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Datenschützer: Es droht der "gläserne Autofahrer"

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Jack Ryan

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Jan 6, 2024, 1:01:12 AM1/6/24
to
Ist das eigene Auto ein hilfsbereiter Computer? Oder doch eher ein
Spion? Autos wurden in letzter Zeit immer vernetzter. Sie speichern
viele Daten während der Fahrt. Doch was genau wird eigentlich
aufgezeichnet und was passiert mit all den Daten?

Ob Hilfe beim Einparken, aktuelle Stauinformationen oder die
Warnung vor einem herannahenden Unwetter: Das Auto bietet den
Menschen hohen Komfort während der Fahrt. Auch können Unfälle immer
besser aufgeklärt werden. Denn die vielen gespeicherten Daten
helfen dabei zu rekonstruieren, was bei dem Unfall wirklich
geschehen ist. Ebenso tragen gespeicherte Daten dazu dabei,
Angebote passgenauer an den jeweiligen Kunden zu bringen. So etwa
eine Versicherung, die zu den eigenen Bedürfnissen passt.

Doch das Ganze hat auch eine Schattenseite. "Es gibt wahrscheinlich
kein anderes Produkt, das so viele Infos darüber sammeln kann, was
Sie tun, wohin Sie gehen, was Sie sagen und sogar, wie Sie sich
bewegen, wie Ihr Auto", schreibt die gemeinnützige Mozilla
Foundation. In ihrer Untersuchung haben die Autoren Modelle von 25
Automarken getestet. Ihr Ergebnis: Der Datenschutz ist bei allen
überprüften Herstellern mangelhaft.

Sensoren, Kameras und Mikrofone sehen und hören mit

Demnach zeichnen Kameras, Mikrofone und Sensoren im Auto je nach
Hersteller unterschiedlich stark das auf, was im und rund um das
Auto passiert. Auch wenn der Fahrer gerade keine Befehle gibt,
bleibt die Sensorik im Auto auf Empfang geschaltet. So etwa zur
Überwachung des Müdigkeitsstatus der fahrenden Person. Dazu werden
fortlaufend Kopf- und Augenposition aufgezeichnet. Darüber hinaus
gibt es den Studienautoren zufolge noch weitere Wege, wie Autos
Daten sammeln. Dies geschehe etwa über GPS-Navigation am
Armaturenbrett. Viele Menschen verbinden auch ihr Smartphone mit
dem Auto. Je nach Hersteller könnten so insgesamt auch
Informationen zur Gesundheit und zur finanziellen Situation, die
Religionszugehörigkeit und einzelne Gesichtsmerkmale gespeichert
werden.

Übersichtlich und nachvollziehbar sei dieses Datensammeln für die
Kunden nicht gerade, bemängeln die Autoren der Studie. Demnach
räumten sich drei Viertel der untersuchten Autofirmen in ihren
Datenschutzerklärungen das Recht ein, die persönlichen Daten der
Autofahrer an Dritte weitergeben zu können. Die Autoren der Mozilla
Foundation beklagen, dass in den Datenschutzerklärungen die
entsprechenden Passagen viel zu vage gehalten seien, wenn dort nur
von "Dienstleistern" gesprochen werde, an die solche Daten verkauft
werden könnten.

Autos können Profile über Lebensgewohnheiten der Fahrer erstellen

Mittlerweile, so die Studienautoren, gebe es sogar sogenannte
Automobil-Datenbroker. Deren Geschäftsmodell besteht einzig darin,
mit den im Auto gewonnenen Daten zu handeln und diese auszuwerten
und weiterzuverkaufen. Verbindungen zwischen solchen Unternehmen
und Autofirmen seien ebenfalls nachweisbar. "Was Sie in Ihrem Auto
tun, genügt vollkommen, um ein detailliertes Bild von Ihnen zu
zeichnen", schreiben die Autoren der Studie.

