Ich bin neu in der Gruppe, hab auch nicht viel Ahnung von Chemie, also
bitte nicht gleich schlagen.
Vor kurzem haben wohl einige Wissenschaftler die Entdeckung gemacht,
dass der Stoff Bisphenol-A das Erbgut schädigen kann. Und dieser Stoff
soll wohl in nahezu jedem Kunststoff drin sein, der durchsichtig ist.
Dazu wird der Stoff wohl an Flüssigkeiten abgegeben, was vor allem bei
Getränke-Flaschen dann ziemlich ungesund sein kann. Ist da was dran
oder ist das nur Panikmache?
MFG, Till
--
do
fork agent ( smith );
repeat;
> Vor kurzem haben wohl einige Wissenschaftler die Entdeckung gemacht,
> dass der Stoff Bisphenol-A das Erbgut schädigen kann. Und dieser Stoff
Bisphenol-A wird, soweit ich weiss, in Amerika von der dortigen
Umweltbehoerde staerker untersucht. Es steht im Verdacht, sicher
nachgewiesen ist wohl nichts.
> soll wohl in nahezu jedem Kunststoff drin sein, der durchsichtig ist.
Naja. ;-) Also in Plexiglas ist es nicht drin.
Es ist ein Hauptbestandteil (fast) aller Epoxid-Harze und -Kunststoffe
(Kleber, Glasfaser-verstaerkte Teile etc.). Die meisten
Epoxide sind eher trueb.
> Dazu wird der Stoff wohl an Flüssigkeiten abgegeben, was vor allem bei
> Getränke-Flaschen dann ziemlich ungesund sein kann. Ist da was dran
Getraenke-Flaschen bestehen aus PET, ist da denn Bisphenol-A
drin?
> oder ist das nur Panikmache?
Was dran ist schon, was genau muss noch untersucht werden.
Ciao,
Oliver
>> Dazu wird der Stoff wohl an Flüssigkeiten abgegeben, was vor allem bei
>> Getränke-Flaschen dann ziemlich ungesund sein kann. Ist da was dran
>
> Getraenke-Flaschen bestehen aus PET, ist da denn Bisphenol-A
> drin?
Angeblich ja, aber da ich nichts genaues weiß, frag ich hier ja nach.
Nachgewiesen wurde es wohl bei Babyflaschen, aber frag mich nicht,
woraus die sind.
Ja, ich hab auch gehört, das Bisphenol-A einige "Gefahren" bergen soll.
Wenn ich mich aber recht erinnere sieht es vom Aufbau ähnlich aus wie
Östrogen...
*Chemiezeugsuch*
so ich versuch dann mal die Formel zu malen:
CH3
__ __
/ \ | / \
HO- 0 - C - 0 -OH
\__/ | \__ /
CH3
das ist also unser Bisphenol-A (keine Ahnung wie Östogen aussieht)
das
__
/ \
0
\__/ sollen übrigens Benzolringe sein.
Durch die Symmetrie und die beiden Endständigen OH-Gruppen ist es
übrigens gut für Polyreaktionen(Kunstoffe) geeignet. Es wird dann meist
zu einem Polyether wenn ich mich nicht täusche.
>Und dieser Stoff
> soll wohl in nahezu jedem Kunststoff drin sein, der durchsichtig ist.
PET: also PET heißt PolyEhtylenTerephthalat und wird aus der
Terephthalsäure(1,4-Benzoldicarbonsäure) und Glykol(1,2-Dihydroxyethan)
hergestellt. Da ist also kein Bisphenol-A drinne(Es sei denn es läuft
eine Nebenreaktion, die diese Stoffe so miteinander verquickt, dass da
unser Bis raus kommt. Kann sich wer ja mal ausdenken ;)...)
Ein durchsichtiger Kunststoff weniger
> Dazu wird der Stoff wohl an Flüssigkeiten abgegeben, was vor allem bei
> Getränke-Flaschen dann ziemlich ungesund sein kann. Ist da was dran
> oder ist das nur Panikmache?
Hier müssen wir das "abgegeben werden" betrachten. Bisphenol-A macht nur
Sinn als Edukt für Polymere.
