Hans-Peter Diettrich schrieb:
> On 10/29/22 2:17 PM, Dieter Heidorn wrote:
>> Hans-Peter Diettrich schrieb:
>
>>>>>> g = G M/r².
>>>>>>
>>>>>> Die Gravitationsbeschleunigung hängt also nur von der Masse M des
>>>>>> Primärkörpers und dem Abstand r zu dessen Gravitationszentrum ab.
>>>>>> NICHT von der Masse m des Testkörpers.
>>>
>>> Natürlich nicht, weil die Masse des Testkörpers in den Abstand r
>>> bereits eingegangen ist.
>>
>>
>> m_1 m_2
>> ---|----------------------|-----
>> x_1 x_2
>> |<--- r = x_2 - x_1--->|
>>
>> Die anfängliche Positionierung zweier Massen ist völlig freigestellt und
>> hängt nicht von einer der beiden Massen ab - siehe die Vorgaben im
>> Stefans Ausgangsposting:
>
> Mir geht es darum, ob r nicht der Abstand zum Massenmittelpunkt ist,
> nicht der zwischen den Schwerpunkten der (wieviel beteiligten?) Körper?
>
Liegen zwei Massepunkte vor, dann ist das r im Gravitationsgesetz der
Abstand der beiden Punkte.
Liegen zwei homogene Kugeln vor, dann ist r der Abstand der beiden
Massenmittelpunkte der Kugeln.
Aus dem Gravitationsgesetz kann durch Integration über Massenelemente
ausgedehnter Körper die wechselseitige Gravitationskraft zwischen
ausgedehnten Körpern bestimmt werden. Ergebnis: Das Feld einer homogenen
Vollkugel außerhalb der Kugel ist dasselbe, als befände sich die gesamte
Masse der Kugel in ihrem Mittelpunkt.
Betrachtet man also die Anordnung, die Stefan vorgegeben hatte (Kugel
fällt auf die Erde) und idealisiert die Erde als homogene Vollkugel,
dann ist das im Gravitationsgesetz auftretende r der Abstand der beiden
Massenmittelpunkte.
>> Beispiel: Körper 1 sei die Erde (idealisiert als homogene Kugel
>> betrachtet), Körper 2 eine homogene Kugel, die so angehoben wird, dass
>> ihr Massenmittelpunkt um h = 1 m über der Erdoberfläche liegt:
>>
>> m_1 = M_E = 5,974e24 kg , r_1 = r_E = 6,371e6 m
>>
>> Für die Kugel wird gewählt:
>>
>> m_2 = 1 kg , r_2 = 3 cm
>>
>> Der anfängliche Abstand der beiden Massenmittelpunkte ist dann
>>
>> r = r_1 + h = 6,371001e6 m.
>>
>> Gibt man die Kugel zur Zeit t = 0 frei, dann sind die
>> Anfangsbeschleunigungen
>>
>> Erde: a_E = a_1 = G m_2 / r^2 = 1,644e-24 m/s^2
>>
>> Kugel: a_K = a_2 = G M_E / r^2 = 9,823 m/s^2
>
> Bei so grober Rechnung ergibt sich natürlich kein brauchbares Ergebnis,
An der Berechnung der Anfangsbeschleunigungen ist überhaupt nichts
"grob" - es handelt sich lediglich um die sich bei den gegebenen Massen
und dem Abstand r der Massenmittelpunkte aus dem Gravitationsgesetz
ergebende Beschleunigung von Erde und Kugel.
Der Vergleich zeigt, dass die Beschleunigung der Erde vernachlässigbar
ist.
Man kann aber natürlich Massen vergleichbarer Größenordnung wählen.
Beispiel: Zwei homogene Kugeln befinden sich weit entfernt von anderen
Massen im Weltraum. Es sei
Radien der Kugeln: r_1 = r_2 = 0,1 m
anfänglicher Abstand der Massenmittelpunkte: r_0 = 1 m
Masse von Kugel 1: m_1 = 32 kg
Masse von Kugel 2: m_2 veränderlich
Die Anfangsbeschleunigungen sind dann:
a_1 = G*m_2/r_0^2 , a_2 = G*m_1/r_0^2 .
Wie ich bereits beschrieben hatte, kann man mit einem kleinen Programm
die nach Freigabe der beiden Kugeln einsetzende Bewegung der Kugeln
unter Wirkung ihrer gegenseitigen Anziehung in kleinen Zeitschritten dt
durchführen. Dabei erhält man
* die Orte der Massenmittelpunkte x_1(t), x_2(t),
* den Abstand r(t),
* die Geschwindigkeiten v_1(t), v_2(t),
* die Beschleunigungen a_1(t), a_2(t)
in Abhängigkeit von der Zeit.
Bei der Schrittweite dt = 1 s ergegen sich für die Zeit t bis zum
Kontakt der Kugeln die nachstehend angegebenen Werte. Zur Verdeutlichung
sind auch noch die Werte der anfänglichen Beschleunigungen angegeben.
m_2/kg a10 / m/s^2 a20 / m/s^2 t/s
---------------------------------------------------
8 5.339e-10 2.136e-9 20628
16 1.068e-9 2.136e-9 18830
24 1.602e-9 2.136e-9 17433
32 2.136e-9 2.136e-9 16307
64 4.271e-9 2.136e-9 13315
> die Abweichungen sind ja auch meßtechnisch kaum erfaßbar.
Solche Unterschiede sind messtechnisch erfassbar.
> Deshalb die
> Erweiterung des Experiments mit zwei Testkörpern, deren Wirkung in den
> einschlägigen *Formeln* direkt nachweisbar ist.
>
Und warum hast du die Rechnung dann nicht vorgeführt?
Zu deinem Beispiel "Kugel fällt auf die Erde und eine zweite Kugel soll
auch noch vorhanden sein":
> Wenn die erste der beiden
> nebeneinander positionierten Kugeln (m1) auf die Erde (me) fällt, dann
> wird sie von der Anziehung der zweiten Kugel (m2) gebremst, die noch
> oben bleibt. Fällt danach die zweite Kugel, wird sie sowohl von der Erde
> als auch von der vorher gefallenen Masse beschleunigt, muß also
> schneller fallen als die erste Kugel. q.e.d.
>
Das führt genau so wie bei Stefans Ausgangsanordnung (eine Kugel fällt
auf die Erde) nicht zu messtechnisch erfassbaren Unterschieden.
Wenn du rechnen könntest, dann würdest du feststellen, dass die
Gravitationskraft, die zwei Kugeln von 1 kg Masse im Abstand r = 1 m
aufeinander ausüben, im Vergleich zur Gravitationskraft, welche die Erde
auf je eine Kugel ausübt, getrost vernachlässigt werden kann:
Beschleunigung einer Kugel durch die Erde (wie oben bereits
beschrieben):
a_KE = G M_E / r^2 = 9,823 m/s^2
Beschleunigung einer Kugel durch eine zweite gleiche Kugel im Abstand
von 1 m:
a_KK = G m_K / r^2 = 6,674e-11 m/s^2
Um messbare Ergebnisse zu erhalten, kommst du nicht darum herum, drei
Kugeln in vergleichbarer Größenordnung zu wählen und die Bewegung unter
ihrer paarweise wechselseitigen gravitativen Anziehung zu berechnen.
Dabei wirst du feststellen, dass das entstandene Dreikörpersystem mit
dem Gravitationsgesetz vollständig berechnet werden kann und keine
Fragen offen bleiben.
Dieter Heidorn