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Nulldurchgangsschalter zum Nachschalten nach Hauptschalter

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Manuel Reimer

unread,
Dec 12, 2020, 3:38:00 AM12/12/20
to
Hallo,

ich habe meine gesamte IT-Technik (PC, Monitor, ...) an einem
Hauptschalter am Schreibtisch (Marquardt Wippe). Das sind in Summe 4
Schaltnetzteile.

Je nachdem wie die Phasenlage im Netz gerade ist habe ich nun beim
Einschalten des ganzen "Geräteparks" entweder ein unscheinbares
Einschalten oder ein Einschalten mit hörbarem "Knall" und
zentimeterlangen Funkenflug aus dem Schalter. Der Schalter macht das
überraschend lange mit und beim letzten Schalterwechsel habe ich
Flachsteckhülsen nachgerüstet. Der nächste Schalterwechsel sollte also
deutlich schneller vonstatten gehen.

Die Frage die sich mir da stellt: Gibt es einen einfachen Weg um den
Einschaltvorgang immer in den Nulldurchgang zu legen? Müsste vor allem
günstiger sein als regelmäßiger Schalterwechsel. Eine nach dem Schalter
liegende Schaltung soll also erstmal einen Nulldurchgang abwarten und an
der Stelle dann z.B. einen Triac zünden.

Ich wüsste wie ich sowas selber bauen kann, frage mich aber ob es dafür
fertige Module gibt. Kann ja nicht sein das ich der einzige bin der
Verbraucher mit hohem Einschaltstrom im Nulldurchgang schalten will.

Danke im Voraus

Gruß

Manuel

Leo Baumann

unread,
Dec 12, 2020, 3:58:48 AM12/12/20
to

Marcel Mueller

unread,
Dec 12, 2020, 5:10:56 AM12/12/20
to
Am 12.12.20 um 09:37 schrieb Manuel Reimer:
> Die Frage die sich mir da stellt: Gibt es einen einfachen Weg um den
> Einschaltvorgang immer in den Nulldurchgang zu legen?

Geht. Zieht aber oft einen Stand-By-Verbrauch mit sich. Irgendwie muss
das Ding ja gesteuert werden.

Falls das Zeug eher wenig eingeschaltet ist, gibt es noch die
Möglichkeit einfach eine Einschaltstrombegrenzung zu verwenden. Das ist
im einfachsten Fall ein Widerstand und ein 220VAC Relais. Das Relais
überbrückt den Widerstand, aber eben erst nach etlichen Millisekunden.
Als Widerstand eignet sich etwas aus der Keramikklasse (11W oder 17W)
und mit einigen Ohm (z.B. 6,8 Ohm). Wenn dein Schalter nichts kann,
kannst du auch einen größeren Widerstand nehmen, aber der wird dabei
natürlich auch schneller heiß.
Die Relaisspule hängt man /hinter/ den Widerstand. Das erhöht die
Verzögerung noch etwas, wenn viel dran hängt.
Falls dann beim Einschalten auf der Lastseite ein Kurzschluss ist,
raucht der Widerstand ab. Aber diese Situation hätte jeden anderen
Schalter auch zerstört, und der Widerstand ist das billigste Teil.
Wenn das Relais keine 20A oder so kann, dann muss noch eine
Schmelzsicherung in die Leitung, z.B. T8A.
Mit dieser Technik schalte ich heute noch die Ringkerntrafos vom uralten
Wohnzimmerverstärker, der Zusammen mit dem ganzen Rest an einer
Steckdosenleiste hängt, die das sonst keine 2 Wochen überstehen würde.


> Müsste vor allem
> günstiger sein als regelmäßiger Schalterwechsel. Eine nach dem Schalter
> liegende Schaltung soll also erstmal einen Nulldurchgang abwarten und an
> der Stelle dann z.B. einen Triac zünden.

Geht auch. Ist aber Aufwand. Und es funktioniert nur, wenn wirklich nur
Schaltnetzteile mit Zwischenkreiselkos dran hängen. Ein Ringkerntrafo
dabei und Du erreicht das genaue Gegenteil, weil der dabei voll in die
magnetische Sättigung fährt.
Das obige geht dagegen immer.

