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Groteske in der Arztpraxis: Willkommen im Datenschutz-Absurdistan

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Jack Ryan

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Jun 23, 2022, 5:25:28 PM6/23/22
to
Ein IT-Magazin deckt eine technische Panne in Arztpraxen auf, an der man gut das Groteske im deutschen Datenschutz sehen kann.

Das Magazin für Computertechnik, kurz c’t, hat einen kuriosen Fall von Datenschutz in Arztpraxen aufgedeckt. An diesem Fall kann man gut das Groteske im deutschen Datenschutz sehen. Da Reisen bekanntlich bildet, lassen wir uns auf einen Kurztrip nach Datenschutz-Absurdistan ein. Was war geschehen? Alle Arztpraxen sind zwangsweise an das sogenannte TI-System der Gematik angeschlossen.

TI steht für Telematikinfrastruktur, die Gematik ist die Nationale Agentur für Digitale Medizin und im Eigentum von Bundesministerium für Gesundheit (BMG), Bundesärztekammer (BÄK) und den Versicherungen, wobei sie mit 51 Prozent dem BMG und damit mehrheitlich dem Staat gehört.

Die TI sorgt mit verschiedenen Anwendungen, Komponenten und Netzen für den Datenaustausch zwischen Versicherungskarte, Praxen, Versicherungen und allen weiteren Leistungserbringern (neudeutsch: Stakeholdern) im Medizinsektor. Eine Komponente der TI, der sogenannte Konnektor, hat fehlerhaft funktioniert. Der Konnektor ist nur ein Router, wie ihn viele im eigenen Haushalt besitzen, allerdings eine auf Sicherheit getrimmte und durch die Gematik und das BSI überprüfte Komponente.

Es kommt darauf an, aus Fehlern zu lernen

Ein Konnektortyp eines Herstellers hat in sogenannte Logdateien personenbezogene Daten von Patientinnen und Patienten geschrieben, welche nicht in Logs hätten landen dürfen. Logs sind Textdateien, die alles Mögliche aufschreiben, etwa technische Ereignisse wie Störungen oder Zugriffe durch Personen auf Anwendungen und Systeme, es sind sozusagen Protokolle. Durch Verkettung weiterer Umstände könnten Angreifer aus diesen Logs herauslesen, welcher Patient wann bei welcher Ärztin in Behandlung war. Dinge, die niemand von uns preisgeben will. Fehler passieren, keine Häme von meiner Seite. Es kommt darauf an, aus Fehlern zu lernen und dass alle durch die Regulierung gleichbehandelt werden. Nun zur Groteske.

Wer ist verantwortlich für diese Panne? Doch eigentlich der Systemaufsteller der TI, da Ärztinnen und Ärzte bei Androhung von Honorarkürzungen die TI akzeptieren müssen und gar keine Entscheidungsfreiheit oder Mitbestimmung haben. Das sehen BÄK und BMG genauso, allerdings nicht der BfDI (der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit). Dieser sieht die Ärzteschaft in der Haftung für die fehlerhaften Konnektoren, da Ärztinnen und Ärzte die Verantwortlichen im Sinne der DSGVO seien.

Im Zweifel wird dieser Fall vor Gericht geklärt werden

Wenn dem so wäre, haftete die Ärzteschaft aus Datenschutzvergehen mit empfindlichen Geldbußen. Das wäre bei der Gematik nicht der Fall, denn staatliche Stakeholder können im Datenschutz nicht mit Geldbußen belegt werden. Wobei zu fragen ist, ob die für die Gematik zuständige Landesdatenschutzaufsicht, in dem Fall die Berliner, überhaupt schon eine Untersuchung zum Fall eingeleitet hat. Zumindest auf der Webseite ist dazu nichts zu lesen.

Nicht auszudenken, was in einem vergleichbaren Fall los wäre, wären ausschließlich privatwirtschaftliche Stakeholder beteiligt. Ich spreche aus tiefer Erfahrung. Sollte der BfDI seine Auffassung nicht ändern, wird dieser Fall im Zweifel vor Gericht geklärt werden – und die Ärzteschaft wird für die Sicherheit einer komplizierten und durch sie nicht bestellten IT-Infrastruktur geradestehen müssen. Das wäre wahrlich grotesk.

<https://www.berliner-zeitung.de/gesundheit-oekologie/groteske-in-der-arztpraxis-willkommen-im-datenschutz-absurdistan-li.237382>

F. W.

unread,
Jun 24, 2022, 2:30:38 AM6/24/22
to
Am 23.06.2022 um 23:24 schrieb Jack Ryan:

> Ein IT-Magazin deckt eine technische Panne in Arztpraxen auf, an der
> man gut das Groteske im deutschen Datenschutz sehen kann.

