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Macht Mengenlehre krank?

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Tom Bola

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Apr 21, 2023, 2:49:34 AM4/21/23
to
https://www.mathematik.tu-dortmund.de/ieem/bzmu2011/_BzMU11_2_Einzelbeitraege/BzMU11_HAMANN_T_Mengenlehre.pdf

Immerhin: "Schulbücher sind weiterhin bunt und enthalten viele Bilder" ;)

JVR

unread,
Apr 21, 2023, 6:37:44 AM4/21/23
to
On Friday, April 21, 2023 at 8:49:34 AM UTC+2, Tom Bola wrote:
> https://www.mathematik.tu-dortmund.de/ieem/bzmu2011/_BzMU11_2_Einzelbeitraege/BzMU11_HAMANN_T_Mengenlehre.pdf
>
> Immerhin: "Schulbücher sind weiterhin bunt und enthalten viele Bilder" ;)

Ein interessantes Phänomen: Pädagogen reformierten die Mathedidaktik, ohne die neuen Methoden
auszuprobieren.

Das kann aber nicht der Grund sein für des Prefossers Unfähigkeit logisch zu denken,
denn die Reform kam in Dland später.

Nebenbei bemerkt: Russland war damals die Ausnahme. Die
zuständige Kommission, unter Kolmogorovs Vorsitz, lehnte die Reform nach
eingehender Prüfung ab.

Ganzhinterseher

unread,
Apr 21, 2023, 8:57:05 AM4/21/23
to
Tom Bola schrieb am Freitag, 21. April 2023 um 08:49:34 UTC+2:
> https://www.mathematik.tu-dortmund.de/ieem/bzmu2011/_BzMU11_2_Einzelbeitraege/BzMU11_HAMANN_T_Mengenlehre.pdf
>
> Immerhin: "Schulbücher sind weiterhin bunt und enthalten viele Bilder" ;)

Mengenlehre, insbesondere die an Schulen im Wesentlichen gelehrt endliche Mengenlehre macht nicht krank.

Eine intensive Beschäftigung damit scheint allerdings gewisse mathematische Kenntnisse zu verschütten, denn meines Wissens hat noch kein damit infizierter Mathematiker in dsm begriffen, dass
(1) die allgemein akzeptierte Behauptung SBZ(x) = unendlich für alle x in (0, 1] die Existenz dunkler Zahlen beweist, nämlich die Existenz einer unendlichen Menge von Stammbrüchen, die durch kein x > 0 vermindert werden kann, und
(2) die Behauptung unter (1) falsch ist, weil alle Stammbrüche durch positive Abstände 1/(n(n+1)) getrennt sind und deswegen erst nach unendlich vielen dieser Abstände unendlich viele Stammbrüche in SBZ(x) gezählt werden können. Es gilt also, wenn man die Summe dieser Abstände mit D bezeichnet: SBZ(x) = unendlich für alle x in (D, 1].

Gruß, WM

Marc Olschok

unread,
Apr 21, 2023, 9:21:12 AM4/21/23
to
On Fri, 21 Apr 2023 08:49:31 Tom Bola wrote:
> https://www.mathematik.tu-dortmund.de/ieem/bzmu2011/_BzMU11_2_Einzelbeitraege/BzMU11_HAMANN_T_Mengenlehre.pdf
>
> Immerhin: "Schulbücher sind weiterhin bunt und enthalten viele Bilder" ;)

Ich erinnere mich daran, erstmals in der 4. Klasse bunten Plastikscheiben
begegnet zu sein, mit denen die Grundschullehrerin versuchen wollte, uns
etwas beizubringen, was offenbar unter dem Titel "Mengenlehre" den Schulen
aufgedrängt worden war. Die begrenzten mathematischen Fähigkeiten der
Lehrkraft führten in Kombination mit der in unserer Schülergeneration
noch gut entwickelten Motorik dazu, dass sich ein unerwarteter Lernerfolg
im Bereich der angewandten Aeromechanik einstellte. Am nächsten Tag war
alles wieder wie gewohnt.

Die außerordentlichen Leistungen des hiesigenVertreters der
Augsburger Allgemeinwissenschaften dürfte damit wenig zu tun haben.
Ich vermute eine etwas länger zurückliegende Überdosis britischen
Rindfleisches.

--
M.O.

Ganzhinterseher

unread,
Apr 27, 2023, 6:39:58 AM4/27/23
to
In gewissem Sinne schon, denn wer länger damit zu tun hatte ist offenbar unfähig zu erkennen oder wenigstens zu akzeptieren, dass aus
∀n ∈ ℕ: 1/n - 1/(n+1) = 1/(n(n+1)) > 0
hervorgeht, dass ***alle*** Stammbrüche mit nichtleeren Abständen im Intervall (0, 1] vereinzelt sind und daher die Funktion SBZ(x) nur in Stufen ansteigen, nicht aber für alle x > 0 den Wert annehmen kann.

Gruß, WM

Ulrich D i e z

unread,
Apr 29, 2023, 7:24:58 AM4/29/23
to

Tom Bola schrieb:

> https://www.mathematik.tu-dortmund.de/ieem/bzmu2011/_BzMU11_2_Einzelbeitraege/BzMU11_HAMANN_T_Mengenlehre.pdf
>
> Immerhin: "Schulbücher sind weiterhin bunt und enthalten viele Bilder" ;)

In Baden-Württemberg, zumindest in der Zeit als Schavan Kultusministerin
war, auch die Lehrpläne. Jedenfalls habe ich damals ein telefonbuchdickes
Machwerk gesehen, das die Lehrpläne für alle Fächer und Jahrgangsstufen
mathematisch-naturwissenschaftlicher Gymnasien enthielt.

Dass es telefonbuchdick war, wäre ja okay gewesen wenn es entsprechend mit
nützlicher Information gefüllt gewesen wäre. Aber das strotzte zB vor
bunten Bilderchen, die nur den Zweck hatten, die Sache aufzuhübschen.

ZB brauchte man dort, wo es um Mathematik/Geometrie für Achtklässler/innen
gehen soll, nicht eine ganze Seite nur mit dem Foto von einem Zirkel und
einem Lineal zu bedrucken. Oder seitenweise Fotos von irgendwelchen alten
Schultafeln und Schwämmen oder Schulbänken. Das Zielpublikum des Lehrplans,
das Lehrpersonal, wusste bereits, dass es um Schule geht und kannte das
Schulambiente.

