On 9/2/21 1:43 AM, Marcel Mueller wrote:
> Am 02.09.21 um 00:23 schrieb Joerg:
>>>> Interessant. Dann muss sich was veraendert haben, denn meines hatte
>>>> keinerlei Probleme mit Kunststoffteilen.
>>>
>>> War vielleicht noch eine andere Mischung.
>>
>> Ja, manche Firmen koennen das und manche koennen das nicht. Manche
>> verlernen es auch ueber die Zeit, vielleicht weil alte Haudegen in
>> Rente gegangen sind.
>
> Faktisch stellt man so etwas ja nicht selbst her, sondern kauft es. Und
> welche Wechsel sich bei den Zulieferern ergeben haben, bekommt man u.U.
> gar nicht mit.
>
Da hatten wir bei meinen AGs immer ein scharfes Auge drauf. Die
Kunststoffmischung ohne unsere Zustimmung aendern, haetten sich
Zulieferer nicht gewagt. Einer bei einem Kunden tat es mal (bei
Kondensatoren), mit dem Ergebnis, dass er 4000 Geraete einstampfen und
auf eigene Kosten neu produzieren musste.
>> gut), waehrend die Plastikteile der fast 50 Jahre alten Channelmaster
>> Fernsehantenne noch frisch sind, obwohl die weit ueblerem Wetter und
>> voll der Sonne ausgesetzt sind.
>
> Was macht man heutzutage noch mit einer TV-Antenne?
>
Fernsehen :-)
Doch seit dem leidigen Wechsel zu Digital-TV ist das unzuverlaessig
geworden und das Programm ist derart abgeflacht, dass es sich bei uns
auf maximal die Abendnachrichten beschraenkt.
>
>>>> Caig DeOxit hilft dabei so gut wie immer. Oder bei Euch Tuner 600
>>>> von Kontaktchemie, wenn es das noch gibt.
>>>
>>> Ja, die gibt es immer noch. Das habe ich aber nicht da.
>>> Normalerweise zerlege ich solche Schalter komplett und setzte sie
>>> dann frisch gereinigt und geölt wieder zusammen. Das hält Jahre.
>>> Bei dem großen Teil wird das aber unentspannt. Und die Frage ist
>>> halt, wie viele der Plastikknöpfe bei Zerlegen zerspringen.
>>
>> Deshalb nicht zerlegen, sonst gezielt anspruehen. Die Investition von
>> 10-20 Euro in eine Dose Caig DeOxit oder Tuner 600 lohnt sich.
>
> Ja wahrscheinlich hast Du in dem Fall recht.
> Ich habe aber auch machmal das Gefühl, dass da irgendwann mal etwas auch
> die Platine getropft ist, und es deshalb driftet.
>
Oder Feuchtigkeit gezogen, Elko vertrocknet, etc. Am besten Schaltbild
studieren und im Zweifel hier als Post mit Link setzen.
>> Immer wieder, denn irgendwann kracheln die Schalter der Stereoanlage,
>> dann die Hausklingel, dann ...
>
> Die Repariere ich immer durch zerlegen. Das hat bisher immer funktioniert.
>
> Einmal dachte ich, ich kaufe lieber neue, die passende Größe gab es
> tatsächlich problemlos. Aber die sind nach ein paar Jahren wieder
> ausgefallen. Glücklicherweise hatte ich die alten Potis nicht
> weggeschmissen. Also die gereinigt und wieder eingebaut. Die laufen bis
> heute. Das ist jetzt bestimmt auch schon wieder 10 Jahre her.
>
> Und so werkelt hier immer noch ein Grundig R5000 Receiver mit
> schätzungsweise 42 Jahren. Da musste ich aber kürzlich tatsächlich mal
> eine Runde Elkos tauschen. Besonders eine Serie 47µ Elkos hatte
> aufgegeben, meist ausgelaufen. Aber seit ich mir mal das
> Impedanzmessgerät gebaut habe, mit dem ich incircuit ESR, ESC etc.
> messen kann, findet man die Dinger schnell.
>
> Das ebensoalte CF5500 Tapedeck habe ich dank eines netten Menschens in
> der Tschechischen Republik mit einem 3D-Drucker, der auch weicheres
> Plastik auf ein paar µ genau drucken kann, wieder fit bekommen.
>
Hier laeuft noch der Saba 8100 Stereo aus den Jugendtagen meiner Frau.
Orischinol Schleiflack weiss. Da ist irgendwann was im Diskriminator
weggelaufen, hatte ich aber rasch repariert.
https://9.allegroimg.com/s1024/0c1e9e/43fb59af4685ae00c4123f4ff969
Nur bei Einschalten krachelt es inzwischen, muss mal sehen, ob die da
ein Relais drin haben. Die Skalenbirnen sind auch weitgehend durch, aber
ich war bisher zu faul, auf LED umzustellen. Guckt eh niemand drauf,
weil der fast immer auf demselben Sender steht. Irgendwann moechte ich
damit wieder Kurzwelle hoeren.
