JVR schrieb am Montag, 7. November 2022 um 11:52:31 UTC+1:
> On Monday, November 7, 2022 at 9:11:26 AM UTC+1, Ganzhinterseher wrote:
> > Ich meine dies: Wenn "im Grenzwert" alle bis dahin nachweislich noch vorhandenen nicht indizierten Brüche in Panik geraten und sich X aus O formen, dann das hat jedenfalls nichts mit Cantors geordneter Indizierung zu tun, die ja sämtliche, und jeden an einer bestimmten Stelle, an einen bestimmten Platz einer nachprüfbaren Folge stellt, wobei kein einziger vergessen ist - und auch nichts mit einer Bijektion nach Bourbaki.
> >
> Wenn man aus diesem Wortsalat einen grammatikalisch korrekten Satz bauen könnte,
> der dazu noch einen erkennbaren mathematischen Inhalt hätte, was würde er
> dann wohl aussagen?
Du musst Dein Unverständnis nicht ständig wiederholen. Hattest Du den Text nicht schon einmal wenigstens verstanden? Damals hast Du ein ewiges Umherwandern der O behauptet, die also niemals zur Ruhe kommen.
Wer sich mit dem Thema beschäftigt und die Matrizensprache versteht, die man natürlich vor Augen haben muss, versteht auch den obigen Satz. Um Dein Gedächtnis und Vorstellungsvermögen zu unterstützen, findest Du hier die wesentlichen Punkte nochmal.
Wenn man Cantors Abbildungen unendlicher Mengen behandelt, so werden stets nur allzubald Argumente angeführt, wonach diese Abbildungen nur im Grenzfalle gelten oder niemals vollendet sind. Solche Argumente müssen mit Entschiedenheit zurückgewiesen werden. Es geht im Folgenden ausschließlich um Cantors Behauptungen, die hier zu diesem Zwecke eingefügt werden.
"Werden nun die Zahlen p/q in einer solchen Reihenfolge gedacht, [...] so kommt jede Zahl p/q an eine ganz bestimmte Stelle einer einfach unendlichen Reihe," [E. Zermelo: "Georg Cantor – Gesammelte Abhandlungen mathematischen und philosophischen Inhalts", Springer, Berlin (1932), S. 126]
"Die so definirte unendliche Reihe hat nun das merkwürdige an sich, sämmtliche positiven rationalen Zahlen und jede von ihnen nur einmal an einer bestimmten Stelle zu enthalten." [Cantor an Lipschitz (19 Nov 1883)]
"so erhält man den Inbegriff (ω) aller reellen algebraischen Zahlen [...] und kann mit Rücksicht auf diese Anordnung von der ten algebraischen Zahl reden, wobei keine einzige aus dem Inbegriffe () vergessen ist. [E. Zermelo: "Georg Cantor – Gesammelte Abhandlungen mathematischen und philosophischen Inhalts", Springer, Berlin (1932) S. 116]
"so daß jedes Element der Menge an einer bestimmten Stelle dieser Reihe steht" [E. Zermelo: "Georg Cantor – Gesammelte Abhandlungen mathematischen und philosophischen Inhalts", Springer, Berlin (1932) S. 152]
Man beachte diese an Klarheit nichts zu wünschen übrig lassenden Formulierungen: sämtliche, und jede an einer bestimmten Stelle, an einen bestimmten Platz, wobei keine einzige vergessen ist.
"In der Tat bleibt nach der obigen Definition der Mächtigkeit die Kardinalzahl M ungeändert, wenn an Stelle eines Elementes oder auch an Stelle mehrerer, selbst aller Elemente m von M je ein anderes Ding substituiert wird." [E. Zermelo: "Georg Cantor – Gesammelte Abhandlungen mathematischen und philosophischen Inhalts", Springer, Berlin (1932) S. 283]
Diese Möglichkeit werden wir ausnützen, um die Paare der Bijektion durch Matrizen zu ersetzen bzw. an jedes Paar der Bijektion eine Matrix anzuschließen.
Wenn alle positiven Brüche m/n existieren, dann befinden sich alle in dieser Matrix:
1/1, 1/2, 1/3, 1/4, ...
2/1, 2/2, 2/3, 2/4, ...
3/1, 3/2, 3/3, 3/4, ...
4/1, 4/2, 4/3, 4/4, ...
5/1, 5/2, 5/3, 5/4, ...
...
Wenn alle natürlichen Zahlen k existieren, dann können wir sie verwenden, um damit die Ganzzahlbrüche m/1 in der ersten Spalte zu indizieren. Bezeichnen wir indizierte Brüche mit X und die nicht indizierten mit O, so ergibt sich die folgende Matrix
XOOO...
XOOO...
XOOO...
XOOO...
...
Cantor behauptet, dass alle natürlichen Zahlen k existieren und verwendet werden können, um alle positiven Brüche m/n zu indizieren. Das erfolgt nach der Formel k = (m + n - 1)(m + n - 2)/2 + m und ergibt eine Folge von Brüchen 1/1, 1/2, 2/1, 1/3, 2/2, 3/1, ...
Diese Folge wird hier als eine Folge von Matrizen modelliert. Wir verteilen die Indizes aus der ersten Spalte nach Cantors Vorschrift in der Matrix, so dass die Brüche in der gegebenen Reihenfolge indiziert werden.
Index 1 bleibt beim ersten Term 1/1. Der nächste Term 1/2 wird mit dem Index 2 von 2/1 indiziert.
XXOO...
OOOO...
XOOO...
XOOO...
...
Dann wird der Index 3 von 3/1 für 2/1 verwendet.
XXOO...
XOOO...
OOOO...
XOOO...
...
Dann wird der Index 4 von 4/1 für 1/3 verwendet.
XXXO...
XOOO...
OOOO...
OOOO...
...
Und so weiter. Wenn endlich alle Vertauschungen von X and O erfolgt und nach Cantor alle Brüche indiziert worden sind, ergibt sich die Matrix
XXXX...
XXXX...
XXXX...
XXXX...
...
Es stellt sich heraus dass kein Bruch ohne Index mehr erkennbar ist. Doch ist klar, dass durch die Methode des verlustlosen Austauschens von X und O kein O die Matrix verlassen haben kann. Also sind nicht weniger Brüche ohne Index als am Anfang.
Wir wissen, dass alle O und ebensoviele Brüche ohne Index noch vorhanden sind, können aber keinen einzigen finden. Wo sind sie? Unauffindbare Brüche nennen wir dunkel. Die Os befinden sich an dunklen Positionen. Dieses ist die einzige Erklärung.
Dieser Beweis zeigt, dass schon jede Spalte dunkle Positionen enthält und daher auch die Ganzzahlbrüche und die natürlichen Zahlen dunkle Elemente enthalten. Cantors Nummerierung betrifft nur die sichtbaren Brüche, niemals alle Brüche.
Gruß, WM