Und für das Lehrpersonal wurden in diesem -äh- Werk dauernd Dinge
wiederholt, die das Lehrpersonal von der Berufsausbildung her eigentlich
längst drauf haben sollte, sodass hier Redundanz unnötig sein sollte.
ZB, dass niemand gemobbt werden darf. Dass es heutzutage unter anderem
eher unüblich ist, zu Beschulenden einen Code Red zu befehlen, dürfte sich
heutzutage zu den Leuten herumsprechen spätestens während sie zum
Lehrpersonal ausgebildet werden. ;-)

Sah schon ganz niedlich aus, aber ich schätze, ohne derartigen unnötigen
Bebilderungsschnickschnack und ohne unnötige Redundanz bei vernünftigem
Layout hätte man mindestens die Hälfte des Papiers ohne Informationsverlust
sparen können.

Und alles kreativ und spielerisch und immer in der Gruppe.
Für jedes Fach und jede Jahrgangsstufe, bei jeder noch so kleinen
Absatzüberschrift war das bis zur Seekrankheit wiederholt, als ob es nicht
gereicht hätte, unter einer Extraüberschrift einmal die didaktischen und
angestrebten gruppendynamischen Grundsätze darzulegen.

Ich habe ja nichts dagegen, dass man auch dem Lehrpersonal, das solche
Dinge vielleicht trotz Ausbildung oder aufgrund von Mängeln in der
Ausbildung nicht weiß, sagt, dass niemand gemobbt werden darf und dass
manche nicht lernresistente Kinder manchmal auch beim Spielen lernen.

Aber solche Sachen sollten an Schulen eigentlich zumindest dem Lehrpersonal
von vorneherein so klar sein, dass man sie nicht im Lehrplan an jeder
Stelle wiederholen muss, sondern sich auch auf konkrete Inhalte
konzentrieren kann.
Außerdem könnte man auch dort, wo man die Dinge einmal(!) darlegt,
dazuschreiben, dass das Lehrerpersonal das jetzt bitte mindestens
siebzehnmal lesen soll, um anzufangen, es zu verinnerlichen.

Das ist überhaupt so eine Unart in der heutigen Didaktik - dauernd alles,
was schon gesagt/angeordnet/befohlen worden ist, auf eine Weise zu
wiederholen, die nicht davon zeugt, dass der Fokus auf Aufpassen und
Einsicht und Einüben liegt.

Ich kenne es von früher her so, dass man von den Leuten verlangt, aufzupassen.
Wenn zB ein Rekrut den Vorgesetzten etwas fragt, was vorher schon eindeutig
und verständlich gesagt worden ist, der Vorgesetzte zumindest die Augenbrauen
hochzieht und mal wieder die Antwort einleitet mit "Ich wiederhole mich
ungern, ...".

Diese durch ständige Zweifel an der Einsichtsfähigkeit motivierte
Wiederholerei weckt bei mir Assoziationen in Richtung Brave New World von
Aldous Huxley - "62400 Wiederholungen ergeben eine Wahrheit", also an
Zusammengänge, bei denen es bestimmt nicht darum geht, Leute dadurch dazu
zu bringen, Fakten zu konzedieren, dass man Zusammenhänge korrekt und
einleuchtend darstellt und dabei tatsächlich auf Einsicht(sfähigkeit)
setzt und dann den ethisch vertretbaren Umgang mit den Fakten einübt.

Mit freundlichem Gruß

Ulrich

Martin Vaeth

unread,
Apr 29, 2023, 9:51:17 AM4/29/23
to
Ulrich D i e z <ud.usenetco...@web.de> schrieb:
>
> Dass es telefonbuchdick war, wäre ja okay gewesen wenn es entsprechend mit
> nützlicher Information gefüllt gewesen wäre.

https://www.youtube.com/watch?v=qBOwG7nrOyA
Message has been deleted

Martin Vaeth

unread,
Apr 30, 2023, 7:21:15 AM4/30/23
to
Ulrich D i e z <ud.usenetco...@web.de> schrieb:
> Am 29.04.23 um 15:51 schrieb Martin Vaeth:
> Der Typ ist unter anderem dagegen

Die entscheidenden Argumente ignorierst Du vollkommen, und nimmst eine
Uminterpretation einer Bemerkung als Aufhänger für ein vollkommen anderes
Thema. Schade; ich hätte gerne über den Inhalt diskutiert, der mir große
Sorgen macht, weil meine Tochter bald in die Schule kommt,
und voraussichtlich später in einem Land leben wird, in dem es kaum
mehr gut ausgebildete Menschen geben wird, weil das Bildungssystem
jahrelang systematisch gegen die Wand gefahren wird.

> dass man, wenn es einem schlecht geht,
> Internetrecherche macht, um herauszufinden, was man hat, denn das
> könne nur ein fachkundiger Arzt.

Es ging um Internetrecherche *in der Lehre*, die den Schülern als
*Ersatz* für Wissensvermittlung aufgezwungen wird. Wo doch
offensichtlich ist, dass das *in der Lehre* kein tauglicher Ersatz
ist, weil die Einordnung eben bereits viel Fachkenntnis erfordert.

Wenn Du Dich *privat* zusätzlich zu den Fachinformationen, die Du
Dir bereits anggeeignet hast, informierst, hat das thematisch mit
dem Video m.E. gar nichts zu tun. Der Zusammenhang besteht höchstens
darin: Glaubst Du, Deine private Internet-Recherche war erfolgreich
und wäre das auch gewesen, wenn Du vorher von Deinem Arzt keinerlei
Fachwissen über Deine konkreten Probleme Deiner Halswirbelsäule
bekommen hättest? Oder sie wäre erfolgreicher gewesen, wenn Du
*statt* diesem Fachwissen in der Schule gezwungen worden wärst,
Internet-Recherche über verschiedenste Dinge zu machen?

> Wo findet man so jemanden??????

Darum geht es: Wo soll so jemand herkommen, wenn seine Ausbildung
i.W. nur aus der "Kompetenz" zu Internet-Recherche besteht?
(*Derzeit* gibt es noch ältere Leute mit noch guter Ausbildung, aber
man ist seit Jahren heftig dabei, das zu ändern.)

> Man sieht auf den Bildern, dass an der Halswirbeksäule zwischen
> C4 und C5 die Bandscheibe viel zu dünn ist.

Damit hast Du bereits eine ganze Menge Fachkenntnis (bekommen), die
die armen Schüler nicht haben, denen eine Internet-Recherche als
Ersatz für einen vernünftigen Unterricht zugemutet wird.

> Ich bin seit über zwei Jahren tagtäglich nur in der Hölle.