Es gibt keinen "deutschen Datenschutz". Datenschutz ist primär ein
europäisches Thema. Deutsche Regelungen haben sich da einzuordnen und
das tun sie auch.

Bezüglich Arztpraxen: ich konnte schon oft die Krankengeschichte der
Menschen in meiner Straße sehen. Beim Warten im Behandlungsraum stehen
die Daten der vorherigen Patienten stets auf dem Bildschirm.

Dagegen hilft eine Software, die schon seit den Neunziger Jahren
etabliert ist: der Bildschirmschoner.

Deutsche Ärzte gelten allerdings nicht als sonderlich IT-affin. Oft
stehen in den Praxen nicht nur lokal speichernde Rechner, die bei einem
Diebstahl oder Brand einen Totalverlust der Patientendaten bedeuten
würden. Die Programme werden oft gar nicht aktualisiert.

Die Gematik hat genau da ein Problem. Während Anfang 2020 beispielsweise
Apotheken längst mit den VPN-Routern ("Konnektoren") ausgestattet waren,
kämpften Arztpraxen noch immer noch mit alten Software-Versionen, die
mit der Gematik gar keine Verbindung aufnehmen konnten.

Ich würde für eine Arztpraxis einen Server mieten, der außerhalb der
Praxis in einem gesicherten RZ steht und per VPN verbunden ist, und dort
das Programm installieren. Solche Server-Housing-Angebote kosten sehr
wenig Geld und bringen sofort 200 % Datensicherheit.

In der Praxis stünden dann nur noch Terminals, die gerne geklaut oder
abgebrannt werden können. Die Praxis könnte am nächsten Tag an einem
neuen Ort sofort mit der Arbeit fortfahren.

FW

Anonymous

unread,
Aug 22, 2022, 6:05:06 PM8/22/22
to
"F. W." schrieb:
>Am 23.06.2022 um 23:24 schrieb Jack Ryan:
>
>> Ein IT-Magazin deckt eine technische Panne in Arztpraxen auf, an der
>> man gut das Groteske im deutschen Datenschutz sehen kann.
>
>Es gibt keinen "deutschen Datenschutz". Datenschutz ist primär ein
>europäisches Thema. Deutsche Regelungen haben sich da einzuordnen und
>das tun sie auch.
>
>Bezüglich Arztpraxen: ich konnte schon oft die Krankengeschichte der
>Menschen in meiner Straße sehen. Beim Warten im Behandlungsraum stehen
>die Daten der vorherigen Patienten stets auf dem Bildschirm.
>
>Dagegen hilft eine Software, die schon seit den Neunziger Jahren
>etabliert ist: der Bildschirmschoner.
>
>Deutsche Ärzte gelten allerdings nicht als sonderlich IT-affin. Oft
>stehen in den Praxen nicht nur lokal speichernde Rechner, die bei einem
>Diebstahl oder Brand einen Totalverlust der Patientendaten bedeuten
>würden. Die Programme werden oft gar nicht aktualisiert.

Absoluter Unsinn. Durch ständig wechselnde Vorgaben beispielsweise
hinsichtlich Kodierungen ist ohne regelmässiges Update alleine schon
keine gültige Quartalsabrechnung mehr möglich.

>
>Die Gematik hat genau da ein Problem. Während Anfang 2020 beispielsweise
>Apotheken längst mit den VPN-Routern ("Konnektoren") ausgestattet waren,
>kämpften Arztpraxen noch immer noch mit alten Software-Versionen, die
>mit der Gematik gar keine Verbindung aufnehmen konnten.

Unsinn. Jedes zertifizierte Verwaltungssystem für Kassenarztpraxen hat
den Gematik-Vorgaben zur TI zu genügen.

Es gibt jedoch noch einige wenige verantwortungsbewusste Ärzte, die sich
gemäss ihrer Verpflichtung zum Schutz von Patienteninformationen (§ 203
StGB / § 9 der Berufsordnung) diesem Zwang zum Datenaustausch verweigern
und damit empfindliche finanzielle Einbussen in Kauf nehmen.

<https://dejure.org/gesetze/StGB/203.html>

>
>Ich würde für eine Arztpraxis einen Server mieten, der außerhalb der
>Praxis in einem gesicherten RZ steht und per VPN verbunden ist, und dort
>das Programm installieren. Solche Server-Housing-Angebote kosten sehr
>wenig Geld und bringen sofort 200 % Datensicherheit.

200% Sicherheit nicht zu kontrollierender Einsichtnahme durch Dritte.

Und 200% Urlaub, sollte die Internetanbindung in die Knie gehen.

Mit meinem Notstromaggregat bin ich demgegenüber absolut autark.

Das bin ich meinen Patienten schuldig!

