In ihrem schon 1993 erschienenen Buch (leider vergriffen) "Mit dem
Herzen eines anderen leben?" beschreibt die Psychotherapeutin Elisabeth
Wellendorf Erlebnisse mit Organempf�ngern, die sie psychologisch betreut
hat.
Sie schildert die Erfahrung einer jungen Frau namens Susan, der sowohl
ein Herz als auch eine Lunge eingepflanzt wurden. Wellendorf zitiert
Susan so: "Ich lebe mit seinen Organen (denen des Spenders) und f�r
seine Organe. Wir sind einander verpflichtet. Manchmal habe ich das
Gef�hl, ich sp�re ihn genau, als h�rte ich ihn atmen. Oder wenn ich
unter dem Baum sitze, h�ngt er oben im Ge�st."
Daf�r, dass dies kein Einzelfall ist, gibt es zahlreiche Belege.
Die BILD am Sonntag berichtete am 26.05.1996 �ber eine 59j�hrige
Amerikanerin, die nach einer Herztransplantation einen bis dahin
unbekannten Appetit auf H�hnchen und Bier hatte. Nachforschungen
ergaben, dass ihr Herz von einem 18j�hrigen stammte, der f�r diese Kost
schw�rmte.
Die S�ddeutsche Zeitung berichtete 1992 �ber einen 27j�hrigen, der sechs
Jahre mit einem fremden Herzen lebte. Er sagte der Zeitung, dass er
direkt nach der Transplantation erhebliche psychische Probleme gehabt
habe: "Ich hatte das Gef�hl, dass ich nicht allein bin. Da war etwas im
Raum, etwas undefinierbares. Nachts vor dem Schlafengehen dachte ich
manchmal. 'Der macht sich aber breit in meinem Bett!'"
Der US-Kardiologe Dr. Paul Pearsall interviewte mehr als 100
Herz-Transplantierte, die glaubten, mit dem verstorbenen Organspender
verbunden zu sein. Er fand heraus, dass etliche Organempf�nger
Charakter-Schwerpunkte des Spenders �bernahmen.
So wurde dem 9j�hrigen Jimmy das Herz einer Dreij�hrigen eingesetzt, die
in einem Schwimmbad ertrunken war. Aus der einstigen Wasserratte Jimmy
wurde ein Junge mit unerkl�rlicher Wasserscheu.
Das Schweizer Magazin Blick berichtete am 17.02.1999 �ber eine 40j�hrige
Frau, die nach einer Nierentransplantation nicht wie vorher sch�chtern
und zur�ckhaltend war, sondern aggressiv wurde und anfing kampfbetonte
Sportarten zu lieben. Sie sagte: "Es ist ein ganz neues Leben. Ich sp�re
f�rmlich den Spender in mir weiterleben!" Der Spender war ein 18j�hriger
der Kampfsportarten �ber alles liebte.
Wie soll man das erkl�ren? Soll man das als "Einbildung" abtun? Ich
meine, das w�re zu einfach.
Ich erinnere mich an ein Gespr�ch �ber Organtransplantation, wobei mir
der Gespr�chspartner sagte, dass ich nach einer Organspende nicht
vollst�ndig tot bin, weil ja Teile von mir in einem anderen
weiterlebten.
Das leuchtete mir ein, weshalb ich meinen Organspenderausweis
vernichtete und auch k�nftig f�r Organspenden nicht zur Verf�gung stehen
werde.
Wie lie�e sich das, mit dem "nicht vollst�ndig tot sein" und dem
"partiellen Weiterleben" erkl�ren?
Ich will es mal mit einer Erkl�rung versuchen, die nat�rlich nicht
richtig sein muss.
Das f�ngt damit an, dass man einem Toten keine Organe entnehmen kann,
weshalb der Spender zum Zeitpunkt der Organentnahme noch leben muss.