Das tut mir wirklich leid. Leider gibt es viele Fälle (ich habe
selbst einen in der Familie), bei denen Ärzte schlichtweg nicht
helfen *können*. Ich habe natürlich nicht das Fachwissen, um
beurteilen zu können, ob das bei Dir der Fall ist.
Aber ich habe die Erfahrung, dass es manchmal Ärzten schwer
fällt, zuzugeben, dass sie nichts machen können. Ich würde an
Deiner Stelle genau diesen Punkt konkret direkt nachfragen.
Und mich für den Fall einer negativen Antwort an einen
Schmerzspezialisten wenden, damit zumindest die Symptome
erträglicher werden.

> Das Gesundheitssystem ist abgehalftert und kaputt.

Dass gerade das Krankenhaussystem katastrophal ist, weil es
ausschließlich am Gekd ausgerichtet wurde, ist ebenso
bekannt wie ein vollkommen anderes Thema.

Ulrich D i e z

unread,
Apr 30, 2023, 11:04:38 AM4/30/23
to
Am 30.04.23 um 13:21 schrieb Martin Vaeth:

> Wenn Du Dich *privat* zusätzlich zu den Fachinformationen, die Du
> Dir bereits anggeeignet hast, informierst, hat das thematisch mit
> dem Video m.E. gar nichts zu tun. Der Zusammenhang besteht höchstens
> darin: Glaubst Du, Deine private Internet-Recherche war erfolgreich
> und wäre das auch gewesen, wenn Du vorher von Deinem Arzt keinerlei
> Fachwissen über Deine konkreten Probleme Deiner Halswirbelsäule
> bekommen hättest?

Wieso gehst du davon aus, ich hätte vom Arzt Wissen vermittelt bekommen?
Was ich oft bekommen habe, waren hochgestochene, über das Problem nichts
weiterhelfendes aussagende, zunächst unverständliche Arztbriefe, denen man,
wenn man sie mal durchdrungen hatte, vor allem anmerkte, dass es dem Arzt
darum ging, gegenüber den Kollegen, an deren Rundablage des geben sollte,
irgendwie gescheit zu wirken.
Wer als Patient zuviel fragt, gilt als unbequem, wird abgewehrt.
Wobei die Schranke des angeblichen Zuviel heutzutage viel schneller erreicht
ist als zB in den 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts. Denn erstens kostet
das Zeit. Und zweitens mögen heutzutage viele Ärzte, insbesondere Hausärzte,
von denen ja oft verlangt wird, über gar alles Bescheid zu wissen, gerne alles
vermeiden, was irgendwie auch geeignet sein könnte, Schlüsse bezüglich ihrer
fachlichen Sattelfestigkeit zu ziehen bzw was Zweifel und Lust erwecken
könnte, ihnen auf den Zahn zu fühlen.

Das "Fachwissen", ich nenne es in meinem Fall eher zu einem mir stringent
erscheinenden Bild zusammengestoppelte Amateurrecherche, habe ich im
Internet unter Zuhilfenahme von mittels Gastleserausweis bei der UB
ausgeliehenen Büchern recherchiert.
Erst danach habe ich die Arztbriefe verstanden.

Ein Gespräch, das du verstehen sollst, führt ein Arzt heutzutage nicht.
Statt zu versuchen, Dinge verständlich darzustellen, wird oft suggeriert,
der Patient sei eh zu blöd und solle sich mit oberflächlichem Blabla
zufriedengeben. Wenn man weiterbohrt, weil man ja schon gerne
wissen möchte, was genau an einem kaputt ist, wird einem ins Gesicht
gesagt, Stand der Wissenschaft sei, den Patienten lieber nicht so
genau aufzuklären - das mache die Leute bloß verrückt.

Oberflächliches Blabla ist das Stichwort.

Was ich in meinem letzten Posting von mir gegeben habe, war auch nur ein
Versuch, das, was ich mir - auch im Internet - angelesen habe, plakativ
vereinfacht wiederzugeben.

> Oder sie wäre erfolgreicher gewesen, wenn Du
> *statt* diesem Fachwissen in der Schule gezwungen worden wärst,
> Internet-Recherche über verschiedenste Dinge zu machen?

Das Problem ist meiner Ansicht nach nicht Internet-Recherche an sich,
sondern, dass die Leute oft meinen, wenn man irgendwas kurz aus dem
Internet herauskruschtelt, damit man fürs ebenfalls dumme Publikum was
zum Klappern hat, dann würde das reichen. Hauptsache, die Beamerpräsentation
läuft flüssig durch, leuchtet schön und das sieht medienkompetent aus.

Anstatt so lange hartnäckig weiter zu recherchieren und nachzubohren, bis
sich ein stringentes Bild ergibt und man die Sache tatsächlich
durchdrungen hat. Kritikfähig sein wenn einer sagt, wo es im Verständnis
noch klemmt anstatt nur pseudomotivierend zu loben. Nur pseudomotivierend
zu loben bringt die Leute eben genau nicht dazu, bei dem, was sie nicht
verstanden haben, weiter zu bohren, weil sie ja auch so durchgekommen sind.

Sorgfalt bei der Selbstkontrolle, ob man verstanden hat, ob schlüssig ist,
was einem vorgesetzt wird und Weiterbohren wo das nicht so ist - das fehlt.
Egal, ob Internetrecherche oder ausm Buch -äh- plagiiert.
Viele Kinder heutzutage ziehen sich irgendwelche hanebüchenen Schülerreferate
aus dem Netz, weil sie davon ausgehen, dass sie damit schon nicht nach unten
zu sehr aus dem Rahmen fallen werden, und von der inhaltlichen Recherche her
wars das dann.

Im sozialen Kontext durchkommen ist nicht erst heutzutage etwas ganz anderes
als über etwas gut Bescheid wissen und das Richtige tun. Schulkinder und
Lehrpersonal und Universitätsangehörige und Politiker wissen das.

Der Wille zur Sorgfalt, der Wille, sorgfältig zu prüfen, ob das, was man
weitererzählt, stringent oder im Grunde genommen Mist ist, ist auch
Charaktersache.

Schon bei meinen Neffen und Nichten war es, als Internet an der Schule noch
uninteressant war, oft so, dass sie einfach einen auf den Deckel gekriegt
haben wenn sie mit dem, was im Schulbuch serviert worden war, nicht zufrieden
waren und es genauer wissen wollten, weil sie das Gefühl hatten, das reicht
so nicht aus, um darüber so Bescheid zu wissen, dass man mit dem Wissen
etwas Sinnvolles anfangen kann geschweige denn guten Gewissens zur
Wissensvermittlung vor andere hintreten kann.
Lehrer/innen, die sich bemüht haben, ihnen weiterzuhelfen, ihnen zB gesagt
haben, wie sie mehr Informationen zum Thema bekommen können als im kurzen
Schulbuchabschnitt stehen, oder wo sie im Schulbuch genauer hinschauen
müssen, um die gesuchte Information nicht zu übersehen, sind schon damals
aus der Masse positiv hervorgestochen.

