Einen Tag nach Ramanujans 135. Geburtstag schneite dank
Alfred Flaßhaar folgende Aufgabe in de.sci.mathematik herein:
> Gibt es zu jeder natürlichen Zahl n>=3 ungerade natürliche Zahlen
> x und y, daß 2^n = x^2 + 7*y^2 gilt?
Sofern x und y nicht verschieden sein müssen: Ja, gibt es.
Zu meiner Enttäuschung habe ich aber nur einen Existenzbeweis
basteln können, keine hübsche Formel mittels derer man alle Lösungen
rekursiv oder direkt aufzählen könnte.
Per Induktion kann man zunächst zeigen, dass es zu jeder
natürlichen Zahl n >= 3 ungerade _ganze_ Zahlen x' und y' gibt, mit
denen 2^n = (x')^2 + 7*(y')^2 wahr ist.
Wenn man dies gezeigt hat, kann man argumentieren, dass es zu
jeder natürlichen Zahl n >= 3, zu der es solche ungeraden _ganzen_
Zahlen x' und y' gibt, auch solche ungeraden _natürlichen_ Zahlen
x und y gibt:
Die besagten ganzen Zahlen kommen in der gegebenen Gleichung nur
im Quadrat vor, sodass man statt ihrer auch ihren Betrag
hernehmen kann, welcher in jedem Fall eine natürliche Zahl ist.
Bevor ich den Induktionsbeweis hinschreibe zunächst eine eher
schludrige Vorbetrachtung für den zu tätigenden Induktionsschluss:
Ausgehend von
x^2 + 7y^2 = 2^n
will man zeigen, dass 2^(n+1) auch von dieser Form ist:
x^2 + 7y^2 = 2^n
ist - Multiplikation mit 2 - äquivalent zu:
2*x^2 + 2*7y^2 = 2^(n+1)
Nun der Versuch, die linke Seite mit Quadratzahlen so zu
erweitern, dass man den Zähler (mittels sich weghebender
quadratischer Ergänzung in ein Binom und ein Siebenfaches eines
Binoms aufspalten kann - zunächst Erweiterung mit dem Faktor 4:
(4*2*x^2 + 4*2*7y^2)/4 = 2^(n+1)
(8x^2 + 56y^2)/4 = 2^(n+1)
Aufspalten in Summanden, hierbei "scharfes Hinsehen":
(49y^2+x^2+7x^2+7y^2)/4 = 2^(n+1)
Erste Möglichkeit der sich weghebenden quadratischen Ergänzung:
(49y^2+x^2-14xy+7x^2+7y^2+14xy)/4 = 2^(n+1)
((7y-x)/2)^2 + 7(( x + y)/2)^2 = 2^(n+1)
Zweite Möglichkeit der sich weghebenden quadratischen Ergänzung:
(49y^2+x^2+14xy+7x^2+7y^2-14xy)/4 = 2^(n+1)
((7y+x)/2)^2 + 7(( x - y)/2)^2 = 2^(n+1)
Man beachte:
- Da x und y ungerade sein sollen, sind 7y-x, x+y, 7y+x, x-y
jeweils restlos durch 2 teilbar.
- Wieder einmal bin ich nicht ohne scharfes Hinsehen ausgekommen.
Nach der schludrigen Vorbetrachtung nun zum Induktionsbeweis:
Induktionsanfang:
Zunächst sei festgestellt, dass das Tripel
n = n_0 = 3,
x' = x'_0 = 1,
y' = y'_0 = 1
alle verlangten Bedingungen erfüllt.
D.h., mit diesem Tripel
- ist die angegebene Gleichung wahr
(, denn mit diesem Tripel ist die angegebene Gleichung
2^n = (x')^2 + 7*(y')^2
äquivalent zur Gleichung
2^3 = (1)^2 + 7*(1)^2
äquivalent zur Gleichung
8 = 8),
- sind x' und y' ungerade und ganzzahlig,
- nimmt n den kleinsten Wert des für n infrage kommenden
Wertebereichs an.
Induktionsannahme sei die Annahme, dass ein Tripel
n = n_k, x' = x'_k, y' = y'_k
existiert, welches alle verlangten Bedingungen erfüllt -
insbesondere die Gleichung
(x'_k)^2 + 7*(y'_k)^2 = 2^(n_k)
sei wahr.
Der Induktionsschluss/Induktionsschritt sei:
Wenn ein Tripel n = n_k, x' = x'_k, y' = y'_k alle verlangten
Bedingungen erfüllt, dann erfüllt auch eines der beiden Tripel
Tripel A: n = n_(k+1) = n_k + 1,
x' = x'_(k+1) = (7y'_k - x'_k)/2
y' = y'_(k+1) = ( x'_k + y'_k)/2
Tripel B: n = n_(k+1) = n_k + 1,
x' = x'_(k+1) = (7y'_k + x'_k)/2
y' = y'_(k+1) = ( x'_k - y'_k)/2
alle verlangten Bedingungen:
- Mit beiden Tripeln ist die angegebene Gleichung wahr:
Für Tripel A ergibt sich:
(x'_(k+1))^2 + 7(y'_(k+1))^2 =
((7y'_k - x'_k)/2)^2 + 7(( x'_k + y'_k)/2)^2 =
2(x'_k)^2 + 14(y'_k)^2 =
((x'_k)^2 + 7*(y'_k)^2)*2 =
(2^(n_k))*2 =
2^(n_k + 1) =
2^(n_(k + 1))
Für Tripel B ergibt sich:
(x'_(k+1))^2 + 7(y'_(k+1))^2 =
((7y'_k + x'_k)/2)^2 + 7(( x'_k - y'_k)/2)^2 =
2(x'_k)^2 + 14(y'_k)^2 =
((x'_k)^2 + 7*(y'_k)^2)*2 =
(2^(n_k))*2 =
2^(n_k + 1) =
2^(n_(k + 1))
- Bei einem dieser beiden Tripel sind x' und y' ungerade und ganzzahlig:
Laut Induktionsannahme sind x'_k und y'_k ungerade.
