"F. W." schrieb:
>Am 23.08.2022 um 14:39 schrieb Anonymous:
>
>> Na dann erkläre einfach mal, was an der IT in der Arztpraxis
>> gegenüber der in der Apotheke zu alt sein soll.
>
>Kein Update, ergo kein Anschluss an die Telematik.
Noch mal: Ohne aktualisierte Software ist eine Kassenarztpraxis nicht
einmal der Lage, eine gültige Quartalsabrechnung zu erstellen. Und
zugelassenen Praxisverwaltungssysteme haben TI-fähig zu sein.
Hier Daten zur Umsetzung von Mitte Juni:
<
https://digitales-gesundheitswesen.de/wp-content/uploads/2022/06/220620_DG_Top_PVS_exportWebseite.pdf>
>
>> Vielleicht steht der Arzt, welcher ja Daten herausgibt, schlicht in
>> einer anderen Verantwortung, als der Apotheker, der sie bestenfalls
>> entgegennimmt.
>
>Datenschutz ist Datenschutz.
Denk einfach noch mal nach: Wie soll der in dieser Hinsicht passive
Apotheker Daten schützen, die primär der Arzt besitzt und herausgibt?
Nun die Asymmetrie verstanden?
>
>> Immer gut, wenn man sich auf die Naivität der Bevölkerung verlassen
>> kann, wie derzeit das Durchdrücken der Telematikinfrastruktur auch
>> wieder mal zeigt.
>
>Eine Einstellung, die Deutschland zurecht mehr und mehr ins digitale
>Mittelalter drückt.
Immer dieselbe nebulöse Totschlagargumentation, wenn's ums Aushebeln der
informationellen Selbstbestimmung geht. Gähn!
>
>Man bewundert, dass man in Estland online heiraten kann. Gleichzeitig
>lehnt man die Grundlage der Grundlage, den eAusweis, ab und schreit, wir
>sind nicht digital.
Wer ist 'man'? Wer sehnt sich den gläsernen Bürger, den gläsernen
Patienten herbei? Klar, die Bitkom-Jünger bekommt bei dem Gedanken einen
Ständer. Damit ist ja auch eine Unmenge an Geld zu machen.
Lassen wir die Pöstchenschieber der Gematik ausser Acht und sehen uns
nur mal den grossen PVS-Anbieter CGM an:
<
https://www.cgm.com/corp_de/magazin/artikel/pressemitteilungen/2021/compu-group-medical-starkes-zweites-quartal-mit-10-organischem-wachstum.html>
| Der Umsatz im Segment Consumer & Health Management Information Systems
| stieg um 41 % auf EUR 36 Mio. (Vorjahr: EUR 25 Mio.). Der organische
| Umsatz stieg um beeindruckende 42 % auf EUR 36 Mio. (Vorjahr: EUR 25
| Mio.). Diese Entwicklung wurde maßgeblich von der Telematikinfrastruktur
| mit einem starken Absatz von Kartenterminals und dem fortgesetzten
| Rollout in Apotheken in Deutschland getrieben. Nachdem die gematik die
| Zulassung für die KoCoBox MED+ als Konnektor für die elektronische
| Patientenakte erteilt hat, wird nun für das zweite Halbjahr weiteres
| Umsatzwachstum erwartet. Ohne Wachstumseffekte durch die TI betrug der
| organische Umsatzanstieg 10 %, angetrieben vor allem von einer starken
| Entwicklung bei datenbasierten Lösungen. Das bereinigte EBITDA lag bei
| EUR 5,7 Mio. und damit 31 % über dem Vorjahreswert (EUR 4,4 Mio.).
Kein Wunder, dass das Unternehmen angesichts dieses
Wertschöpfungspotenzials auch massgeblich auf die einschlägige
Berichterstattung Einfluss zu nehmen versucht. Um die Ärzteschaft auf
Linie zu bringen, biederte einen z.B. das Ärzeblatt, die kostenlose
BILD-Zeitung für Ärzte, über längere Zeit mit gross aufgemachten
Annoncen und einer Unzahl an tendenziösen Artikeln an.
CGM ist übrigens mit gut gefüllter Kriegskasse dabei, sich europaweit
einen Konkurrenten nach dem anderen einzuverleiben. Wie im Klinikbereich
wird sich auch auf diesem Sektor mittel- bis längerfristig ein
unheilvolles Oligo-/Monopol herausbilden, welches, wer will es ihnen
verdenken, einzig auf maximale wirtschaftliche Abschöpfung des
finanziell chronisch angeschlagenen Gesundheitssektors abzielt.
Lächerlich, wie einem ehedem die Digitalisierung des Gesundheitswesens
durch Einsparungen infolge der Vermeidung von Doppeluntersuchungen usw.
schmackhaft gemacht werden sollte. Das ist nichts als ein stetig grösser
werdendes Milliardengrab. Wir begeben uns hier in Abhängigkeiten von der
Industrie, aus denen ein Entweichen bald nicht mehr möglich sein wird.
>
>Ich schätze, wir haben ein großes digitales Bildungsproblem in der
>Bevölkerung. Die meisten scheinen gar nicht zu wissen, wie die Telematik
>funktioniert und haben Angst vor der falschen Seite.
Stimmt. Da zähle ich auch Dich dazu.
Zur Verdummung tragen aber auch die offiziellen Verlautbarungen bei.
Als Beispiel <
https://www.gematik.de/anwendungen/e-patientenakte/>:
| ePA - Persönliche Daten, persönliche Entscheidungen
|
| Mit der elektronischen Patientenakte (ePA) haben Versicherte ihre
| Gesundheit stets im Blick. Arztbriefe, Befunde, aber auch Mutter- und
| Impfpass sind an einem Ort sicher gespeichert. Dank der ePA können sich
| vor allem Ärztinnen und Ärzte schnell einen guten Überblick über die
| Gesundheit verschaffen. Die volle Hoheit über ihre Daten behalten dabei
| stets die Versicherten. Denn sie allein entscheiden, welche Dokumente
| sie wem zur Einsicht freigeben.
Ist natürlich absoluter Unsinn. Wer darauf Zugriff hat, wird zukünftig
einzig nach politischer Opportunität entschieden. Die Interessenten
stehen schon in den Startlöchern. Da kann der Patient dann mit dem
Zertifikat auf seiner Versichertenkarte wedeln wie er will.
Btw, ich warte immer noch auf den Link, welcher belegt, 'dass die
meisten Ärzte ihre Abrechnungen an Rechenzentren ausgelagert haben'.
Grüsse