Lutz Meisinger <
L.Mei...@gmx.net> wrote:
> Am 05.11.2023 um 15:49 schrieb Martin Klaiber:
>> Lutz Meisinger <
L.Mei...@gmx.net> wrote:
>>> Zitate:
>>> aus: Deborah Lupton; Persönlich verantwortlich; Kursbuch 175
>>> "Auch gibt es Versicherungen, die das gesundheitsrelevante
>>> Verhalten ihrer Kunden beobachten, wobei sie gegebenenfalls
>>> Zahlungen zurückhalten oder Beiträge bei denen erhöhen, die nicht
>>> dem vorgeschriebenen Verhalten entsprechen"
>> Beitragserhöhungen wegen nicht angepassten Verhaltens? Das höre ich zum
>> ersten Mal. Hast Du dafür ein Beispiel? Oder bezieht sich das Buch auf
>> Versicherungen im Allgemeinen?
> ich habe das Buch zitiert weil es einigermassen seriös erschien. Ich
> erinnere mich, dass manche Krankenkassen Behandlungen genehmigen
> oder das auch bleiben lassen können.
Die gesetzlichen Krankenkassen sind verpflichtet, bestimmte Leistungen
zu erstatten, das ist der sogenannte Leistungskatalog. Er ist bei
allen gesetzlichen Krankenkassen gleich. Daneben gibt es freiwillige
Leistungen, die Krankenkassen anbieten können aber nicht müssen. Bei
vielen Krankenkassen ist das beispielsweise ein Zuschuss zu der
Professionellen Zahnreinigung. Siehe:
https://www.test.de/Gesetzliche-Krankenversicherung-Alle-Infos-zum-Thema-Krankenkassen-1151006-5177894/
Ansonsten kann man bei seiner Krankenkasse auch immer anfragen, ob
sie darüber hinausgehende Leistungen übernehmen. Das ist aber immer
eine Einzelfallentscheidung. Und das muss man dann natürlich auch
begründen, z.B. durch ein ärztliches Gutachten.
> Das ist meine Interpretation dieses Zitats von 2013.
Meines Erachtens ist das Zitat, sollte es sich auf Krankenkassen
beziehen, grob sinnentstellend. Oder genauer gesagt: Ohne das Buch zu
kennen, liest sich dieser Absatz für mich, als sollten da Krankenkassen
bewusst in ein schlechtes Licht gerückt werden.
Oder kennst Du einen Fall, wo eine Krankenkasse Zahlungen
zurückgehalten oder Beiträge erhöht hat, weil Kunden nicht das
(Zitat) "vorgeschriebene Verhalten" zeigten? Was soll das überhaupt
sein? Welches Verhalten schreibt Dir Deine Krankenkasse vor?
Was es gibt, sind die in meinem letzten Post erwähnten Bonusleistungen.
Wenn also beispielsweise ein Raucher an einem Entwöhnungskurs
teilnimmt, gibt es dafür Geld von der Kasse zurück. Es werden umgekehrt
aber keine Beiträge erhöht, wenn man das nicht macht. Und einem Raucher
wird auch keine Behandlung verwehrt oder nicht bezahlt, die sich aus
seinem Rauchen ergibt.
In einem anderen Beitrag hatte ich eine Person erwähnt, der wegen
Rauchens ein halber Fuß amputiert werden musste. Die Operation muss
diese Person nicht selbst bezahlen, obwohl sie den halben Fuß ohne
das Rauchen vermutlich nicht verloren hätte. Und auch die weiteren
Kosten übernimmt die Krankenkasse, z.B. für die häusliche Pflege,
für den Rollator/Rollstuhl, usw.
Ich frage mich also wirklich, was Deborah Lupton, von der Du das
Zitat übernommen hast, überhaupt meint. Oder geht es gar nicht um
das Gesundheitssystem und gesetzliche Krankenkassen in Deutschland?
Oder meint sie das Bonussystem? Anstatt zu sagen, jemand bekommt
einen Bonus, wenn er ein bestimmtes Verhalten zeigt, könnte man
natürlich auch sagen, jemandem wird der Bonus vorenthalten, wenn er
dieses Verhalten nicht zeigt. Das impliziert allerdings, dass man
grundsätzlich einen Anspruch auf diesen Bonus hätte, was ja nicht
der Fall ist.
> Du kannst mein Wissen über Krankenkassen gern ergänzen. Es sind aber
> keine Institutionen, die den Patienten mit interesselosem Wohlgefallen
> betrachten und alles bezahlen, was ansteht.
Nein, natürlich nicht. Auch andere Versicherungen bezahlen nicht alles,
"was ansteht", sondern nur das, was vereinbart wurde. Wenn man mehr
möchte, muss man weitere oder andere Versicherungen abschließen, z.B.
eine Zahnzusatzversicherung.
Woher kommt denn überhaupt Dein Anspruch, Krankenkassen sollten ihre
Kunden mit "interesselosem Wohlgefallen" betrachten? Verlangst Du von
Deinem Lebensmittelhändler auch, dass Du ihm 10 Euro auf den Tresen
legst und er Dir dafür alles geben soll, "was ansteht"?
Man könnte natürlich über so eine Krankenversicherung nachdenken, die
alles bezahlt, was im Laufe des Lebens an Behandlungen anfällt. Dann
stellt sich aber die Frage, wie das finanziert werden soll.
