On Thu, 24 Nov 2022 19:15:56 +0100, Hergen Lehmann wrote:
> Am 23.11.22 um 22:56 schrieb Helmut Schellong:
>> On 11/23/2022 19:33, Hergen Lehmann wrote:
>>> Welche Definition von "KI" magst du anwenden?
>> Ich kann es kurz machen, indem ich 'Data vom Raumschiff Enterprise'
>> und den 'Terminator' nenne. Diese Figuren sind eindeutig
>> intelligent.
> Wenn du Data als Vorlage nehmen willst, verlangst du von einer KI jetzt
> aber ein Intelligenzniveau, welches wahrscheinlich nicht mal einer von
> 100000 Menschen besitzt. Davon sind wir noch sehr weit entfernt,
> künstlich wie biologisch.
Vielleicht können wir uns auf einen bestandenen Turing-Test einigen.
Davon sind wir nicht mehr allzu weit entfernt. "Influenza" spielen und
Fake-News vebreiten können Bots jedenfalls schon recht gut.
> Der Terminator war AFAIR (ist aber lange her...) ein Cyborg und hatte
> ein menschliches Hirn.
Andersrum. Zumindest, wenn wir vom aus "Judgement Day" bekannten T800
sprechen. Menschliches Gewebe über einem metallischen Endoskelett
(Coltan), was den Gang durch die Zeitmaschine überhaupt erst
ermöglichte (
https://terminator.fandom.com/de/wiki/800er_Serie). Das
Vorgängermodell (700er Serie) hatte noch eine Gummihaut und war
deswegen recht einfach zu entdecken.
Die CPU ist nach Ansicht von Experten eine dreidimensionale Architektur
auf Siliziumbasis. Interessanterweise sei sie "lernfähig", man könnte
also sagen, es wäre anno 1994 schon der Siegeszug der GANs
vorweggenommen worden.
Du solltest Dir echt mal wieder ein paar Terminatorfilmchen reintun.
Teil 1 und 2 geben sich nichts, Teil 3 fand ich relativ enttäuschend.
Sowie der Spaß losgeht, ist der Streifen zu Ende. Terminator Salvation
(vierter Teil der Franchise) war wieder erstaunlich gut, allenfalls ein
wenig weinerlich und vorhersehbar.
Aber die Hubschrauberszene geht schon unter die Haut:
https://www.youtube.com/watch?v=v3aqGRzL0BY
Am besten in 4K in 5.1 auf einer großen Glotze.
Irgendwann hatte ich das zweifelhafte Vergnügen mit "Terminator 6 - Dark
Fake - pardon - FATE". Über den Vorgänger ("Genisys") decken wir lieber
den Mantel des Schweigens. Das ist harte Kost sogar für eingefleischte
Fans. Ich habs ungelogen dreimal versucht, bin dreimal eingeschlafen.
OK, zurück zu Teil 6. Vorsicht, das wird jetzt ein länglicher
Macho-Rant, empfindliche Menschen oder mit kurzer Aufmerksamkeitsspanne
dürfen jetzt abschalten.
Ja...?
Wirklich?
Na dann los. In bester Critical-Drinker-Manier.
No shit. James Cameron erniedrigt sich tatsächlich mit einem weiteren
Sequel dieser schon reichlich abgestandenen Franchise.
Dieses androgyne Hungermodell (Mackenzie Davis - der Name ist eh schon
Programm!) als Cyborg? Ich lach mich schlapp. Da hatte die Tittenmaus
Kristanna Loken als T-X mit metallischem Endoskelett und Polyalloy in
"Rise of the Machines" geradezu knallerhaften Sexappeal. Den Hungerhaken
in "Dark Fate" willst Du ja nur aus Mitleid füttern und keinesfalls
killen.
Außerdem ist er "enhanced", d. h. es wurden irgendwie, irgendwo,
irgendann ein paar technische Implantate eingebaut und ständig müssen
irgendwelche Benzos, Schmerzmittel und anderer Kram gespritzt werden,
damit der Kadaver nicht hyperventiliert oder wie Popcorn explodiert.
Gnade.
Dann 1001 sinnlose Ropetricks und wir begegnen irgendwann dem Azubi der
Apple Genius Bar, gespielt von C-Sternchen Gabriel Luna. Der hat den
wahnsinnig einfallsreichen Robo-Trick drauf, seine polymimotische
Spritzgußhülle abzustrippen und sich so in ein doppeltes
Skelett-Lottchen mit flüssigem Alter-Ego zu trennen. Zur
Differenzierung von "Judgement Day" und dem T-1000 (Robert Patrick in
seiner wohl ikonischten Rolle, als Dogget in Akte X verkommt er zur
Memme!) ist das Quecksilber schon ein wenig oxidiert und deswegen
schwarz.
