Am 01.01.2023 um 19:41 schrieb Ganzhinterseher:
>
> Cantor hat Folgendes leider nicht erkannt: Wenn alle Brüche einschließlich aller natürlichen Zahlen mit allen natürlichen Zahlen nummeriert worden sind, dann ist die Menge der Brüche am Ende wohlgeordnet. Dann besitzt auch die Menge derjenigen Brüche ein erstes Element, in der der Schrumpfungsprozess erfolgt
>
Dein Verständnis von Mathematik kann nicht weiter schrumpfen :-)
Immerhin hast Du gerade wieder(*) hingeschrieben, was Du nicht
verstehst, was Dich aber "überrascht" hat:
WM:
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Lies Dir die folgenden Zitate aus Cantors Korrepondenz aufmerksam durch.
Das aktual Unendliche ist FEST! Hilberts Hotel ebenso wie die Matrix B
können nur potentiell unendlich sein. Ich habe alle Zitate
zusammengestellt und bin echt überrascht, wie scharf Cantor schon die
verschiedenen Unendlichkeiten unterscheiden konnte. Ich werde demnächst
mal alle zusammen hier bringen.
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Mit "hier" ist de Spielsalon-Thread "Reverse Billard" gemeint.
Wäre nicht dieser Thread (TH14) besser geeignet, konkret zu werden?
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Beginn der Zitatsammlung
>
> Cantor:
>
> so muß man vor allem den Gegensatz scharf ins Auge fassen, der
zwischen dem aktualen und dem potentialen Unendlichen besteht. Während
das potentiale Unendliche nichts anderes bedeutet als eine unbestimmte,
stets endlich bleibende, veränderliche Größe, die Werte anzunehmen hat,
welche entweder kleiner werden als jede noch so kleine, oder größer
werden als jede noch so große endliche Grenze, bezieht sich das aktuale
Unendliche auf ein in sich festes, konstantes Quantum, das größer ist
als jede endliche Größe derselben Art.
>
> Unterliegt es nämlich keinem Zweifel, daß wir die veränderlichen
Größen im Sinne des potentialen Unendlichen nicht missen können, so läßt
sich daraus auch die Notwendigkeit des Aktual-Unendlichen folgendermaßen
beweisen: damit eine solche veränderliche Größe in einer mathematischen
Betrachtung verwertbar sei, muß strenggenommen das "Gebiet" ihrer
Veränderlichkeit durch eine Definition vorher bekannt sein; dieses
"Gebiet" kann aber nicht selbst wieder etwas Veränderliches sein, da
sonst jede feste Unterlage der Betrachtung fehlen würde; also ist dieses
"Gebiet" eine bestimmte aktual-unendliche Wertmenge.
> So setzt jedes potentiale Unendliche, soll es streng mathematisch
verwendbar sein, ein Aktual-Unendliches voraus.
> Diese "Gebiete der Veränderlichkeit" sind die eigentlichen
Grundlagen der Analysis sowohl wie der Arithmetik und die verdienen es
daher in hohem Grade, selbst zum Gegenstand von Untersuchungen genommen
zu werden, wie dies von mir in der "Mengenlehre" (théorie des ensembles)
geschehen ist.
>
> Denn warum kann man nach jeder Gränze, die man sich in der
unendlichen Ausdehnung gesetzt hat, immer wieder weiter gehen? Weil
hinter jeder angebbaren Ausdehnung immer noch Ausdehnung ist. Ebenso
kann man über jede gedachte Zahl noch eine größere Menge sich nur
deshalb denken, weil die Menge tatsächlich keine Gränzen, kein Ende hat,
also wirklich unendlich ist. Der Geist schafft ja beim Weiterdenken
keine neue Ausdehnung, keine größere Menge, sondern erkennt sie bloß als
objektiv möglich an ... Der Gedanke der unbegränzten Zurückschiebbarkeit
der Gränzen wäre falsch, wenn nicht etwas im Hintergrund stände, was
thatsächlich und schon vor unserem Verschieben der Gränze ohne Ende,
ohne Gränze wäre; wäre solches nicht schon gegeben, so müßte entweder
bei jedem neuen Weitergehen der Geist erst das setzen, machen, was er
neu hinzunimmt, oder was dasselbe ist, da noch eine weitere Realität
denken, wo keine ist. Beides ist falsch.
>
> Um scholastisch zu reden: was weiterer Vermehrung fähig ist, ist in
potentia zu diesem weiteren actus, also ein potenzielles; fällt also
unter diesen Begriff. Ihr transfinitum könnte also hiernach nur eine
Unterabtheilung des gewöhnlich gelehrten potentiellen Infiniten sein.
>
> Dennoch kann das Transfinite nicht als eine Unterabtheilung dessen
angesehen werden, was man gewöhnlich "potentielles Unendliches" nennt.
Denn letzteres ist nicht (wie jedes individuelle Transfinite und
allgemein wie jedes Ding, das einer "Idea divina" entspricht) in sich
bestimmt, fest und unveränderlich, sondern ein in Veränderung
Begriffenes Endliches, das also in jedem seiner actuellen Zustände eine
endliche Größe hat; Wie beispielsweise die vom Weltanfang verflossene
Zeitdauer, welche, wenn man sie auf irgend eine Zeiteinheit, z. B. ein
Jahr, bezieht, in jedem Augenblicke endlich ist, aber immerzu über alle
endlichen Grenzen hinaus wächst, ohne jemals wirklich unendlich groß zu
werden.
> Vielleicht gelingt es mir, durch diese Erläuterung die letzten
Bedenken gegen das Transfinite zu beseitigen, nicht nur bei Ihnen,
sondern auch bei Anderen, welche sich für die Frage des Unendlichen
interessiren! Doch bin ich sehr gern und mit Freuden jederzeit bereit,
jede ferner gewünschte Aufklärung über diesen Gegenstand zu versuchen.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Ende der Zitatsammlung
Wie Cantor bereits bemerkt hat: "Nicht jeder kann Korinth erreichen".
Vielleicht liegt es bei Dir daran, dass Du seine Wegbeschreibung falsch
herum hältst?
Gruß,
RR
(*) 01.11.2023 um 09:28, Thread "Reverse Billard"