Am 29.09.11 00:24, schrieb Heiner Meier:
> Helmut Leitner schrieb:
>
>> Am 28.09.11 22:21, schrieb Heiner Meier:
>>> Helmut Leitner schrieb:
>>>
>>>> Logik ist auch nur ein kleiner Teil der Vernunft.
>>>
>>> Bitte definiere: Logik.
>>
>> Für mich ist Logik ein Teilbereich der Mathematik, bei dem es um
>> die Verknüpfung von Aussagen geht, mit dem Ziel, die Wahrheit der
>> Aussagen in Form von Schlußfolgerungen zu erhalten.
>> Beispiel: Aus A folgt B. Aus B folgt C. Also: Aus A folgt C.
>> Es geht um logischer Operationen. Es geht um Sätze, die verknüpft
>> werden, die selbst nicht aus der Logik kommen.
>
> Wiki:
> "Logik (griechisch griechisch ἡ λογική τέχνη, altgriechische Aussprache
> he logiké téchne, ‚denkende Kunst‘, ‚Vorgehensweise‘) ist die Lehre des
> vernünftigen (Schluss)Folgerns. Die Logik untersucht die Gültigkeit von
> Argumenten hinsichtlich ihrer Struktur unabhängig vom konkreten Inhalt
> der eigentlichen Aussagen. In diesem Sinne spricht man auch von „formaler“
> Logik. Die Logik ist sowohl eine Disziplin der Philosophie als auch der
> Mathematik und der Informatik."
>
> Es ist die Kunst des vernünftigen Schliessens.
Das ist eine merkwürdige Formulierung, so als gäbe es auch
ein unvernünftiges Schlußfolgern. Eine Schlußfolgerung kann
richtig oder falsch sein, aber imho nicht vernünftig oder
unvernünftig.
>>> Bitte definiere: Vernunft.
>>
>> Für mich ist Vernunft eine Qualität des Denkens,
>
> Was! Was soll denn Vernunft ohne Denken sein?
Das wollte ich damit sagen. Aber nicht jedes Denken
ist vernünftig.
Wenn jemand die Straße überquert und dabei stehen bleibt,
und vorschriftsmäßig nach beiden Seiten schaut, dann ist
das vernünftig. Es ist keine Akt logische Schlussfolgerung,
sondern das Befolgen einer internalisierten Regel.
Vernünftig kann es sein, auf Atomkraftwerke zu verzichten.
Es ist aber nicht unbedingt logisch, denn man kann Logik
für oder gegen Atomkraftwerke verwenden und es liegt in
der Bewertung durch den Betrachter, welche Argumente
schwerer wiegen.
Vernunft kann sein, die Dinge so zu tun, wie sie in der
Gesellschaft als bewährt üblich sind. Heuristisch ist die
Anpassung und Imitation eine erfolgreiche Strategie.
Vernunft kann aber auch sein, die Notwendigkeit für neue
Wege zu erkennen, und mit dem Alten zu brechen.
Kurz: Vernunft ist viel mehr als Logik, aber Vernunft
ist keinesfalls unlogisch.
>> bei der verschiedene
>> Faktoren zusammen kommen: z. B. Erfahrung im Leben und mit Menschen,
>> die Fähigkeit sich in andere Menschen und Situationen hineinzudenken,
>> die Fähigkeit Probleme von verschiedenen Seiten zu betrachten und ihre
>> Vorteile und Nachteile zu erkennen, und dabei keine logischen Fehler
>> zu machen.
>
> Und das läuft doch auch auf Logik, die Kunst des vernünftigen Schliessens,
> hinaus.
Nein. Die Prämissen, das Ausgangsmaterial der Logik, ist nicht
Teil der Logik. Die Anerkennung bzw. Bewertung von Fakten sind
nicht Teil der Logik. (wie immer sagt die Mathematik allein
nichts über die Wirklichkeit aus)
> Das Ziel mag in beiden Fällen unterschiedlich sein: man kann ja
> auch z.B. zum Ziel haben, sich selbst zu schaden, um anderen zu helfen,
> und dies mit der strategisch "besten" Logik, d.h. der am passendsten
> erscheinenden Logik (anstelle einer anderen, formal vorgegebenen) erreichen,
> wobei man eh praktisch nie feststellen kann, ob die Lösung optimal war,
> sondern auch das praktisch immer nur indirekt aus der Heuristik (und
> einer Art Statistik) logisch schliessen.
Ich sehe eine heuristische Regel wie
"Angriff ist die beste Verteidigung"
nicht als Logik an.
Es kann auch divergierende Regeln geben wie
"don't be predictable"
die dagegen spricht, immer auf Angriff zu setzen, weil dies dem
Gegner ermöglicht, sich taktisch besser einzustellen.
> Der Unterschied liegt also im Kontext, und den kann man ohne weiteres
> zusammen mit der Logik zusammen "implementieren" - dass die Komplexität
> der (lebendigen) "Vorlage" überragend riesig ist, ändert nichts daran.
Logik zu implementieren, im Computer, ist relativ leicht.
Prolog war z. B. eine darauf spezialisierte Programmiersprache.
Vernunft zu implementieren ist schwer, ebenso schwer wie
Intelligenz. Derzeit ist es sogar unmöglich.
>>>> Intelligenz zu erzeugen
>>>
>>> Bitte definiere: Intelligenz.