> Ich wüsste wie ich sowas selber bauen kann, frage mich aber ob es dafür
> fertige Module gibt. Kann ja nicht sein das ich der einzige bin der
> Verbraucher mit hohem Einschaltstrom im Nulldurchgang schalten will.

Einschaltstrombegrenzer gibt es auch fertig. Allerdings wird man dafür
mutmaßlich schon ein paar neue Schalter bekommen.


Marcel

Axel Berger

unread,
Dec 12, 2020, 6:03:58 AM12/12/20
to
Marcel Mueller wrote:
> Das Relais
> überbrückt den Widerstand, aber eben erst nach etlichen Millisekunden.

Also wenn ich Dich richtig verstehe keine Elektronik wie sonst üblich
sondern allein die mechanische Trägkeit des Relais? Gute Idee aber
vielleicht doch etwas knapp, oder?


--
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Manuel Reimer

unread,
Dec 12, 2020, 11:10:55 AM12/12/20
to
On 12.12.20 12:03, Axel Berger wrote:
> Also wenn ich Dich richtig verstehe keine Elektronik wie sonst üblich
> sondern allein die mechanische Trägkeit des Relais? Gute Idee aber
> vielleicht doch etwas knapp, oder?

Ehrlich gesagt hatte ich die gleiche Idee aber ohne Widerstand.

Schütz in ein Gehäuse und dann rein mit der mechanischen Trägheit den
Einschaltstrom vom Wippschalter in das Schütz übertragen. Also unter der
Annahme das die Schütz-Kontakte deutlich robuster sind als die im
Schalter. Keine Ahnung ob das aufgehen würde oder ob das Schütz dann
genau so schnell "kleben bleibt" wie der Schalter.

Gruß

Manuel

Marcel Mueller

unread,
Dec 12, 2020, 11:34:33 AM12/12/20
to
Am 12.12.20 um 12:03 schrieb Axel Berger:
> Marcel Mueller wrote:
>> Das Relais
>> überbrückt den Widerstand, aber eben erst nach etlichen Millisekunden.
>
> Also wenn ich Dich richtig verstehe keine Elektronik wie sonst üblich
> sondern allein die mechanische Trägkeit des Relais? Gute Idee aber
> vielleicht doch etwas knapp, oder?

Es funktioniert.
So ein 230V Relais braucht hinter dem Widerstand schon so 10-20ms, bis
es anzieht. Bis dahin ist der erste große Preller des Schalters durch.
Durch den recht kleinen Widerstand verschwinden die Funken ohnehin nicht
komplett. Aber 50-100A Stromspitzen verhindert der Widerstand ganz gut.

Wenn Du unbedingt mit einem Triac schalten willst, das geht natürlich
auch. Nulldurchgang ist dem auch ziemlich Rille, da es nicht prellt. Ich
würde nur kein zu kleines nehmen, damit es den Stromstoß auch überlebt.
Nur irgendwo muss das Steuersignal her kommen. Mit 230V kann das Ding
nichts anfangen.
Ein weiterer Nachteil ist, dass Triacs ca. 1,5V wegfressen. Das kann
u.U. eine leichte Kühlung erfordern. Ein Relais ist da weniger empfindlich.

So richtig sinnvoll wird die Sache mit dem elektronischen Relais erst,
wenn man eine Master-Slave-Konstruktion hat. Der Schalter schaltet den
Master, da hängt ein irgendwie geartetes Netzteil dran (es reicht ein
USB Chinaplunder) und versorgt dann den Schalter für den Hauptstromkreis.
Und in der Luxusversion schaltet man jede Steckdose einzeln und leicht
zeitverzögert. Das ist die effektivste Lösung zur Verminderung des
Einschaltstroms bei vielen Geräten gleichzeitig.


Marcel

Marcel Mueller

unread,
Dec 12, 2020, 11:37:48 AM12/12/20
to
Am 12.12.20 um 17:10 schrieb Manuel Reimer:
> Schütz in ein Gehäuse und dann rein mit der mechanischen Trägheit den
> Einschaltstrom vom Wippschalter in das Schütz übertragen. Also unter der
> Annahme das die Schütz-Kontakte deutlich robuster sind als die im
> Schalter. Keine Ahnung ob das aufgehen würde oder ob das Schütz dann
> genau so schnell "kleben bleibt" wie der Schalter.

