Alfred Flaßhaar <
Alfred.F...@gmx.de> wrote:
> Am 08.05.2022 um 15:05 schrieb Martin Vaeth:
>> Alfred Flaßhaar <
Alfred.F...@gmx.de> schrieb:
>>> Polynom 4. Grades. Das hat vier reelle Nullstellen, die
>>> erfreulicherweise alle durch Radikale darstellbar sind.
>>
>> Gilt Letzteres bei einem Polynom 4. Grades denn nicht immer?
>> Oder verweigerst Du die Bezeichnung "Radikal", wenn Radikale mit
>> echt komplexen Zahlen auftauchen?
>
> Machst Du Witze?
>
> Hier ist von Polynomnullstellen die Rede, die alle reell sind, was nicht
> immer der Fall ist.
Ich schrieb "Letzteres", bezog mich also auf die Aussage, dass die
Nullstellen "erfreulicherweise" alle durch durch Radikale darstellbar seien:
Mich hat der Ausdruck "erfreulicherweise" gestört, denn das ist ja bei
Polynomen 4. Grades *immer* "erfreulich" und keine spezielle Eigenschaft
*dieses* Polynoms (zumindest falls man den Begriff Radikal für komplexe
Zahlen zulässt, womit Du ja anscheinend keine Schwierigkeiten hast - ich
hingegen hätte da Skrupel, denn in reller Darstellung hat man es dann ja
mit transzendenten Funktionen zu tun).
> Es handelt sich also um Radikale ausschließlich reeller Zahlen.
Hier stört mich nun das Wort "also", weil es den folgenden Satz suggeriert:
Hat ein Polynom vom Grad <= 4 mit reellen Koeffizienten keine echt
komplexen Nullstellen, so lassen sich die Nullstellen durch rein
reelle Radikale darstellen.
(Wenn dieser Satz wohlbekannt oder offensichtlich wäre, hätte ich meine
Kritik an dem Wort "erfreulich" oben übrigens deutlich schärfer geäußert,
denn dann ist die Darstellung durch Radikale erst recht keine Besonderheit
dieses speziellen Polynoms.)
Vielleicht ist der Satz wahr, aber offensichtlich ist er nur für Grad 2.
Für Polynome 3. und 4. Grades scheint er auch nicht ausschließlich aus der
Tatsache herleitbar zu sein, dass sich alle Nullstellen durch (möglicherweise
komplexe) Radikale darstellen lassen, und Ansehen der Lösungsformel mit
komplexen Radikalen gab mir ebenfalls kein offensichtliches Argument für
einen Beweis.
Soweit ich weiß, führte die Frage komplexer Radikale historisch zu einer
philosophischen Debatte, dass man zur Darstellung rein reeller "Wurzeln"
prinzipiell echt komplexe "Wurzeln" brauche. Aber ob es bei dieser Debatte
auch um Polynome mit *ausschließlich* reellen Wurzeln ging (oder ob vielleicht
der Satz oben wahr ist), entzieht sich meinem Hörensagen.