Über diese Entwicklung sind auch deutsche Datenschützer beunruhigt.
Besonders davon, dass viele Kunden keine ausreichende Kenntnis
davon hätten, von welchen Stellen und zu welchen Zwecken diese
Daten genutzt würden, wie die niedersächsische
Landesdatenschutzbehörde kritisiert. "Je häufiger und je
regelmäßiger ein Fahrzeug verwendet wird, umso größer ist die
Gefahr, dass Erkenntnisse nicht nur über die Fahrgewohnheiten,
sondern insgesamt über die Lebensgewohnheiten und den Alltag einer
Person aus den Daten abgeleitet werden," sagt ein Sprecher des
niedersächsischen Landesdatenschutzbeauftragten.

So bildet das Fahrzeug aus den einzelnen Fahrten, Verweildauern und
den Orten, an denen es steht, ein Muster. Aus diesem und aus den
Abweichungen davon könnten Schlussfolgerungen über die fahrende
Person gezogen und etwa persönliche Merkmale hergeleitet werden.
Auch könnten Aussagen über zukünftiges Verhalten getroffen werden.
Letztlich, so die Datenschützer, drohe so der "gläserne Autofahrer".

Datenschützer: Fahrer müssen Einfluss auf die Datenspeicherung
nehmen können

Besonders Autoversicherungen dürften an solchen Daten interessiert
sein. "Die Versicherung benötigt die Daten vor allem, um die
Unfallwahrscheinlichkeit und damit das Versicherungsrisiko
einzuschätzen", sagen die niedersächsischen Datenschützer. Dafür
entscheidend seien etwa Daten zum Fahrverhalten. Hierzu zählten die
gefahrenen Kilometer, die Strecken, Geschwindigkeiten und das
Bremsverhalten. Auch die Uhrzeiten und Dauer der einzelnen Fahrten
gehören dazu. Was weniger bekannt sein dürfte: Ebenso die Art der
gehörten Musik, ob etwa aggressive oder ruhige Songs, oder die
Häufigkeit von Telefonaten oder Nachrichten über das Smartphone
können den Versicherungen weiterhelfen. Aus all diesen Daten können
Versicherungen Risikoprofile über Personen erstellen.

Doch wie umgehen mit dieser Situation? Die Verbraucherzentrale
Bundesverband und der ADAC haben sich kürzlich besorgt zu diesem
Thema geäußert. So fordern beide, dass die EU-Kommission auf diesem
Gebiet Regelungen schaffen solle. Verbraucherschützer und ADAC
werfen der EU vor, dies seit Jahren zu verzögern. Nun solle die
Bundesregierung bei diesem Thema in Brüssel Druck machen.

Auch beim Landesdatenschutzbeauftragten in Niedersachsen sieht man
erheblichen Reformbedarf in der Praxis der Autofirmen beim
Datensammeln. Demnach sollten sich die Hersteller schon beim Design
der Technik konsequent an die Datenschutzgesetze halten und
"datenschutzfreundliche Voreinstellungen" einbauen. Es müsse für
die Kunden nachvollziehbar und beeinflussbar sein, zu welchem Zweck
personenbezogene Daten weiterverarbeitet würden. Dies müsse
insbesondere dann gelten, so der Sprecher des niedersächsischen
Datenschutzbeauftragten, "wenn die personenbezogenen Daten nicht im
Fahrzeug verbleiben, sondern an Hersteller oder Dritte automatisch
übermittelt werden."

<https://web.de/magazine/auto/datenschuetzer-droht-glaeserne-autofahrer-38918194>


F. W.

unread,
Jan 8, 2024, 3:16:48 AM1/8/24
to
Am 06.01.2024 um 06:57 schrieb Jack Ryan:

> Ist das eigene Auto ein hilfsbereiter Computer? Oder doch eher ein
> Spion? Autos wurden in letzter Zeit immer vernetzter. Sie speichern
> viele Daten während der Fahrt. Doch was genau wird eigentlich
> aufgezeichnet und was passiert mit all den Daten?

Tipp: Unbedingt die Datenschutzerklärung durchlesen, wenn man das
wirklich wissen will.

FW
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