Google Groups no longer supports new Usenet posts or subscriptions. Historical content remains viewable.
Dismiss

Audio-Übertrager selbst wickeln

270 views
Skip to first unread message

Holger

unread,
Jul 22, 2017, 9:57:15 PM7/22/17
to
Liebe Leute,

ich möchte mir gerne Audio-Übertrager wickeln und habe mir
ausgeschlachtete Übertrager beim Oppermann besorgt, mit
Zwei-Kammer-Wicklungen, die ich dafür ausschlachten und umbauen will.

Das alles als Experiment. Es darf ruhig auch schiefgehen und soll mir
nur ein paar Erfahrungen verschaffen.

Meine Idee wäre nun diese: Ich baue einen Übertrager auseinander und
entferne die Wicklungen vom Wickelkörper. Ich bringe eine bifilare
Wicklung an, gleicher Wickelsinn, der eine Draht ist primär, der andere
sekundär. Durch die bifilare Kopplung erhoffe ich mir eine bessere
Übertragung der höheren Audiofrequenzen. Das Kernmaterial ist aus Eisen,
nicht aus Mu-Metall. Von daher wird es Probleme mit der Aussteuerbarkeit
geben, aber +6dB als maximaler Pegel wäre schon okay für mich. Was wäre
zu erwarten? Hat das jemand schon mal ausprobiert? Vielleicht kann man
mit solchen Basteleien die sehr teuren Übertrager von Palmer und Hauffe
ersetzen? Wenn das klappt, wäre das natürlich geil, pro Übertrager 60
Euro gespart.

Holger

Bernd Mayer

unread,
Jul 23, 2017, 12:29:19 AM7/23/17
to
Am 23.07.2017 um 03:57 schrieb Holger:
>
> ich möchte mir gerne Audio-Übertrager wickeln und habe mir
> ausgeschlachtete Übertrager beim Oppermann besorgt, mit
> Zwei-Kammer-Wicklungen, die ich dafür ausschlachten und umbauen will.
>
>
> Meine Idee wäre nun diese: Ich baue einen Übertrager auseinander und
> entferne die Wicklungen vom Wickelkörper. Ich bringe eine bifilare
> Wicklung an, gleicher Wickelsinn, der eine Draht ist primär, der andere
> sekundär. Durch die bifilare Kopplung erhoffe ich mir eine bessere
> Übertragung der höheren Audiofrequenzen. Das Kernmaterial ist aus Eisen,
> nicht aus Mu-Metall. Von daher wird es Probleme mit der Aussteuerbarkeit
> geben, aber +6dB als maximaler Pegel wäre schon okay für mich.

Hallo,

einfach ausprobieren!

Wie groß ist der Kern denn?

Bei Audioübertragern hat man bei tiefen Frequenzen zunehmend
Verzerrungen dritten Grades, daher ist es sinnvoll den maximalen Pegel
bei einer tiefen Frequenz anzugeben bei welcher der Klirrfaktor 1 %
beträgt. Am oberen Frequenzende kann es manchmal Resonanzüberhöhungen
geben - oft jenseits von 20 kHz.

Ich verwende zum Messen unter Linux baudline: http://www.baudline.com/
das ist ein Spektrumanalyzer für die Soundkarte damit kann man das gut
beobachten und Messen.

Bernd Mayer

Rafael Deliano

unread,
Jul 23, 2017, 4:54:39 AM7/23/17
to
> ausgeschlachtete Übertrager beim Oppermann besorgt ...
> Das Kernmaterial ist aus Eisen, nicht aus Mu-Metall.

"Eisen"-Übertrager ? Das wäre doch 50Hz Netztrafo.
Selbst die 400Hz Trafos waren bereits Permalloy.
Bei einem 600 Ohm Audio-Übertrager aus Platten hätte
ich auch immer Permalloy vermutet.

Die Literatur von anno 1980 meint zwar ( Seite 10 ):
http://www.embeddedFORTH.de/temp/blech.pdf
"Das silizierte Elektoblech und -band (DIN46400) wird zwar
vielfach für Übertrager z.B. für Lautsprecher-Übertrager
verwendet. Für höhere Ansprüche ist jedoch die magnetische
Qualität ( speziell die Permeabilität ) dieses Werkstoffs
nicht ausreichend"
Man hat dann wohl Stand 60er Jahre nochmal erfunden.
Aber wenns dem Röhren-Sound dient ...