>> Man sieht auf den Bildern, dass an der Halswirbeksäule zwischen
>> C4 und C5 die Bandscheibe viel zu dünn ist.
>
> Damit hast Du bereits eine ganze Menge Fachkenntnis (bekommen), die
> die armen Schüler nicht haben, denen eine Internet-Recherche als
> Ersatz für einen vernünftigen Unterricht zugemutet wird.

Ganz allgemein: Wenn man etwas machen will, stellt man sich einfach die
Frage, was man dazu wissen muss und mit welchen Hilfssachen man umgehen
können muss und recherchiert das dann. Auch gerne mit Internet.

Ich hatte zB nie einen Halswirbelsäulenunterricht, aber ich wollte halt
gerne dem Arzt genau sagen können, wo es seit dem Rumms extrem weh tut.
Also hab ich halt mal im Internet(!) recherchiert, mir ein paar Bilder
angeschaut, auf denen man sieht, wo am Skelett welche Knochen sind und
wie die heißen, und dann noch nach Verlautbarungen gesucht, was man beim
Tasten beachten sollte, bzw was man überhaupt gut von außen tasten kann
und was nicht, zB, weil zuviele Muskeln und anderes Geschluder darum
herum hängt. Und dann vom Schädel aus Wirbeldorne getastet und gezählt
und festgestellt, wenn ich auf den Wirbeldorn drücke, den ich für zum C4
zugehörig halte, oder auf den Wirbeldorn direkt darunter, dann tut das
extrem weh und mir schießen flammenartige Schmerzen in den Kopf.
Dann wieder in den ausgeliehenen Harrison geschaut und gelernt,
dass zwischen den beiden Wirbeln sogenannte Okzipitalnerven in die
Wirbelsäule eintreten. Dann im Internet und im Harrison rechechiert,
was es für Symptome gibt wenn da etwas kaputt ist und festgestellt,
dass das auf mich passt. Dazu brauchte ich nicht extra "Schulunterricht".

Dann später - es hat nur über zwei Monate gedauert bis jemand bereit
war, Bildgebung zu machen - halt mal die CD mit der Bildgebung in den
Computer eingelegt, erstmal nicht viel gesehen, dann auf die Idee gekommen,
Bilder aus dem Datensatz als einzelne Bilddateien herauszuholen und in
einer Bildbearbeitung mit hochgefahrenem Kontrast anzuschauen. Und bei
hochgefahrenem Kontrast sieht man ganz deutlich, dass der vierte und
der fünfte Halswirbel auch bei nach vorne geneigtem Kopf hinten
aneinander schrammen. Aber das interessiert keinen. Immer wenn ich sage,
dass man das ganz deutlich sieht wenn der Kontrast hochgesetzt wird,
wird abgewinkt, weil ich ja kein Arzt bin.

Ärzte haben mir das nicht erklärt. Ich habe das recherchiert. Auch mit
Internet.

Das Problem ist nicht Recherche im Internet, sondern ganz allgemein
wann man mit seiner eigenen Recherche zufrieden ist. Und ob man ein
Interesse an dem hat, was man recherchiert.

In meinem Fall habe ich ein Interesse, denn ich will mit der Recherche
etwas erreichen woran mir liegt:
Verstehen was an meiner derzeitigen anatomischen Situation die Schmerzen,
den Schwindel und den Tinnitus verursacht und diese Leiden abstellen.

Ärzte haben oft kein großes Interesse - die sind überlaufen, im Zeitdruck,
ausgebrannt und fertig, und abrechnen können sie auch so.

Kinder in der Schule wollen oft - häufig zurecht! - einfach nur den
ihnen aufgetragenen Mist, von dem sie wissen, dass er im Grunde genommen
für nichts außer Notengebung verwendet wird (jedenfalls nicht, um in der
Welt außerhalb der Schule etwas "echtes" damit zu machen) schnell vom
Hals haben.
Schnell vom Hals haben wollen, weil eh gleich der nächste Mist kommt, ist
auch ein Interesse, aber langes gründliches Recherchieren wird von den
Kindern nicht als Methode gesehen, diesem Interesse gerecht zu werden.

Wenn es dann in die universitäre Ausbildung geht, ist diese Geisteshaltung
bereits eingebrannt: Ich will einfach nur den Schein bekommen und meine
Ruhe haben und arbeite dafür den Hausaufgabenmist irgendwie ab und
schreibe die Klausuren, es wird ja doch nichts echtes mit dem gemacht, was
ich in der Ausbildung abliefere und wenn der Schein/das Zeugnis da ist,
landet das, was ich produziert habe, eh im Altpapier soweit ich es nicht
aus Nostalgie aufhebe ohne dass es praktischen Nutzen hätte.

Schon Seneca der Jüngere wusste das und schrieb in einer seiner Epistulae
Morales ad Lucilium: "Non vitae sed scholae discimus" - Nicht für das Leben
sondern für die Schule lernen wir.

Und das ist der Knackpunkt: Es geht in der Schule in den Augen der
Schüler/innen nicht ums Leben außerhalb der Schule, sondern um die Noten
bzw den Schein.

Schon zu meiner Schulzeit kam es eher selten vor, dass die Leute darauf
aufmerksam gemacht wurden, welche ganz konkreten Probleme sie bei etwas,
das sie machen wollen, bekommen können, wenn sie diesen oder jenen Lehrstoff
nicht begriffen haben. (Ich meine jetzt nicht das Problem, dass es die
Karriere behindern könnte wenn man die Prüfung nicht schafft/den Schein
nicht bekommt bzw nicht wahren kann.)

> Das tut mir wirklich leid.

Lassen wir es.

Ich wollte eigentlich nur mal zur Abwechslung einen der Gründe
durchblicken lassen, warum ich hier nicht immer auf der Höhe bin.

Ich bin aber trotzdem gern dabei, weil das unter anderem etwas
ist, was mich ablenkt und mein Leben so erträglicher macht.

> Leider gibt es viele Fälle (ich habe
> selbst einen in der Familie), bei denen Ärzte schlichtweg nicht
> helfen *können*.

Dann könnten die das sagen und einem empfehlen, weiter nach jemandem
zu suchen, der es kann statt einen in die nächste Physio-Folterrunde
zu schicken.

> Und mich für den Fall einer negativen Antwort an einen
> Schmerzspezialisten wenden, damit zumindest die Symptome
> erträglicher werden.

