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Wir werden die (Vogel)Welt schon kleinkriegen

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Andy Angerer

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Mar 21, 2023, 11:28:09 AM3/21/23
to
(Fup2 dsb)

Liebe Vogelfreunde,
die Vogelgrippelage hat sich für München offenbar wieder entspannt -
seit Mitte Februar hat es keine weiteren Fälle gegeben. Und doch treten
deutschlandweit und auch in Bayern täglich neue Fälle auf; einsehbar
beim Tierseucheninformationssystem:
https://tsis.fli.de/Reports/Info.aspx

Während normalerweise mit den wärmeren Temperaturen des Frühjahrs die
Vogelgrippeausbrüche zum Erliegen kamen, so währt der aktuelle -
wahrhaft seuchenhafte - Ausbruch der Vogelgrippe tatsächlich bereits
seit 1 1/2 Jahren.

Den Anfang machte im Winter 2021/22 die Nonnengans mit 20.000 Opfern in
Europa. Als die Situation sich erfahrungsgemäß im Frühjahr hätte
beruhigen sollen, kam die HPAI am 31. März 2022 München: eine an der
Wittelsbacherbrücke krank aufgefundene Mandarinente verstarb in der
Vogelklinik Oberschleißheim:
https://ru.muenchen.de/2023/11/Gefluegelpestvirus-festgestellt-Sicherheitsmassnahmen-beachten-105234

Leider ging es im vergangenen Jahr zur Brutzeit erst richtig los. Neben
Gänsevögeln einschließlich Schwänen und Enten war beinahe jede
koloniebrütende Vogelart betroffen, darunter Graureiher, Kormorane,
Löffler und insbesondere Möwen und Seeschwalben. Neben der
Flußseeschwalbe traf es die Brandseeschwalbe knallhart.

In Mitteleuropa ist die Brandseeschwalbe wegen Lebensraumzerstörung
sowie Störungen durch wirtschaftliche und Freizeitaktivitäten auf nur
noch wenige Brutkolonien zurückgedrängt. Wegen des Klimawandels leiden
diese letzten verbliebenen Brutkolonien eh schon schwer unter
sogenannten "Kükentiden" - klingt vielleicht niedlich, bedeutet aber
nichts anderes, als daß die vermehrt auftretenden Frühjahrsstürme Nester
und Jungvögel ins Meer spülen. Während der Brutzeit letzten Jahres soll
nun noch 70 % des Brutbestandes an Vogelgrippe verendet sein. Wiederholt
sich das in diesem Jahr, wäre die Brandseeschwalbe in Mitteleuropa quasi
ausgestorben.

Zahlreiche Möwenkolonien, besonders der Lachmöwe, waren statt
lärmerfüllt mit Leichen gepflastert. In der einzigen Baßtölpelkolonie
Deutschlands auf Helgoland starben während der vergangenen Brutsaison 50
% der Altvögel und 90 % der Jungvögel.
Niemand weiß, wie es weitergehen kann.

Inzwischen sind vermehrt auch Greifvögel betroffen - womöglich nachdem
sie infizierte Vögel gefressen haben - außerdem wurden Eulen, Störche,
Sturmvögel, Bleßrallen und Regenpfeifer(artige), darunter Waldschnepfen
und Austernfischer, positiv getestet.
Bisher gelten Singvögel noch als ungefährdet, doch vielleicht werden wir
bald eines besseren belehrt, nachdem auch zahlreiche Krähenvögel - die
ebenfalls Singvögel sind - verendet sind.

Längst ist Vogelgrippe keine Vogelkrankheit mehr, sondern schon auf ganz
andere Tiergruppen übergesprungen: Füchse, Marder, Bären und Robben sind
weltweit bereits an Vogelgrippe gestorben; sogar Tiger in einem Zoo nach
dem Genuß infizierter Vögel.