Man würde Versuch jedenfalls doppelt durchführen:
einmal ohne bifilare Wicklung und dann mit.

MfG JRD



Karl Sauer

unread,
Jul 23, 2017, 5:58:04 AM7/23/17
to
Am 23.07.2017 um 10:54 schrieb Rafael Deliano:
>> ausgeschlachtete Übertrager beim Oppermann besorgt ...
>> Das Kernmaterial ist aus Eisen, nicht aus Mu-Metall.
>
> "Eisen"-Übertrager ? Das wäre doch 50Hz Netztrafo.
> Selbst die 400Hz Trafos waren bereits Permalloy.
> Bei einem 600 Ohm Audio-Übertrager aus Platten hätte
> ich auch immer Permalloy vermutet.
>
> Die Literatur von anno 1980 meint zwar ( Seite 10 ):
> http://www.embeddedFORTH.de/temp/blech.pdf
> "Das silizierte Elektoblech und -band (DIN46400) wird zwar
> vielfach für Übertrager z.B. für Lautsprecher-Übertrager
> verwendet. Für höhere Ansprüche ist jedoch die magnetische
> Qualität ( speziell die Permeabilität ) dieses Werkstoffs
> nicht ausreichend"
> Man hat dann wohl Stand 60er Jahre nochmal erfunden.
> Aber wenns dem Röhren-Sound dient ...

Gibts eigentlich auch Class-D Röhrenverstärker?


Gruß Karl

Holger

unread,
Jul 23, 2017, 7:04:04 AM7/23/17
to
Am 23.07.2017 um 10:54 schrieb Rafael Deliano:

> "Eisen"-Übertrager ? Das wäre doch 50Hz Netztrafo.
> Selbst die 400Hz Trafos waren bereits Permalloy.
> Bei einem 600 Ohm Audio-Übertrager aus Platten hätte
> ich auch immer Permalloy vermutet.

Und wo kriegt man Trafokerne aus Permalloy in Kleinstmengen zu
akzeptablen Preisen her? Am besten gleich fertig gestanzt? EI bevorzugt?

Holger


Stefan Engler

unread,
Jul 23, 2017, 9:01:21 AM7/23/17
to
Am Sonntag, 23. Juli 2017 11:58:04 UTC+2 schrieb Karl Sauer:
> Gibts eigentlich auch Class-D Röhrenverstärker?

Ein paar wurden wohl gebaut und es finden sich entsprechende Schaltungs-
vorschläge. Warum sollte man sich heute noch die Mühe machen? Ich glaube beim
VTH-Verlag habe ich mal eine Schaltung Class-D gesehen. Es war nicht die Class-D
wie man Sie sich vorstellt, da die Steuerung analog ausgeführt wurde aber doch
nach dem PWM-Prinzip arbeitet (Vergleicher Eingang-Ausgang und Abschalung, wenn
genügend Saft am Ausgang ist; in schneller Folge, etc.)

Zum Teil ging es wohl darum bei 2-6kW Ausgangsleistung die zulässige
Anodenverlustleistung laut den Datenblättern nicht zu überschreiten.

Dass ganze weist dann noch eine aufwändige, für Röhen typische, Kühlung auf und
ein Röhren-Netzteil ist auch nicht gerade "kompakt". Bis zu 5000V finde ich
schwieriger in der Handhabung, als 200A. Außerderm sind die Dinger sau schwer.

Rafael Deliano

unread,
Jul 23, 2017, 9:23:46 AM7/23/17
to
> Und wo kriegt man Trafokerne aus Permalloy in Kleinstmengen zu
> akzeptablen Preisen her? Am besten gleich fertig gestanzt? EI bevorzugt?

Mangelndes Angebot liegt typisch an mangelnder Nachfrage. Und die
ist oft durch mangelndes Preis/Leistungsverhältnis des Bauteils bedingt.
Trafobausätze waren auch ehedem nie sonderlich handelsüblich, weil
kaum jemand neben dem Lötkolben Wickelmaschine stehen hatte. Und Wickeln
noch nichtmal der lästigste Fertigungsschritt bei Trafos ist.