Schütz geht natürlich auch, ist nur i.a. 5-mal so teuer als ein
Print-Relais.


Marcel

Axel Berger

unread,
Dec 12, 2020, 12:18:01 PM12/12/20
to
Marcel Mueller wrote:
> Wenn Du unbedingt mit einem Triac schalten willst,

Will ich nicht. Ich erinnere mich halt an die vielen Schaltungen aus
Elektor und anderswo, in denen das Relais von einem Transistor mit
R-C-Glied an der Basis geschaltet wurde oder beliebig viel aufwendiger.

Ich habe hier einen 1 kW Halogenstab über dem Bett, um morgens in
finsterster Dunkelheit wach werden zu können. Der fetzt alle Sicherungen
ohne die zwei Heißleiter in Serie und dessen Einschalten ist schon
reichlich träge. Ein Relais über den Heißleitern müßte in den
Sekundenbereich verzögert sein. Aber klar, für Ringkerne reicht eine
Halbwelle, für Ringkerne mit dickem Elko dahinter einige wenige.

Sebastian Suchanek

unread,
Dec 12, 2020, 12:41:40 PM12/12/20
to
Am 12.12.2020 um 09:37 schrieb Manuel Reimer:

> [...]
> Die Frage die sich mir da stellt: Gibt es einen einfachen Weg um den
> Einschaltvorgang immer in den Nulldurchgang zu legen? Müsste vor allem
> günstiger sein als regelmäßiger Schalterwechsel. Eine nach dem Schalter
> liegende Schaltung soll also erstmal einen Nulldurchgang abwarten und an
> der Stelle dann z.B. einen Triac zünden.
>
> Ich wüsste wie ich sowas selber bauen kann, frage mich aber ob es dafür
> fertige Module gibt. Kann ja nicht sein das ich der einzige bin der
> Verbraucher mit hohem Einschaltstrom im Nulldurchgang schalten will.
> [...]

Wenn Du den Platz dafür hast: Eltako ER12DX-UC, ESR61NP-230V+UC o.ä...


HTH,

Sebastian

Marcel Mueller

unread,
Dec 12, 2020, 1:07:40 PM12/12/20
to
Am 12.12.20 um 18:17 schrieb Axel Berger:
> Marcel Mueller wrote:
>> Wenn Du unbedingt mit einem Triac schalten willst,
>
> Will ich nicht. Ich erinnere mich halt an die vielen Schaltungen aus
> Elektor und anderswo, in denen das Relais von einem Transistor mit
> R-C-Glied an der Basis geschaltet wurde oder beliebig viel aufwendiger.
>
> Ich habe hier einen 1 kW Halogenstab über dem Bett, um morgens in
> finsterster Dunkelheit wach werden zu können.

Eine 865-er oder 965-er Röhre würde es vermutlich auch tun, ohne
Flutlichtmast und Starkstromanschluss. ;-)

> Der fetzt alle Sicherungen
> ohne die zwei Heißleiter in Serie und dessen Einschalten ist schon
> reichlich träge. Ein Relais über den Heißleitern müßte in den
> Sekundenbereich verzögert sein.

Nicht unbedingt. Sobald der Glühfaden wenige hundert Grad hat, ist der
Strom schon deutlich reduziert. Sobald du unter ca. 7kW bist, fliegt da
keine Sicherung mehr. Du könntest die Heißleiter vmtl. mühelos mit einem
Relais überbrücken. Das zieht sowieso erst an, wenn sich dahinter ca.
150V aufgebaut haben.

> Aber klar, für Ringkerne reicht eine
> Halbwelle, für Ringkerne mit dickem Elko dahinter einige wenige.

Auch eher eine. Der Innenwiderstand der Ringkerne verlangsamt die
Ladezeit üblicherweise nicht signifikant. Und wenn doch, dann braucht
man keine Strombegrenzung mehr.