Es wird also niemals erst während die Flasche schon befüllt ist
entstehen.
Beim der Herstellung von Kunststoffen schafft man es nie 100% der
Ausgangsprodukte in das Endprodukt zu verwandeln. Ein Rest Edukt wird
also immer im Plastik enthalten sein.
Da aber PET kein Bis enthält(es sei denn als Verunreigung) ist das
unwahrscheinlich.
Apropos hab mal kurz google gefragt nach: löslichkeit "bisphenol-A"
1. Ergebnis: http://www.cdc.gov/niosh/ipcsngrm/ngrm0634.html
"PHYSIKALISCHE
EIGENSCHAFTEN
Siedepunkt bei 1.7 kPa : 250 - 252 °C
Schmelzpunkt : 153 °C
Relative Dichte (Wasser = 1) : 1.2
Löslichkeit in Wasser : unlöslich "
Ist also _unlöslich_ es würden sich also unten in der Flasche (weiße)
Kristalle absetzen.
Stefan
Kraus
P.S. kann wer bitte mal Östrogen malen? oder bin ich hier auf dem
Holzweg.
P.P.S Hab noch was gefunden: Polycarbonat(CD's) lässt sich aus
Bisphenol-A polymerisieren...
> Angeblich ja, aber da ich nichts genaues weiß, frag ich hier ja nach.
> Nachgewiesen wurde es wohl bei Babyflaschen, aber frag mich nicht,
> woraus die sind.
http://www.plasticsinfo.org/babybottles/fda.html
Hier klingt es eher nach Panikmache...
Ciao,
Oliver
Servus,
Das Stichwort lautet: endokrine Disruptoren.
Dieser Artikel ist evtl. auch für Nicht-Chemiker interessant:
Hormoneffekte von Chemikalien in Nahrung und Umwelt.;
Bolt H. M., Degen G.H; Chiuz. 2000, 34, 30.
http://dx.doi.org/10.1002/(SICI)1521-3781(200002)34:1<30::AID-CIUZ30>3.0.CO;2-W
Man benötigt allerdings eine nützliche (sinnvolle, gute) IP
um den Artikel zu lesen. http://www.52a.de/ sei Dank!
Eine andere (sehr umfassende und lesenswerte(!)) Publikation ist:
Hormonell wirksame Verbindungen in der Umwelt Baden-Württembergs
H. Kuch, K. Ballschmiter; Arbeitsbericht Nr. 151 / September 1999
Akademie für Technikfolgenabschätzung;
www.ta-akademie.de/deutsch/bestellungen/textelk/AB151.pdf
Viele Gruesse aus dem sonnigen LE
Tobias Kind
www.amdis.net
Wie "gut" muss meine IP nun sein...
Angeblich(Unibibliothekhomepage) darf ich's mir anschaun aber
andererseits behauptet www3.interscience.wiley.com
"Wiley InterScience is unable to give you access to this content."
Anzumerken ist aber, dass mir dann unter "License Sources" schon
angezeigt wird, dass das mit dem authentifizieren schon geht:
"You currently have access to the licenses of these Customers
NRW-University of Mainz
You currently have access to the licenses of these Customers
NRW Consortium Parent account "
> Eine andere (sehr umfassende und lesenswerte(!)) Publikation ist:
> Hormonell wirksame Verbindungen in der Umwelt Baden-Württembergs
> H. Kuch, K. Ballschmiter; Arbeitsbericht Nr. 151 / September 1999
> Akademie für Technikfolgenabschätzung;
> www.ta-akademie.de/deutsch/bestellungen/textelk/AB151.pdf
Ist mir um die Uhrzeit zuviel... sorry, ~120 Seiten les ich nicht so
einfach mal weg....
> Viele Gruesse aus dem sonnigen LE
> Tobias Kind
> www.amdis.net
Stefan
Kraus
Bisphenol A ist einer der beiden Komponenten,
die zur Herstellung von Makrolon verwendet wird.
Daraus werden dann u.a. CDs erzeugt.
Gruß,
Ilmari
"Till Potinius" <Till_P...@ngi.de> wrote in message news:bc7auc...@ID-87375.user.dfncis.de...
