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<1998-03-03> Fremdcancel-FAQ

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Florian Kuehnert

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Apr 15, 1998, 3:00:00 AM4/15/98
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Archive-Name: de-net-abuse/fremdcancel-faq
Version: $Revision: 1.3 $
URL: http://www.rhein.de/~roessler/fremdcancel.html
Posting-Frequency: monthly


Fremdcancel-FAQ
Florian Kuehnert
$Revision: 1.3 $

Dieser Text enthält häufig gestellte Fragen und die zugehörigen
Antworten zum Thema »Fremdcancel«. Ich versuche, einen Konsens
darzustellen, wo er vorhanden ist. Dieser Text erhebt keinen Anspruch
auf irgendeine Art von Verbindlichkeit. Eine aktuelle Version ist jew­
eils unter http://www.rhein.de/usenet/fremdcancel-faq.html im WWW zu
finden.
______________________________________________________________________

Table of Contents:

1. Was ist ein Fremdcancel?

2. Wo liegt das Problem?

3. Dupes

4. Fälschungen

5. Was versteht man unter Spam? Was ist Velveeta?

5.1. Im Netz

5.2. Anderswo

6. Wann sollte man lieber nicht canceln?

7. Wer cancelt wie?

8. Wo und wie sollen Fremdcancel bekanntgegeben werden?

9. Kann man die Ausführung von Cancel-Messages kontrollieren?

10. Credits
______________________________________________________________________

1. Was ist ein Fremdcancel?

(roes...@sobolev.rhein.de (Thomas Roessler))

Die heute zur Verbreitung von Net-News verwendeten Programme werten
sogenannte »control messages«, Steuernachrichten, aus. Die
»cancel«-Steuernachricht ist dazu gedacht, daß Benutzer fehlerhafte
oder unüberlegte Artikel später zurückziehen. Trifft eine solche
Mitteilung auf einem Computer ein, wird der betroffene Artikel - so
vorhanden - vom System gelöscht. Ist der Artikel nicht vorhanden,
wird er zur Löschung vorgemerkt; er wird dann im Falle seines späteren
Eintreffens nicht akzeptiert.

Unter einem Fremdcancel versteht man allgemein eine Cancel-Mitteilung,
die nicht vom Autor des »gecancelten« Artikels verschickt wurde.

2. Wo liegt das Problem?

(roes...@sobolev.rhein.de (Thomas Roessler))

Im RFC 1036, dem derzeit gültigen News-Standard, heißt es über
»Cancel«-Mitteilungen:

Only the author of the message or the local news administra­
tor is allowed to send this message. The verified sender of
a message is the "Sender" line, or if no "Sender" line is
present, the "From" line. The verified sender of the cancel
message must be the same as either the "Sender" or "From"
field of the original message. A verified sender in the
cancel message is allowed to match an unverified "From" in
the original message.

Übersetzt:

Nur der Autor eines Artikels oder der lokale News-
Administrator dürfen eine solche Steuernachricht ver­
schicken. Der verifizierte Absender einer Mitteilung ist
der »Sender«-Zeile zu entnehmen, oder, wenn keine solche
Zeile vorhanden ist, der »From«-Zeile. Der verifizierte
Absender der Löschungsmitteilung muß mit der »Sender«- oder
der »From«-Zeile des ursprünglichen Artikels übereinstimmen.
Insbesondere reicht es hin, wenn der verifizierte Absender
der Löschungsmitteilung mit dem unverifizierten Absender,
der der »From«-Zeile der ursprünglichen Nachricht zu ent­
nehmen ist, übereinstimmt.

Diese Regelung wird schon seit einiger Zeit nicht mehr strikt befolgt.
Insbesondere bei sogenanntem »Spam« und bei Duplikaten, die von
dysfunktionalen Gateways erzeugt werden, akzeptiert die
Netzgemeinschaft auch regelwidrige Fremdcancel von Dritten.

Immer wieder greifen Netzbewohner innerhalb der »de.*«-Hierarchie auch
aus inhaltlichen Gründen zum Instrument des Fremdcancels. Daher soll
versucht werden, in diesem FAQ zu klären, unter welchen Bedingungen
die Netzgemeinde Fremdcancel normalerweise mittragen wird, und unter
welchen Bedingungen man auch im eigenen Interesse lieber nicht
fremdcanceln sollte.

