Am 27.05.15 um 23:25 schrieb Hanno Foest:
> Mal eine Frage zur Dimensionierung von Elkos, bin gerade etwas
> verunsichert, bzw. ich kann das nicht gut abschätzen.
Das können viele andere, die auf dem Gebiet sogar "professionell"
arbeiten oft auch nicht gut abschätzen.
> Ich hab gerade mal wieder einen Samsung-Monitor auf dem Tisch mit dicken
> Elkos im Netzteil. Leider 1000uf/35V und ich hab nur 1000uf/25V. Bei
> genauerem Hinsehen bemerkt man, daß die zu siebende Spannung 24 Volt
> sind,
Leider gibst Du uns keine Hinweis darauf, an welcher Stelle der
Schaltung besagter Elko sitzt. Beim allerersten Überfliegen Deines
Artikels dachte ich erst mal an den Siebelko nach dem Netztrafo. Da
wurde und wird ja schon gerne so viel wie möglich flachs gemacht. Aber
dann fiel mir auf, dass es sich offenbar um ein Schaltnetzteil handelt.
> und das wundert mich... denn für Überdimensionierung sind die
> fernöstlichen Schaltnetzteilbauer nicht gerade bekannt, und es ist ja
> auch brav kaputtgegangen.
Gerade in Schaltnetzteilen sind die Anforderungen an die Elkos
verschärft. Wenn man da etwas übersieht, geht die Lebensdauer der Elkos
schnell in den Keller.
> Die 25V Typen sollten eigentlich von der Spannungsfestigkeit reichen (so
> viel Ripple sollte da nicht drauf sein)
Die Spannungsfestigkeit und die Belastung mit Ripple-Strom hängen eng
zusammen. Denn der Riple-Strom macht Wärme im Kondensator, die wiederum
die Spannungsfestigkeit mindert.
Der Ripple-Strom ergibt sich aus Schaltfrequenz und Speicherinduktivität
(Wie kommst Du darauf, dass "da nicht so viel drauf"sei?). Wenn man den
Ripple-Strom klein halten will, nimmt man eine große Induktivität. Da
ist dann vile Kupfer und viel Ferrit drin. Das kostet viel Geld. Also
steht zu vermuten, dass Deine "fernöstlichen Schaltnetzteilbauer" daran
gespart haben und stattdessen lieber einen etwas größeren Elko genommen
haben. Der ist viel billiger als die größere Induktivität. Damit haben
sie zumindest die Ripple-Spannung einigermaßen klein gebügelt.
Ich gehe davon aus, dass Du den Ripple-Strom weder gemessen noch
berechnet hast. Vermutlich weißt Du nicht einmal, welche Schaltfrequenz
und welche Induktivität da verwendet werden.
> auch wenns etwas auf Kante
> genäht ist.
Die Kapazitätsangaben bei Alu-Elkos sind oft mit einer Toleranz von
-20/+80 versehen. Das Dielektrikum der Dinger wird in einem
nasschemischen Prozess hergestellt, da wird das halt mal dicker und mal
dünner, entsprechend wird natürlich auch die Kapazität kleiner oder
größer. Und die Spannungsfestigkeit mal größer oder kleiner. Ich würde
da etwas mehr Abstand lassen, als nur gerade mal vier Prozent.
> Die 35V Typen hätten mehr Reserve, klar
Und vielleicht ist die auch notwendig, um bei der gegebenen Belastung
mit Ripple-Strom die *tatsächliche* Spannungsfestigkeit zu
gewährleisten. Und vielleicht ist sogar die zu knapp, da das Ding ja
ausgefallen ist (wenns nicht ein Exemplarfehler war, was Du selbst aber
eher ausschließt).
> - aber wenn ich die
> defekten CapXon GL durch Panasonic 1000uf/25V von Reichelt (RAD FR
> 1.000/25) austausche, steh ich dann unterm Strich besser oder schlechter
> dar mit der zu erwartenden Lebensdauer, verglichen mit den Originaltypen?
Du wirfst aslo den Schaltungsentwicklern vor, sie hätten zu knapp
kalkuliert, wei das Teil ja ausgefallen ist. Du möchtest selbst aber
beim Ersatz noch viel weniger Spielraum geben, obwohl Du die
Schaltungsparameter offenbar selbst überhaupt nicht kennst. Gibt es
dafür nicht einen Fachausdruck? Ich glaube, der fängt mit "schizo" an.
Ich würde ein Ersatzteil identischen Typs einsetzen. Und wenn ich --
ohne, dass ich messen oder rechnen will -- eine Verbesserung vornehmen
möchte, dann nehme ich ein Ersatzteil, das in allen wichtigen Parametern
*mindestens* so gut ist, wie das Originalteil: Spannungsfestigkeit, ESR
und Ripple-Strom-Festigkeit.
Der von Dir favorisierte Typ ist schon in mindestens einem Parameter
schlechter, anstatt besser.
Grüße,
Günther