Martin Τrautmann schrieb:
> On Sat, 17 Sep 2022 22:18:34 +0200, Rolf Bombach wrote:
>>
>> Bei den Lampen nervt es nur noch. Eine 3.1 W 290 lm ist Klasse E,
>> eine 4.9 W 400 lm ist F. Ob da jetzt der "Wirkungsgrad" zählt
>> oder der höhere Stromverbrauch, keine Ahnung.
>
> Vereinfacht gesagt: lm/W (290/3,1=93,55 bzw. 400/4,981,63) - also ist
> erstere deutlich effizienter als letztere.
>
> Ich weiß nicht, was es da zu kritisieren gibt.
Ich halte es lediglich für möglicherweise verwirrend und daher
potentiell kontraproduktiv.
>> Wenn man eh nur eine Lampe betreibt, zählt eigentlich nur deren
>> Verbrauch. Diese relativen Skalen finde ich eh irreführend.
>
> Falsch.
Hä? Wenn ich im Haushalt irgendwo Licht brauche und so eine LED
ausreichen würde, dann benötigt die 3.1 W Lampe 3.1 W und die
4,9 W eben 4,9 W. Deswegen muss ich die erste ja nicht länger
brennen lassen oder früher einschalten. Den Helligkeitsunterschied
sehe ich selbst im A-B-Vergleich eigentlich nicht.
Die dabei fast 40% Stromersparnis kommt _nicht_ von der höheren
Effizienz.
Anders kann es bei gewerblicher Beleuchtung aussehen, wo gewisse
Normen eingehalten werden müssen. Abgesehen von dümmlichen
Übungsaufgaben fernab der Realität stehen in der Praxis eben
praktische Faktoren im Vordergrund. Eine Aufgabe wie:
"Es werden zur Beleuchtung 11600 lumen benötigt, wie viele Lampen
(siehe oben) werden gebraucht und welche Lösung ist wirtschaflicher?"
nimmt ja keine Rücksicht darauf, dass 40 Lampen nicht Platz haben.
Für den Hausgebrauch sehe ich durchaus das Risiko eines Rebound-Effekts;
hätte hier die Lampe mit höherer Wattage eine bessere Etikette neigt
erwiesenermassen der Kunde oft dazu, diese zu nehmen. Braucht zwar
"etwas" mehr Strom, ist aber effizienter.
>
>> Bei den
>> Kühlschränken wird AFAIK die Grösse berücksichtigt. Ein grosser
>> Kühlschrank hat eine bessere Klasse, obwohl er mehr Strom verbraucht.
>
> Falsch.
Ist trotzdem so. Lies die Verbrauchsangaben.
"Für die Klasseneinteilung ist der Energieeffizienzindex bestim-
mend. Dieser Index wird anhand einer komplexen Berech-
nungsmethode berechnet. Der Index berücksichtigt unter
anderen den Energieverbrauch, das Nutzvolumen aller Kühl-
und Tiefkühlfächer, die Anzahl Türen und die «No-Frost»-
Funktion."
Lediglich für den unwahrscheinlichen Fall, dass man sich entscheiden müsste
zwischen zwei kleinen oder einem grossen Kühlschrank ist hier die Etikette
sinnvoll und brauchbar. Ansonsten lässt sich problemlos ein grösserer
Schrank mit doppelt so vielen kWh/a finden, der eine bessere Effizienz-
stufe hat.
"Laut Stiftung Warentest hat sich bei den nun angewandten
Testmethoden 'einiges verbessert, manches aber auch verschlechtert'."
Bei nichgewerblichen Kühlschränken wird beim Test die Tür nie geöffnet.
Gerade bei sehr grossen Schränken (mit tendenziell guter Stufe) ist
da aber der Kälteverlust am grössten.
>> Ähnlicher Quatsch wie bei den Autos.
>
> Falsch.
Jein. a) JETZT ist's schon besser aber b) immer noch nicht gut.