Wie schon geschrieben, kommt BisA z.B. im Polycarbonat der CDs vor, aber
auch sonst (neben den Epoxiden etc.) in vielen Hochleistungskunststoffen
wie Polyethersulfon etc. Die werden kaum für Dinge eingesetzt, die
Lebensmittel umhüllen (viel zu teuer). D.h. der einzige Kunststoff
könnte evtl. Polycarbonat sein. Aber auch Polypropylen, Polystyrol etc.
können mittlerweile durchsichtig hergestellt werden, da ist nirgendwo
BisA drin. Vielleicht waren diese Babyfläschen aus Polycarbonat, keine
Ahnung.
Das der Umsatz einer Polymerisation nie zu 100% gebracht werden kann,
ist sicher richtig. Was dann aber schlimmer ist, ein paar
Monomermoleküle oder die ganzen niedermolekularen Additive (bei
Verpackungen v.a. Weichmacher, aber auch Stabilisatoren,
Verarbeitungshilfsmittel etc.), sei mal dahingestellt. Ich erinnere nur
an die Sache mit dem Dioctylphthalat (Weichmacher für PVC) ...
Gruß, Ulf
> Das der Umsatz einer Polymerisation nie zu 100% gebracht werden kann,
> ist sicher richtig.
Es geht wohl eher darum, dass bei hoeheren Temperaturen Depolymerisation
einsetzt.
Weiss jemand, wo die Ceiling Temperatur von Polycarbonat liegt?
Oliver
>Nachgewiesen wurde es wohl bei Babyflaschen, aber frag mich nicht,
>woraus die sind.
Einige möglicherweise aus Lexan (Polycarbonat)?
Grüße,
F^2
> Bisphenol A ist einer der beiden Komponenten,
> die zur Herstellung von Makrolon verwendet wird.
> Daraus werden dann u.a. CDs erzeugt.
Also keine AOL-CDs mehr in die Mikrowelle. Schade.
Gruss,
St1
--
q: If you were young again, would you start writing TeX again or would
you use Microsoft Word, or another word processor?
a: I hope to die before I have to use Microsoft Word.
-- Harald Koenig asking Donald E. Knuth
> Wie schon geschrieben, kommt BisA z.B. im Polycarbonat der CDs vor, aber
> auch sonst (neben den Epoxiden etc.) in vielen Hochleistungskunststoffen
> wie Polyethersulfon etc. Die werden kaum für Dinge eingesetzt, die
> Lebensmittel umhüllen (viel zu teuer). D.h. der einzige Kunststoff
> könnte evtl. Polycarbonat sein. Aber auch Polypropylen, Polystyrol etc.
> können mittlerweile durchsichtig hergestellt werden, da ist nirgendwo
> BisA drin. Vielleicht waren diese Babyfläschen aus Polycarbonat, keine
> Ahnung.
Also sollte man, wenn man vorsichtig sein will, bloss PC als
Getränkeverpackung meiden. Das hilft mir ja schonmal weiter. Gestern
viel mir auf, dass diese schönen Plastikbecher, die auf diversesten
Feten eingesetzt werden, aus PC sind. Naja, aber da ist vermutlich
BisA das geringere Problem, wenn man sieht, wie die Teile auf solchen
Veranstaltungen gespült werden.
Biertrinken aus der Flasche ist da eindeutig vorzuziehen.
>Ulf Schlotterbeck schrieb folgendes:
>
>> Wie schon geschrieben, kommt BisA z.B. im Polycarbonat der CDs vor, aber
>> auch sonst (neben den Epoxiden etc.) in vielen Hochleistungskunststoffen
>> wie Polyethersulfon etc. Die werden kaum für Dinge eingesetzt, die
>> Lebensmittel umhüllen (viel zu teuer). D.h. der einzige Kunststoff
>> könnte evtl. Polycarbonat sein. Aber auch Polypropylen, Polystyrol etc.
>> können mittlerweile durchsichtig hergestellt werden, da ist nirgendwo
>> BisA drin. Vielleicht waren diese Babyfläschen aus Polycarbonat, keine
>> Ahnung.
>
>Also sollte man, wenn man vorsichtig sein will, bloss PC als
>Getränkeverpackung meiden.
