Am 16.11.23 um 14:41 schrieb Bernd:
> Wohin fließt der Strom?
Jaa, wohin nur, wohin nur, wohin? Auf die Idee, mal selber nach
Schaltbildern zu recherchieren, bist Du nicht gekommen? Also betreiben
wir mal wieder Trollfütterung?
> Ah ... mir es geht ja offenbar nur um den Strom der hinter dem WR
> ansteht ... und da dürfte der Widerstand auf dem Weg ins Haus (kürzere
> Leitung) geringer sein als der zum EV ... kann das jemand mit Ahnung mal
> bitte durchdenken? Oder bin ich da völlig auf dem Holzweg?
Ziemlich.
Zunächst einmal solltest Du Deine Grafik verfeinern. So simpel ist es
nicht - allein deswegen nicht, weil PV und Akku mit Gleichspannung
arbeiten, Verbraucher und Netz mit Wechselspannung. Du brauchst
mindestens einen Wechselrichter für die Einspeisung der PV ins Hausnetz
und einen Laderegler für den Akku, wobei der Akku alternativ an die
Gleichspannungsseite (DC) oder die Wechselspannungsseite (AC) angebunden
werden kann.
Beispiel mit Akku an AC:
Last
!
DC AC !
PV----------------MPPT+WR----------------+------Zähler---------Netz
!
!
DC AC !
Akku-------------Laderegler--------------+
Weiterhin ist die Vorstellung, dass "Strom von der Quelle zur Senke
fließt und dabei den Weg des geringsten Widerstands geht", zu einfach.
Ein Wechselrichter (WR) einer klassischen kleinen PV-Anlage ist ein
netzspeisender Wechselrichter. D.h., er hat die Charakteristik einer
Stromquelle am Hausnetz. Das bedeutet, dass der Wechselrichter seine
Spannung geregelt gerade so weit hochfährt, dass ein bestimmter Sollwert
des Stroms erreicht wird (das ist wegen Wirk- und Blindleistung etwas
verkürzt dargestellt, trifft aber das Prinzip). Der Sollwert des Stroms
wird so berechnet, dass mit der aktuellen Spannung des Hausnetzes die
(Wirk-)Leistung gerade gleich der Leistung ist, die die PV liefern kann
- die wird vom MPP-Tracker (MPPT) berechnet.
Da der WR innerhalb des Hausnetzes - also hausseitig des Zählers -
einspeist, wird der Leistungsbedarf der Last (und dem als Last
fungierenden Laderegler, falls der Akku geladen wird), vorrangig aus der
PV bedient und nur der Bedarf, den die PV nicht liefern kann, wird aus
dem Netz gedeckt. Den Wirkleistungsbedarf von Last und ggf. Akkuladung,
der von der PV gedeckt wird, "sieht" der Zähler ja nicht. Kann die PV
mehr liefern als es der gesamten Last entspricht, wird der Überschuss
automatisch ins Netz eingespeist, denn der WR "drückt" alles, was die PV
liefert, gnadenlos ins Hausnetz.
Wenn die PV nichts oder nicht genug liefern kann, kann der Bedarf ganz
oder teilweise aus dem Akku gedeckt werden. Der Laderegler verhält sich
dann ebenfalls als netzspeisender Wechselrichter mit
Stromquellencharakteristik. Den Wirkleistungsbedarf der Last, der vom
Akku gedeckt wird, "sieht" der Zähler nicht. Ist der Leistungsbedarf der
Last größer als die Leistung, die der Akku liefern kann, wird der Rest
automatisch aus dem Netz bezogen. Sinnvollerweise wird die Leistung, die
der Laderegler ins Hausnetz einspeist, auf den Bedarf der Last begrenzt,
denn aus dem Akku will man wohl kaum ins Netz einspeisen, wenn man den
Autonomiegrad maximieren will. Technisch möglich wäre das aber - ob man
das möchte, hängt von der Wirtschaftlichkeit ab. Technisch möglich wäre
weiterhin auch eine netzdienliche Einspeisung, indem man die
eingespeiste Wirkleistung von der Netzfrequenz abhängig vorgibt oder
Blindleistung einspeist.
Der Zähler muss natürlich ein Zweirichtungszähler sein, der positive und
negative Wirkleistung getrennt saldiert.
Koordiniert wird das Ganze aus übergeordneter Sicht, abhängig von
Tageszeit, solarer Einstrahlung, SOC des Akkus etc.: wieviel kann die PV
liefern? Wann soll der Akku geladen werden und wie schnell? Wann soll
der Akku entladen werden und welche Jeistung soll er liefern? Soll der
Akku besser ganz geladen werden, weil drei Tage Regenwetter drohen und
drei Nächte überbrückt werden müssen, oder reicht es bei progostiziertem
Sonnenschein, den Akku nur zu 60% zu laden und dafür auch noch die
Waschmaschine aus der PV zu bedienen? Usw.
Alles klar?
V.