"Bis 31. Dezember 2019 wurde zur Einteilung eine relative Energieeffizienz
unter Verwendung des Fahrzeugleergewichts berücksichtigt."
a) Unter Druck der insbesondere deutschen Automobilmafia gab es also
bis vor Kurzem deutlich Panzerrabatt. In CH lief das über eine Klausel
beim Import: "Seltene" Marken und Typen wurden von der Berechnung
des Flottenverbrauchs ausgenommen, womit die CO2-Strafzahlungen
nach unten gedrückt werden konnten. IIRC sind Jaguar und Range Rover
und dergleichen deswegen ganz aus der Liste gefallen.
b) "Die mit dem früher geltenden Neuen Europäischen Fahrzyklus (NEFZ) ge-
messenen Verbräuche und Emissionen werden im realen Fahrbetrieb oft deutlich überschrit-
ten. Daher wird seit September 2017 schrittweise auf das neue Prüfverfahren WLTP umge-
stellt. Die Umstellung auf WLTP bei der Energieetikette erfolgte per 1.1.2020. Die vorliegenden
Berechnungen der Kategoriengrenzen per 1.1.2022 berücksichtigen nur Typengenehmigun-
gen, welche über WLTP-Werte verfügen."
Ich wette, dass die neuen Werte, falls angewendet, immer noch deutlich
praxisfern sein werden.
>> Ausserdem frage ich mich, welche Verbesserungen denn überhaupt noch
>> möglich sind. Orientiert sich die Skala am Ende der physikalischen
>> Möglichkeit? Ob die Welt gerettet wird, wenn man die 3.1 W auf 2.9 W
>> runterquält?
>
> Die Glühlampe brauchte für 290 Lumen noch 30 Watt. Eine Reduzierung auf
> ein Zehntel ist durchaus signifikant. Energiesparlampen brauchten nur
> noch 6 Watt - schon ganz erheblich besser. Mit LED reichen inzwischen 3
> Watt - nicht schlecht. Ob und wie man noch deutlich besser werden kann,
> das ist bei aktuellem Wissensstand fraglich. Aber mal abwarten, was die
> Zukunft noch bringt.
Bei der Etikette hat man da schon mal Platz gelassen. Allerdings nur
bis 210 lm/W. Das dürfte an der Grenze des Machbaren für weisses Licht
akzeptabler Farbtemperatur sein, theoretische Grenze liegt um 350 lm/W.
Ausserdem gibt es Bonuspunkte, wenn das Licht gebündelt ist und welche,
wenn die Lampe direkt am Netz hängt. DLS/MLS zusammen immerhin 17.6%.
Ohne diesen Bonusfaktor hätte die erstgenannte Lampe die "E" nicht geschafft.
Was wiederum die Frage aufwirft, ob auf der Packung die echten lm/W angegeben
sind oder ob diese Bonusfaktoren schon drin sind.
> Den Unterschied zwischen grottenschlecht, brauchbar und gut, den kann
> man an der Energieeffizienzklasse recht gut ablesen. Der Lernprozess
> dauerte einige Zeit. Aber was wir erreicht haben, das ist ordentlich.
Konnte man. Jetzt hat man eine neue Skala. Glühlampen sind G, wobei
G auch 85 lm/W LED haben kann. Dann geht die Skala steil nach oben.
A propos neue Skala. Die hat nicht nur bewirkt, dass die nicht
wirklich günstigen GU10 von Tedi von A+ auf F abgerutscht sind,
sondern auch von 3€ auf 4€ <hier Kraftwort einsetzen>.
Also kann G durchaus schon gut sein, schlecht war ja nach deinen
Angaben 10 lm/W. Wie du sagst, einen Faktor 10 hat man eh schon
erreicht. Meine Kritik geht dahin, dass man das der Etikette eben
nicht ansieht, ob dieser Sprung nun erreicht wurde oder nicht und
dass weiterer Fortschritt eher irrelevant für den Stromverbrauch ist.
> Nun brauchen wir nur noch
> 1) gute Konstruktionen, die die schädliche Abwärme gut abführen
Ja, gerade kompakte Lampen mit GU10 scheinen da Probleme zu haben.
Daran sind oft auch die Leuchten mit Schuld, da die dazu neigen, nochmals
eine überflüssige Hülle drüber zu stülpen, aus Designgründen.
Es würde mich interessieren, wieviel heute in der Elektronik verheizt wird.
Anders gesagt, was würde der nächst fettere MOSFET und die nächste
Nummer an Drossel und Kondensator bringen.
> 2) Lebensdauern, die den Werbeversprechen (100 000 bis 600 000 Stunden)
> tatsächlich entsprechen - wo bisher andere unterdimensionierte
> Bauteile oft zu geringeren Haltbarkeiten als bei klassischen
> Glühbirnen führten.
Bei meiner Sammlung sehe ich Angaben im Bereich 15-20 kh. Hatte schon
zwei Frühausfälle, sowie ältere Typen, die recht rasch die Farbe und
irgendwie auch die Farbkraft verloren haben.
--
mfg Rolf Bombach