Gerade hatten wir es vom Poststrukturalismus und den Gender-Studies.
Nun zu etwas anderem.
Was sollte man von einem Text wie dem folgenden halten? Sein Autor
ist als Experte wohl anerkannt.
<zitat>
Was ich mir für dieses Zeit-Modell zunutze mache, ist ein Lehrstück,
das seit der Antike schon bekannt ist: Ein "bewegter", nämlich ein
in Ausdehnung begriffener Punkt erzeuge eine Linie, und so erzeuge
eine Linie eine Fläche wie auch eine Fläche einen Körper." Implizit
liegt diesem Lehrstück nämlich eine ganz und gar nicht
selbstverständliche Voraussetzung zugrunde: Durch einen in
Ausdehnung begriffenen Punkt wird eine Linie als eine Ausdehnung nur
unter der Voraussetzung erzeugt, daß beim Entstehen von Ausdehnung
in einer Richtung es gerade nicht auch zum Vergehen von Ausdehnung
in umgekehrter Richtung kommt. Und mache ich erst einmal explizit,
daß sie zugrunde liegt, kann ich diese Voraussetzung auch
unterlassen, um statt ihrer das genaue Gegenteil vorauszusetzen, das
mir absolut-exakt zu diesem Zeit-Modell verhilft. Durch diese Art
von Ausdehnung, die dieser Punkt danach als zeitliche nur innerhalb
von sich besitzt, ist er gerade jenes Nacheinander eines stetig
neuen Punktes. Im Zusammenhang mit seiner jeweiligen Zukunft und
Vergangenheit ist dieser Punkt denn auch jenes bekannte stetig neue
Jetzt der Gegenwart dazwischen.
Das Ergebnis dieser Analyse liefert dann jedoch auch noch als
weiteres, was unter der Synthese insgesamt verstanden werden könnte:
nicht nur der von subjektiver Zeit und subjektivem Raum. Am
schwersten nachvollziehbar ist bei ihm, daß er diese Synthese immer
wieder als Zusammensetzung oder als Verbindung hinstellte, was für
die von Zeit und Raum am allerwenigsten verständlich sein kann. Denn
in diesem Sinn setzt sie bereits voraus, was sie doch allererst
synthetisieren soll. Da sie sonach einen unendlichen Regreß in Gang
setzt, ist sie aufzugeben. Wo er selbst das einsieht, sagt er
deshalb mehrfach, daß Synthese sich nicht als Zusammensetzung oder
als Verbindung, sondern nur als ursprüngliches Ausdehnen von Zeit
und Raum verstehen läßt", was somit insbesondere aufrechtzuerhalten
ist.
Nicht zufällig macht das Modell für subjektive Zeit denn auch die
Art des Ausdehnens noch deutlich, das allein- zu der Gesamtsynthese
aller jener Formen führen kann, wovon die subjektive Zeit ja nur die
erste, grundlegende Stufe ist. Und das kann eben nur die
ursprüngliche Selbstausdehnung eines Punktes sein, aus der dann auch
noch weitere Selbstausdehnungen als abgeleitete erfolgen können.
Denn im Unterschied zu dem Modell für subjektive Zeit, das ich
erzeuge, wird die jeweils subjektive Zeit als solche ja durch jedes
Subjekt selbst erzeugt. Und so ist die ursprünglich-subjektive Zeit
gerade nicht etwa bloß Ausdehnung, sondern ist immer wieder
Ausdehnung und Punkt zusammen, nämlich Ausdehnung nur innerhalb von
Punkt. Denn er dehnt sich zu ihr aus, und nicht etwa umgekehrt, und
darin ist er Spontaneität, die sich zur Rezeptivität macht: eben zu
der Ausdehnung als Form, in die Gehalt ursprünglich einzugehen
vermag. Und so gewiß es sich dabei von vornherein um Punkt und
Ausdehnung zusammen handelt, so doch keineswegs im Sinn einer
Zusammensetzung.
Diese nämlich setzt sowohl den Punkt für sich als auch die
Ausdehnung für sich bereits voraus. Das trifft jedoch nicht zu. Denn
weder dieser Punkt noch diese Ausdehnung besteht etwa zunächst für
sich. Vielmehr entspringen dieser Punkt sowohl wie diese Ausdehnung
erst immer miteinander in Gestalt der subjektiven Zeit, wie sie das
Zeit-Modell bezeugt. Verstand als Punkt und Sinnlichkeit als
Ausdehnung verwirklichen sich also schon von vornherein (in der
Gestalt von subjektiver Zeit) und so auch weiterhin (in allen
anderen Gestalten) immer wieder nur zusammen: eben nur in der
Gestalt von Ausdehnung als Selbstausdehnung eines Punktes. Eine
„Schematisinusproblematik" kann sonach auch gar nicht erst
entstehen. Sie entsteht vielmehr nur unnötig als selbstgemachte
Schwierigkeit, wenn diese Synthesis im Sinn einer Zusammensetzung
falsch verstanden wird. Bei richtigem Verständnis aber setzt gerade
eine Synthesis nicht schon die Wirklichkeit von, sondern nur die
Möglichkeit für Punkt und Ausdehnung oder Verstand und Sinnlichkeit
voraus, was aber als Vermögen für auch nur etwas Somatisches sein
kann und nicht schon das entsprechende Mentale.
Dieser Ansatz für die Synthesis der subjektiven Zeit, wie er aus
deren angemessener und vollständiger Analyse sich ergibt, erscheint
mir aussichtsreich für die Gesamtsynthese aller weiteren Formen"
Geht man nämlich weiter von der Synthesis als Ausdehnung im Sinn der
Selbstausdehnung eines Punktes aus, ergibt sich die Gesamtsynthese
in Gestalt der übrigen Verhältnisse, die zwischen Punkt und
Ausdehnung noch möglich sind, wenn deren erstes jene subjektive Zeit
ist. Diese nämlich war ein Punkt mit Ausdehnung nur innerhalb von
sich als jenes Nacheinander eines stetig neuen Punktes. Ein davon
verschiedenes Verhältnis zwischen Punkt und Ausdehnung ergibt sich
denn auch ganz natürlich dadurch, daß zur Charakterisierung dieses
ersteren Verhältnisses die angemessene Negierung angegeben wird. Die
aber führt zu einem Punkt mit Ausdehnung gerade nicht „nur innerhalb
von sich", sondern „auch außerhalb von sich".
Ein Punkt mit Ausdehnung „auch außerhalb von sich", das ist jedoch
ein Punkt mit Ausdehnung „auch innerhalb von sich", bei der es also
bleibt, indem die andere aus ihr heraus jeweils za ihr hinzu tritt.
Diese Charakterisierung dieser zweiten Ausdehnung im Unterschied zu
jener ersten Ausdehnung ist somit die von zwei verschiedenen
Selbstausdehnungen des jeweils einen Punktes. Eben darin ist sie
auch die angemessene und vollständige Charakterisierung subjektiver
Zeit und subjektiven Raums als einer unlösbaren Einheit. Denn zum
einen kann die Ausdehnung, die dieser Punkt dann jeweils „außerhalb
von sich" besitzt, nur ein formaler Raum als ein Zugleich sein. Doch
zum andern muß er auch ein Zeit-Raum sein, will sagen: ein Zugleich,
das als ein Nacheinander von Zugleich ein stetig neues ist.
</zitat>
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