>>
>> Intelligenz ist für mich die Fähigkeit, Aufgaben zu bewältigen,
>> die aus einem bestimmten Themenbereich kommen. Deswegen unterscheidet
>> man z. B. auch mathematische Intelligenz, sprachliche Intelligenz,
>> soziale Intelligenz, räumliche Vorstellungsvermögen usw.
>
> Das ist also auch keinerlei prinzipielles Problem für Maschinen.
Es wird dann schwer, wenn die Machine nicht auf die exakte Aufgabe
vorbereitet ist. Es gibt soweit ich weiß kein Spielprogramm, das
in der Lage wäre, auch nur das einfachste Kindergartenspiel von
einem Partner zu lernen und mit ihm zu spielen. Das wäre eine
größere Intelligenzleistung, als mit einer Eröffnungsbibliothek
aller gespielten Schachpartien und brute-force-Suche erstklassig
Schach zu spielen.
> Und Kreativität ist ebenso simplerweise ein Spielen und Ausprobieren,
> da steckt auch kein Gral oder Geheimnis dahinter, auch nicht für
> Machinen, denn dass dir nicht alles bewusst wird, heisst eben NICHT,
> dass deine eigene biologisch Informationsverarbeitung nicht auf
> entweder auf brute force oder abgespeicherte Beispiellösungen, d.h.
> "Heuristiken aus der Datenbank" funktioniert, genauso wie ein
> Schachprogramm - der Unterschied ist lediglich, dass der Schachcomputer
> ausser Schach nichts anderes kann.
Untersuchungen haben gezeigt, dass Großmeister bei Zugüberlegungen
nur sehr wenige Varianten durchdenken, also keine brute-force-Suche
"implementieren". Dagegen hat die Stellungsbewertung eine überragende
Bedeutung. Schachprogramme verzichten fast völlig auf die aufwendige
und unsichere Stellungsbewertung, zugunsten einer Materialsumme.
> Hierzu auch eine Anmerkung zu deiner Aussage, dass sich alles parallelen
> Rechenvorgänge rein mathematisch-theoretisch serialisieren lassen:
>
> Die praktische Seite steht auf einem anderen Blatt, und sie stösst
> eben schnell an reale Grenzen der Physik
Das bestreite ich nicht. Ich wollte nur Volkers Argument begegnen,
dass das Gehirn ein "völlig anderer Computer" und deshalb nicht durch
einen gängigen Computer nachzuahmen sei (er hat das angedeutet aber
nicht so dezidiert formuliert). Im Prinzip lässt sich alles, auch
ein neuronaler Chip auf einem normalen Computer simulieren.
Die Performance ist eine andere Sache. Auch ein am Computer
simluierter Gedanke, der ein Monat Supercomputerrechenzeit
zur Generierung bräuchte, wäre als "Proof of Concept" tauglich.
> : um z.B. real existierende
> lebendige Systeme in Kohlenstoffchemie zu reproduzieren, müssen
> "zahllose" Zellen reproduziert werden, wobei die Basenpaare mit einem
> Affenzahn von zig Tausenden Basenpaaren pro Sekunde abläuft,
Wir reden nicht von einer Zellgenerierung und einer Simulation
biochemischer bzw. molekularer Prozesse.
> und zwar
> "parellel" - nimmt man dann das Hirn mit seinen "unzähligen" Synapsen,
> so ist dein Vorschlag, das seriell in Silizium zu erledigen (z.B. als
> Simulation)
Wenn eine Synapse eine bestimme Verarbeitungsfunktion für Inputs
erledigt, um einen Output zu erzeugen, so wäre das durch einen
Vektor bzw. eine Vektormultiplikation und Diskriminierung
effizient abzubilden.
Wir wissen aber nicht, wie man solche mächtigen Logikelemente
für komplexere Aufgabe (etwa das Bilden eines Satzes, oder das
Merken eines Bildes) sinnvoll einsetzen soll.
> nur für im Vergleich zu dem einen richtigen Leben lächerlich
> wenig komplexe Systeme zu machen - es ist faktisch physikalisch unmöglich.
Das ist imho nicht klar. Derzeit fehlt es an allen Ecken und
Enden, auch an der Einsicht, die vorhandenen riesigen IT-Mittel
sinnvoll auszureizen.
>> Intelligenz bedarf der Erfahrung in einem Gebiet und der Kreativität.
>
> Bitte definiere: Kreativität.
Kreativität ist für mich die Fähigkeit, Vorstellungen oder Gedanken zu
entwickeln, die von dem Erinnerten und Gewussten abweichen und
eine innovative Qualität besitzen. Diese Innovation muss nicht
problemlöserisch verstanden werden, sondern schließt
selbstverständlich den gesamten Bereich der Künste, z. B. die
Erzeugung ästhetischer oder evozierender Artefakte, mit ein.
Ich schaue bei deinen Definitonsfragen bewusst nicht in die Wikipedia
oder ein anderes Nachschlagewerk, sondern versuche das Eigenem zu
beantworten. Du kannst es gerne mit der Wikipedia vergleichen, aber
erwarte nicht, dass ich die WP reproduziere. Sonst wäre unser
Gespräch und deine Fragen an mich ja sinnlos und ich könnte
dich gleich auffordern, in der Wikipedia nachzusehen...
lg Helmut