kann mir jemand sagen, unter welchen Bedingungen im Labor oder OP
Gebrauchsgegenstände, Metall oder Glas ..., autoklaviert werden?
Wo liegt der Unterschied zwischen Autoklavieren und Sterilisieren.
Gibt es da noch mehr Methoden?
Vielen dank erst mal.
Bis dann, Silke
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The road goes ever on and on
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Hallo, Silke,
soweit mir bekannt, vollzieht sich Autoklavieren nicht nur unter Hitze-
sondern auch unter Druckeinwirkung - in einer Art "Dampftopf"; bei der
Sterilisation wird lediglich Hitze angewandt.
Ein ziemlich typisches Wertepaar ist, soweit mir bekannt ist, eine
Temperatur von 120 °C bei einem Druck von 3 bar - hat, glaube ich, auch
mal bei der Diskussion um BSE eine Rolle gespielt.
Gruß
Ralf
--> a264...@smail.rrz.uni-koeln.de (Silke) wrote:
> kann mir jemand sagen, unter welchen Bedingungen im Labor oder OP
> Gebrauchsgegenstände, Metall oder Glas ..., autoklaviert werden?
>
> Wo liegt der Unterschied zwischen Autoklavieren und Sterilisieren.
> Gibt es da noch mehr Methoden?
Das ist relativ einfach. 'Autoklavieren' bedeutet, daß Gegenstände
keimfrei gemacht werden, indem sie in strömenden Dampf für etwa
zwanzig Minuten auf eine Temperatur von 121°C gebracht werden.
'Sterilisieren' heißt dagegen, daß Gegenstände oder Lösungen ein-
fach nur keimfrei gemacht werden. Auf welche Weise das geschieht,
ist dabei nicht von Interesse.
Es kommt nun darauf an, was man aus welchen Gründen und für wel-
chen Zweck sterilisieren will. Für Lösungen und robuste Glas- und
bestimmte Plastikartikel ist autoklavieren eine gute Wahl. Das
liegt daran, daß in 'feuchter Hitze' (Dampf unter Druck) der Wärme-
transport in den zu sterilisierenden Gegenstand sehr gut funktio-
niert. Deshalb kommt man da mit kürzeren Zeiten aus.
Manche Bakterien bilden bei ungünstigen Bedingungen sogenannte
'Endosporen', die sehr widerstandsfähig gegenüber ungünstigen
Umwelteinflüssen sind, insbesondere gegenüber Trockenheit und
Hitze. Denen kann eine Erhitzung auf 100°C für 20 Minuten wenig
anhaben.
Bei 120°C sind sie allerdings innerhalb einer Viertelstunde sicher
abzutöten, wenn es sich um feuchte Hitze handelt. Bei trockener
Hitze braucht man längere Zeiten, weil der Wärmeübergang in das
zu sterilisierende Material in trockener Luft schlechter ist, als
in einer feuchten Umgebung.
Allerdings macht Autoklavieren bei dünnen Röhren, wie z. B. Pipet-
ten einige Probleme, weil bei der Abkühlung nach dem Autoklavieren
innerhalb der Pipette Wasser in Form von Tröpfchen komdensieren
kann. Deshalb werden Glaspipetten bevorzugt mit trockener Hitze
sterilisiert, meistens für 8 Stunden bei 180°C. Das ist reines
Sicherheitsdenken, weil es schwer zu messen ist, wie schnell sich
die Glasoberflächen in der trockenen Hitze aufheizen. Ein Erfah-
rungswert ist, daß die Pipetten nach 8 Stunden bei 180°C sicher
steril sind, ohne daß sich wegen der trockenen Luft anschließend
Tröpfchen innerhalb der Pipetten bilden würden. Deshalb sterili-
siert man Pipetten aus Glas normalerweise im Trockenschrank bei
180°C und Lösungen oder andere Materialien, bei denen Feuchtig-
keit keine Probleme macht, eher im Autoklav.
hth
Stefan
>Hallo,
>kann mir jemand sagen, unter welchen Bedingungen im Labor oder OP
>Gebrauchsgegenstände, Metall oder Glas ..., autoklaviert werden?
>Wo liegt der Unterschied zwischen Autoklavieren und Sterilisieren.
>Gibt es da noch mehr Methoden?
Hallo Silke,
beim Autoklavieren werden Gegenstaende unter Druck und mit Wasser auf
121°C erhitzt, z.B. fuer etwa 30 min. Das halten auch bestimmte
Kunststoffe aus.
Sterilisiert wird trocken bei 180°C. Das kann man AFAIK nur mit Glas
und Metall machen.
Ausserdem kann man Dinge, die beides nicht aushalten (oder auch Raeume
und Brutschraenke) mit Formalin begasen, was aber Dichtungen o.ae.
nicht gut vertragen. Bei Pilzbefall in Brutschraenken kann das die
letzte Alternative sein.
Flaechen und Gegenstaende, die bloss keimabgereichert sein muessen,
kann man mit 70%igem Ethanol behandeln, das ein paar Minuten einwirken
sollte.
Es gibt sicher noch mehr Methoden, die mir im Moment nicht einfallen.
Da helfen Dir sicher Buecher weiter, die sich z.B. mit Zellkultur
befassen und die Du in Uni-Bibliotheken finden kannst.
Gruss,
Antje
>>Wo liegt der Unterschied zwischen Autoklavieren und Sterilisieren.
>>Gibt es da noch mehr Methoden?
Hallo Silke!
Zum Autoklavieren selbst hast Du ja nun schon etliche Infos.