F. W.

unread,
Aug 23, 2022, 2:00:43 AM8/23/22
to
Am 23.08.2022 um 00:05 schrieb Anonymous:

>> Deutsche Ärzte gelten allerdings nicht als sonderlich IT-affin.
>> Oft stehen in den Praxen nicht nur lokal speichernde Rechner, die
>> bei einem Diebstahl oder Brand einen Totalverlust der
>> Patientendaten bedeuten würden. Die Programme werden oft gar nicht
>> aktualisiert.

> Absoluter Unsinn. Durch ständig wechselnde Vorgaben beispielsweise
> hinsichtlich Kodierungen ist ohne regelmässiges Update alleine schon
> keine gültige Quartalsabrechnung mehr möglich.

Ah, ein Praktiker. Du weißt schon, dass die meisten Ärzte ihre
Abrechnungen an Rechenzentren ausgelagert haben?

>> Die Gematik hat genau da ein Problem. Während Anfang 2020
>> beispielsweise Apotheken längst mit den VPN-Routern ("Konnektoren")
>> ausgestattet waren, kämpften Arztpraxen noch immer noch mit alten
>> Software-Versionen, die mit der Gematik gar keine Verbindung
>> aufnehmen konnten.

> Unsinn. Jedes zertifizierte Verwaltungssystem für Kassenarztpraxen
> hat den Gematik-Vorgaben zur TI zu genügen.

Ganz genau. Und warum ist das eRezept in Apotheken möglich und bei
Ärzten nicht? Oha...die IT ist zu alt.

>> Ich würde für eine Arztpraxis einen Server mieten, der außerhalb
>> der Praxis in einem gesicherten RZ steht und per VPN verbunden ist,
>> und dort das Programm installieren. Solche Server-Housing-Angebote
>> kosten sehr wenig Geld und bringen sofort 200 % Datensicherheit.

> 200% Sicherheit nicht zu kontrollierender Einsichtnahme durch
> Dritte.

...die datenschutzrechtlich einwandfrei in
Auftragsverarbeitungsverträgen zu regeln ist und schwere Sanktionen nach
sich zieht...

> Und 200% Urlaub, sollte die Internetanbindung in die Knie gehen.

Nein. Da wird auch inzwischen ein Lokalbetrieb möglich.

> Mit meinem Notstromaggregat bin ich demgegenüber absolut autark.
>
> Das bin ich meinen Patienten schuldig!
>

Es geht nicht um Dich.

FW

Wolfgang Kynast

unread,
Aug 23, 2022, 2:36:06 AM8/23/22
to
On Fri, 24 Jun 2022 08:30:33 +0200, "F. W." posted:

...
>Ich würde für eine Arztpraxis einen Server mieten, der außerhalb der
>Praxis in einem gesicherten RZ steht und per VPN verbunden ist, und dort
>das Programm installieren. Solche Server-Housing-Angebote kosten sehr
>wenig Geld und bringen sofort 200 % Datensicherheit.

Meine Nerven. Du hast wieder mal keine Ahnung.

Anonymous

unread,
Aug 23, 2022, 8:39:58 AM8/23/22
to
"F. W." schrieb:
>Am 23.08.2022 um 00:05 schrieb Anonymous:
>
>>> Deutsche Ärzte gelten allerdings nicht als sonderlich IT-affin.
>>> Oft stehen in den Praxen nicht nur lokal speichernde Rechner, die
>>> bei einem Diebstahl oder Brand einen Totalverlust der
>>> Patientendaten bedeuten würden. Die Programme werden oft gar nicht
>>> aktualisiert.
>
>> Absoluter Unsinn. Durch ständig wechselnde Vorgaben beispielsweise
>> hinsichtlich Kodierungen ist ohne regelmässiges Update alleine schon
>> keine gültige Quartalsabrechnung mehr möglich.
>
>Ah, ein Praktiker. Du weißt schon, dass die meisten Ärzte ihre
>Abrechnungen an Rechenzentren ausgelagert haben?

Kassenabrechnungen? Nö, das wäre mir neu. Und selbst bei
Privatabrechnungen, um welche es hier aber nicht geht, ist es meines
Wissens nur ein kleiner Teil. Aber ein Link dazu würde helfen.

>
>>> Die Gematik hat genau da ein Problem. Während Anfang 2020
>>> beispielsweise Apotheken längst mit den VPN-Routern ("Konnektoren")
>>> ausgestattet waren, kämpften Arztpraxen noch immer noch mit alten
>>> Software-Versionen, die mit der Gematik gar keine Verbindung
>>> aufnehmen konnten.
>
>> Unsinn. Jedes zertifizierte Verwaltungssystem für Kassenarztpraxen
>> hat den Gematik-Vorgaben zur TI zu genügen.
>
>Ganz genau. Und warum ist das eRezept in Apotheken möglich und bei
>Ärzten nicht? Oha...die IT ist zu alt.