3. Dupes

(roes...@sobolev.rhein.de (Thomas Roessler))

Eine Netzbelästigung besonderer Güte sind »Dupes«, Duplikate von
Artikeln, die (häufig in größeren Serien) von dysfunktionalen Gateways
ins Netz emittiert werden. Fremdcancel solcher Artikel werden von der
Netzgemeinschaft üblicherweise getragen; der Administrator der
verursachenden Site sollte per Mail über die Tatsache der
Duplikatentstehung und die getroffenen Maßnahmen informiert werden,
damit weiterer Schaden abgewendet werden kann.

4. Fälschungen

(t...@gb1.sema.de (Tilman Schmidt))

Eine Fälschung ist zwar nicht pauschal »cancelbar« in dem Sinne, daß
*jeder* sie canceln dürfte, aber der, der als Absender drinsteht und
der News-Administrator der Maschine, die als Absender drinsteht,
dürfen sie canceln. Die Admins der vorgeblich verursachenden Site
dürfen also einen solchen Artikel ganz offiziell nach RFC 1036
canceln. Ihnen entgegenzuhalten, daß der Artikel nicht wirklich von
dort kommt, wäre in diesem Fall wirklich nicht angebracht, denn der
einzige Geschädigte ist ja der wirkliche Autor - und der hat
schließlich bewußt den Eindruck erweckt, der Artikel komme von Site X;
also muß er das auch gegen sich gelten lassen.

5. Was versteht man unter Spam? Was ist Velveeta?

(roes...@sobolev.rhein.de (Thomas Roessler),
alex...@rbg.informatik.th-darmstadt.de (Alexander Lehmann))

5.1. Im Netz

Wird ein Artikel gleichlautend in übermäßig viele Newsgroups gepostet
oder gecrosspostet, so spricht man im ersten Falle von Spam oder EMP
(excessive multiple posting), im zweiten von Velveeta (excessive
cross-posting). Als Kriterium ist der sogenannte Breidbart-Index (BI)
gebräuchlich. Dieser ist definiert als die Summe der Quadratwurzeln
der Anzahl an Newsgruppen, in die die Inkarnation des Artikels
gepostet wurde, kurz (in Pseudo-TeX):

BI = sum_{Inkarnationen} sqrt{Anzahl an Newsgroups}.

Liegt der Breidbart-Index für die Inkarnationen in der de-Hierarchie
bei ungefähr 10, so kann man davon ausgehen, daß die Toleranzschwelle
überschritten ist. Ein Fremdcancel erscheint in diesem Fall tragbar,
wenn nicht notwendig. Das gleiche gilt natürlich, wenn der
entsprechende Artikel bereits in den großen internationalen
Hierarchien (comp, misc, rec, talk, news, sci, humanities, soc) die
dortige Toleranzschwelle überschritten hat. Die magische Zahl für den
Breidbart-Index liegt dort bei 20, man vergleiche auch die Net-Abuse-
FAQ <URL: http://www.cybernothing.org/faqs/net-abuse-faq.html>.

Dieses Kriterium ist für »Make Money Fast«-Artikel zumeist erfüllt;
dies sind regelmäßig im Netz auftauchende Kettenbriefschemata.

Mittlerweile wird auch gelegentlich der BI2 als Kriterium verwendet:
Dabei wird (mit N=Anzahl der Newsgroups pro Inkarnation)

N/2 + sqrt{N}/2

über alle Inkarnationen summiert.

5.2. Anderswo

SPAM steht für Spiced Pork and hAM(*), so eine Art Preßfleisch, das in
Amiland verkauft wird (sieht so etwa aus wie Katzenfutter).

Es gibt einen Sketch aus Monty Python's Flying Circus, in dem ein Paar
in einem Restaurant die Speisekarte vom Kellner vorgelesen bekommt und
in jedem Gericht ist SPAM drin, zum Teil sogar mehrfach. Auch in dem
Restaurant sitzt eine Gruppe Wikinger, die am Ende des Sketches
»Lovely Spam, wonderful Spam!« singen. Insgesamt kommt in dem Sketch
das Wort SPAM ca. 120 mal vor.

Kommen wir zurück zum Netz. Als Spamming wurde ursprünglich wohl das
Überladen eines Servers mit zu vielen Messages bezeichnet, mit dem
Ziel, den Server abzuschiessen (siehe Jargon-File); inzwischen
bezeichnet es hauptsächlich Massenpostings ins Usenet, normalerweise
in jede Gruppe einzeln, z.B. die Green-Card Postings letztes Jahr
(damit wurde der Ausdruck so richtig bekannt, würde ich sagen).

(*) Manche Leute behaupten, es steht für Synthetically Produced
Artificial Meat.

