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Gaense-Newsletter Nr. 302 vom 03. Januar 2024

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Andy Angerer

unread,
Jan 11, 2024, 4:57:08 PMJan 11
to

fup2 de.sci.biologie


Liebe Vogelfreunde,

wir haben nicht nur ein neues Jahr: die Talsohle des Lichtes ist
durchschritten, nun geht es seit fast zwei Wochen in Sachen Tageslänge
wieder aufwärts. Leider gilt das aber nur für die Tageslänge; für den
internationalen Artenschutz ist es ein Stück dunkler geworden. Die EU
hat den Schutzstatus des Wolfes gelockert; es wird zukünftig einfacher,
Wölfe abzuschießen, insbesondere nach Haustierrissen.

Die Mentalität, alles abzuschießen, was die Wirtschaftlichkeit
beeinträchtigen könnte (siehe auch Schalenwild), exportieren wir über
Forstwirtschaftsschulen und -fakultäten eh schon in alle Welt - das
Wildtier erliegt einer Schädlingsmentalität. Wenn in Europa deswegen
sogar seltene Tiere abgeschossen werden dürfen, wie sollen dann
zukünftig Elefanten, Löwen, Tiger, Flußpferde oder Krokodile, die
regelmäßig sogar für Menschenopfer verantwortlich sind, in ihren
natürlichen Verbreitungsgebieten schützbar sein? Oder sind die
Menschenleben dort weniger wert als bei uns die Haustiere?

Dabei werden Wolfsabschüsse nicht mal die Rißprobleme lösen - jedenfalls
nicht, bevor der Wolf in Mitteleuropa wieder komplett ausgerottet wurde.
Die Erfahrungen in Asien zeigen, daß die Zahl der Risse steigt, wenn
Wölfe geschossen werden, denn für Risse sind meist Junggesellen und
Durchwanderer verantwortlich; Abschüsse treffen aber lokale Rudeltiere.
Für den Nutztierschutz ist es kontraproduktiv, Rudelpaare zu
Einzelgängern zurückzuschießen. Perspektiv wird diese Regelung daher
nicht die Akzeptanz des Wolfes verbessern, sondern ihn eher wieder auf
die Liste der ausgestorbenen Arten katapultieren.

Auch die Nonnengans war bis vor kurzem eine EU-weit streng geschützte
Art, deren Schutzstatus schon zu Beginn des letzten Jahres gelockert
wurde. Die Nonnengans hat als einzige der europäischen Gänsearten in den
vergangenen Jahrzehnten konsistent eine deutlich positive
Bestandsentwicklung gezeigt, da sie nicht bejagt werden durfte. Es ist
abzuwarten, wie die Art sich unter partiellem Jagddruck weiter
entwickeln wird.

Die Münchner Nonnengänse haben sich wie erhofft im Nymphenburger
Schloßpark angefunden. Es fehlt jedoch ein Tier der Gruppe; bisher habe
ich noch nicht herausgefunden, ob ich dieses kenne.
Die Übersiedlung in den Schloßpark nach dem Wintereinbruch Anfang
Dezember macht Sinn. Am Lerchenauer See übernachten die Nonnengänse
nämlich an einer bestimmten Stelle in Ufernähe im flachen Wasser
stehend. Aufgrund der Niederschläge hat der Lerchenauer See jedoch
Hochwasser, und die Nonnengänse können nicht an ihrem bevorzugten Platz
übernachten.


Die erste Gänseführung des Jahres findet am Samstag, 27. Januar um 11:00
Uhr, im Nymphenburger Schloßpark statt. Treffpunkt ist wie immer rechts
neben der Freitreppe vor dem Hauptschloß.