Dazu gab es einige Untersuchungen (AFAIR der Stiftung Warentest). AFAIR
wurden in Mineralwässern aus Kunststoffverpackungen noch mehr schädliche
Chemikalien (wohl auch kanzerogene) nachgewiesen (vor allem war IMO
Sonnenlicht ein Faktor, der der Freisetzung einiger Stoffe diente). Leider
ist das schon eine Weile her, so dass ich mich nicht mehr an den genauen
Wortlaut und die Ergebnisse erinnern kann. Aber vielleicht kann es jemand
anderer aus der NG ?
MfG Daniel
--
Ohne F'up Anwort nur in NG erwuenscht
de.sci.chemie im Web: http://www.chemie-webverzeichnis.de
dsc-FAQ-Baustelle http://www.dsc-faq.de.vu
Usenet-FAQ http://www.afaik.de/usenet/faq/ & http://got.to/quote
Bei verschiedenen Polymeren finder Depolymerisation, langsam eben,
auch bei Raumtemperatur statt. In den Filmarchiven kann man ja
manchesmal, salopp gesagt, gar nicht so schnell umkopieren, wie die
Rollen zerfallen. Bei Polyestern habe ich auch bei Raumtemperatur
schon nach ein paar Jahren Lagerung selbst gemessen, daß das
Molekulargewicht abnimmt. Nix hält ewig, nicht einmal Plastik.
Hab mal kurz gegoogelt - in 2/2002 gabs einen Test, gefunden wurde
Acetaldehyd, wurde aber nur als geschmacksverändernd eingestuft.
In einer italienischen Arbeit hat man sich einmal bemüht, die Aldehyde
nachzuweisen, die den Geschmack von Z.B. Wasser in Plastikflaschen
verschlechtern. Diese Substanzen, die den typischen "Plastikgeschmack"
hervorrufen, sind dieser Publikation zufolge einfache kurzkettige
Aldehyde (ich glaube es wurde Acetaldehyd, Formaldehyd, Propionaldehyd
und so bestimmt), die aber schon im ppt-Bereich
Geschmacksveränderungen im reinen Wasser hervorrufen können.
Gesundheitlich ist das natürlich völlig unbedenklich, interessant ist
aber, dass man derart niedrige Konzentrationen noch schmecken kann.
Bitte "erschlagt" mich nicht gleich, wenn mir Titel und Autor der
Publikation nicht gleich einfällt, es ist schon ein paar Jahre her,
daß ich sie gelesen und als interessant befunden habe, vielleicht
kommt sie mir wieder mal unter, werde dann nähere Details posten.
>> Dazu gab es einige Untersuchungen (AFAIR der Stiftung Warentest). AFAIR
>> wurden in Mineralwässern aus Kunststoffverpackungen noch mehr schädliche
>> Chemikalien (wohl auch kanzerogene) nachgewiesen (vor allem war IMO
>> Sonnenlicht ein Faktor, der der Freisetzung einiger Stoffe diente). Leider
>> ist das schon eine Weile her, so dass ich mich nicht mehr an den genauen
>> Wortlaut und die Ergebnisse erinnern kann. Aber vielleicht kann es jemand
>> anderer aus der NG ?
>
>Hab mal kurz gegoogelt - in 2/2002 gabs einen Test, gefunden wurde
>Acetaldehyd, wurde aber nur als geschmacksverändernd eingestuft.
Ja, ich erinnere mich wieder. Das war die Untersuchung der Stiftung
Warentest. Aber ich dächte, da gab es noch eine andere, wobei eben auch
geringfügig kanzerogene Stoffe gefunden wurden (was nicht heißt, dass das
Ergebnis so spektakulär war, dass ein Aufschrei durch die Massen hätte
gehen müssen). Mal sehen, ob's mir noch einfällt.
[..]
>interessant ist
>aber, dass man derart niedrige Konzentrationen noch schmecken kann.
In dem Zusammenhang: genauso interessant ist, bis zu welchen ppm und ppt
Bereichen der Mensch einige Stoffe noch riechen kann. Bei Reptilien wird
die Sache teilweise ja noch "krasser" (sorry, für den saloppen Ausdruck).