Bei Betrachtung modulo 4 sind laut Induktionsannahme also vier Fälle möglich:
Fall 1: x'_k == 1 (mod 4) und y'_k == 1 (mod 4)
Fall 2: x'_k == 1 (mod 4) und y'_k == 3 (mod 4)
Fall 3: x'_k == 3 (mod 4) und y'_k == 1 (mod 4)
Fall 4: x'_k == 3 (mod 4) und y'_k == 3 (mod 4)
Betrachtung von Tripel A unter der Annahme, Fall 1 sei gegeben:
x'_k == 1 (mod 4) und y'_k == 1 (mod 4);
x' = (7y'_k - x'_k)/2;
y' = ( x'_k + y'_k)/2;
=> 2x' == 2 (mod 4) -> x' ungerade und ganzzahlig -> x=abs(x') ungerade und natürlich
2y' == 2 (mod 4) -> y' ungerade und ganzzahlig -> y=abs(y') ungerade und natürlich
Betrachtung von Tripel B unter der Annahme, Fall 1 sei gegeben:
x'_k == 1 (mod 4) und y'_k == 1 (mod 4);
x' = (7y'_k + x'_k)/2;
y' = ( x'_k - y'_k)/2;
=> 2x' == 0 (mod 4) -> x' gerade
2y' == 0 (mod 4) -> y' gerade
==> Unter der Annahme, Fall 1 sei gegeben, erfüllt Tripel A alle verlangten Bedingungen.
Betrachtung von Tripel A unter der Annahme, Fall 2 sei gegeben:
x'_k == 1 (mod 4) und y'_k == 3 (mod 4);
x' = (7y'_k - x'_k)/2;
y' = ( x'_k + y'_k)/2;
=> 2x' == 0 (mod 4) -> x' gerade
2y' == 0 (mod 4) -> y' gerade
Betrachtung von Tripel B unter der Annahme, Fall 2 sei gegeben:
x'_k == 1 (mod 4) und y'_k == 3 (mod 4);
x' = (7y'_k + x'_k)/2;
y' = ( x'_k - y'_k)/2;
=> 2x' == 2 (mod 4) -> x' ungerade und ganzzahlig -> x=abs(x') ungerade und natürlich
2y' == 2 (mod 4) -> y' ungerade und ganzzahlig -> y=abs(y') ungerade und natürlich
==> Unter der Annahme, Fall 2 sei gegeben, erfüllt Tripel B alle verlangten Bedingungen.
Betrachtung von Tripel A unter der Annahme, Fall 3 sei gegeben:
x'_k == 3 (mod 4) und y'_k == 1 (mod 4);
x' = (7y'_k - x'_k)/2;
y' = ( x'_k + y'_k)/2;
=> 2x' == 0 (mod 4) -> x' gerade
2y' == 0 (mod 4) -> y' gerade
Betrachtung von Tripel B unter der Annahme, Fall 3 sei gegeben:
x'_k == 3 (mod 4) und y'_k == 1 (mod 4);
x' = (7y'_k + x'_k)/2;
y' = ( x'_k - y'_k)/2;
=> 2x' == 2 (mod 4) -> x' ungerade und ganzzahlig -> x=abs(x') ungerade und natürlich
2y' == 2 (mod 4) -> y' ungerade und ganzzahlig -> y=abs(y') ungerade und natürlich
==> Unter der Annahme, Fall 3 sei gegeben, erfüllt Tripel B alle verlangten Bedingungen.
Betrachtung von Tripel A unter der Annahme, Fall 4 sei gegeben:
x'_k == 3 (mod 4) und y'_k == 3 (mod 4);
x' = (7y'_k - x'_k)/2;
y' = ( x'_k + y'_k)/2;
=> 2x' == 2 (mod 4) -> x' ungerade und ganzzahlig -> x=abs(x') ungerade und natürlich
2y' == 2 (mod 4) -> y' ungerade und ganzzahlig -> y=abs(y') ungerade und natürlich
Betrachtung von Tripel B unter der Annahme, Fall 4 sei gegeben:
x'_k == 3 (mod 4) und y'_k == 3 (mod 4);
x' = (7y'_k + x'_k)/2;
y' = ( x'_k - y'_k)/2;
=> 2x' == 0 (mod 4) -> x' gerade
2y' == 0 (mod 4) -> y' gerade
==> Unter der Annahme, Fall 4 sei gegeben, erfüllt Tripel A alle verlangten Bedingungen.
QED.
Wenn mir jetzt jemand bei der weitergehenden Frage helfen könnte, ob zu
jedem n nur genau eine Lösung existiert, bei der sowohl x als auch y
natürlich und ungerade ist, wäre ich dankbar.
Bei mir scheitert es im Moment daran, dass faktorielle Ringe u. dgl.
schon zu lange her sind.
Mit freundlichem Gruß
Ulrich