Marcel

Manuel Reimer

unread,
Dec 12, 2020, 1:07:43 PM12/12/20
to
On 12.12.20 17:37, Marcel Mueller wrote:
> Schütz geht natürlich auch, ist nur i.a. 5-mal so teuer als ein
> Print-Relais.

Hab ich einige aus Altbeständen da. Preis für das Schütz ist also nicht
das Problem. Hintergedanke für Schütz statt Relais ist eben das ich auf
den Widerstand gerne verzichten würde. Der Schaltkontakt eines
Printrelais dürfte aber kaum robuster sein als der in einem
Marquardt-Wippenschalter.

Gruß

Manuel

Werner Holtfreter

unread,
Dec 12, 2020, 5:16:58 PM12/12/20
to
Manuel Reimer wrote:

> On 12.12.20 12:03, Axel Berger wrote:
>> Also wenn ich Dich richtig verstehe keine Elektronik wie sonst
>> üblich sondern allein die mechanische Trägkeit des Relais? Gute
>> Idee aber vielleicht doch etwas knapp, oder?
>
> Ehrlich gesagt hatte ich die gleiche Idee aber ohne Widerstand.

Die Strombegrenzung, sei es nun mit Widerstand oder Heißleiter,
verhindert aber nicht nur das Auslösen der Sicherung sondern schont
auch die Eingangsschaltung der Schaltnetzteile. Die meisten
Schaltnetzteile werden nur eine begrenzte Anzahl von
Einschaltzyklen aushalten. Bei LED-Lampen findet man die
betreffende Spezifikation auf der Packung, bei Schaltnetzteilen
noch nicht.
--
Gruß Werner Planwirtschaft:
Wer Frauenquoten dekretiert wird Quotenfrauen bekommen.
Wer Mieten begrenzt, wird Wohnungsmangel bekommen.
Wer die Geldmenge ausweitet, wird Geldentwertung bekommen.

Michael Schwingen

unread,
Dec 13, 2020, 5:17:04 AM12/13/20
to
On 2020-12-12, Axel Berger <Sp...@Berger-Odenthal.De> wrote:
> Also wenn ich Dich richtig verstehe keine Elektronik wie sonst üblich
> sondern allein die mechanische Trägkeit des Relais? Gute Idee aber
> vielleicht doch etwas knapp, oder?

Kommt auf die Größe des Relais an - größer ist besser ;-)

Ich habe das hier mit einem 230V-Schütz (lag noch rum) so in meinem
Regeltrafo verbaut, der sonst gerne die Sicherung 'raushaut.

cu
Michael

Rolf Bombach

unread,
Dec 16, 2020, 4:36:56 PM12/16/20
to
Marcel Mueller schrieb:
> Am 12.12.20 um 09:37 schrieb Manuel Reimer:
>> Die Frage die sich mir da stellt: Gibt es einen einfachen Weg um den Einschaltvorgang immer in den Nulldurchgang zu legen?
>
> Geht. Zieht aber oft einen Stand-By-Verbrauch mit sich. Irgendwie muss das Ding ja gesteuert werden.
>
> Falls das Zeug eher wenig eingeschaltet ist, gibt es noch die Möglichkeit einfach eine Einschaltstrombegrenzung zu verwenden. Das ist im einfachsten Fall ein Widerstand und ein 220VAC Relais. Das
> Relais überbrückt den Widerstand, aber eben erst nach etlichen Millisekunden.
> Als Widerstand eignet sich etwas aus der Keramikklasse (11W oder 17W) und mit einigen Ohm (z.B. 6,8 Ohm). Wenn dein Schalter nichts kann, kannst du auch einen größeren Widerstand nehmen, aber der
> wird dabei natürlich auch schneller heiß.

Brandgefährlich. Ich hatte so was bei einem normalen NF-Verstärker implementiert.
Ja, 17W hat dann gehalten, leuchtet im Innern aber immer noch auf. Ausserdem
muss der Widerstand mit einer Thermosicherung ergänzt werden. Bei mehreren
Schaltnetzgeräten können kurzfristig >5 kW freigesetzt werden, da würde ich
das definitiv nicht machen.