All diese Ideen hatte ich auch schon. Man bekommt in einem halben Jahr
einen Termin, da wird zehn Minuten gelabert, dann bekommt man mit einem
verbalen Klaps auf den Hintern zwanzig Seiten Fragebogen mit heim, der
von den Antwortvorgaben her so aufgebaut ist, dass man echt nicht weiß,
wie man den so ausfüllen soll, dass etwas drinsteht, was auf einen selbst
zutrifft, dann schickt man den ein, dann bekommt man einen Telefonanruf,
man solle weiter vom Hausarzt Schmerzmittel nehmen und vielleicht in
einem Dreivierteljahr gibts einen Platz für Schmerztherapie.
Wenn man dann nicht kann, weil man sich bei irgendeinem Schnelltest, bei
dem, der ihn durchgeführt hat, mit Covid19 angesteckt hat, darf man
wieder ein Dreivierteljahr warten.

Aber diese Newsgroup ist nicht dazu da, das gelöst zu bekommen.

Ich hätte es hier gar nicht erwähnen sollen, aber mir ist beim Schreiben
und Abschicken leider mein Menschsein mit mir durchgegangen.

>> Das Gesundheitssystem ist abgehalftert und kaputt.
>
> Dass gerade das Krankenhaussystem katastrophal ist, weil es
> ausschließlich am Gekd ausgerichtet wurde, ist ebenso
> bekannt wie ein vollkommen anderes Thema.

Dass am Geld ausgerichtet wird, ist aber auch ein Schulproblem.

Abwirtschaftung und heruntergekommene Ausstattung führt dazu, dass
die Leute von materieller Renovierung und Modernisierung träumen.
Und das oft unreflektiert mit Digitalisierung und möglichst viel
modernem Computerzeug über einen Kamm scheren.

Hab ich in den 2000er-Jahren beim Gymnasium in meiner Gegend beobachtet:

Da haben sich die jungen Lehrer gefreut, dass jetzt endlich ein schicker
neuer Computerraum da ist und sich darin reingestürzt, in technischer
Hinsicht mit dem Zeug umgehen zu können. Zeigen zu können, wie toll sie
administrieren und mit dem Netzwerkdrucker und den lokalen Schüler-
Accounts spielen, Sachen mit PowerPoint basteln und mit Word schreiben
und im Internetbrowser Google aufrufen können.
Die alten Lehrer haben sich nicht gefreut, denn sie konnten mit dem
Zeug nicht umgehen und haben sich deshalb unwohl gefühlt ohne dran zu
denken, dass technisches Know-How im Umgang mit den sogenannten neuen
Medien nicht alles ist.

Medienkompetenz und Selbstschutz in sozialer/gesellschaftlicher
Hinsicht - Überblick über die Möglichkeiten für Fakes/Lügen/Blendwerk/
Manipulation nicht nur beim Datenklau und Hackerangriff sondern auch
bei der Vermittlung von Inhalten? Sich bewusst werden, auf welchen
Ebenen man über Internet ausgeforscht und manipuliert wird und wie sich
das darauf auswirkt, wie mit einem umgegangen wird und wie man sich
selbst verhält? Damals komplett Fehlanzeige.
Wie es heute ist, weiß ich nur bedingt.

Mit freundlichem Gruß

Ulrich

Ulrich D i e z

unread,
Apr 30, 2023, 12:24:14 PM4/30/23
to
Martin Vaeth schrieb:

> Ulrich D i e z <ud.usenetco...@web.de> schrieb:
>> Am 29.04.23 um 15:51 schrieb Martin Vaeth:
>>
>>> Ulrich D i e z <ud.usenetco...@web.de> schrieb:
>>>>
>>>> Dass es telefonbuchdick war, wäre ja okay gewesen wenn es entsprechend mit
>>>> nützlicher Information gefüllt gewesen wäre.
>>>
>>> https://www.youtube.com/watch?v=qBOwG7nrOyA
>>
>> Der Typ ist unter anderem dagegen
>
> Die entscheidenden Argumente ignorierst Du vollkommen, und nimmst eine
> Uminterpretation einer Bemerkung als Aufhänger für ein vollkommen anderes
> Thema. Schade; ich hätte gerne über den Inhalt diskutiert, der mir große
> Sorgen macht, weil meine Tochter bald in die Schule kommt,
> und voraussichtlich später in einem Land leben wird, in dem es kaum
> mehr gut ausgebildete Menschen geben wird, weil das Bildungssystem
> jahrelang systematisch gegen die Wand gefahren wird.

Ein Problem dürfte sein, wo die Ausbildung gemacht wird.

Wenn man in dem Betrieb, in dem man arbeiten soll, eingelernt und ausgebildet
wird, wo also auf Seiten der Ausbildenden ein Interesse besteht, dass man
etwas kann, ist das etwas ganz anderes als wenn man in einer Bildungseinrichtung
hockt wo es darum geht, mit möglichst vielen erfolgreichen Absolventen, die
nachher weg und das Problem anderer Leute sind, gut dazustehen.

Was deine Tochter angeht, kann ich leider auch nicht nachträglich die
Welt ändern.
Ich habe mir seinerzeit schon Sorgen gemacht bevor meine Nichten und Neffen
überhaupt auf der Welt waren, und in dem Bewusstsein, das auch deren Kinder
mal in die Schule müssen und mit dem Ausbildungsstand der anderen um
sie herum leben müssen werden, habe ich nie wirklich damit aufgehört.
Nützte nur nichts, denn gegen den Zeitgeist in der Bildungspolitik und
die katastrophale Bewusstseinslage, die einem da oft begegnet, bin ich
nie angekommen.

Ich denke, was du vor allem tun kannst, ist, die Bildung deiner Kinder
nicht nur dem Ausbildungssystem überlassen, sondern dich um sie kümmern,
damit sie eine gute Bewusstseinslage entwickeln können und ihnen von
Anfang an beizubringen, das, was in der Schule warum von wem mit ihnen
gemacht werden wird, reflektiert wahrzunehmen.

In Anbetracht der sich zusammenbrauenden Entwicklungen in anderen
Weltgegenden halte ich für nicht undenkbar, dass Kriege ausbrechen
werden, die sich zu Weltkriegen auswachsen, in die Deutschland als
eins der Kriegsgebiete involviert sein wird. Vielleicht ist es gut,
bei Kindern den Fokus nicht nur auf Schulbildung zu legen, sondern
auch auf Überlebens-, Improvisations- und Selbstorganisationsfähigkeit
in Kriegs- und Krisenzeiten. Jetzt nicht unbedingt gleich
traumatisierend die Zombie-Apokalypse üben, aber schon die einen oder
anderen Notwendigkeiten und Verhaltensweisen im Ernstfall durchsprechen.