Am Sonntag, 28. Januar, wird um 11:00 Uhr die Führung am Amperstausee
Fürstenfeldbruck für die VHS Maisach nachgeholt. Wegen des
Wintereinbruches Anfang Dezember fuhren die S-Bahnen nicht, und die
Führung mußte kurzfristig abgesagt werden. Für diese Führung hoffe ich
auf die Beobachtung von Wasserrallen, wie Gabriele Maier sie vor kurzem
am Echinger Stausee fotografieren konnte, siehe erstes Foto.
Anmeldungen für die Führung sind wieder möglich und bei Teilnahmewunsch
nötig unter:
https://vhs-stadtlandbruck.de/


Diesmal gibt es nur eine Petition aus gegebenem Anlaß, nämlich der x-te
Versuch, die schädliche, belastende und teils sogar tödliche private
Silvesterknallerei verbieten zu lassen:
https://aktion.campact.de/boeller-verbieten/appell/teilnehmen


www.gaensewelt.de



--
! NEU !
Kurzgeschichten
eine davon ist von mir
<http://www.amazon.de/dp/B09K26CCXH>

Otto Schramek

unread,
Jan 12, 2024, 2:43:53 PMJan 12
to
On Thu, 11 Jan 2024 22:57:06 +0100 Andy Angerer wrote:

[...]
> Die Mentalität, alles abzuschießen, was die Wirtschaftlichkeit
> beeinträchtigen könnte (siehe auch Schalenwild), exportieren wir über
> Forstwirtschaftsschulen und -fakultäten eh schon in alle Welt - das
> Wildtier erliegt einer Schädlingsmentalität.

Ja, leider. :-(
Tiere, deren natürlichen Feinde ausgerottet wurden, müssen schon bejagt
werden. Die Frage ist halt, wie stark. Da sind sich Förster uneinig.

> Wenn in Europa deswegen
> sogar seltene Tiere abgeschossen werden dürfen, wie sollen dann
> zukünftig Elefanten, Löwen, Tiger, Flußpferde oder Krokodile, die
> regelmäßig sogar für Menschenopfer verantwortlich sind, in ihren
> natürlichen Verbreitungsgebieten schützbar sein? Oder sind die
> Menschenleben dort weniger wert als bei uns die Haustiere?

Gute Frage! Wir sind gedanklich schon sehr weit von der Natur entfernt.
Das wir ein Teil davon sind, wird gerne verdrängt.

[...]

> Dabei werden Wolfsabschüsse nicht mal die Rißprobleme lösen - jedenfalls
> nicht, bevor der Wolf in Mitteleuropa wieder komplett ausgerottet wurde.
[...]

ACK :-(

Otto

Andy Angerer

unread,
Jan 13, 2024, 9:29:34 AMJan 13
to
Am 12.01.24 um 20:43 schrieb Otto Schramek:
> On Thu, 11 Jan 2024 22:57:06 +0100 Andy Angerer wrote:
>
> [...]
>> Die Mentalität, alles abzuschießen, was die Wirtschaftlichkeit
>> beeinträchtigen könnte (siehe auch Schalenwild), exportieren wir über
>> Forstwirtschaftsschulen und -fakultäten eh schon in alle Welt - das
>> Wildtier erliegt einer Schädlingsmentalität.
>
> Ja, leider. :-(
> Tiere, deren natürlichen Feinde ausgerottet wurden, müssen schon bejagt
> werden. Die Frage ist halt, wie stark. Da sind sich Förster uneinig.

Und dabei werden besonders Aspekte wie diese:

"Die Erfahrungen in Asien zeigen, daß die Zahl der Risse steigt, wenn
Wölfe geschossen werden, denn für Risse sind meist Junggesellen und
Durchwanderer verantwortlich; Abschüsse treffen aber lokale Rudeltiere.
Für den Nutztierschutz ist es kontraproduktiv, Rudelpaare zu
Einzelgängern zurückzuschießen."

.... oft übersehen, weil sie die Verantwortlichen
(insbesondere Politiker) leicht mental überfordern.
Bzw von diesen aus Populismusgründen bewusst
ignoriert werden.

>> Wenn in Europa deswegen
>> sogar seltene Tiere abgeschossen werden dürfen, wie sollen dann
>> zukünftig Elefanten, Löwen, Tiger, Flußpferde oder Krokodile, die
>> regelmäßig sogar für Menschenopfer verantwortlich sind, in ihren
>> natürlichen Verbreitungsgebieten schützbar sein? Oder sind die
>> Menschenleben dort weniger wert als bei uns die Haustiere?
>
> Gute Frage! Wir sind gedanklich schon sehr weit von der Natur entfernt.
> Das wir ein Teil davon sind, wird gerne verdrängt.

Gozeidank hat jeder solche Teil der
Natur das natürliche Recht, auszusterben.
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