Immer wieder bekommen wir zu hören, daß Vogelgrippe bei Wasservögeln,
speziell Gänsen und Enten, weit verbreitet ist und über diese weiter und
weltweit verbreitet wird. Darin befindet sich aber nur wenig Wahrheit.
Denn man muß - auch wenn das kaum jemand macht - zwischen Hochpathogener
aviärer Influenza (HPAI) und Niedrigpathogener (NPAI) unterscheiden.
Letztere hat eine Verbreitung in der Vogelwelt; ist aber nur äußerst
selten gefährlich für Vögel und nie für Menschen.

In den letzten 20 Jahren mutierten NPAI-Viren vor allem in Südostasien
zu den HPAI-Varianten, die jetzt die bekannten weltweiten Probleme
verursachen. Einer der Gründe für die Ausbreitung von dort sind
Impfungen. Gegen Vogelgrippe geimpfte Vögel werden selbst nicht krank,
produzieren aber (in geringem Maße) Viren und scheiden diese aus. Unter
diesen Bedingungen konnten in geimpften Vögeln mehrere Vogelgrippeviren
aufeinander treffen und zu einem "Supervirus" mutieren. Durch den
innerasiatischen Handel mit geimpften Vögeln wurden auch die Superviren
immer weiter verbreitet. In Europa sind Impfungen gegen Vogelgrippe aus
diesem Grund bisher verboten.

Doch auch ohne Impfungen können sich in engen Massentierhaltungen
verschiedene Vogelgrippeviren begegnen und vermischen, wenn Vögel aus
verschiedenen Haltungen zusammengeführt werden. Besonders wenn
Entenbestände betroffen sind, werden Vogelgrippeerreger leicht in andere
Haltungen verbreitet, da bei Enten die Krankheitssymptome erst nach
mehreren Wochen ausbrechen.

Auf jeden Fall muß man festhalten, daß an der Entstehung der
Hochpathogenen Vogelgrippe (HPAI) Prozesse beteiligt waren, die unter
natürlichen Bedingungen nicht vorkommen. Würde ein solcher Virus im
Freiland entstehen, würde er die betroffenen Vögel so schnell töten, daß
eine Weiterverbreitung nicht möglich ist.

Doch nach der Haupttheorie des Friedrich-Löffler-Instituts (FLI) findet
genau das statt; erfolgte der Haupteintrag der Viren von Südostasien
nach Europa über Zugvögel. Es braucht schon einen gewaltigen Spagat, um
einen solchen Zugweg zu konstruieren und infizierte Vögel, die gesund
genug sind, diesen zu überstehen. Nachdem das unabhängige
Wissenschaftsforum Aviäre Influenza wiederholt nachweisen konnte, daß
neue Virusvarianten der HPAI stets wenige Wochen nach der Entdeckung in
Südostasien auch in Europa ankamen, mußte das FLI eine "Rolle" des
Geflügelhandels einräumen.

Und doch hat das FLI in den letzten 20 Jahren Geld und Energie darauf
verschwendet, Beweise für die Wildvogelthese zu finden, anstatt
effektive Strategien zu entwickeln, wie Wildvögel oder auch nur die
Geflügelindustrie effektiv vor HPAI geschützt werden können. Stattdessen
wurden Freiland-Geflügelhalter mit immer wieder angeordneten
Stallpflichten in den Konkurs gemobbt. Private Geflügelzüchter taten bei
verordneter Stallpflicht genau das, was man nicht tun sollte: sie
reicherten unsere Natur mit Exoten an.

Hunderttausende Enten und Gänse mußten ihr Leben lassen bei dem Versuch,
HPAI in freilebenden, gesund wirkenden Wasservögeln nachzuweisen. Ein
überzeugender Beweis wurde jahrelang nicht gefunden. Zum einen läßt
dieses "Monitoring per Abschuß" keine Aussage über den
Gesundheitszustand der Wildvögel zu, zum anderen konnte nur eine
Handvoll Einzelnachweise jeweils in unmittelbarer Umgebung zu Ausbrüchen
in der Geflügelindustrie erbracht werden.