Nischenhersteller für komplette Bauteile gibts:
"Als Kernmaterial kommt bei den Übertrager, wo dies erforderlich ist,
ausschließlich kornorientiertes Siliziumeisen..."
http://www.welter-electronic.de/bauteile/trafos/uebertrager/uebertrager.htm
"Zu teuer" ist ein schiefes Argument. Eigenbau wird teuerer und eher
nicht besser.

MfG JRD

Holger

unread,
Jul 23, 2017, 10:44:59 AM7/23/17
to
Am 23.07.2017 um 15:23 schrieb Rafael Deliano:

> ausschließlich kornorientiertes Siliziumeisen..."

Ah, okay. Dann könnte ich das mit einem der Basteltrafos ja mal
versuchen und schau dann, wie der spielt.

Grüße, Holger


Wolfgang Martens

unread,
Jul 23, 2017, 5:45:22 PM7/23/17
to
> Und wo kriegt man Trafokerne aus Permalloy in Kleinstmengen zu
> akzeptablen Preisen her? Am besten gleich fertig gestanzt? EI
> bevorzugt?

Welchem Normblech entspricht Permalloy?

Hier gibt es Infos zu übliche Trafobleche:
http://www.elektrobleche.de/
https://www.emt-net.de/downloads/

Hier gibt es EI Kerne einzeln:
http://www.sauter-shop.de/trafobleche/ei-bleche/index.html

mfG Wolfgang Martens

Peter Heitzer

unread,
Jul 24, 2017, 6:22:35 AM7/24/17
to
Holger <m...@privacy.org> wrote:
>Liebe Leute,

>ich möchte mir gerne Audio-Übertrager wickeln und habe mir
>ausgeschlachtete Übertrager beim Oppermann besorgt, mit
>Zwei-Kammer-Wicklungen, die ich dafür ausschlachten und umbauen will.

>Das alles als Experiment. Es darf ruhig auch schiefgehen und soll mir
>nur ein paar Erfahrungen verschaffen.

Sollen es nur Eingangsübertrager werden oder auch Ausgangsübertrager
mit höherer Leistung? Bei ersteren würde ich mal auf Verdacht eine
der billigen DI Boxen ausschlachten. U.U. sind die dort verbauten
Übertrager gar nicht mal so schlecht.
Beim Selberwickeln sehe ich das Hauptproblem in der Beschaffung des
Kernmaterials in kleineren Mengen.
Da bei einem Eingangsübertrager keine hohen Ströme fliessen, die den
Kern sättigen können, kann ich mir vorstellen, daß auch mit ordinärem
Trafoblech noch ein passabler Frequenzgang erreicht wird.
Evtl. Verzerrungen kann man mittels Filter wohl etwas zurechtbiegen.

--
Dipl.-Inform(FH) Peter Heitzer, peter....@rz.uni-regensburg.de

w-buechs...@web.de

unread,
Jul 24, 2017, 6:49:13 AM7/24/17
to
X-No-archive: Yes

Am Sonntag, 23. Juli 2017 15:23:46 UTC+2 schrieb Rafael Deliano:

> Trafobausätze waren auch ehedem nie sonderlich handelsüblich, weil
> kaum jemand neben dem Lötkolben Wickelmaschine stehen hatte. Und Wickeln
> noch nichtmal der lästigste Fertigungsschritt bei Trafos ist.

Es gab auch mal Netztrafobausätze mit fertiger Primärwicklung. Da bei Transistorschaltungen Ub meist höchstens 10% von Uprim ist, hielt sich der Aufwand für die Sekundärwicklung in Grenzen. Fertigtrafos für gängige Spannungen waren aber auch erschwinglich.

Rolf Bombach

unread,
Aug 14, 2017, 3:25:54 PM8/14/17
to
Karl Sauer schrieb:
>
> Gibts eigentlich auch Class-D Röhrenverstärker?

Kommt drauf an, was man darunter versteht. In der letzten
Generation von Röhrensendern gab es eine Anodendrossel in
Resonanz mit den Röhrenkapazitäten. Durch Abstimmen auf eine
Oberwelle ist dann die Anodenspannung näher am Rechteck.

Inwieweit die Horizontalendstufe so was wie Klasse D war,
keine Ahnung.

Da MW-NF-Sprechleistungen "relativ einfach" mit zwei
in Gegentakt B geschalteten Senderöhren zu erreichen sind,
hat sich die Frage bei dieser Anwendung wohl nicht gestellt.

--
mfg Rolf Bombach
0 new messages