On 24.01.15 17.25, Hergen Lehmann wrote:
> Am 24.01.2015 um 15:23 schrieb Marcel Mueller:
>
>> Ein auf 500 MHz Bandbreitenbegrenztes Signal lässt sich mit 1GHz
>> Samplingrate /absolut exakt/ wiedergeben. Dazu braucht man nicht mehr.
>
> Nun ist das Signal aber nicht hart bandbreitenbegrenzt. Weder an der
> Quelle, die wahrscheinlich erwünschte oder unerwünschte Oberwellen
> produziert, noch im Analogfrontend des Oszilloskops, für das im
> Regelfall die 3dB-Bandbreite spezifiziert wird.
>
> Bei einem Verhältnis von nur 1:2 zwischen einem NICHT sinusförmigen
> Nutzsignal und der Abtastrate erfasst der A/D-Wandler alles mögliche,
> aber ganz sicher keine exakte Wiedergabe des Eingangssignals.
Bei 1:1 zwischen einem nicht sinusförmigen Nutzsignal und der
Analogbandbreite passiert nichts besseres. Im Besonderen aufgrund des
Phasengangs.
Ich sehe da keinen signifikanten Unterschied. Wenn ich die Kurvenform
haben will, brauche ich 10-fache Bandbreite. Wenn dann die Samplingrate
nochmal einen Faktor 4 über der Bandbreite (also Faktor 2 über Nyquist)
liegt wie bei den alten TEKs, ist das mit einem Faktor 40 über dem
Messsignal durchaus ausreichend.
Die viel höheren Samplingraten moderner DSOs sind einfach nur Makulatur
nach dem Motto mehr ist immer besser. Vmtl. in der Hoffnung, dass der
Kunde lieber das Scope mit der höheren Samplerate kauft, anstatt zur
Konkurrenz zu gehen.
Natürlich könnte man auch argumentieren, dass die Samplingrate so billig
zu haben ist, dass es dumm wäre, sie so zu wählen dass sie auch nur das
geringste bisschen der teuren Analogbandbreite vergibt.
Im Fall des Rigol dürfte es aber schlicht der Tatsache geschuldet sein,
dass man bei 4 Kanälen mit 50 MHz mit 250 MS/s kaum besser da steht als
das alte TEK. Und für die Marketingfuzzis hat man die Samplingraten der
Kanäle mal locker addiert, respektive diesen Modus in die Software
implementiert. Bei dem alten TEK hat man sich diese Mühe, also (1*8GS/s)
eben nicht gemacht - wozu auch.
>> Im besonderen haben die alten Dinger die mit Abstand besten passiven
>> Probes, die ich je in den Fingern hatte (P6139A).
>
> Die Frage ist, wie viel man von den Originalprobes bei einem 20 Jahre
> alten Gebrauchtgerät noch hat. Meist werden diese fehlen oder
> verschlissen sein.
Gehen die kaputt? Ich habe bisher keine Ausfälle zu beklagen. Und da ich
die Probes damals mit dem Oszi bekommen habe, würde ich vermuten, dass
sie genauso alt sind.
Mir ist bisher nur eine Hameg-Probe mal verreckt. Das war aber selbst
verschuldet. 1,6kV mit ordentlich Schmackes dahinter (3kWs Studioblitz)
waren halt doch zu viel des Guten.
>> Wie sieht es eigentlich bei den Rigols mit dem Rauschen aus? Oder ist
>> das der Punkt, warum die Bandbreite nicht so hoch ist.
>
> Das alte 1054E war nicht so pralle, die 1xxxZ sollen spürbar besser
> sein. Mir fehlt allerdings der persönliche Vergleich.
Dito. Gibt es irgendwo Zahlen, wie viele effektive Bits die Kisten bei
Nominalbandbreite noch haben?
>>> Dekoder für serielle Busse sowie ein "intensity grated" Display, was
>>> gerade dem unerfahrenen Einsteiger/Gelegenheitsnutzer so manche
>>> Fehlinterpretation ersparen wird.
>>
>> So einen "Kunterbunt-Modus" hat das alte Tek auch, wobei ich noch keinen
>> sinnvollen Anwendungsfall dafür gefunden habe.
>
> Einen "Kunterbunt-Modus" mag das Ding haben, ein "intensity grated
> display" hat es laut Spezifikation und Handbuch nicht.
>
> Dabei geht es nicht um Farben, sondern um eine Simulation dessen, was
> ein Analogscope bei Transienten macht: Sie erscheinen mit verminderter
> Helligkeit, während sie bei einem klassischen Digitalscope gerne
> verschluckt werden oder nur sporadisch für Sekundenbruchteile aufblitzen.
So ähnlich macht der alte TEK das auch. Je nachdem wie häufig etwas
durchlaufen wird bekommt es eine andere Farbe. Ist aber gefühlt etwas
lieblos an die Software dran geflickt worden, und schließt sich mit
vielen anderen Funktionen aus. So nach dem Motto, wenn der Lambada nicht
drin gewesen wäre... War damals wohl der letzte Schrei (und unausgereift).
>> Das mag natürlich daran
>> liegen, dass ich noch ein >25 Jahre altes HM604 rumstehen habe, was ich
>> fast öfter nutze, wie das Tektronix
>
> Ja, für vieles ist so eine Analoggurke echt praktischer als das moderne
> Zeug.
Nur praktisch nicht mehr zu bekommen, abgesehen von gebraucht. Wer
stellt heute schon noch XY-Röhren her.
Marcel