Der Vollstaendigkeit halber sei bei den moeglichen und besonders in
der Medizintechnik-Industrie angewandten Sterilisationsverfahren auch
noch die Begasung mit Ethylenoxid (ETO) und die Bestrahlung mit
Gammastrahlen angeführt und neuerdings auch noch ein eher unbekanntes
Verfahren mit bestimmten Sauerstoffradikalen (oder so aehnlich)
Diese drei Verfahren werden besonders zur Sterilisation von
hitzeempfindlichen Kunststoffen eingesetzt und haben alle ganz
spezielle Vor- aber auch Nachteile.
Gruss vom Fusse des Watzmannes
Hans m.E.
Silke schrieb:
> Hallo,
>
> kann mir jemand sagen, unter welchen Bedingungen im Labor oder OP
> Gebrauchsgegenstände, Metall oder Glas ..., autoklaviert werden?
>
> Wo liegt der Unterschied zwischen Autoklavieren und Sterilisieren.
> Gibt es da noch mehr Methoden?
>
> Vielen dank erst mal.
>
> Bis dann, Silke
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> The road goes ever on and on
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Hallo, zu dem Thema hab ich mal meinen Lehrlingen bißchen was
zusammengeschrieben....
Hier ein paar Auszüge, vielleicht nützt´s was.
"Mikrobiologisches Arbeiten setzt in der Regel voraus, daß Nährböden,
Kulturgefäße und Geräte steril sind. Unter Sterilisation versteht man
die Abtötung von lebenden Mikroorganismen oder deren Ruhestadien
(Sporen). Als Indikator dafür gilt der irreversible Verlust der
Fortpflanzungsfähigkeit. Die nicht mehr vermehrungsfähgen Zellen
verbleiben in der Regel am sterilisierten Gut.
Bei der Entkeimung werden alle lebenden und abgetöteten Zellen
entfernt, was
nur durch Filtration erreicht wird. Beispiel: Entkeimung von Wasser
durch Katadyn-Filter.
Unter Desinfektion versteht man die Vernichtung pathogener
Mikroorganismen zur Verhinderung von z.B. der Übertragung von
Krankheitserregern. Häufig zielt die Desinfektion aber auch auf die
Vernichtung saprophytischer Mikroorganismen, z.B. bei der
Lebensmittelherstellung oder bei der Oberflächendesinfektion des
mikrobiologischen Arbeitsplatzes.
Bei der Händedesinfektion beschränkt man sich meist auf die Verringerung
der Anzahl der Keime.
Die Pasteurisierung ist eine Teilsterilisation, durch die nur die
lebenden Zellen, nicht aber die Ruhestadien (Sporen) von Pilzen und
Bakterien abgetötet werden. Bei der Pasteurisierung wird das Gut i.d.R.
5 - 10 min. auf 75° - 80°C erhitzt. Milch wird zur Erhaltung des
Geschmackes kürzeren Erhitzungszeiten unterworfen:
- Kurzzeiterhitzung: 20 - 40s auf 71 - 74°C
- Hocherhitzung: 2-5s auf 85 - 87°C
- Ultrahocherhitzung: 1-2s auf 135-150°C (durch Einleiten von
überhitztem Dampf)
Die wichtigsten Sterilisationsverfahren beruhen auf der Anwendung von
Hitze:
- trockene Hitze: Heißluft, Ausglühen, Abflammen
- feuchte Hitze (Dampf): strömender Dampf, gespannter Dampf
Bei den einzelnen Verfahren ist jeweils zu beachten, daß das
Sterilisiergut in den Sterilisatoren erst nach einer bestimmten Zeit die
Sterilisiertemperatur annimmt. Man kann vier Zeit-Abschnitte benennen:
(1) Anheizzeit: Zeit für das Anheizen des Sterilisators
(2) Ausgleichszeit: Zeitspanne, bis das Gut die Sterilisiertemperatur
angenommen hat
(3) Abtötungszeit: Einwirkungszeit der für das Abtöten erforderlichen
Temperatur
(4) Abkühlzeit: die für die Abkühlung des Gutes erforderliche Zeit
alex
danke schön für die guten Auskünfte.
Ich hätte ja selbst versucht, nach zu sehen, wie das im Labor so
gehandhabt wird, komme aber im Augenblick (Ferien ...) nicht so
richtig hin. Deshalb die Frage.
Sterilisieren bewirkt dasselbe, ist aber trocken und heißer. 160 Grad
Celsius für 2 Stunden ist gängig. Geht aber nur mit Glas, Metall und
wenigen Kunststoffen.
Physikalische Methoden sind Bestrahlung mit UV (häufig gegen
Bakterien) oder Röntgenstrahlung (Lebensmittel).
Fraktionierte Sterilisation (Tyndallisation): An drei
aufeinanderfolgenden Tagen jeweils für 30 min bei 100 Grad Celsius.
Dazwischen den Gegenstand unter für Bakterien optimalen Bedingungen
inkubieren. Resultat: Sollten Sporen vorhanden sein, nützen sie diese
"good times", um auszukeimen und bekommen am nächsten Tag die Keule.
Um sicherzugehen, wiederholt man das eben noch.
Chemische Methoden: Ethylenoxid.
(Nachlesen: Schlegel: Allgemeine Mikrobiologie, Thieme-Verlag)
Im Labor wird in der Regel nur autoklaviert und trocken sterilisiert.
Gruß
Armin
On Sat, 22 Aug 1998 16:53:20 GMT, a264...@smail.rrz.uni-koeln.de
(Silke) wrote:
>Hallo,
>
>kann mir jemand sagen, unter welchen Bedingungen im Labor oder OP
>Gebrauchsgegenstände, Metall oder Glas ..., autoklaviert werden?
>
>Wo liegt der Unterschied zwischen Autoklavieren und Sterilisieren.
>Gibt es da noch mehr Methoden?
>
>Vielen dank erst mal.
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