Woah! Fett die CGI sag ich Euch, vollkommen plausibel, nachvollziehbar
und authentisch. Gut, daß man das Apple-Weichei nur "Terminator" nennt,
denn wenn man sich die Generationen vergegenwärtigt
(
https://terminator.fandom.com/de/wiki/Kategorie:Terminator_Serie), dann
verdient er als Seriennummer höchstens "Beta", "Pussy" oder "DNF".
Außerdem gibt es ja kein Skynet mehr, das Computernetzwerk mit
Selbstbewußtsein heißt jetzt irgendwie anders, Raider? Twix? Die alte
T-2-Zeitlinie wurde eh ausradiert.
Oh, ihr wollt wissen warum? Hang on...
Irgendwann begegnen wir dem ältlichen, opahaften Ex-Gouverneur aus
Kalifornien, dem die Fußstapfen seiner Vergangenheit spätestens seit
"Genesys" zu groß geworden sind. Er ist jetzt Familienvater, die
Beziehung zu seiner Frau aber - wie er selber zugibt - eher ideeller
denn romantischer Natur, denn wer will sich schon von einem 300kg
schweren Kerl vögeln lassen, mal angenommen, Skynet hätte auch bei
diesen - Hihi: Bonmot! - kleinen Dingen auf Detailtreue geachtet.
Nein, auch die inzwischen 63-jährige Linda Hamilton als mörserknallendes
Kampfschwein mit angetackerter Ray-Ban-Pilotenbrille wurde vergattert.
Deren Sprechrolle ist eher einsilbig, zwischen zynischen, nicht
handlungsförderlichen One-Linern und "Shit!", "Bastard!", "Fuck you!",
"I will destroy you, once this is over!" gibt es da kaum etwas.
Vielleicht ist sie auch angepißt, weil Arnold - der phasenweise komplett
von der Bildfläche verschwindet - vor seiner späten Läuterung gleich zu
Beginn des Streifens ihren Sohn erschossen hat.
Wer sich noch erinnert: John Connor, Held der Widerstandsbewegung.
OK, damit hätte man diese Altlast auch gekappt, Manege frei für neue
Darsteller und weitere Aufgüsse dieser neverending Story. Arnie hat nun
also seine Mission erfüllt, keine so rechte Aufgabe und widmet sich
deswegen mehr dem Sinn des Lebens. Als Sinn ergibt sich die eigene
kleine Familie, das nette Häuschen auf dem Land, ein Baum,
(adoptiertes) Kind... - und die exorbitante Waffensammlung, quer durch
alle Epochen der Tötungsmaschinen nebst lustigem Schießparcours im
Vorgarten.
Man weiß ja schließlich nie.
Zwischenzeitlich entspinnt sich eine wilde Verfolgungsjagd, während
derer irgendwelche militärtauglichen EMPs (Pulswaffen) gesucht,
gefunden, zerstört, wiedergefunden und gezündet werden, zwei
Passagierflugzeuge werden gestohlen und ineinandergecrasht, irgendwas
rauscht eine Staudammmauer runter und versinkt im Wasser. Genau kann
ich mich nicht erinnern, muß wohl zwischenzeitlich eingenickt sein.
Irgendwann war ich aber zumindest wieder einigermaßen fit, sodaß "Dark
Fate" das Schicksal von "Genysys" erspart blieb, bei dem ich
spätenstens am "Nexus Punkt" reproduzierbar ins Koma gefallen bin. Nach
drei Anläufen hatte ich die Faxen dann endgültig dick. Kleine
Hausaufgabe des geneigten Lesers, den Hintergrund selbst zu
recherchieren - der Nexus scheint so ein bisserl wie der "Tödliche
Witz" von Monty Pythons zu sein [1].
Zurück zur Hamilton und nur, damit wir uns richtig verstehen: Now
(
https://youtu.be/jCyEX6u-Yhs?t=68) and then
(
https://youtu.be/YMi3Md6QijQ?t=12). Noch Fragen? Ich habe ja nichts
gegen erfahrene Frauen im fortgeschrittenen Alter und bin ja auch selber
nicht gerade Atlas, der die Welt auf seinen Schultern tragen könnte,
aber... Ähm...
Zum Showdown entreißt der jugendliche und wegen hispanischer Einschläge
voll politisch korrekte Sarah-Connor-Nachfolger Dani Ramos (gespielt von
Natalia Reyes) dem androgynen Hungermodell die Energiezelle - RIP
Hungermodell -, man prügelt sich noch ein wenig und irgendwann steckt
die Zelle in der Fresse vom Typen aus der Apple Geniusbar, der in
innniger Umarmung mit einem etwas lädierten Arnold in irgendein Loch
fällt.