> Die Relaisspule hängt man /hinter/ den Widerstand. Das erhöht die Verzögerung noch etwas, wenn viel dran hängt.

Lebensgefährlicher Unsinn. Genau mit diesem tollen Trick ist mir mal
einer dieser Widerstände im Alugehäuse mit pistolenschussariger
Energie explodiert. Das steckbare Relais war nicht in der Fassung...
Egal, dadurch wird die Schaltzeit undefiniert.

> Falls dann beim Einschalten auf der Lastseite ein Kurzschluss ist, raucht der Widerstand ab.

Nein. Ein 6.8R kriegt da 7 kW mit, da passiert mehr als Abrauchen.

> Aber diese Situation hätte jeden anderen Schalter auch zerstört, und der Widerstand ist das billigste Teil.
> Wenn das Relais keine 20A oder so kann, dann muss noch eine Schmelzsicherung in die Leitung, z.B. T8A.
> Mit dieser Technik schalte ich heute noch die Ringkerntrafos vom uralten Wohnzimmerverstärker,
> der Zusammen mit dem ganzen Rest an einer Steckdosenleiste hängt, die das sonst keine 2 Wochen
> überstehen würde.

Ja, EIN Trafo...

>> Müsste vor allem günstiger sein als regelmäßiger Schalterwechsel. Eine nach dem Schalter liegende Schaltung soll also erstmal einen Nulldurchgang abwarten und an der Stelle dann z.B. einen Triac
>> zünden.

Triacs gibt es nicht für sehr hohe Ströme. Wesentlich höhere
Lastintegrale haben die Module mit zwei antiparallelen Thyristoren.
Das sind die ab so ca. 20 A.

>> Ich wüsste wie ich sowas selber bauen kann, frage mich aber ob es dafür fertige Module gibt. Kann ja nicht sein das ich der einzige bin der Verbraucher mit hohem Einschaltstrom im Nulldurchgang
>> schalten will.
>
> Einschaltstrombegrenzer gibt es auch fertig. Allerdings wird man dafür mutmaßlich schon ein paar neue Schalter bekommen.

Die Frage ist eher, ob man nicht generell die Finger von solchen
"Kunstschaltungen" lassen und daher zu fertigen Produkten greifen
sollte.

--
mfg Rolf Bombach

Ralf Kiefer

unread,
Dec 16, 2020, 6:24:47 PM12/16/20
to
Manuel Reimer wrote:

> Ich wüsste wie ich sowas selber bauen kann, frage mich aber ob es dafür
> fertige Module gibt. Kann ja nicht sein das ich der einzige bin der
> Verbraucher mit hohem Einschaltstrom im Nulldurchgang schalten will.

Schau mal z.B. bei Meanwell nach! Die haben einen ICL-16R und ICL-16L,
je nach Bauform. Daten: Begrenzungsdauer 300ms, max. kapazitive Last
2500uF (also ziemlich viel und für mehrere Schaltnetzteile ausreichend,
IMHO). Bei Ebay-Händlern (inkl. dem "C") sehe ich Preise von <30EUR
inkl. Versand. Farnell hat die auch im Programm. Nachteil: der braucht
selbst ein bißchen Leistung (<1,5W).

Da stellt sich möglicherweise die Frage, was Deine zu schaltenden
Schaltnetzteile während der ersten rund 30 Halbwellen machen, während
sie mit reduzierter Spannung gemütlich ihren Elko aufladen.

Meine Motivation: drei Schaltnetzteile, zwei kleine Meanwell mit 25W und
ein großes für 90A @5V und noch ein bißchen mehr, also rund 600W unter
Vollast.

Gruß, Ralf

Werner Holtfreter

unread,
Dec 16, 2020, 7:45:59 PM12/16/20
to
Rolf Bombach wrote:

> Lebensgefährlicher Unsinn. Genau mit diesem tollen Trick ist mir
> mal einer dieser Widerstände im Alugehäuse mit
> pistolenschussariger Energie explodiert.