6. Wann sollte man lieber nicht canceln?

(roes...@sobolev.rhein.de (Thomas Roessler))

Kein Konsens besteht bislang im Falle von Artikeln, in denen der Autor
absichtlich unkenntlich gemacht wurde und die nicht per Email
beantwortbar sind. Diese sind selbst regelwidrig. Da keine
Möglichkeit besteht, den Autor des Artikels zu einer Rücknahme dieser
Regelwidrigkeit zu bewegen, wird ein Fremdcancel unter Umständen
hingenommen, man sollte jedoch mit größter Vorsicht vorgehen.
Andererseits wird argumentiert, daß dieser Regelverstoß nicht
hinreichend schwer sei, um eine Löschung des Artikels zu
rechtfertigen.

NB: Artikel, die über anonyme Remailer gepostet werden, erfüllen die
oben genannten Bedingungen nicht, da eine Antwort per Mail möglich
ist.

Ausnehmend empfindlich reagiert die Netzgemeinschaft auf das Canceln
von Artikeln anderer aus inhaltlichen Gründen. Im Falle von
Falschaussagen oder Beleidigungen ist eine Erwiderung durch den
Betroffenen in einem Follow-Up die richtige Reaktion - ein Cancel
wirkt hier kontraproduktiv und rückt das ursprüngliche »Opfer« in eine
»Täter«-Rolle. Man sollte sich in solchen Fällen immer überlegen, ob
es nicht am besten ist, den betreffenden Artikel schlicht zu
ignorieren und seinen Autor ins Kill-File aufzunehmen oder die
Möglichkeit der Richtigstellung zu nutzen.

7. Wer cancelt wie?

(roes...@sobolev.rhein.de (Thomas Roessler))

Wie bereits gesagt, sind Fremdcancel im Prinzip niemandem erlaubt. In
den oben genannten Fällen, in denen ein solcher »Regelverstoß« im de-
Usenet üblicherweise toleriert wird, sollte er durch erfahrene News-
Administratoren erfolgen, da diese wohl am ehesten über die technische
Versiertheit und hoffentlich auch die soziale Kompetenz verfügen
dürften, die nötig sind, wenn größere Reibungsverluste vermieden
werden sollen.

Grundsätzlich muß jeder Fremdcancel eine kurze, eindeutige und
individuelle Begründung enthalten - nach Möglichkeit in englischer
Sprache; wenn nötig, kann eine umfangreichere Erläuterung in den News
gepostet werden. Fremdcancel, die keine solche Begründung enthalten,
sind eine gute Möglichkeit, sich den Ärger der Netzgemeinde
zuzuziehen. Eine relativ sichere Methode, sich wüste Beschimpfungen
einzuhandeln, sind auch Begründungen wie »RFC-Laesterung« beim Canceln
von Duplikaten.
Der gecancelte Artikel und die Cancel-Mitteilung sollten archiviert
werden (sofern dies sinnvoll und praktikabel ist - postet ein Anwender
zum Beispiel »versehentlich« ein komplettes X11, macht es sicherlich
keinen Sinn, jeden so zustandegekommenen Artikel abzuspeichern), damit
eine spätere Klärung des Vorgangs möglich ist. Die Message-ID einer
Cancel-Message für einen Artikel <x...@foo.bar.baz> sollte
normalerweise <cance...@foo.bar.baz> lauten (cancel.-Konvention);
dadurch wird erreicht, daß im Falle mehrerer Fremdcancel eines
Artikels nur derjenige, welcher als erster ankommt, von einer Usenet-
Site angenommen wird. Auf diesem Wege wird die zusätzliche Netzlast,
die durch Cancel entstehen kann, minimiert. Der Fremdcancel sieht
dann letztlich so aus wie ein einziger Artikel, der sehr schnell und
sehr weitgehend verbreitet wird.

In der letzten Zeit hat es allerdings mindestens einen Spam gegeben,
bei dem leere »Deckartikel« mit genau dieser Message-ID (und einigen
weiteren ähnlichen IDs wie cancel.cancel....) gepostet wurden, um ein
Canceln des Spams zu erschweren. In diesem Fall ist die Konvention
leider hinfällig. Es macht Sinn, in solchen Fällen ganz normale
Message-IDs des eigenen Systems zu verwenden.

Um es Sites, die dies wünschen, zu ermöglichen, keine Fremdcancel
auszuführen, soll der letzte Eintrag im Pfad eines Fremdcancels einer
Pseudo-Site »cyberspam« entsprechen (cyberspam-Konvention).

Da in einem Fremdcancel technisch bedingt die Header »From« und/oder
»Sender« gefälscht werden müssen (auch wenn mindestens ein
verbreitetes News-System dies nicht überprüft), ist der
Verantwortliche nicht klar ersichtlich. Daher sollte ein Fremdcancel
in einem zusätzlichen »X-Cancelled-By:«-Header den realen Absender
angeben.

