann ihr Sündenverständnis "eher... als ein Handeln oder Nichthandeln in der Gottesbeziehung". Sünde in als "etwas sehr Religiöses" zu bezeichnen, ist nicht per se falsch, deutet jedoch auf einen Hang zum Irrationalen und ein unreflektiertes Religionsverständnis hin. Kein Wunder ist vor diesem Hintergrund das kindliche Staunen der Dame über "diese spannende Beobachtung, wenn Sünde dann in der allgemeinen Sprache vorkommt."

Ein Rätsel ist noch vielmehr, dass diese Dame mit akademischem Unverständnis einen Professorentitel erwerben konnte. Ja, das ist geradezu ein Skandal, ein Ärgernis, zumal akademisches Unverständnis in einem hohen Beratungsgremium schädliche Folgen haben kann.

Klar ist, dass Sünde und Schuld im religiösen und allgemeinen Sprachgebrauch rechtliche und wirtschaftliche Begriffe sind im Sinn von Fehler und Folge. Sünde ist ein Verstoß gegen göttliches und weltliches Recht. Schuld ist die Pflicht zur Wiedergutmachung oder Ausgleich von offenen Rechts- oder Rechnungsposten. Sünde und Schuld stehen also im Zusammenhang wie Ursache und Wirkung.

Ein Schuldiger schuldet einem Gläubiger Geld, eine Sache oder eine Dienstleistung. Schuld kann beglichen werden durch ein Opfer, also eine Gabe, eine Abgabe, ein Lösegeld, eine Abstandszahlung, ein Schadenersatz, eine Ersatzhandlung.

Gott ist der höchste Herr im Reich Gottes. Als Herr erlässt er Gebote. Diese Gebote verdienen Treu und Glauben, also Beachtung, Befolgung, Gehorsam.

Ungehorsam gegenüber Gott und seinen Geboten ist Sünde. Wer auf Gott nicht hört, gehört nicht mehr zu ihm, ist nicht mehr sein Sohn - wie im Lied des Mose im Alten Testament zu lesen ist.

Jesus erweist sich als Gottes Sohn durch Gehorsam bis zum Tod am Kreuz, indem er sein Leben für Gott und seine Nächsten, seine Freunde opfert, hingibt.

Das kann man jetzt noch näher ausführen.

Aber wo diese sprachlichen Zusammenhänge nicht mehr verstanden und gelehrt werden, wo akademische Dummheit Theologiestudenten in die Irre leitet, löst sich Kirche auf.

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