Hört sich nach einem Lichtbogen über dem Widerstand an. Der tritt
vorwiegend bei Kohleschicht-Widerständen auf. Daraufhin brennt
irgend etwas schwächeres durch, z.B. ein Leiterzug oder die
Netzsicherung. Eine 4x20 Glassicherung wird nicht abschalten
sondern ebenfalls einen Lichtbogen entwickeln, wenn der Strom über
80A ansteigt, also das Schaltvermögen überschritten wird. In einem
Metallgehäuse sollte der Brandschutz aber gegeben sein, wir haben
ja noch die Netzsicherung in der Verteilung.

Drahtwiderstände hingegen können durchaus auch mal aufglühen und je
nach Umfeld etwas entzünden.

Metallschichtwiderstände öffnen am wenigsten spektakulär.

Bei der Widerstandsdimensionierung muss die Spannungsfestigkeit
(250 V) und vor allem die Impulsfestigkeit beachtet werden, wenn sie
zuverlässig ihren Dienst tun sollen.

Ansonsten nimmt man Heißleiter als Strombegrenzer, die nach ein paar
Sekunden mit einem Relais überbrückt werden können, damit sie
abkühlen und für einen neuen Start bereit sind und damit
Verlustleistung gespart wird. Allerdings erfordern große
Kapazitäten auch große Heißleiter. Kleine würden kaputt gehen. Man
muss hier die Applikationsschrift des Herstellers genau beachten.
Auch hier geht es letztlich um die Impulsbelastung.

Ole Jansen

unread,
Dec 17, 2020, 2:05:32 AM12/17/20
to
Am 17.12.2020 um 01:45 schrieb Werner Holtfreter:
> Bei der Widerstandsdimensionierung muss die Spannungsfestigkeit
> (250 V) und vor allem die Impulsfestigkeit beachtet werden, wenn sie
> zuverlässig ihren Dienst tun sollen.

Möglicherweise sind "fusible" Widerstände an solchen Stellen
sinvoll?

O.J.

horst-d.winzler

unread,
Dec 17, 2020, 2:52:29 AM12/17/20
to
Am 17.12.20 um 08:05 schrieb Ole Jansen:
> sinnvoll?

Für sowas gibt es Thermosicherungen.

https://www.reichelt.de/temperatursicherungen-c7654.html?&nbc=1
--
---hdw---

Marcel Mueller

unread,
Dec 17, 2020, 3:00:52 AM12/17/20
to
Am 16.12.20 um 22:36 schrieb Rolf Bombach:
>> Falls das Zeug eher wenig eingeschaltet ist, gibt es noch die
>> Möglichkeit einfach eine Einschaltstrombegrenzung zu verwenden. Das
>> ist im einfachsten Fall ein Widerstand und ein 220VAC Relais. Das
>> Relais überbrückt den Widerstand, aber eben erst nach etlichen
>> Millisekunden.
>> Als Widerstand eignet sich etwas aus der Keramikklasse (11W oder 17W)
>> und mit einigen Ohm (z.B. 6,8 Ohm). Wenn dein Schalter nichts kann,
>> kannst du auch einen größeren Widerstand nehmen, aber der wird dabei
>> natürlich auch schneller heiß.
>
> Brandgefährlich. Ich hatte so was bei einem normalen NF-Verstärker
> implementiert.
> Ja, 17W hat dann gehalten, leuchtet im Innern aber immer noch auf.

Was hast Du für einen Verstärker? Ich dachte meiner wäre schon groß
(2*375VA Kringel).

> Ausserdem
> muss der Widerstand mit einer Thermosicherung ergänzt werden. Bei mehreren
> Schaltnetzgeräten können kurzfristig >5 kW freigesetzt werden, da würde ich
> das definitiv nicht machen.

Wenn man Muffensausen und große Geräte dran hat, nimmt man einen
kleineren Widerstand. Selbst 2,2 Ohm verhindern noch recht zuverlässig
das Auslösen der Sicherungsautomaten.

>> Die Relaisspule hängt man /hinter/ den Widerstand. Das erhöht die
>> Verzögerung noch etwas, wenn viel dran hängt.
>
> Lebensgefährlicher Unsinn. Genau mit diesem tollen Trick ist mir mal
> einer dieser Widerstände im Alugehäuse mit pistolenschussariger
> Energie explodiert. Das steckbare Relais war nicht in der Fassung...