Mit freundlichem Gruß

Ulrich

Martin Vaeth

unread,
Apr 30, 2023, 12:29:29 PM4/30/23
to
Ulrich D i e z <ud.usenetco...@web.de> schrieb:
>
> Im sozialen Kontext durchkommen ist nicht erst heutzutage etwas ganz
> anderes als über etwas gut Bescheid wissen

Genau.

> Schulkinder und Lehrpersonal und Universitätsangehörige
> und Politiker wissen das.

Das gilt für die alte Generation. Für die neue gerade
nicht mehr. Genau das ist das Problem: Echte Kompetenz
wird durch soziologischen Schein ersetzt, und es ist
anscheinend Wille der Politik und Didaktiker, dass
Schule nur noch Letzteres vermittelt. Wissen soll
durch Blenden ersetzt werden.

> Dass am Geld ausgerichtet wird, ist aber auch ein
> Schulproblem.

Nicht so sehr: Bei der Schule ist glücklicherweise noch
nicht der Wahn durchgedrungen, dass sie Gewinn abwerfen
muss. Bei Unis ist das leider passiert.

Das Hauptproblem an Schulen ist eher die Fehlsteuerung:
Anschaffung teurer Rechner pro Schüler statt günstiger
Bücher. Verlängerung des Unterrichts für Schüler durch
Einführung zweifelhafter neuer Fächer trotz Lehrermangel.
Um nur zwei Beispiele zu nennen, die im Video (oder einem
anderen von ihm - ich habe nicht alle präsent) genannt
wurden. All das liegt nicht im Ermessen der Schule, sondern
ist die politische Fehlsteuerung.

> Und das oft unreflektiert mit Digitalisierung und
> möglichst viel modernem Computerzeug über einen Kamm scheren.

Wie gesagt: Digitalisierung *statt* Wissensvermittlung ist
das politische Credo. Natürlich wird dazu niemend befragt,
der tatsächlich etwas von Computern versteht, und erst recht
niemand, der etwas vom Fachwissen versteht, das eigentlich
vermittelt werden sollte. Deren Brandbriefe werden
geflissentlich ignoriert und bestenfalls mit solchen
Kommentaren beantwortet:
"Es ist ein fundamentales Missverständnis, dass es
Aufgabe der Schule sei, zu einem Studium zu befähigen."

> Überblick über die Möglichkeiten für Fakes/Lügen/Blendwerk/
> Manipulation

Genau. Und das beste Mittel dagegen ist *Wissen* - die
Schüler brauchen *Fachwissen*, um Fakes als solche
einschätzen zu können. Statt Wissen soll die Schule
"digitale Kompetenz" vermitteln, was auf diese falsch
verstandene Art genau das Gegenteil dessen bewirkt, was
es eigentlich sollte: Das dazu notwendige Wissen der
*nicht*-digitalen Fakten fehlt den Schülern.

> Sich bewusst werden, auf welchen Ebenen man über
> Internet ausgeforscht und manipuliert wird und wie sich
> das darauf auswirkt, wie mit einem umgegangen wird und
> wie man sich selbst verhält? Damals komplett Fehlanzeige.

Es wird immer Fehlanzeige bleiben, weil sich die Tricks
der Gauner immer anpassen. Das ist auch nicht das Thema
der "digitalen Kompetenz": Vielmehr wird z.B. das kleine
Einmaleins und später die Definition einer Ableitung
aus dem Unterricht entfernt und statt dessen die Kinder
trainiert, die Knöpfe eines Rechners geeignet zu drücken.
Sie haben dann keinerlei Zahlverständnis mehr und müssen
0 * 20 mit dem Taschenrechner ausrechnen und können auch
kein Bruchrechnen oder einfachste Termumformungen,
geschweige dann, dass sie die geometrische Bedeutung
einer Ableitung verstanden haben. Wohlgemerkt, ich
spreche von Abiturienten beim Studieneintritt. Das
war schon vor ca. 5-10 Jahren so, und das Problem hat
sich durch weitere Fehlsteuerung verschärft; vor allem
durch die Tatsache, dass es inzwischen kaum mehr alte
Lehrer gibt, die echtes Wissen vermitteln *könnten*.

Jens Kallup

unread,
Apr 30, 2023, 12:43:44 PM4/30/23
to
Das Problem ist, das "alte" Lehrer ja "nicht cool" sind.
Sie stellen Fragen. Und das ist unangenehm, weil man darüber
teils über Umwege heran kommt (nur mal bei Reziproke zu
bleiben, oder was kommt zuerst add, sub, div, mul ? ...

Es besteht ja gar kein Interesse mehr auf Schule, weil die
jungen Leute durch Nachrichten von der letzten Generation ja
verrückt, und verunsichert werden, wie denn ihre Zukunft so
in 10 Jahren aussehen wird ...

Dann wird Mode-Trends hinterher gejagt ...

Das ist nicht immer politisch.

Jens

--
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JVR

unread,
Apr 30, 2023, 12:58:42 PM4/30/23
to
Jaja - es geht immer steil bergab, besonders mit der Jugend,
und das ist schon seit 10'000 Jahren so. Aber bleibt optimistisch,
so wie Kästner, denn ganz so schlimm ist es vielleicht gar nicht:

Einst haben die Kerls auf den Bäumen gehockt,
behaart und mit böser Visage.
Dann hat man sie aus dem Urwald gelockt
und die Welt asphaltiert und aufgestockt,
bis zur dreißigsten Etage.

Da saßen sie nun, den Flöhen entflohn,
in zentralgeheizten Räumen.
Da sitzen sie nun am Telefon.
Und es herrscht noch genau derselbe Ton
wie seinerzeit auf den Bäumen.

Sie hören weit. Sie sehen fern.
Sie sind mit dem Weltall in Fühlung.
Sie putzen die Zähne. Sie atmen modern.
Die Erde ist ein gebildeter Stern
mit sehr viel Wasserspülung.

Sie schießen die Briefschaften durch ein Rohr.
Sie jagen und züchten Mikroben.
Sie versehn die Natur mit allem Komfort.
Sie fliegen steil in den Himmel empor
und bleiben zwei Wochen oben.

Was ihre Verdauung übrigläßt,
das verarbeiten sie zu Watte.
Sie spalten Atome. Sie heilen Inzest.
Und sie stellen durch Stiluntersuchungen fest,
daß Cäsar Plattfüße hatte.

So haben sie mit dem Kopf und dem Mund
Den Fortschritt der Menschheit geschaffen.
Doch davon mal abgesehen und
bei Lichte betrachtet sind sie im Grund
noch immer die alten Affen.