> Auch der Wechsel in eine andere Kasse kann schwierig für den Patienten
> sein.
Inwiefern? Bei den gesetzlichen Krankenkassen ist der Wechsel sehr
einfach. Die neue Krankenkasse übernimmt alle Formalitäten. Siehe:
https://www.test.de/Gesetzliche-Krankenversicherung-Alle-Infos-zum-Thema-Krankenkassen-1151006-1152052/
Bei privaten Krankenkassen kenne ich mich nicht aus.
>> Welche Dokumentation sollte ich als Patient denn verweigern können?
>> Kann ich dem Arzt vorschreiben, dass er mich untersucht, aber seine
>> Arbeit nicht dokumentiert?
> ist vermutlich falsch ausgedrückt. Es geht um die Weitergabe der
> Dokumentationen. Dadurch werden Doppeluntersuchungen möglich.
Verstehe ich immer noch nicht. Doppeluntersuchungen sind möglich, wenn
ich wegen der gleichen Sache zu mehreren Ärzten gehe. Was hat das mit
der Dokumentation der Ärzte zu tun?
>>> Es ist schon eine stattliche Menge von Dritten, an die die Daten
>>> weitergegeben werden.
>> Das sind Dienstleister, die Leistungen für die Krankenkasse erbringen,
>> wie z.B. das Drucken der Gesundheitskarte. Dafür muss die Krankenkasse
>> die entsprechenden Daten, wie Name, Versichertennummer, usw.
>> natürlich an die Druckerei weitergeben. Das heißt aber nicht, dass sie
>> Gesundheitsdaten weitergibt, wie Du offenbar vermutest.
> Aufschluß würde es geben, wenn man die jeweiligen
> Datenschutzrichtlinien liest oder die Speicherungsorte der
> Dienstleister herausfindet.
Das könntest Du ja einfach mal machen, wenn Dir wirklich daran gelegen
wäre.
> Ich vermute, dass alles, was Geld bringt und legal ist auch gemacht
> wird.
Wogegen ja nichts zu sagen ist.
> Ich gebe zu, ich hab keine Ahnung was da geschieht. Deswegen frage
> ich auch hier danach und stelle Vermutungen an. Du wirst doch auch
> zugeben, dass diese Einwilligungsformulare, die dem Patienten
> vorgelegt werden mehr als suspekt sind.
Ich finde diese Formulare nicht suspekt.
> Man will eine Zustimmung zu einer anlaßlosen Datenweitergabe in
> elektronischer Form.
Nein, man möchte die Zustimmung zu einer *anlassbezogenen*
Datenweitergabe. Nämlich für den Fall, dass eine Anschlussversorgung
nötig ist. Das hatten wir jetzt aber schon mehrfach durchgekaut.
> Ich führe das nochmal an, denn du willst das überlesen bzw. überhören.
Nein, das habe ich nicht überlesen und auch nicht überhört. Ganz im
Gegenteil: Ich habe den Eindruck, Du willst nicht lesen und hören
(obwohl man es Dir nun schon mehrfach erklärt hat), dass dieses
Einverständnis zu einer Datenweitergabe eben nicht anlasslos ist,
sondern sich auf genau den Fall bezieht, dass es einen Anlass gibt,
nämlich eine notwendige Anschlussversorgung. Und wie auch schon
mehrfach geschrieben: Wenn Du das nicht willst (wozu Dich niemand
zwingt), dann unterschreibe einfach nicht und kümmere Dich selbst um
die Anschlussversorgung. Du wirst dann selbst sehr schnell merken,
wie schwierig es ist, beispielsweise einen Pflegedienst zu bekommen,
weil die alle überlastet und ausgebucht sind.
>> Damit wir uns nicht missverstehen: Ich bin nicht der Meinung, dass
>> die neue Technologie frei von Gefahren ist. Ich bin nur der Ansicht,
>> dass Dein "Verschwörungsdenken" Quark ist.
> "Verschwörungsdenken" kannst du jedem Kritiker in jedem Kontext
> entgegenhalten, das stimmt immer und nie.
Nein, zwischen einer kritischen Haltung und Verschwörungsdenken gibt
es fundamentale Unterschiede. Jemand mit einer kritischen Haltung ist
allen Perspektiven gegenüber kritisch, auch seiner eigenen. Wogegen
Verschwörungsdenker üblicherweise eine vorgefasste Meinung haben und
typischerweise hinter allem böse Mächte mit finsterer Absicht sehen.
Um diese Meinung zu bestätigen, suchen sie sich Argumente zusammen,
die diese Sichtweise stützen, auch wenn die Argumente in der Praxis
überhaupt nicht zutreffen. Und auch ihre eigene Meinung überprüfen
sie nicht kritisch.
Das sieht man ja auch an Deiner Argumentation hier: Du behauptest
Dinge über Krankenkassen, die nachweislich unwahr sind, wie Du mit
einer einfachen Recherche im web herausfinden könntest. Aber das
machst Du nicht, sondern Du verbreitest diese falschen Behauptungen
weiter. Und Du siehst hinter diesen Behauptungen böse Absichten, die
gegen die Bevölkerung gerichtet ist, und die die Krankenkassen oder
die Regierung zu verschleiern versucht. Ob das alles zutrifft, oder
ob Du Dir das bloß einbildest, überprüfst Du gar nicht. Das ist für
mich klassisches Verschwörungsdenken.
Martin
P.S. Sorry für die später Antwort.