06.04.2005
Am Montag berichtete ynetnews, daß der israelische Premierminister
Ariel Sharon sich bei einem Treffen unmißverständlich dafür ausge-
sprochen hat, daß Israel jüdisch bleibt.
Bei dem Treffen ging es um die zukünftig notwendigen Bedingungen, um
das Aufenthaltsrecht in Israel bekommen zu können.
Sharon ordnete dabei die Gründung eines vom Innenminister Ophir Pines-
Paz geführten Gremiums an, das die entsprechenden Grundlagen für das
neue "Familienwiedervereinigungsgesetz" entwerfen soll.
Während des Treffens setzten sich Mitglieder des "Nationalen Sicher-
heitsrats" für einen Gesetzentwurf ein, der es mit israelischen
Staatsbürgern verheirateten palästinensischen Staatsbürgern erschweren
würde, die israelische Staatsbürgerschaft zu erlangen. Dies ist um
so bemerkenswerter, als ein entsprechendes Gesetz bereits im Jahr 2003
verabschiedet worden ist.
Ziel dieser Maßnahmen soll es dem "nationalen Sicherheitsrat" zufolge
sein, "die demographische Situation in Israel zu verbessern" - was nur
als vorsichtig formulierte Version von "Israel den Juden" bezeichnet
werden kann.
Diese Pläne kommen zu einem Zeitpunkt, da eine neue Schätzung veröf-
fentlicht worden ist, der zufolge bis zum Jahr 2020 der Anteil der
Nichtjuden an der israelischen Bevölkerung von jetzt 20 auf 40 Prozent
ansteigen wird.
Derartige Maßnahmen belegen offenkundig, wie zweifelhaft die häufig
wiederholte Behauptung, Israel wäre die "einzige Demokratie im
Mittleren Osten" tatsächlich ist.
http://www.freace.de/artikel/200504/060405b.html
* * *
»Le Monde diplomatique: Deutsche Version verfälscht«
Die taz läßt Kritik an Israel und den USA offenbar gern unter den
Tisch fallen. Öffentliche Rechtfertigung der Redaktion gefordert.
Ein Gespräch mit Marie-Dominique Vernhes
Interview: Peter Wolter
* Marie-Dominique Vernhes lebt als Lehrerin in Hamburg. Sie ist
außerdem Redakteurin des ATTAC-Newsletters »Sand im Getriebe«
F: Sie haben sich die Mühe gemacht, die französische und die
deutsche Version von Le Monde diplomatique (LMD) miteinander
zu vergleichen. Zu welchem Ergebnis sind Sie gekommen?
Ich habe natürlich nicht alle Ausgaben miteinander vergleichen
können. Daß es erhebliche Unterschiede zwischen dem französischen
Original und der von der taz herausgegebenen deutschen Ausgabe
gibt, habe ich vor dreieinhalb Jahren entdeckt. Mich erschreckte,
daß ein Beitrag des palästinensischen Autors Marwan Bishara, den
ich schon in der französischen Version gelesen hatte, verfälscht
war - die Hauptaussagen waren nicht mehr zu finden. In dem Beitrag
ging es um die Attentate vom 11. September 2001.
F: In welche Richtung wurde der Beitrag geändert?
In der deutschen Version wurde der Terrorismus als ein unglaublich
gefährliches Phänomen dargestellt - während das französische
Original sich vorwiegend kritisch mit der Politik der USA und
Israels auseinandersetzte. Die Übersetzer hatten ganze Absätze unter
den Tisch fallen lassen, Sätze geändert und eigene Absätze eingefügt.
F: Sind Sie auf weitere Beispiele gestoßen?
Immer wieder. Natürlich kann man sich bei Übersetzungen streiten,
ob man bestimmte Wörter oder Sätze so oder anders ausdrückt. Ich
bin aber regelmäßig darüber gestolpert, daß der Sinn völlig entstellt
wurde. Jüngste Beispiele sind die Beiträge des Chefredakteurs von
LMD, Ignacio Ramonet in der Februar- und der März-Ausgabe.