Ulrich D i e z

unread,
Apr 30, 2023, 1:11:11 PM4/30/23
to
Martin Vaeth schrie:

> Ulrich D i e z <ud.usenetco...@web.de> schrieb:
>>
>> Im sozialen Kontext durchkommen ist nicht erst heutzutage etwas ganz
>> anderes als über etwas gut Bescheid wissen
>
> Genau.
>
>> Schulkinder und Lehrpersonal und Universitätsangehörige
>> und Politiker wissen das.
>
> Das gilt für die alte Generation. Für die neue gerade
> nicht mehr. Genau das ist das Problem: Echte Kompetenz
> wird durch soziologischen Schein ersetzt, und es ist
> anscheinend Wille der Politik und Didaktiker, dass
> Schule nur noch Letzteres vermittelt. Wissen soll
> durch Blenden ersetzt werden.

Ich meinte es gegenüber der alten Generation nicht so
optimistisch wie du angenommen hast.

Das, was du als für die neue Generation geltend bechreibst,
galt in vielen dem Bildunssystem zuzurechnenden Kreisen auch
schon vor 40 Jahren. Nur haben sie jetzt keine Hemmungen
mehr, es offenbar werden zu lassen sondern deklarieren das
zur Fortschrittlichkeit. ;-)

>> Dass am Geld ausgerichtet wird, ist aber auch ein
>> Schulproblem.
>
> Nicht so sehr: Bei der Schule ist glücklicherweise noch
> nicht der Wahn durchgedrungen, dass sie Gewinn abwerfen
> muss.

Aber die Schulträger sparen gerne.
Halten Schulen an, Geld von der Wirtschaft zu bekommen.
Was wiederum an Bedimgungen geknüpft ist, die über die Kontakte, die
andere Interessengruppen zur Wirtschaft haben, bei den Schulen
durchgedrückt werden.
Und plötzlich hat man an der Schule eine woke Lehrerin, die nichts
kann außer etwas über die Bosheit von Fleischkonsum zu erzählen und
Genderastentum das Wort zu predigen.
Oder Betrübsysteme einer bestimmten Firma.
Oder legt an der Schule Flyer aus und verziert mit Plakaten, die
ganz bestimmte Botschaften vermitteln.

> Bei Unis ist das leider passiert.

Das ist nicht alles. Universitäten sind mit der Wirtschaft und damit
mit der Politok und der Lobby verbandelt und in der Frage, wie sie
sich ausrichten und wen sie auf welche Posten lassen, ganz bestimmt
nicht unabhängig. Früher gab es mal in Ansätzen so etwas wie
Unabhängigkeit der Wissenschaft.

> Das Hauptproblem an Schulen ist eher die Fehlsteuerung:
> Anschaffung teurer Rechner pro Schüler statt günstiger
> Bücher. Verlängerung des Unterrichts für Schüler durch
> Einführung zweifelhafter neuer Fächer trotz Lehrermangel.
> Um nur zwei Beispiele zu nennen, die im Video (oder einem
> anderen von ihm - ich habe nicht alle präsent) genannt
> wurden. All das liegt nicht im Ermessen der Schule, sondern
> ist die politische Fehlsteuerung.
>
>> Und das oft unreflektiert mit Digitalisierung und
>> möglichst viel modernem Computerzeug über einen Kamm scheren.
>
> Wie gesagt: Digitalisierung *statt* Wissensvermittlung ist
> das politische Credo.

Das ist mir schon klar.
Die Kinder sollen im Internet das recherchieren, was sonst der
Lehrer erzählen müsste. So spart man Lehrer und irgendwann auch
Schulen.

> Natürlich wird dazu niemend befragt,
> der tatsächlich etwas von Computern versteht, und erst recht
> niemand, der etwas vom Fachwissen versteht, das eigentlich
> vermittelt werden sollte. Deren Brandbriefe werden
> geflissentlich ignoriert und bestenfalls mit solchen
> Kommentaren beantwortet:
> "Es ist ein fundamentales Missverständnis, dass es
> Aufgabe der Schule sei, zu einem Studium zu befähigen."

Es ist ein fundamentales Missverständnis, dass Schulen einen
dazu befähigen. Aber man kann ja trotzdem studieren - Fat Studies
oder Soziologie. ;->

> Es wird immer Fehlanzeige bleiben, weil sich die Tricks
> der Gauner immer anpassen.

Häufig sind es nur Varianten der selben Masche.

> Das ist auch nicht das Thema
> der "digitalen Kompetenz": Vielmehr wird z.B. das kleine
> Einmaleins und später die Definition einer Ableitung
> aus dem Unterricht entfernt und statt dessen die Kinder
> trainiert, die Knöpfe eines Rechners geeignet zu drücken.

Isaac Asimov - Geschichte einer Entdeckung
<https://www.youtube.com/watch?v=1dp_FmpwFw0>

Da macht einer die Entdeckung, dass man auch im Kopf rechnen
kann...

> Sie haben dann keinerlei Zahlverständnis mehr und müssen
> 0 * 20 mit dem Taschenrechner ausrechnen und können auch
> kein Bruchrechnen oder einfachste Termumformungen,
> geschweige dann, dass sie die geometrische Bedeutung
> einer Ableitung verstanden haben. Wohlgemerkt, ich
> spreche von Abiturienten beim Studieneintritt. Das
> war schon vor ca. 5-10 Jahren so, und das Problem hat
> sich durch weitere Fehlsteuerung verschärft;

Da gibts noch ganz andere Probleme.

> vor allem
> durch die Tatsache, dass es inzwischen kaum mehr alte
> Lehrer gibt, die echtes Wissen vermitteln *könnten*.

Da gibts nebem Lehrern viele andere, die das könnten.
Wenn man sie denn lassen würde.

Mit freundlichem Gruß

Ulrich

Martin Vaeth

unread,
Apr 30, 2023, 3:15:16 PM4/30/23
to
JVR <jrenne...@googlemail.com> schrieb:
>
> Jaja - es geht immer steil bergab, besonders mit der Jugend,

Nein. Mit deren Ausbildung.

> und das ist schon seit 10'000 Jahren so.

Konkret ist es in Deutschland seit der Bologna-Reform so
an den Universitäten: Das habe ich sehr live verfolgen
können, wie das Universitätssystem, um das uns die anderen
Länder beneidet haben, von den Politikern mit vollem
Bewusstsein zerstört wurde. Von meiner Generation hieß es,
sie müsse entsorgt werden (wörtliches Zitat aus einem
Gespräch mit einem Politiker), und auf den Einwand, dass
es dann niemanden mehr mit diesem Wissen gebe, kam die
Antwort, dass das Niveau ohnehin dramatisch gesenkt
werden soll.