Kraftwerkshalle mit Wasserturbinen vielleicht oder irgendeine Mine, so
genau erinnere ich das nicht. Was ich aber erinnere, ist, daß die ganze
Szene aus Terminator 3 "Rise of the Machines" geklaut ist, den ich
retrospektiv als geradezu würdiges, ideenreiches, behutsames Sequel
einschätze. Und damit meine damalige Aussage "Eine Enttäuschung. Die
Maschinen 'risen' überhaupt nicht, denn wenn der Spaß beginnt
(Judgement Day), ist der Streifen vorbei und die Portagonisten sitzen
ebenso doof wie tatenlos in einem aufgegebenen Krisenbunker des
Pentagon. Fail." revidiere.
Das jüngste Produkt der Saga hatte ich damals aus irgendeiner
Datenschleuder gezogen, dafür glücklicherweise nur etwas Energie, aber
kein Write-Once-Medium verballert und er ist mit viersprachiger Werbung
für irgendein Onlinekasino dekoriert. Leider muß festgestellt werden,
daß die Hackerboyz bei diesem Overlay mehr Liebe in glaubwürdige CGI
investiert haben, als die 12(!) Special-Effects-Studios, darunter
altehrwürdige Haudegen wie Industrial Light & Magic (ILM).
Ich bin stinkend faul, zitiere deswegen zum Abschluß meine dunkle
Vorahnung (hihi, Bonmot!), die ich schon angesichts der Teaser/Trailer
hatte:
"[...] Jo, kanns kaum erwarten, bis der Streifen im November 2019 in die
Kinos kommt und werde mit dem Zelt vorm CinemaxX übernachten, damit ich
die erste Vorstellung nicht verpasse. Ist eh FSK 6 und dürfte im
Vormittagsprogramm laufen.
Mann. Mannomann. Da ist es mir echt lieber, die Russen (Terminatzki:
https://www.youtube.com/watch?v=hK45ZscEolM) würden ein Sequel drehen
und Arthur Tussik die Fahrzeuge bauen als die dünne Story des Gespanns
Cameron, Eglee, Friedman, Goyer und Rhodes zu ertragen. [...]"
Und dabei bleibt es. Da man seine Leserschaft ja im Sinne der
Hamburger-Kritikausübung nicht mit einem "Das war Scheiße!" im Regen
stehen lassen soll, hier die Empfehlung, wie man 90 Minuten besser
investieren kann:
Z. B. in den SciFi-Streifen "A Quiet Place" von 2018
(
https://www.imdb.com/title/tt6644200), wo es um eine in einer fernen
Zukunft gestrandeten Familie geht, die in einer postapokalyptischen Welt
voller brutaler Aliens leben müssen, die zwar nicht besonders gut sehen,
dafür aber über ein exzellentes Gehör verfügen. Dialoge gibt es dort
kaum (deswegen glücklicherweise auch keine dünnen Lines wie in T-6),
spannend und einigermaßen logisch ist die Handlung auch.
Gut, manchmal ein wenig sehr dick aufgetragen (ihr werdet Euch an mich
erinnern, wenn es soweit ist) und am Ende ein klitzekleinwenig zu
trivial und mithin enttäuschend - aber die Analogie "Der Einäugige bzw.
-ohrige unter den Blinden" wäre im Vergleich mit "Dark Fate" unfair. Das
ist mehr so ein minimaler Diskomfort gegenüber dem Nagelbrett eines
Fakirs, der sich zusätzlich mit einem brennenden Fichtenzweig geißelt
und sein Haupt gelegentlich in einen Blecheimer voller frischem Hundekot
taucht.
Wenn ich später noch Zeit habe und falls vom Publikum gewünscht,
schreibe ich was zu "Battleship". Der Film lief doch tatsächlich im
ÖFFENTLICH-RECHTLICHEN Fernsehen und ist - das sei vorweggenommen - die
Mißgeburt aus einer Inzuchtehe von "Independence Day" und "Star Trek"
(2009, J.J. Abrams, Chris Pine). Mannomann. Das allein qualifiziert für
eine Klage auf Rückerstattung der Rundfunkgebühr.
Weiterhin gute Unterhaltung und viele Grüße,
Volker
[1]
https://www.youtube.com/watch?v=rGbe5qy5274
Na gut. Der Nexus-Punkt also. Dort hat Kyle Reese während der Zeitreise
Flashforwards (Visionen der Zukunft seines zweiten, alternativen,
jüngeren Ichs innerhalb der angesteuerten Zeitlinie). Laut dem T-800
kann dies passieren, wenn man "dem Nexuspunkt im Zeitfluss ausgesetzt
ist, während man sich im Quantenfeld befindet". *gähn*
Das Großvaterparadoxon wird übrigens folgendermaßen aufgelöst: Tötet der
Zeitreisende sein früheres Ich, wird er nicht aus der Zeitlinie
entfernt. *chrrrrrr*