F: Das heißt, es kann einem Autor geschehen, daß er in der
französischen Ausgabe einen USA- oder Israel-kritischen
Beitrag schreibt, und in der deutschen Ausgabe werden
diese Aussagen abgeschwächt oder verändert?
Nehmen wir ein simples Beispiel aus dem Februar. Im französischen
Original heißt dort eine Überschrift, korrekt übersetzt: »Zielscheibe
Teheran«. In der taz-Version wird daraus gemacht: »Sorgen in Teheran«.
Ein Absatz, der sich mit der Planung von Operationen des US-Militärs
gegen den Iran befaßt, wurde ganz unterschlagen. Ebenso eine Fußnote,
in der es heißt, daß die USA weder Israel noch Pakistan Sanktionen
auferlegt haben, obwohl beide Staaten den Atomwaffensperrvertrag
nie unterzeichnet und sich atomar bewaffnet haben. Auch im »Atlas
der Globalisierung«, den die LMD herausgebracht hat, wurden in der
deutschen Version Aussagen über Palästina und Israel verfälscht.
F: Muß man gleich politische Absicht vermuten? Wurde der
Text vielleicht nur schlampig übersetzt?
Welche Absicht dahintersteckt, weiß ich nicht. Für mich steht
jedenfalls fest, daß ein solches Vorgehen auch eine Unverschämtheit
gegenüber den Autoren ist, die natürlich nicht immer die fremd-
sprachigen Ausgaben der LMD mit ihrem Originaltext vergleichen
können. Aber solche Manipulationen sind kein Einzelfall, das
geschieht ständig.
F: Welche politischen Akzente werden in der deutschen
Ausgabe anders gesetzt?
Ich habe mich bei der taz darüber beschwert, daß viele Beiträge
über Israel, Palästina oder den Nahen Osten insgesamt in der
deutschen Ausgabe weggefallen sind. Das hat sich inzwischen aller-
dings gebessert. Aber auch kritische Beiträge zur EU oder über
sozialen Widerstand gegen die neoliberale Globalisierung werden
unterschlagen. Natürlich hat die taz die Freiheit, das zu machen,
die Verträge sehen meines Wissens nicht vor, daß alles übernommen
werden muß. Ich finde aber, daß es ein unmögliches Verfahren ist,
Inhalte zu verfälschen.
F: Und wie hat die Redaktion auf Ihre Beschwerde reagiert?
Sie hat gemauert. Zu dem Beitrag von Bishara z. B. wurde mitgeteilt,
er beruhe auf einer Übersetzung aus der englischen Version. Die
habe ich dann auch im Internet gefunden - allerdings war sie völlig
korrekt. Daraufhin wußte die taz nichts mehr zu sagen. Ich finde,
die Redaktion sollte sich einer öffentlichen Diskussion darüber
stellen und sich rechtfertigen, warum sie auf so eklatante Weise
fälscht.
junge Welt vom 08.04.2005
http://www.jungewelt.de/2005/04-08/019.php
>>>-----------------------------------------------------------------<<<·
>> GIV Mailinglist : http://mailing.giv-seiten.info <<·
>>>-----------------------------------------------------------------<<<·
http://www.giv-seiten.info/www.giv-archiv.de/2002/Oktober/021031GI.010·
>> Kasnazaniya / Casnazaniyyah: http://video.giv-seiten.info <<·
>>>-----------------------------------------------------------------<<<·
>> Further Informations about Iraq and Palestine: <<·
>> <<·
>> GIV-Pages Online : http://www.giv-seiten.info <<·
>> GIV-Page : http://giv.giv-seiten.info <<·
>> Iraq-Page : http://irak.giv-seiten.info <<·
>> Jemen-Page : http://jemen.giv-seiten.info <<·
>> Jordanien-Page : http://jordanien.giv-seiten.info <<·
>> GIV-Archiv : http://archiv.giv-seiten.info <<·
>> GIV-Archiv : http://www.giv-archiv.de <<·
>>>-----------------------------------------------------------------<<<·
* * * * *·