Um einem noch lebenden Organismus trotzdem Organe entnehmen zu k�nnen,
wurde der Begriff des "Hirntods" konzipiert. Danach ist der Hirntod
eingetreten wenn beim Organspender keinerlei Gehirnaktivit�ten mehr
gemessen werden. Daraus wird geschlossen, dass damit auch das
Bewusstsein und damit die Pers�nlichkeit, also das, was nach allgemeinem
Verst�ndnis den Menschen ausmacht, endg�ltig erloschen ist.
Der Hirntod wird als unumkehrbar angesehen. Der Hirntote ist damit so
gut wie tot und wird wie ein Toter angesehen, denn nach dem Absterben
des Gehirns - so die Auffassung - sei es nur noch eine Frage der Zeit,
bis auch die �brigen Organe, samt dem vegetativen Nervensystem, das noch
bestimmte Organfunktionen aufrechterh�lt, absterben, womit der
Organspender dann zu einer "echten" Leiche und damit vollst�ndig Toten
wird.
Deshalb gilt es schnell zu handeln und die f�r eine Transplantation
infrage kommenden Organe durch Entnahme "sicherzustellen", bevor sie
endg�ltig abgestorben und damit unbrauchbar geworden sind.
Wie es den Anschein hat, geht man in Sachen Organtransplantation, ohne
dass das vielleicht bewusst wird, weiterhin vom Leib-Seele-Dualismus der
griechischen Philosophie aus, wo zwischen dem sterblichen Leib und der
unsterblichen Seele unterschieden wird, wobei der Leib einen geringeren
Wert als die Seele hat.
�bertr�gt man das auf die Organtransplantation, w�ren die zu
entnehmenden Organe dem Leib zuzuordnen, w�hrend die Gehirnstr�me,
einschlie�lich des Bewusstseins, der Seele und damit dem eigentlich
Wesentlichen zugeordnet werden. W�hrend man mit der "sterblichen H�lle"
etwas nachl�ssiger umgehen kann, verbietet sich das beim Umgang mit der
Seele, die vor einer Organentnahme deshalb "erloschen", oder je nach
Glaubensauffassung, den Leib verlassen haben muss.
Diese Sichtweise haben wir auch in der christlichen Theologie, wo es
hei�t: "Asche zu Asche, Erde zu Erde, Staub zu Staub, die Seele aber in
Gottes Vaterhaus". Wobei es die Frage ist, ob das Leibliche, denkt man
an die Auferstehung, nicht doch etwas mehr Beachtung verdienen w�rde.
Aber ist dieser Dualismus �berhaupt richtig?
Folgendes k�nnte zu denken geben:
Bei der Organentnahme kommt es bei den Hirntoten oftmals zu heftigen
Reaktionen. Es scheint, als wenn sich der Sterbende gegen die Zerlegung
seines K�rpers wehren w�rde, was Mediziner als "schmerzlose letzte
Reflexe" bezeichnen.
In der letzten Zeit sind in den Medien ganz erhebliche Zweifel am Befund
"Hirntod" aufgetaucht.
"19j�hrige nach Hirntod aufgewacht", "Organspenderin f�r hirntot
erkl�rt, in der Klinik wachte Carina pl�tzlich wieder auf", "Der Student
der hirntot war", so und �hnlich lauten die Schlagzeilen aus 2012, und
Report M�nchen hat erst am 21.11.2012 eine entsprechende Sendung
gebracht. Weitere Berichte k�nnen dem Internet entnommen werden.
Was kann uns das Wort Gottes dazu sagen?
"Da machte Gott der HERR den Menschen aus Erde vom Acker und blies ihm
den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges
Wesen." - 1. Mose 2, Vers 7
Nach dem Sch�pfungsbericht hat Gott den Menschen aus Erde geformt und
ihm danach den Odem des Lebens in seine Nase geblasen, wodurch der
Mensch ein lebendiges Wesen wurde, was in fr�heren �bersetzungen mit
"lebendiger Seele" �bersetzt wurde.
