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<1999-09-04> Sieben Thesen zur Hoeflichkeit im Usenet

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Adrian Suter

未読、
2007/06/28 18:00:182007/06/28
To:
Archive-name: de-newusers/hoeflichkeit
Posting-frequency: weekly
Last-modified: 1999-09-04
URL: http://www.kirchwitz.de/~amk/dni/hoeflichkeit

Sieben Thesen zur Höflichkeit im Usenet
=======================================

Dieser Text entstand in de.soc.netzkultur, einer Gruppe, wo sehr
kontrovers über höfliches Verhalten im Usenet diskutiert wird. Er
umfasst sieben Thesen und dazu einige Erläuterungen. Hier zunächst die
Thesen pur:

1. Höflichkeit ist wünschenswert, aber optional.

2. Wie im realen Leben, so gibt es auch im Usenet unterschiedliche
Wertmassstäbe, was höflich und was unhöflich ist.

3. Höflichkeit im Usenet ergibt sich aus allgemeinen
Höflichkeitsregeln, wie sie auch im realen Leben gelten, und
usenetspezifischen Höflichkeitsregeln, die sich aus dem Charakter,
der Tradition und der Subkultur des Mediums ergeben.

4. Viele Netiquette-Verstösse entstehen aufgrund der Unkenntnis über
die Spezifika des Usenet und über die verschiedenen Möglichkeiten,
wie man am Usenet teilnehmen kann.

5. Die Netiquette repräsentiert eine vergleichsweise strenge
Auffassung in Bezug auf die Kriterien höflichen Verhaltens. Dies
entspricht ihrer Zielsetzung, Anleitung zum Vermeiden von
Fettnäpfchen zu sein.

6. Das Fehlen nonverbaler Kommunikationsmittel im Usenet macht es
nötig, auf Netiquetteverstösse entweder gar nicht oder aber
explizit hinzuweisen.

7. Hinweise über Netiquetteverstösse verlieren an Glaubwürdigkeit,
wenn sie selbst die Netiquette nicht respektieren. Sie sollten
freundlich und im Normalfall per Mail gemacht werden. Zeigen sie
keine Wirkung, ist meist Ignorieren die sinnvollste Konsequenz.


Das waren die Thesen in konzentrierter Form. Hier noch einmal mit
weiteren Erläuterungen, die hoffentlich etwas klarer machen, warum es
von mir so gesehen wird und nicht anders:


*1. Höflichkeit ist wünschenswert, aber optional.*

Dieser vielzitierte Satz - das Original hat "Freundlichkeit"
statt "Höflichkeit" und stammt von Andreas M. Kirchwitz - macht
klar: Niemand kann Dich dazu zwingen, höflich zu sein. Du kannst
auf sämtliche Höflichkeitsregeln und auf jeden einzelnen Punkt
der Netiquette pfeifen, wenn Du willst. Allerdings musst Du mit den
entsprechenden Konsequenzen leben.

Die Hauptkonsequenz wird sein, dass Dir viele einfach nicht mehr
antworten werden. Manche werden sogar aufhören, Deine Artikel auch nur
zu lesen. Das Recht auf freie Meiungsäusserung beinhaltet nicht das
Recht, von den anderen auch gelesen zu werden. Das heisst: wenn Du an
sinnvoller Kommunikation interessiert bist, ist es besser, Dich
freiwillig an gewisse Höflichkeitsregeln zu halten.

Je nachdem, wie Dein Newsadministrator die Sache sieht, musst Du auch
mit unangenehmeren Konsequenzen rechnen (z.B. Accountsperre).


*2. Wie im realen Leben, so gibt es auch im Usenet unterschiedliche
Wertmassstäbe, was höflich und was unhöflich ist.*

Wenn jemand im Restaurant mit einem Mobiltelephon telephoniert, mag
dies der eine als unhöflich empfinden, der andere als normal. Es gibt
Verhaltensweisen, die nur wenige Leute als unhöflich empfinden
(Mobiltelephon im Zug), andere Verhaltensweisen werden von sehr vielen
Leuten abgelehnt (Mobiltelephon während einer Beerdigung). Im Usenet
ist die Situation ähnlich. Nicht allen stösst dasselbe sauer auf, und
was der eine kritisiert, findet der andere halb so wild.


*3. Höflichkeit im Usenet ergibt sich aus allgemeinen
Höflichkeitsregeln, wie sie auch im realen Leben gelten, und
usenetspezifischen Höflichkeitsregeln, die sich aus dem Charakter,
der Tradition und der Subkultur des Mediums ergeben.*

"Sei höflich" ist eine Grundregel im Alltag, aber sie ist nicht
ausreichend. Dies deswegen, weil der Kontext mitbestimmt, was denn
höflich ist und was nicht. Am Opernball gelten andere Dinge als
unhöflich als an der Raveparty.

"Sei höflich" ist eine Grundregel auch im Usenet, aber sie ist nicht
ausreichend. Dies deswegen, weil die Eigenheiten des Mediums
mitimplizieren, was als höfliches bzw. unhöfliches Verhalten gelten
kann.

So ergibt sich zum Beispiel die Empfehlung, aussagekräftige Subjects
zu setzen, aus den Eigenheiten des Medium, konkret aus der
Möglichkeit, Artikel nach Subject in solche, die einen persönlich
interessieren, und solche, die einen persönlich nicht interessieren,
vorzusortieren.

Die Tatsache, dass sich fast alle im Usenet duzen, und dass ein Siezen
von vielen als unhöflich aufgefasst wird, ergibt sich aus der
Tradition/Subkultur des Usenet.