Nun wird der Beweis, daß Wildvögel die Opfer der industriell generierten
HPAI sind und nicht die Täter, sehr schmerzlich erbracht. Wäre HPAI
natürlich entstanden oder verbreitet worden, dann hätten wir die
Ausbruchs- und Sterbewellen, die wir seit 1 1/2 Jahren erleben dürfen,
viel früher gehabt, nämlich lange bevor es Fälle in Geflügelmastanlagen
gegeben hätte.

Dabei erhielten wir bereits 2007 eine deutliche Warnung, wie sich HPAI
auswirken kann, wenn sie ins Freiland gelangt. Damals starben 246 von
rund 450 Schwarzhalstauchern, die zur Mauser den Helmestausee an der
Grenze von Thüringen und Sachsen-Anhalt aufgesucht hatten.
Man hat es versäumt, der Ursache auf den Grund zu gehen. Der Eintrag der
Vogelgrippe könnte z. B. über ausgesetzte Fische erfolgt sein, die zuvor
mit Futtermitteln aus Geflügelabfällen gefüttert wurden.

Der Umstand, daß es absolut üblich ist, Einstreu inklusive Kadaver aus
Geflügelställen (wie auch aus anderen Mastanlagen) als "Dünger" auf
Äckern zu entsorgen, könnte eine Erklärung sein, warum bei Gänsen - die
gern auf Äckern nach Nahrung suchen - besonders häufig Vogelgrippeviren
nachweisbar sind.
Interessanterweise hat eine niederländische Forschungsgruppe
festgestellt, daß Gänse und Enten, die Mitteleuropa aus arktischen
Gefilden zur Überwinterung aufsuchen, empfindlich selbst auf
Niedrigpathogene Vogelgrippeviren reagieren. Das legt den Verdacht nahe,
daß selbst Niedrigpathogene Vogelgrippe (NPAI) unter natürlichen
Bedingungen keineswegs so verbreitet ist, wie wir heute annehmen, sonst
müßten diese Arten Erfahrungen damit haben.
Stattdessen hat das oben erwähnte Abschuß-Monitoring gezeigt, daß NPAI
seine weitaus häufigste Verbreitung in Stockentenbeständen hat. Dazu muß
man wissen, daß es in vielen Ländern - und beinahe allen unseren
Nachbarländern - üblich ist, Stockenten in großem Stile zu züchten und
dann zur Anreicherung der Jagdstrecke in die freie Wildbahn auszusetzen.
In Deutschland wird diese Praxis heutzutage nur noch in geringem Umfang
angewandt - aber sie hat bis heute zu zahlreichen fehlfarbenen
Stockenten geführt.
Unter diesem Hintergrund ist jedenfalls hinterfragenswert, ob selbst die
eingangs erwähnte weite Verbreitung der NPAI in Wildvogelbeständen ein
natürlicher Zustand ist oder durch die Geflügelindustrie herbeigeführt
wurde.

Stellt sich die Frage, was man nun noch tun kann, um einen weiteren
Eintrag und die weitere Ausbreitung von Vogelgrippeviren im Freiland zu
verhindern. Schon im Herbst 2021 hat die Stadt München (schlecht
kommunizierte) Maßnahmen angeordnet:
https://t1p.de/allgemeinverfuegung-gefluegel

Persönlich kann jeder die Ausbreitung der Vogelgrippe durch folgende
Maßnahmen eindämmen:
Vögel nicht füttern. Durch Fütterungen werden Vögel auf engen Raum
konzentriert und können Krankheitserreger untereinander austauschen.
Hunde nicht an Gewässerufern laufen lassen. Es genügt, daß ein Hund in
die Ausscheidungen eines infizierten Vogels tritt oder an einem toten
Vogel schnuppert, im die Viren weiterzuverbreiten.
Keine rohen Geflügelprodukte zum Grillen mit in die Parks oder an die
Isar nehmen. Es ist auffällig, daß tote Wasservögel in München (nur?) an
Stellen gefunden wurden, wo direkt am Gewässerufer gegrillt wird.


<www.gaensewelt.de>




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