Na dann erkläre einfach mal, was an der IT in der Arztpraxis gegenüber
der in der Apotheke zu alt sein soll.

Vielleicht steht der Arzt, welcher ja Daten herausgibt, schlicht in
einer anderen Verantwortung, als der Apotheker, der sie bestenfalls
entgegennimmt.

>
>>> Ich würde für eine Arztpraxis einen Server mieten, der außerhalb
>>> der Praxis in einem gesicherten RZ steht und per VPN verbunden ist,
>>> und dort das Programm installieren. Solche Server-Housing-Angebote
>>> kosten sehr wenig Geld und bringen sofort 200 % Datensicherheit.
>
>> 200% Sicherheit nicht zu kontrollierender Einsichtnahme durch
>> Dritte.
>
>...die datenschutzrechtlich einwandfrei in
>Auftragsverarbeitungsverträgen zu regeln ist und schwere Sanktionen nach
>sich zieht...

Klar. Und dann werden aus allgemeinem Interesse etc. die Regeln
plötzlich geändert ...

Immer gut, wenn man sich auf die Naivität der Bevölkerung verlassen
kann, wie derzeit das Durchdrücken der Telematikinfrastruktur auch
wieder mal zeigt.

>
>> Und 200% Urlaub, sollte die Internetanbindung in die Knie gehen.
>
>Nein. Da wird auch inzwischen ein Lokalbetrieb möglich.

Und was ist dann gewonnen gegenüber reinem Lokalbetrieb mit unabhängiger
lokoregionärer Backup-Strategie mit räumlich getrennten Medien?

>
>> Mit meinem Notstromaggregat bin ich demgegenüber absolut autark.
>>
>> Das bin ich meinen Patienten schuldig!
>>
>
>Es geht nicht um Dich.

Schrieb ich ja, es geht um meine Patienten!

Thomas Hochstein

unread,
Aug 23, 2022, 2:45:02 PM8/23/22
to
Wolfgang Kynast schrieb:

> >Ich würde für eine Arztpraxis einen Server mieten, der außerhalb der
> >Praxis in einem gesicherten RZ steht und per VPN verbunden ist, und dort
> >das Programm installieren. Solche Server-Housing-Angebote kosten sehr
> >wenig Geld und bringen sofort 200 % Datensicherheit.
>
> Meine Nerven. Du hast wieder mal keine Ahnung.

War das je anders?

Thomas Hochstein

unread,
Aug 23, 2022, 5:00:03 PM8/23/22
to
F. W. schrieb:

> Am 23.08.2022 um 00:05 schrieb Anonymous:
> > Absoluter Unsinn. Durch ständig wechselnde Vorgaben beispielsweise
> > hinsichtlich Kodierungen ist ohne regelmässiges Update alleine schon
> > keine gültige Quartalsabrechnung mehr möglich.
>
> Ah, ein Praktiker.

Im Gegensatz zu Dir weiß er tatsächlich, wovon er redet.

> Du weißt schon, dass die meisten Ärzte ihre
> Abrechnungen an Rechenzentren ausgelagert haben?

Die Quartalsabrechnungen, um die es hier geht, sind die mit der KV. Nix
Rechenzentren.

> > Unsinn. Jedes zertifizierte Verwaltungssystem für Kassenarztpraxen
> > hat den Gematik-Vorgaben zur TI zu genügen.
>
> Ganz genau. Und warum ist das eRezept in Apotheken möglich und bei
> Ärzten nicht?

Wie meinen?

> Oha...die IT ist zu alt.

Dunkel bleibt der Rede Sinn.

F. W.

unread,
Aug 24, 2022, 1:21:43 AM8/24/22
to
Am 23.08.2022 um 14:39 schrieb Anonymous:

> Na dann erkläre einfach mal, was an der IT in der Arztpraxis
> gegenüber der in der Apotheke zu alt sein soll.

Kein Update, ergo kein Anschluss an die Telematik.

> Vielleicht steht der Arzt, welcher ja Daten herausgibt, schlicht in
> einer anderen Verantwortung, als der Apotheker, der sie bestenfalls
> entgegennimmt.

Datenschutz ist Datenschutz.

> Immer gut, wenn man sich auf die Naivität der Bevölkerung verlassen
> kann, wie derzeit das Durchdrücken der Telematikinfrastruktur auch
> wieder mal zeigt.

Eine Einstellung, die Deutschland zurecht mehr und mehr ins digitale
Mittelalter drückt.

Man bewundert, dass man in Estland online heiraten kann. Gleichzeitig
lehnt man die Grundlage der Grundlage, den eAusweis, ab und schreit, wir
sind nicht digital.