Seit damals wurden insbesondere Mathematik-Lehrer
nicht mehr hochwertig ausgebildet. Was ich nicht
live mitbekommen habe, sondern erst durch die
Videos erfahren habe - aber was nicht überrascht:

Entsprechend wurde der Lehrplan an den Schulen gesenkt.
Trigonometrie (sin, cos, Additionstheoreme) können die
Lehrer nicht mehr und *sollen* es auch nicht mehr
unterrichten, weil das "Universitätsstoff" sei.
Überhaupt sollen die Lehrer nicht mehr fachlich
über dem Stoff stehen, weil sich den ja die Schüler
durch Internet-Recherche erarbeiten sollen.

Nicht verwunderlich, dass die Niveausenkung dann die
Schüler betrifft, die mittlerweile nach dem Abitur auf
einem Stand sind, der in großen Teilen nicht einmal der
Klasse 7 von vor der Bologna-Reform (oder kurz danach)
entspricht.

Martin Vaeth

unread,
Apr 30, 2023, 3:38:14 PM4/30/23
to
Ulrich D i e z <ud.usenetco...@web.de> schrieb:
>
> Das, was du als für die neue Generation geltend bechreibst,
> galt in vielen dem Bildunssystem zuzurechnenden Kreisen auch
> schon vor 40 Jahren.

Der Unterschied ist, dass es inzwischen Teil der
Anweisungen für den Schulunterricht ist.

> Aber die Schulträger sparen gerne.
> Halten Schulen an, Geld von der Wirtschaft zu bekommen.
> [...]
> Und plötzlich hat man an der Schule eine woke Lehrerin, die nichts
> kann außer etwas über die Bosheit von Fleischkonsum zu erzählen und
> Genderastentum das Wort zu predigen.
> Oder Betrübsysteme einer bestimmten Firma.
> Oder legt an der Schule Flyer aus und verziert mit Plakaten, die
> ganz bestimmte Botschaften vermitteln.

Wie ich die Schulverwaltung kenne, hat nichts davon mit Geld
aus der Wirtschaft zu tun. Das erste und letzte ist neuerdings
anscheinend politisch gewollte Indoktrination. Das zweite
Beispiel liegt vermutlich eher an allgemeinen Schulvorschriften,
die zustande kamen, weil die Entscheider (mal wieder) niemanden
mit Sachverstand befragt haben - der ist ja voreingenommen.

> > Bei Unis ist das leider passiert.
>
> Das ist nicht alles. Universitäten sind mit der Wirtschaft und damit
> mit der Politok und der Lobby verbandelt und in der Frage, wie sie
> sich ausrichten und wen sie auf welche Posten lassen, ganz bestimmt
> nicht unabhängig. Früher gab es mal in Ansätzen so etwas wie
> Unabhängigkeit der Wissenschaft.

Ja, das meinte ich mit "passiert": Weil Unis Gewinn abwerfen
müssen, übernimmt die Wirtschaft die Regie. Exakt das gleiche
Problem, das man vorher im Krankenhaussystem beobachten konnte.

> Die Kinder sollen im Internet das recherchieren, was sonst der
> Lehrer erzählen müsste. So spart man Lehrer und irgendwann auch
> Schulen.

Ja. Aber verkauft wird es nicht als solches, sondern als
"Förderung digitaler Kompetenz".

>> "Es ist ein fundamentales Missverständnis, dass es
>> Aufgabe der Schule sei, zu einem Studium zu befähigen."
>
> Es ist ein fundamentales Missverständnis, dass Schulen einen
> dazu befähigen.

Ist mein Ironiedetektor kaputt? Wer, wenn nicht die Schulen?
Nach Ansicht der Politiker lautet die Antwort für MINT-Fächer:
Ein 3-wöchiger Kurs, in dem die Schüler das lernen sollen, was
sie früher in 13 Jahren gelernt haben. Natürlich funktioniert
das nicht.

> Aber man kann ja trotzdem studieren - Fat Studies
> oder Soziologie. ;->

Ja, damit man dann laut über den Fachkräftemangel in
Deutschland und dessen Ursachen schwadronieren kann.

> Da gibts nebem Lehrern viele andere, die das könnten.

Nicht mehr lange.

> Wenn man sie denn lassen würde.

Ja, das ist auch noch so eine Geschichte. Wie im anderen
Thread gepostet: Meine Generation muss noch entsorgt
werden, natürlich ohne, dass sie ihr Wissen weitergeben kann.
Danach hat sich diese Übergangszeit erledigt, und das
Wissen um Mathematik wurde in Deutschland endlich
erfolgreich beseitigt.

Martin Vaeth

unread,
Apr 30, 2023, 3:54:45 PM4/30/23
to
Ulrich D i e z <ud.usenetco...@web.de> schrieb:
>
> Ein Problem dürfte sein, wo die Ausbildung gemacht wird.

Es geht um Grundkenntnisse in Mathematik (wozu ich mindestens
Bruchrechnen und Trigonometrie zähle).

Im Moment gibt es glücklicherweise *derzeit* noch Unterschiede
in den Bundesländern. Wobei in Deutschland der nächste
geplante Coup ist, diese Unterschiede abzuschaffen, anscheinend
um das niedrigste Niveau flächendeckend durchzudrücken.
In der Schweiz ist es derzeit anscheinend noch gut.

> Wenn man in dem Betrieb, in dem man arbeiten soll, eingelernt und
> ausgebildet wird

Wenn diese Grundkenntnisse fehlen, ist auch ein Betrieb
ziemlich verloren. Entsprechende Äußerungen hört man ja
inzwischen von allen Seiten. Nicht einmal der Dreisatz
kann inzwischen erwartet werden.

> Nützte nur nichts, denn gegen den Zeitgeist in der Bildungspolitik
> und die katastrophale Bewusstseinslage, die einem da oft begegnet,
> bin ich nie angekommen.

Das meinte ich. Aber dieser Geist wurde von der Politik geschaffen
und von oben nach unten durchgedrückt.

> In Anbetracht der sich zusammenbrauenden Entwicklungen in anderen
> Weltgegenden halte ich für nicht undenkbar, dass Kriege ausbrechen
> werden, die sich zu Weltkriegen auswachsen, in die Deutschland als
> eins der Kriegsgebiete involviert sein wird.

Das ist eine ganz andere Oper. Aber da stimmen wir überein, dass
das eine sehr wahrscheinliche Entwicklung sein wird, vor allem
in Anbetracht der Erderwärumung, bei der ungeheure Krisen praktisch
sicher vorprogrammiert sind.

> Vielleicht ist es gut, bei Kindern den Fokus nicht nur auf
> Schulbildung zu legen

Auf beliebige Krisen kann man sich nicht vorbereiten. Und man weiss
derzeit auch nicht, wie lange es bis dahin noch dauern wird.
Eine solche Planung halte ich für kontraproduktiv.
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