Beispiel für die Cancel-Mitteilung zur Löschung eines »Dupe«:

Control: cancel <uzs198.13...@uni-bonn.de>
Newsgroups: de.soc.recht,de.admin.news.misc
Path: ...!rhein!sobolev!cyberspam!usenet
From: uzs...@uni-bonn.de (nik wiesel)
Subject: cmsg cancel <uzs198.13...@uni-bonn.de>
X-Orig-Subject: Subject: re: wichtige information
Sender: uzs...@uni-bonn.de (nik wiesel)
X-Cancelled-By: roes...@sobolev.rhein.de
Message-ID: <cancel.uzs198...@uni-bonn.de>
Date: Thu, 20 Jul 1995 09:27:09 GMT

Dupe from blues.kk.sub.org cancelled. See <DC08C...@sobolev.rhein.de>
in de.admin.news.misc.

Thomas Roessler <roes...@sobolev.rhein.de>

8. Wo und wie sollen Fremdcancel bekanntgegeben werden?

fi...@hiss.han.de (Axel Zinser)

Im Falle eines Fremdcancels in deutschsprachigen Hierarchien sollte
eine Mitteilung in der Newsgroup de.admin.net-abuse.announce
(Moderator: de.admin.net-...@han.de) veröffentlicht werden,
die neben dem Grund für den Cancel auch die Message-IDs der
gecanceleten Artikel sowie gegebenenfalls ein Beispiel eines solchen
(SPAM) oder dessen Header (Dupes) enthält. Das Subject sollte
ungefähr die Form "Was (Wessen: Altes_Subject)" haben.

Beispiel:

Subject: SPAM geloescht (pp00...@interramp.com: Free classified
advertising database on the WEB)

[...]

Die folgenden Artikel sind von ro...@cancel.han.de (Axel Zinser)
geloescht worden. Grund: Kommerzieller Spam:

<203513....@ipiws-001.interramp.com> [de.rec.mampf]
<203540....@ipiws-001.interramp.com> [de.rec.reisen]
<203553....@ipiws-001.interramp.com> [de.rec.sf.perry-rhodan]
<203546....@ipiws-001.interramp.com> [de.rec.sf.misc]
<203317....@ipiws-001.interramp.com> [de.rec.alpinismus]
<203447....@ipiws-001.interramp.com> [de.rec.games.computer]
<203452....@ipiws-001.interramp.com> [de.rec.games.misc]

Beispiel:

> Xref: hiss de.rec.games.misc:171
> Path: hiss!baghira.han.de!unihil!news.uni-stuttgart.de!
news.belwue.de!news.dfn.de!Germany.EU.net!howland.reston.ans.net!
news-e1a.megaweb.com!newstf01.news.aol.com!uunet!in1.uu.net!
pipeline!psinntp!psinntp!psinntp!interramp.com!usenet
> From: pp00...@interramp.com
[...]

Für die internationalen Hierarchien sollte eine entsprechende
Mitteilung in der Gruppe news.admin.net-abuse.announce veroeffentlicht
werden.

9. Kann man die Ausführung von Cancel-Messages kontrollieren?

(roes...@sobolev.rhein.de (Thomas Roessler))

Für die News-Systeme CNews und INN existieren Patches, die eine
Kontrolle über die Ausführung von Cancel-Messages erlauben. Diese sind
für CNews bei Ullrich von Bassewitz <u...@ibb.schwaben.com> zu erhalten;
für INN hat Lutz Donnerhacke <Lutz.Don...@jena.thur.de>
entsprechende Änderungen geschrieben.

Eine technische Warnung: Diese Lösungen basieren auf Shell-Scripten,
d.h., bei größeren Cancel-Orgien kann es dazu kommen, daß das
Newssystem zusammenbricht. Mindestens ein solcher Fall ist verbürgt.

10. Credits

(roes...@sobolev.rhein.de (Thomas Roessler))

Herzlicher Dank geht an alle alle Autoren und an all jene, die mit
ihren Kommentaren dazu beigetragen haben, daß dieser Text
(hoffentlich) einigermaßen sinnvoll geraten ist: Michael Albinus,
Ullrich von Bassewitz, Lutz Donnerhacke, Peter G. Bouillon, Vera
Heinau, Andreas M. Kirchwitz, Ulf Möller, Boris Piwinger, Heiko
Schlichting, Frank Tegtmeyer, Axel Zinser und andere mehr.

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