Ich schätze, wir haben ein großes digitales Bildungsproblem in der
Bevölkerung. Die meisten scheinen gar nicht zu wissen, wie die Telematik
funktioniert und haben Angst vor der falschen Seite.

FW

F. W.

unread,
Aug 24, 2022, 1:35:41 AM8/24/22
to
Am 23.08.2022 um 22:45 schrieb Thomas Hochstein:

>> Am 23.08.2022 um 00:05 schrieb Anonymous:

>>> Absoluter Unsinn. Durch ständig wechselnde Vorgaben
>>> beispielsweise hinsichtlich Kodierungen ist ohne regelmässiges
>>> Update alleine schon keine gültige Quartalsabrechnung mehr
>>> möglich.
>>
>> Ah, ein Praktiker.
>
> Im Gegensatz zu Dir weiß er tatsächlich, wovon er redet.
>

Wer will das beurteilen? Kennt uns jemand beide persönlich? Oder
möchtest Du gern auf die Ebene der persönlichen Beleidigungen hinabsteigen?

>> Du weißt schon, dass die meisten Ärzte ihre Abrechnungen an
>> Rechenzentren ausgelagert haben?

> Die Quartalsabrechnungen, um die es hier geht, sind die mit der KV.
> Nix Rechenzentren.

Und die machen das mit ihrem Commodore 64?

>>> Unsinn. Jedes zertifizierte Verwaltungssystem für
>>> Kassenarztpraxen hat den Gematik-Vorgaben zur TI zu genügen.

>> Ganz genau. Und warum ist das eRezept in Apotheken möglich und bei
>> Ärzten nicht?
>
> Wie meinen?
>
>> Oha...die IT ist zu alt.
>
> Dunkel bleibt der Rede Sinn.

Ich erkläre es gern: die Telematik-Infrastruktur benötigt ein Modul zur
Datenübertragung. Das muss entwickelt werden von Leuten, die gern dafür
bezahlt würden. Also kostet es Geld.

Die Apotheken haben das Modul gekauft. Die Ärzte nicht.

FW

F. W.

unread,
Aug 24, 2022, 1:37:18 AM8/24/22
to
Was soll das? Keine Argumente?

FW

Anonymous Remailer

unread,
Aug 26, 2022, 11:46:55 AM8/26/22
to
"F. W." schrieb:
>Am 23.08.2022 um 14:39 schrieb Anonymous:
>
>> Na dann erkläre einfach mal, was an der IT in der Arztpraxis
>> gegenüber der in der Apotheke zu alt sein soll.
>
>Kein Update, ergo kein Anschluss an die Telematik.

Noch mal: Ohne aktualisierte Software ist eine Kassenarztpraxis nicht
einmal der Lage, eine gültige Quartalsabrechnung zu erstellen. Und
zugelassenen Praxisverwaltungssysteme haben TI-fähig zu sein.

Hier Daten zur Umsetzung von Mitte Juni:
<https://digitales-gesundheitswesen.de/wp-content/uploads/2022/06/220620_DG_Top_PVS_exportWebseite.pdf>

>
>> Vielleicht steht der Arzt, welcher ja Daten herausgibt, schlicht in
>> einer anderen Verantwortung, als der Apotheker, der sie bestenfalls
>> entgegennimmt.
>
>Datenschutz ist Datenschutz.

Denk einfach noch mal nach: Wie soll der in dieser Hinsicht passive
Apotheker Daten schützen, die primär der Arzt besitzt und herausgibt?
Nun die Asymmetrie verstanden?

>
>> Immer gut, wenn man sich auf die Naivität der Bevölkerung verlassen
>> kann, wie derzeit das Durchdrücken der Telematikinfrastruktur auch
>> wieder mal zeigt.
>
>Eine Einstellung, die Deutschland zurecht mehr und mehr ins digitale
>Mittelalter drückt.

Immer dieselbe nebulöse Totschlagargumentation, wenn's ums Aushebeln der
informationellen Selbstbestimmung geht. Gähn!

>
>Man bewundert, dass man in Estland online heiraten kann. Gleichzeitig
>lehnt man die Grundlage der Grundlage, den eAusweis, ab und schreit, wir
>sind nicht digital.

Wer ist 'man'? Wer sehnt sich den gläsernen Bürger, den gläsernen
Patienten herbei? Klar, die Bitkom-Jünger bekommt bei dem Gedanken einen
Ständer. Damit ist ja auch eine Unmenge an Geld zu machen.