*4. Viele Netiquette-Verstösse entstehen aufgrund der Unkenntnis über
die Spezifika des Usenet und über die verschiedenen Möglichkeiten,
wie man am Usenet teilnehmen kann.*

Die genannten und andere Umgangsformen lassen sich aus
Real-Life-Höflichkeitsregeln nicht ohne Weiteres ableiten, sondern
erfordern Kenntnisse über die technische und soziale Struktur des
Usenet. Da diese Kenntnisse insbesondere bei Einsteigern nicht
automatisch vorausgesetzt werden dürfen, ist Aufklärung sinnvoll.

Insbesondere ist die Art und Weise, wie jemand am Usenet teilnimmt,
von grosser Bedeutung dafür, was er als lästig, störend und damit
unhöflich betrachtet und was nicht. Je nach Software, Netzanbindung,
Gruppenliste entstehen für den einen Probleme, die sich der andere
zunächst gar nicht vorstellen kann.

Eine elementare Höflichkeitsregel im Usenet sollte deswegen sein:
Rücksichtnahme auf den, der auf andere Art am Usenet teilnimmt. Dazu
gehört umgekehrt: Geduld mit dem, der das Usenet halt nur so kennt,
wie er es selber nutzt.


*5. Die Netiquette repräsentiert eine vergleichsweise strenge
Auffassung in Bezug auf die Kriterien höflichen Verhaltens. Dies
entspricht ihrer Zielsetzung, Anleitung zum Vermeiden von
Fettnäpfchen zu sein.*

Manche Empfehlungen in der Netiquette werden von vielen Usern nicht so
eng gesehen. Sie sind bereit, auch einmal darüber hinwegzusehen, wenn
jemand gegen eine solche Empfehlung verstösst (wenn es mit Mass
geschieht), oder sie halten die Empfehlung für gar nicht so besonders
wichtig.

Zum Beispiel regen sich nur wenige wirklich konsequent über
fünfzeilige Signaturen auf. Auch über fehlende Realnamen werden viele
User hinwegsehen, wenn sich der Artikel sonst durch Kompetenz und
Sachlichkeit auszeichnet. Andere finden solche eher geringfügigen
Netiquette-Verstösse trotzdem daneben. Hier zeigt sich deutlich die in
These 1 angesprochene Verschiedenheit der Wertmassstäbe in Bezug auf
Höflichkeit.

Der Massstab der Netiquette ist verhältnismässig streng. Das liegt
daran, dass sie das Usenet-Äquivalent für ein Benimmbuch ist: auch ein
Benimmbuch beschreibt ja im Allgemeinen die strengen Massstäbe, um
dadurch sicherzustellen, dass sich die Leserin und der Leser auch in
jenen Kreisen benehmen kann, wo solche strengen Masstäbe vorausgesetzt
werden.

Genauso setzt die Netiquette strenge Massstäbe bei ihren Empfehlungen.
Damit ist sichergestellt, dass jemand, der sich an die Empfehlungen
der Netiquette hält, auch bei denjenigen, die selbst strenge Ansichten
über die Höflichkeit im Usenet haben, nicht ins Fettnäpfchen tritt.


*6. Das Fehlen nonverbaler Kommunikationsmittel im Usenet macht es
nötig, auf Netiquetteverstösse entweder gar nicht oder aber
explizit hinzuweisen.*

Im realen Leben kann man auf ein Verhalten, das man als unhöflich und
fehl am Platz empfindet, auf verschiedene Art reagieren. Insbesondere
hat man zahlreiche Möglichkeiten, dem anderen nonverbal und implizit
(aber trotzdem deutlich) mitzuteilen, dass einem sein Verhalten
missfällt. Die Nase rümpfen, sich demonstrativ abwenden, auf die Uhr
schauen etc. sind solche nonverbalen Mitteilungen.

Diese Möglichkeiten fehlen im Usenet. Man kann nicht virtuell die Nase
rümpfen. Man kann zwar jemanden ignorieren, aber dieser wird das nur
in den seltensten Fällen bemerken, dass er von einer bestimmten Person
ignoriert wird (öffentliche Plonks und plötzlicher Abbruch einer
laufenden Diskussion einmal ausgenommen).

Wenn man also irgendwie auf einen Netiquetteverstoss reagieren und
sein Missfallen mitteilen will, so kann man dies im Usenet nur
explizit tun.


*7. Hinweise über Netiquetteverstösse verlieren an Glaubwürdigkeit,
wenn sie selbst die Netiquette nicht respektieren. Sie sollten
freundlich und im Normalfall per Mail gemacht werden. Zeigen sie
keine Wirkung, ist meist Ignorieren die sinnvollste Konsequenz.*

Wer andere zur Höflichkeit, Sachlichkeit, Freundlichkeit etc. ermahnt,
sollte dies selbst höflich, sachlich, freundlich etc. tun. Da solche
Hinweise nur in den seltensten Fällen von öffentlichem Interesse sind
(Ausnahme: de.newusers.questions), ist ein Hinweis per Mail
angebracht, wie es die Netiquette für solche Fälle vorsieht. Eine
weitere sinnvolle Möglichkeit ist es, freundliche Netiquette-Hinweise
beiläufig in einen kompetenten Artikel zur Sachfrage einzustreuen.

Sollte der Netiquette-Hinweis nicht die gewünschte Wirkung zeigen, so
ist im Allgemeinen der Abbruch der Diskussion die sinnvollste
Möglichkeit. Wird die Diskussion trotzdem weitergeführt, so droht
gegenseitiges Hochschaukeln: Im Laufe einer Netiquette-Diskussion
haben Netzneulinge (Newbies) die Tendenz, zu Trotzköpfen zu werden,
und alte Hasen die Tendenz, zu Netzsheriffs zu werden.

Adrian Suter

Adrian Suter

未読、
2007/07/05 18:00:162007/07/05
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