Klar, die Keramik-R Platzen bei Kurzschluss. Danach sind sie aber
hochohmig. Wenn man da Muffensausen hat, macht man ein Metallgehäuse drum.

> Egal, dadurch wird die Schaltzeit undefiniert.

Das ist ja der Sinn, dass sie adaptiv wird.

>> Falls dann beim Einschalten auf der Lastseite ein Kurzschluss ist,
>> raucht der Widerstand ab.
>
> Nein. Ein 6.8R kriegt da 7 kW mit, da passiert mehr als Abrauchen.

Nur die ersten Millisekunden. Danach hat sich sein Widerstand deutlich
erhöht und es ist weniger. Platzen wird er trotzdem.


>>> Müsste vor allem günstiger sein als regelmäßiger Schalterwechsel.
>>> Eine nach dem Schalter liegende Schaltung soll also erstmal einen
>>> Nulldurchgang abwarten und an der Stelle dann z.B. einen Triac zünden.
>
> Triacs gibt es nicht für sehr hohe Ströme.

Naja, für den Hausgebrauch reicht es.
So ein 40A Triac von ST für 3,50 bekommt man so schnell nicht kurz.

> Wesentlich höhere
> Lastintegrale haben die Module mit zwei antiparallelen Thyristoren.
> Das sind die ab so ca. 20 A.

Klar, geht da noch mehr. Aber das ist hier völliger Overkill.


>> Einschaltstrombegrenzer gibt es auch fertig. Allerdings wird man dafür
>> mutmaßlich schon ein paar neue Schalter bekommen.
>
> Die Frage ist eher, ob man nicht generell die Finger von solchen
> "Kunstschaltungen" lassen und daher zu fertigen Produkten greifen
> sollte.

Die dann, wenn's dumm läuft, aus China kommen und noch viel unsicherer sind.


Marcel

Manuel Reimer

unread,
Dec 17, 2020, 11:13:39 AM12/17/20
to
On 17.12.20 00:24, Ralf Kiefer wrote:
> Schau mal z.B. bei Meanwell nach! Die haben einen ICL-16R und ICL-16L,
> je nach Bauform.

Die Variante mit externer Kabelzuführung hätte echt praktisch sein
können wenn die für den PE da eine Klemme mit reingebaut hätten. So
macht das halt keinen Sinn und ich müsste die Hutschienenvariante in ein
kleines Gehäuse setzen. Trotzdem interessant.

> Da stellt sich möglicherweise die Frage, was Deine zu schaltenden
> Schaltnetzteile während der ersten rund 30 Halbwellen machen, während
> sie mit reduzierter Spannung gemütlich ihren Elko aufladen.

Gute Frage. Aber die meisten Netzteile haben ja sowas wie "DC OK". Ich
hoffe doch ein PC-Netzteil kommt mit einer Einschaltstrombegrenzung klar.

Wenn die irgendwann genügend Spannung haben zum Funktionieren, Last
zuschalten und dann die Spannung direkt wieder einbricht weil der
Widerstand noch nicht gebrückt ist, wäre natürlich wenig sinnvoll.

Gruß

Manuel

Ralf Kiefer

unread,
Dec 17, 2020, 12:14:35 PM12/17/20
to
Manuel Reimer wrote:

> Die Variante mit externer Kabelzuführung hätte echt praktisch sein
> können wenn die für den PE da eine Klemme mit reingebaut hätten.

Wozu braucht das Gerät PE? Ich sehe auf den Bildern reine
Plastikgehäuse.


> Wenn die irgendwann genügend Spannung haben zum Funktionieren, Last
> zuschalten und dann die Spannung direkt wieder einbricht weil der
> Widerstand noch nicht gebrückt ist, wäre natürlich wenig sinnvoll.

Schau mal dort:
<https://www.block.eu/de_DE/produkte/transformatoren/einschaltstrombegre
nzer/>

Den ES30 hatte ich schon mal bei einem Ebay-Anbieter auch für <30EUR
gesehen. Der schaltet nach 60msec (Wert aus der Bedienungsanleitung).