Lassen wir die Pöstchenschieber der Gematik ausser Acht und sehen uns
nur mal den grossen PVS-Anbieter CGM an:

<https://www.cgm.com/corp_de/magazin/artikel/pressemitteilungen/2021/compu-group-medical-starkes-zweites-quartal-mit-10-organischem-wachstum.html>

| Der Umsatz im Segment Consumer & Health Management Information Systems
| stieg um 41 % auf EUR 36 Mio. (Vorjahr: EUR 25 Mio.). Der organische
| Umsatz stieg um beeindruckende 42 % auf EUR 36 Mio. (Vorjahr: EUR 25
| Mio.). Diese Entwicklung wurde maßgeblich von der Telematikinfrastruktur
| mit einem starken Absatz von Kartenterminals und dem fortgesetzten
| Rollout in Apotheken in Deutschland getrieben. Nachdem die gematik die
| Zulassung für die KoCoBox MED+ als Konnektor für die elektronische
| Patientenakte erteilt hat, wird nun für das zweite Halbjahr weiteres
| Umsatzwachstum erwartet. Ohne Wachstumseffekte durch die TI betrug der
| organische Umsatzanstieg 10 %, angetrieben vor allem von einer starken
| Entwicklung bei datenbasierten Lösungen. Das bereinigte EBITDA lag bei
| EUR 5,7 Mio. und damit 31 % über dem Vorjahreswert (EUR 4,4 Mio.).

Kein Wunder, dass das Unternehmen angesichts dieses
Wertschöpfungspotenzials auch massgeblich auf die einschlägige
Berichterstattung Einfluss zu nehmen versucht. Um die Ärzteschaft auf
Linie zu bringen, biederte einen z.B. das Ärzeblatt, die kostenlose
BILD-Zeitung für Ärzte, über längere Zeit mit gross aufgemachten
Annoncen und einer Unzahl an tendenziösen Artikeln an.

CGM ist übrigens mit gut gefüllter Kriegskasse dabei, sich europaweit
einen Konkurrenten nach dem anderen einzuverleiben. Wie im Klinikbereich
wird sich auch auf diesem Sektor mittel- bis längerfristig ein
unheilvolles Oligo-/Monopol herausbilden, welches, wer will es ihnen
verdenken, einzig auf maximale wirtschaftliche Abschöpfung des
finanziell chronisch angeschlagenen Gesundheitssektors abzielt.

Lächerlich, wie einem ehedem die Digitalisierung des Gesundheitswesens
durch Einsparungen infolge der Vermeidung von Doppeluntersuchungen usw.
schmackhaft gemacht werden sollte. Das ist nichts als ein stetig grösser
werdendes Milliardengrab. Wir begeben uns hier in Abhängigkeiten von der
Industrie, aus denen ein Entweichen bald nicht mehr möglich sein wird.

>
>Ich schätze, wir haben ein großes digitales Bildungsproblem in der
>Bevölkerung. Die meisten scheinen gar nicht zu wissen, wie die Telematik
>funktioniert und haben Angst vor der falschen Seite.

Stimmt. Da zähle ich auch Dich dazu.

Zur Verdummung tragen aber auch die offiziellen Verlautbarungen bei.

Als Beispiel <https://www.gematik.de/anwendungen/e-patientenakte/>:

| ePA - Persönliche Daten, persönliche Entscheidungen
|
| Mit der elektronischen Patientenakte (ePA) haben Versicherte ihre
| Gesundheit stets im Blick. Arztbriefe, Befunde, aber auch Mutter- und
| Impfpass sind an einem Ort sicher gespeichert. Dank der ePA können sich
| vor allem Ärztinnen und Ärzte schnell einen guten Überblick über die
| Gesundheit verschaffen. Die volle Hoheit über ihre Daten behalten dabei
| stets die Versicherten. Denn sie allein entscheiden, welche Dokumente
| sie wem zur Einsicht freigeben.

Ist natürlich absoluter Unsinn. Wer darauf Zugriff hat, wird zukünftig
einzig nach politischer Opportunität entschieden. Die Interessenten
stehen schon in den Startlöchern. Da kann der Patient dann mit dem
Zertifikat auf seiner Versichertenkarte wedeln wie er will.

Btw, ich warte immer noch auf den Link, welcher belegt, 'dass die
meisten Ärzte ihre Abrechnungen an Rechenzentren ausgelagert haben'.

Grüsse

F. W.

unread,
Sep 2, 2022, 4:54:22 AM9/2/22
to
Am 26.08.2022 um 17:46 schrieb Anonymous Remailer:

>>> Na dann erkläre einfach mal, was an der IT in der Arztpraxis
>>> gegenüber der in der Apotheke zu alt sein soll.
>>
>> Kein Update, ergo kein Anschluss an die Telematik.

> Noch mal: Ohne aktualisierte Software ist eine Kassenarztpraxis nicht
> einmal der Lage, eine gültige Quartalsabrechnung zu erstellen. Und
> zugelassenen Praxisverwaltungssysteme haben TI-fähig zu sein.

Es gibt verschiedene Arten von Updates. Einige sind kostenpflichtig.