>
>> Wenn Du spaeter damit das alte Becker Radio in einem Daimler Oldtimer
>> wieder hinkriegst, hast Du Guru-Status in der Branche.
>
> Die Dinger werden hier bald zum Briefbeschwerer degradiert. Ich sage nur
> UKW/FM Abschaltung. Bis jetzt hat man sich noch nicht getraut (nur bei
> TV), aber Ansätze gab es schon genug. Und irgendwann machen die es einfach.
> Neu soll alles über DAB+ laufen. Da ändert sich dann alle 10 Jahre mal
> der Codec, wie seinerzeit von DAB auf DAB+, und alle alten Geräte werden
> Elektroschrott. Und an der nächsten Landesgrenze macht auch jeder was er
> will. DAB+ gibt es AFAIK nur in Deutschland. Die anderen haben etwas
> andere Verfahren. Nichts was man heutzutage nicht mit SDR-Firmware in
> den Griff bekäme, aber immer Extrawürste halt.
> Bei älteren Autos ohne DIN-Schacht, bei denen das Radio in die
> Bordelektronik integriert ist, ist der Tausch ein Totalschaden. Für
> passende Radios für alte Modelle kann man mit Einbau schnell mal 1000€
> latzen. Da macht halt jeder Hersteller inkompatibel was er will.
>
Ja, die Gesetzgeber verursachen bei Euch in dieser Hinsicht einen
grossen Haufen Stuss :-(
Bei uns verfaehrt man in Sachen Radio nach "Don't touch a running
system". Mit dem angenehmen Effekt, dass ich oft Mittelwelle hoeren
kann. Das ist schoen stabil.
> Ich verwende daher schon lange keine Radios mehr. Einzig im Auto hat man
> keine sinnvolle Alternative. Da ist ein altes analoges eingebaut, was
> /noch/ funktioniert. (Das Fahrzeug ist noch gar nicht so alt, gut 10.)
> Mittlerweile ist der Verkauf von Radios, die kein DAB+ können verboten
> worden. Also in 40 Jahren hat dann jeder ein DAB+ Radio. Dumm nur, dass
> es dann sicher kein DAB+ mehr geben wird.
>
Ich habe auch einen FM-Modulator in die Zigarettendose gesteckt und
darueber kann ich ueber Bluetooth sowie MP3 von einem USB Stick
abspielen. Obwohl FM/AM hier auch recht gute Auswahl bietet.
>
>>>> Sauber funktionierende sind nicht mehr so einfach beschaffbar. In
>>>> einer Schule darf es nicht passieren, dass der Eingangsteiler oder
>>>> die Zeitbasis wackelt. Fuer richtig gute wie Tek 2465 wird
>>>> inzwischen satt vierstellig verlangt, wenn gut in Schuss.
>>>
>>> Die Serie hatten wir früher auch im Labor. Aber da stand auch noch
>>> ein TDS 540 und ein 784 rum.
>>
>> Die koennen einem 2465 beim Jagen von winzigen Signalverschmutzungen
>> aber nichtmal das Wasser reichen.
>
> Was war denn an 2465 so gut? Ich habe die einfach als solide
> Analog-Oszis in Erinnerung.
> Aber vielleicht hatten wir auch nicht 2465. Bei den ersten zwei Ziffern
> bin ich mir noch sicher und die Bilder sehen auch verflixt ähnlich aus,
> aber die Erinnerung ist doch etwas verblasst.
>
Die sind sehr robust in der Signaldarstellung und vor allem der Trigger
ist super. Fast unerreicht gut.
>
>>> [Hameg]
>>>>> Witzigerweise schient wohl von dem alten Analogwissen doch noch
>>>>> einiges zu Rohde & Schwarz rüber gerettet worden sein. Was man so
>>>>> hört ist die HM2524-Serie auch recht robust. Und angeblich sind
>>>>> auch die Wandler recht rauscharm. Ich hatte noch keins in den Fingern.
>>>>
>>>> Mal sehen, was passiert, wenn die alten Haudegen alle in Rente sind.
>>>
>>> Bis dahin gibt es von den ganzen Billigheimern für den Hausgebrauch
>>> dicke hinreichende Geräte.
>>
>> Ja, aber damit unterstuetzt man immer wieder die Diktatur in China und
>> das mag ich nicht.
>
> Willkommen in der echten Welt.
>
Das kann man durch persoenliches Verhalten weitgehend vermeiden und ich
tue das.
>
>>>> Ich benutze in solchen Faellen einen aktiven Tastkopf.
>
> Ich weiß nicht. Eine P6139A hat aus dem Stand 8pF.
> Wenn ich mir die Datenblätter von bezahlbaren aktiven Probes anschaue,
> haben die knapp die Hälfte. Das ist jetzt nicht der große Durchbruch.
> Und dafür habe ich dann eine Probe, die bei der kleinsten Misshandlung
> über den Jordan geht.
