Dr Engelbert Buxbaum schrieb am 12.11.20:
> In article <rnsrnp$shs$
1...@news.mixmin.net>,
umbo...@kamazz.ru says...
>>
>> Gerald Gruner wrote:
>>> Fred schrieb am 2.11.20:
>>> Eigentlich besteht nur Einigkeit, dass das Wort "Rasse" heutzutage
>>> tabuisiert ist. Aber wer glaubt, dass objektiv _sichtbare_ Unterschiede
>>> verschwinden werden, nur weil man sie per "Neusprech" umbenennt, ist
>>> entweder ein Heuchler oder ein Lügner. (Bei Politikern wohl beides...)
>>> Das sind vermutlich die gleichen Spinner, die auch behaupten, dass das
>>> Geschlecht nur ein soziales Konstrukt wäre...
>>
>> Danke, bester Kommentar des Tages.
>
> Nein, es ist biologisch Unsinn, und wir haben das hier auch schon
> diskutiert. Die Menschheit ist während ihrer Evolution mehrfach durch
> sog. "genetische Flaschenhälse" gegangen, also Situationen wo die
> Population auf wenige Dutzend Individuen zusammengeschrumpft war. Die
> letzte fand vor ca. 200.000 Jahren statt, seither ist nicht genug Zeit
> vergangen um soviel genetische Variabilität anzusammeln, daß eine
> Einteilung in Rassen gerechtfertigt wäre. Dies wurde mit dem "1000
> Genome Project" vor 20 Jahren eindrucksvoll bestätigt. Unterschiede
> zwischen "Rassen" sind kleiner als die innerhalb, d.h., taugen nicht zur
> Unterscheidung von Rassen.
> [...]
Mit diesem Argument habe ich schon gerechnet und es wird auch durch die
ständige Wiederholung nicht besser, sondern ist im Gegenteil in _diesem_
konkreten Kontext und Verwendung beinahe schon eine Lüge.
(Die Halbwahrheit ist bekanntlich die perfideste Form der Lüge.)
Ja, richtig, die genetischen Unterschiede zwischen Menschen sind gering.
Aber auch geringe genetische Unterschiede können große Wirkungen haben. Das
lässt sich am deutlischsten an Erbkrankheiten oder Genderfekten und deren
teils massiven Auswirkungen erkennen.
Es ist daher unsinnig, nur Genetiker nach Unterschieden zwischen "Rassen"
zu befragen und das als einzig zulässiges Kriterium zu betrachten. Richtig,
für _sein_ _Forschungsgebiet_ bedeutet das nicht mehr als Millionen anderer
genetischer Faktoren und Einflüsse.
Das Argument der angeblichen Irrelevanz "kleiner" genetischer Unterschiede
ist ein Popanz. Ina hat weiter unten im Thread ungewollt ein weiteres,
passendes Beispiel gebracht.
BTW: Genetikner können anhand solcher "nicht vorhandener" Unterschiede
inzwischen sogar Wanderungsbewegungen in ferner Vergangenheit
nachvollziehen. Und in der Biologie reicht manchem Taxonomen eine
zusätzliche Borste am Bein aus, eine "neue" Insektenart zu definieren und
zu benennen...
Noch ein Analogon, an dem die Unsinnigkeit angeblich irrelevanter, "zu
kleiner" Unterschiede erkennbar wird: Für einen Phyiker sind Kohle. Graphit
und Diamant nur "Modifikationen von Kohlenstoff". Und für den Astrophysiker
ist ohnehin alles oberhalb von Helium ein "Metall".
Der Juwelier wird dagegen sehr deutlich zwischen Kohle, Graphit und Diamant
unterscheiden und hat auch zwischen nahezu identischen Edelsteinen eine
sehr feingranulare Taxonomie.
Du kannst nun natürlich mit dem Fuß aufstampfen und zutiefst empört immer
wieder wiederholen, dass es zwischen verschiedenen Edelsteinen
chemisch/physikalisch weniger als 0,1% Unterschied gäbe. Der Juwelier wird
dich auslachen und dir trotzdem keinen Korund als Rubin und kein Stück
Graphit zum Diamantpreis abkaufen...
Aber der mich bei solchen Diskussionen typischerweise am meisten anwidernde
Punkt ist, dass es um pures "Neusprech" geht.
Ob man die objektiv und erkennbar verschiedenen Populationen nun als
"Rasse", als "Unterart", "Subspezies" usw. bezeichnet oder ob man alle
diese Begriffe der Reihe nach tabuisiert, ist letztlich gleichgültig und
ändern NICHTS an der Realität. Nur die "Aktivisten" spüren dabei ein kurzes
Lüftchen von Definitionsmacht.
Solches politisch korrektes "Neusprech" hat aus meiner Sicht eher den
Charakter einer psychologischen *Ersatzhandlung*, mit der derjenige nur so
tut, als würde er etwas tun, um sich selbst auf die Schulter klopfen und
sich danach bequem zurück lehnen zu können. Den Betroffenen hilft das GAR
NICHTS!
Darum muss auch kurze Zeit später der nächste vergleichbare Begriff
ebenfalls tabuisiert werden und die Wortkette springt nur eins weiter.
MfG
Gerald
fup2 dspm
--
Wo waren die Humanisten unter uns, als das UN-Welternährungsprogramm die
Gelder für die syrischen Flüchtlinge in den bereits existierenden Unter-
künften kürzte? Ein Bruchteil des Geldes, das heute für die Angekommenen
ausgegeben wird, hätte gereicht.
- Imad Karim, libanesisch-deutscher Regisseur, im Cicero