>>> Vielleicht steht der Arzt, welcher ja Daten herausgibt, schlicht
>>> in einer anderen Verantwortung, als der Apotheker, der sie
>>> bestenfalls entgegennimmt.
>>
>> Datenschutz ist Datenschutz.
>
> Denk einfach noch mal nach: Wie soll der in dieser Hinsicht passive
> Apotheker Daten schützen, die primär der Arzt besitzt und herausgibt?
> Nun die Asymmetrie verstanden?
>

Na und? Datenschutz gilt für alle.

>>> Immer gut, wenn man sich auf die Naivität der Bevölkerung
>>> verlassen kann, wie derzeit das Durchdrücken der
>>> Telematikinfrastruktur auch wieder mal zeigt.
>>
>> Eine Einstellung, die Deutschland zurecht mehr und mehr ins
>> digitale Mittelalter drückt.
>
> Immer dieselbe nebulöse Totschlagargumentation, wenn's ums Aushebeln
> der informationellen Selbstbestimmung geht. Gähn!
>

Du hättest eben weiter lesen sollen:

>> Man bewundert, dass man in Estland online heiraten kann.
>> Gleichzeitig lehnt man die Grundlage der Grundlage, den eAusweis,
>> ab und schreit, wir sind nicht digital.
>
> Wer ist 'man'? Wer sehnt sich den gläsernen Bürger, den gläsernen
> Patienten herbei? Klar, die Bitkom-Jünger bekommt bei dem Gedanken
> einen Ständer. Damit ist ja auch eine Unmenge an Geld zu machen.
>

Geld? Du meinst, da machen Leute Gewinne? Ich wusste nicht, dass es so
schlecht um uns steht...

Die DDR war ein Paradies. Da machte niemand Gewinn. Aber die hatten
nicht mal Klopapier das anders war als Schmirgelpapier. Wer's mag.

"Gläserner Bürger" ist ein Begriff aus den späten 70ern. Die damaligen
Computer-Hippies (CCC) behaupteten jahrzehntelang, der Staat wolle uns
schaden, in dem er Daten speichert.

Die schossen auf den Falschen. Privaten Firmen erfassen heute ein
Mehrfaches an Daten. Und die Handybenutzer geben sie ihnen freiwillig.

Also was soll das Gehampel noch? Kommen wir endlich in der Gegenwart an,
bevor wie wieder mal teure Technik aus dem Ausland importieren müssen
wie so oft schon.

FW


Nomen Nescio

unread,
Sep 2, 2022, 7:10:03 PM9/2/22
to
"F. W." schrieb:
>Am 26.08.2022 um 17:46 schrieb Anonymous Remailer:
>
>>>> Na dann erkläre einfach mal, was an der IT in der Arztpraxis
>>>> gegenüber der in der Apotheke zu alt sein soll.
>>>
>>> Kein Update, ergo kein Anschluss an die Telematik.
>
>> Noch mal: Ohne aktualisierte Software ist eine Kassenarztpraxis nicht
>> einmal der Lage, eine gültige Quartalsabrechnung zu erstellen. Und
>> zugelassenen Praxisverwaltungssysteme haben TI-fähig zu sein.
>
>Es gibt verschiedene Arten von Updates. Einige sind kostenpflichtig.

Einige? Der war gut! Sehr romantische Vorstellung.

Die Softwaregebühren werden vierteljährlich abgebucht und bei jedem
Server- und Client- Programmstart erfolgt ein Kontakt mit der Zentrale
zur Überprüfung der Gültigkeit der Lizenz. Ob ich jedoch die zur
Verfügung gestellten Updates einspiele, interessiert den PVS-Anbieter
eher weniger. Da ist es dann aber schnell mit der Kooperationswilligkeit
des KV-Abrechnungssystems vorbei.

>
>>>> Vielleicht steht der Arzt, welcher ja Daten herausgibt, schlicht
>>>> in einer anderen Verantwortung, als der Apotheker, der sie
>>>> bestenfalls entgegennimmt.
>>>
>>> Datenschutz ist Datenschutz.
>>
>> Denk einfach noch mal nach: Wie soll der in dieser Hinsicht passive
>> Apotheker Daten schützen, die primär der Arzt besitzt und herausgibt?
>> Nun die Asymmetrie verstanden?
>>
>
>Na und? Datenschutz gilt für alle.

Schon klar.