Die Seele kann so als das einzelne Lebewesen in seiner Lebenskraft
verstanden werden. Wobei die Seele das von Gott gegebene personenhafte
Leben ist, das Gott auch wieder zur�cknehmen kann bzw. das zu Gott
zur�ckkehrt.
Neben der Seele, die den ganzen Menschen umfasst, kann man als Seele
auch nur den immateriellen, personenhaften Teil des Menschen verstehen.
Die Erfahrung zeigt aber, dass das Leben, die Seele, den gesamten
Menschen durchdringt, also nicht nur auf das Gehirn und die
Gehirnt�tigkeit beschr�nkt ist. Daran erkennbar, dass Gem�tsbewegungen
und Empfindungen immer den ganzen Menschen umfassen.
So lassen Gef�hle unser Herz schneller schlagen, den Blutdruck ansteigen
oder den Schwei� ausbrechen. Wir erblassen und err�ten, und es kann uns
etwas auf den Magen schlagen.
Die psychosomatischen Erkrankungen best�tigen die enge Vernetzung
zwischen Leibe und Seele. Wir empfinden mit unserem ganzen K�rper und
teilen uns auch anderen durch unsere K�rpersprache und Ber�hrungen mit.
Das Leben durchdringt also den gesamten Menschen und damit alle Fasern
seines Leibes, und es erlischt erst in dem Moment, wenn der gesamte
Mensch vollst�ndig tot ist, dass hei�t alle seine Organe, einschlie�lich
des diese steuernden vegetativen Nervensystems, endg�ltig abgestorben
und damit tot und unbrauchbar sind.
Wenn ein Organ, in dem noch das Leben des Spenders ist, transplantiert
wird, w�re es somit vorstellbar, dass der Empf�nger einen Teil des
Lebens des Spenders in sein Leben �bernimmt. Wobei man sich das sowohl
als etwas Immaterielles als auch als genetisch bedingt vorstellen kann,
nachdem mit den Organen auch das Erbmaterial implantiert wird, das in
jeder K�rperzelle vollst�ndig vorhanden ist.
So wie in jedem Splitter eines Hologramms, das ganze Bild des Hologramms
enthalten ist, und so wie in jeder menschlichen Zelle, das gesamte
Erbgut enthalten ist, k�nnte es auch mit dem Wesen eines Menschen sein,
so dass dieses in jedem seiner Teile manifest w�re.
Abschlie�end noch ein Gedanke:
Weshalb soll die Seele, das Personsein des Menschen, das Bewusstsein
oder wie man es immer nennen will, ausschlie�lich im Gehirn und in der
Gehirnt�tigkeit angesiedelt sein? Warum wird Gehirn mit Bewusstsein und
Pers�nlichkeit gleichgesetzt?
Niemand k�me auf die Idee im Auge das Licht zu suchen. Man wird hier
kein Licht finden. Vermutlich aus dem prinzipiell gleichen Grund,
weshalb man im Gehirn weder eine Seele noch ein Bewusstsein finden kann.
Es d�rfte eher so sein, dass sich Seele und Bewusstsein des Gehirns als
Organ bedienen, �hnlich wie das Auge Licht wahrnimmt, ohne selbst Licht
zu sein.
Weil wir diese R�tsel nicht l�sen k�nnen, und weil wir nicht wissen, wie
Leib und Seele miteinander verwoben sind, scheint in Sachen Organspende
Vorsicht angebracht.
J�rgen Bauer
Quellenhinweis:
Die von Organempf�ngern geschilderten Erfahrungen sind der Publikation TOPIC Nr. 12, Dezember 2012 entnommen.
http://www.zeltmacher-nachrichten.eu/content/organtransplantation-der-andere-mir
Olaf
--- news://
freenews.netfront.net/ - complaints:
ne...@netfront.net ---