Gruß, Ralf

Werner Holtfreter

unread,
Dec 17, 2020, 4:08:07 PM12/17/20
to
horst-d.winzler wrote:

> Am 17.12.20 um 08:05 schrieb Ole Jansen:
>> Am 17.12.2020 um 01:45 schrieb Werner Holtfreter:
>>> Bei der Widerstandsdimensionierung muss die Spannungsfestigkeit
>>> (250 V) und vor allem die Impulsfestigkeit beachtet werden, wenn
>>> sie zuverlässig ihren Dienst tun sollen.
>>
>> Möglicherweise sind "fusible" Widerstände an solchen Stellen
>> sinnvoll?

Bei brennbaren Gehäusen sicherlich. Aber bevor man die extra
besorgt, kann man auch erst einmal die vorgesehenen
Metallschicht-Widerstände auf ihr Verhalten bei Anlegen der
Netzspannung testen.

> Für sowas gibt es Thermosicherungen.

Nein, denn die haben keinen nennenswerten Widerstand um den Strom zu
begrenzen.

Wolf gang P u f f e

unread,
Dec 19, 2020, 3:01:37 AM12/19/20
to
Reichelt.de -> Suche -> nullspann... -> Solid State Relais -->
https://www.reichelt.de/solid-state-relais-c7626.html?&search=nullspannung&nbc=1

Rolf Bombach

unread,
Dec 20, 2020, 10:19:52 AM12/20/20
to
horst-d.winzler schrieb:
Ja, genau so einen habe ich dann beim Widerstand montiert
und in Serie mit diesem geschaltet.

--
mfg Rolf Bombach

Rolf Bombach

unread,
Dec 20, 2020, 12:02:16 PM12/20/20
to
Wolf gang P u f f e schrieb:
>
> Reichelt.de -> Suche -> nullspann... -> Solid State Relais -->
> https://www.reichelt.de/solid-state-relais-c7626.html?&search=nullspannung&nbc=1

Ja, das sind eben die (etwas teuren) Module mit antiparallelen
Thyristoren. I²dt ist hier allerdings "nur" etwa 2.5 mal grösser
als beim Triac-Modul. Sonst ist Faktor 5 typisch.
Flussspannung scheint auch günstiger zu sein als beim Triac.

Aber eben, braucht Steuerspannung. Die Frage wäre, ob es
solche Module mit Schalter-Eingang gibt.

--
mfg Rolf Bombach

Marcel Mueller

unread,
Dec 21, 2020, 5:43:20 AM12/21/20
to
Am 20.12.20 um 18:02 schrieb Rolf Bombach:
> Ja, das sind eben die (etwas teuren) Module mit antiparallelen
> Thyristoren. I²dt ist hier allerdings "nur" etwa 2.5 mal grösser
> als beim Triac-Modul. Sonst ist Faktor 5 typisch.
> Flussspannung scheint auch günstiger zu sein als beim Triac.
>
> Aber eben, braucht Steuerspannung. Die Frage wäre, ob es
> solche Module mit Schalter-Eingang gibt.

Nein, aber mit 90-280V AC Eingang:
RA 2425 HA 06


Marcel

Rolf Bombach

unread,
Dec 30, 2020, 5:15:16 AM12/30/20
to
Ralf Kiefer schrieb:
>
> Meine Motivation: drei Schaltnetzteile, zwei kleine Meanwell mit 25W und
> ein großes für 90A @5V und noch ein bißchen mehr, also rund 600W unter
> Vollast.

Interessanter Punkt. Bedenke allerdings, je grösser das Schaltnetzteil,
desto _geringer_ der Einschaltstromstoss. Die grossen Teile/Geräte
haben PFC, welche für sanftes Anlaufen ausgelegt sind. Die kleinen
Teile sind die Pest.
https://www.pulspower.com/fileadmin/Dateien/pdf/cp20_241.pdf
Seite 7. Allerdings dauert es etwa 0.5 s bis der Output da ist.

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mfg Rolf Bombach
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