>
>>>> Immer gut, wenn man sich auf die Naivität der Bevölkerung
>>>> verlassen kann, wie derzeit das Durchdrücken der
>>>> Telematikinfrastruktur auch wieder mal zeigt.
>>>
>>> Eine Einstellung, die Deutschland zurecht mehr und mehr ins
>>> digitale Mittelalter drückt.
>>
>> Immer dieselbe nebulöse Totschlagargumentation, wenn's ums Aushebeln
>> der informationellen Selbstbestimmung geht. Gähn!
>>
>
>Du hättest eben weiter lesen sollen:
>
>>> Man bewundert, dass man in Estland online heiraten kann.
>>> Gleichzeitig lehnt man die Grundlage der Grundlage, den eAusweis,
>>> ab und schreit, wir sind nicht digital.
>>
>> Wer ist 'man'? Wer sehnt sich den gläsernen Bürger, den gläsernen
>> Patienten herbei? Klar, die Bitkom-Jünger bekommt bei dem Gedanken
>> einen Ständer. Damit ist ja auch eine Unmenge an Geld zu machen.
>>
>
>Geld? Du meinst, da machen Leute Gewinne? Ich wusste nicht, dass es so
>schlecht um uns steht...
>
>Die DDR war ein Paradies. Da machte niemand Gewinn. Aber die hatten
>nicht mal Klopapier das anders war als Schmirgelpapier. Wer's mag.

Die Frage lautet immer, ob dem finanziellen Aufwand auch ein adäquater
Gegenwert gegenübersteht. Und im Gesundheitswesen stehen die Kosten bei
vielen Projekten der jüngeren Vergangenheit in keinelei Verhältnis mehr
zu den finanziellen Belastungen des Krankenversicherungsnehmers, und da
das zunehmend aus dem Ruder läuft, auch des zuschiessenden Steuer-
zahlers.

Ich darf da nur mal die Reformierung des kassenärztlichen Notdienstes
erwähnen, ein Millionengrab, wobei Unsummen in Fahrdienste und
zusätzlich zu betreibende Dienstpraxen fliessen, die Versorgung aber
keinen Deut besser wurde.

Oder die Telematikinfrastruktur, einst damit beworben, dass durch die
Vernetzung teuere Doppeluntersuchungen vermieden werden können. Vor
lauter Kopfschütteln müsste einem ständig schwindelig sein in Anbetracht
des immensen finanziellen Aufwands zugunsten von EDV-Unternehmen, der
nichts als ein gewaltiges Chaos inklusive historischem Datenleck
verursacht.

Und aktuell plant Lauterbach wohl zusätzliche 'Gesundheitskioske', in
denen insbesondere in sozial schwachen Regionen, in welchen sich
mittlerweile Praxen finanziell nicht mehr tragen, Pflegekräfte, ja,
richtig gelesen, Pflegekräfte, die Patienten betreuen sollen. Von der
Zwei- in die Dreiklassenmedizin, Kiosk - Praxis - Privat! Man verzeihe
mir den Vergleich, aber da kann ich dann prinzipiell auch einen Affen
würfeln lassen. 'Was, die linke Schulter tut weh? Da müssen Sie zum
Orthopäden, Termin in 6 Wochen. Bis dahin eine Salbe.' Und am nächsten
Tag isse tot, war wohl ein Herzinfarkt. Aber wer denkt denn an sowas?
Wie? EKG? Ach ja, Papier mit so komischen Linien, stimmts? Hamwer nich.
Könnwer nich.

Nun ist Deutschland ja eigentlich finanziell schon relativ gut gestellt.
Aber Du verstehst schon, Geld alleine, ohne entsprechenden Grips, es
vernünftig einzusetzen, zumal gepaart mit Nähe zur bzw. Korrumpier-
barkeit durch die Gesundheitsindustrie (Stichwort Rhön-Kliniken), kann
auch einen dramatischen Rückschritt bedeuten. Was hilft dem Patienten
immer mehr Geld für das Drumherum zulasten der eigentlichen Behandlung?

>
>"Gläserner Bürger" ist ein Begriff aus den späten 70ern. Die damaligen
>Computer-Hippies (CCC) behaupteten jahrzehntelang, der Staat wolle uns
>schaden, in dem er Daten speichert.
>
>Die schossen auf den Falschen. Privaten Firmen erfassen heute ein
>Mehrfaches an Daten. Und die Handybenutzer geben sie ihnen freiwillig.
>
>Also was soll das Gehampel noch? Kommen wir endlich in der Gegenwart an,
>bevor wie wieder mal teure Technik aus dem Ausland importieren müssen
>wie so oft schon.

Na gut. Dann werden wir zwei hier wohl zu keinem Konsens finden.

Während für mich die Pflicht zu Verschwiegenheit und Vertraulichkeit in
Einklang mit der aktuellen Gesetzgebung einen unumstösslichen
Grundpfeiler der Arzt-Patient-Interaktion darstellt, siehst Du
anscheinend selbst höchstsensible Gesundheitsdaten als durchaus
veräusserbares Handelsgut an.

Den Satz mit dem bösen Erwachen schenke ich mir heute mal.

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