Meine PM 8943 hat nackt 3.5pF, mit dem 10:1 Aufsteckteiler 2.4pF und mit
dem 100:1 Aufsteckteiler 1.4pF. Damit konnte ich immer gut leben.
Schaltbild und Layout liegen bei, sodass eine Reparatur kein Problem
ist. Wenn man dabei den BF512 durch etwas modernes ersetzt, geht auch
die Kapazitaet herunter.
>
>>>> Meiner ist von Philips, kann man aber auch selbstbauen.
>>>
>>> Kann man? Mit vertretbarem Aufwand und halbwegs gescheiter
>>> Bandbreite? Das würde mich tatsächlich interessieren.
>>
>>
https://easyeda.com/andyfierman/project-g2QNnljhf
>
> Das ist wirklich recht interessant.
>
>> Das ist 30 Jahre alt und mit moderneren FETs und nachher
>> HF-Transistoren kommt man weit hoeher in der Bandbreite. Da muesste
>> man aber ueberlegen, das auf Rogers Plattenmaterial aufzubauen oder
>> unter der Eingangsschaltung das FR-4 wegfraesen. Dazu braucht man eine
>> kleine Standmaschine, mit einer handgehaltenen Dremel wird das nichts.
>> Ich habe stattdessen meist Freiluftverdrahtung genommen. Wie der
>> Aachener sagt, nit schoen aber selten :-)
>
> Freiluftigel wäre jetzt auch mein erster Ansatz gewesen. Ich bin da
> sowieso immer gnadenlos.
> Aber ich bin in Sachen HF nicht so fit. Ich wüsste jetzt nicht, wie man
> so eine Schaltung auf vielleicht 300 MHz pimpt.
>
Am besten in LTSpice einklimpern, sehen dass die Simulation in etwa das
erwartete Ergebnis des status quo erbringt und danach die Transistoren
durch moderne ersetzen. Dann den Freiluftigel :-)
Masse und potenzielle Rueckkopplungen muss man natuerlich astrein
machen, aber dafuer gibt es ja NGs wie diese.
>> Fuer sehr hochfrequente Sachen braucht man meist keine hohe Impedanz,
>> ein paar kOhm reichen so gut wie immer. Nur die Kapazitaet muss
>> niedrig sein, damit man Transienten nicht verschleift.
>
> ... oder gar die Schaltung aus dem Tritt bringt.
>
> Ist ja auch logisch. Der Blindwiderstand der Kapazität ist bei den
> Frequenzen ja bei weitem dominierend. Selbst der Oszieingang ist da weit
> von 50 Ohm entfernt.
> Bei 10pF Eingangskapazität schafft man bei 300 MHz schon gegen 45°
> Phasenwinkel. Deshalb auch meine Irritation, dass die 1 GHz Tektronix
> mit 13pF Eingängen daher kommen. Das muss auch eine aktive Probe erstmal
> ohne Probleme mit der Gruppenlaufzeit treiben können.
>
Gruppenlaufzeit? Die stoert an sich nicht, wenn man sie einmal kennt.
[...]
>>> Naja, 100 MHz stellt heute kein digitales mehr vor Herausforderungen,
>>> und wenn doch, dann nur aus Lizenzgründen.
>>
>> Die versagen, wenn man dort oben nach "leicht pumpenden Pulspaketen
>> auf diffusem Gekrissel" sucht. Das koennen DSO nicht.
>
> Wie meinst Du das? Was für Gekrissel?
>
Ich bekomme oft Problem-Designs rein, wo z.B. ein Signal recht komplex
moduliert ist und der Kunde ueber Stoerungen klagt. Demodulation geht
dann kaum und waere auch wenig sinnvoll, denn ich muss das auf der
HF-Ebene untersuchen. Also zeigt das Oszilloskop "Marmelade" oder
"Gekrissel" an. Das lasse ich dann laufen, ziehe die Jalousie zu, Licht
aus und dann mit guter Brille draufstarren. Dabei finden sich oft
durchwandernde pulsierende Effekt auf oder in dieser Marmelade. Die
versuche ich ueber die Zeitbasis und andere Tricks gedanklich zu
charakterisieren, um zu sehen, wo die im Baseband sein koennten. Danach
kommt das EMV Near Field Kit dran, H- und E-Feld Sonden, bei mir von
EMCO. Meist benutze ich dafuer einen Allwellenempfaenger, weil der viel
empfindlicher ist als ein Spectrum Analyzer und erst recht besser als
ein Scope.
Oft muss man das Scope dabei ungetriggert durchlaufen lassen und da kan
es sinnvoll sein, die Zeitbasis extern reinzugeben oder einen
Frequenzzaehler an die interne Zeitbasis zu haengen. Denn analoge Scopes
haben oft keine digital Anzeige dafuer oder sie ist zu ungenau.
Wenn man das vor ort macht, kommen oft Kommentare wie "Oh Mann, jetzt
holt er auch noch die Wuenschelrute raus" :-)