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Zu neuen Ufern (Beobachtungsbericht vom 22./23.08.2003)

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Frank Stefani

unread,
Aug 24, 2003, 5:49:26 PM8/24/03
to
Beobachtungsbericht vom 22./23.08.2003
oder: Zu neuen Ufern

Ausrüstung

* Freies Auge (immer dabei ;-)
* 10x50 Fernglas + Fotostativ
* 10" Dobson, 1250 mm Brennweite, f/5
* Okulare 1.25" Durchmesser: 32 / 15 / 7.5 / 5.2 mm
* Vergrößerungen dazu etwa: 40 / 80 / 160 / 240-fach
* UHC-Filter
* Höhenverstellbarer Drehhocker
* Rotlicht-LED, Karkoschka-Atlas mit eigenen
Ergänzungen, Skyatlas 2000.0

Mir ist danach, neue Ufer zu ergründen. Dinge
sehen, die ich noch nie gesehen habe und zu
finden, was ich bisher nicht einmal zu suchen
wagte.

Nicht ganz unschuldig an diesem Unterfangen
sind zwei Dinge:

* Mein neuer 10" Dobson, den ich kürzlich gegen
meinen bewährten 8" Dobson ausgetauscht habe
und dessen Leistungsfähigkeit ich ausloten
möchte.
* Der in der Nacht zuvor als *gut* eingestufte
Beobachtungsplatz in der Nähe von Sand in
Taufers in Südtirol, wo ich einen Kurzurlaub
verbringe (siehe Bericht "Christofs Astrotaufe").

Natürlich werde ich trotzdem viele gute Bekannte
besuchen und genießen ...

Den halben Nachmittag sitze ich im Garten des
kleinen Genießerhotels über Karten und Hand-
bücher gebeugt, um die Beobachtungsnacht zu
planen. Von der Nacht zuvor war mir bekannt,
welchen Himmelsteil ich in etwa sehen würde.

Immer wieder gleitet der Blick zum Himmel, der
ein schönes Blau hat und nur vereinzelte Quell-
wolken hat.

Noch vor der Dunkelheit bin ich am geplanten
Beobachtungsort - dem Gleitschirm-Startplatz
über Sand in Taufers (Südtirol, Ahrntal) -
angekommen und baue meinen Dobson auf: "Pling",
macht es und ehe ich realisiere, was da los ist,
rutscht die Rockerbox von ihrer Grundplatte.
Die Schraube, die die Grundplatte mit der Box
verbindet ist heraus gefallen.

Sofort wird mir bewusst, dass das das Ende der
Nacht vor ihrem Anfang bedeutet, wenn ich sie
jetzt nicht gleich wiederfinde! Etwas hektisch
beginne ich in der zunehmenden Dunkelheit zu
suchen, gleichzeitig schwirren die Gedanken:
rote LED-Lampe zum Suchen ungeeignet ... Ersatz-
mutter nicht in der Okularbox ... Schrauben
oder Schraubenschlüssel auch nicht ... dann die
Erleichterung: Eine weiße LED-Leuchte an meinem
Schlüsselbund! Hat mir Freund Dieter nach dem
leidvollen Abstieg durch die Angustiasschlucht
auf der Kanareninsel La Palma geschenkt. Seine
Worte damals: "Man sollte immer eine Taschenlampe
dabei haben" ... wie recht er hat :-)

Gesucht - gefunden! Mit nur geringer Verzögerung
ist alles wieder zusammengeschraubt und aufgebaut.

Die Nacht beginnt und die ersten Wolkenbänke
dehnen sich aus. Ich beginne mit dem


Sternbild Adler (Aqula, Aql)
----------------------------

NGC6804
-------
Ein planetarischer Nebel, der Rest vom großen
Knall eines sterbenden Sternes. Mit dem Telrad
peile ich an die Position, die von der Länge
her der Hälfte der Strecke von Alfa nach My Aql
und dabei im rechten Winkel zu dieser Strecke
über My liegt.

Ich stelle mir ein "L" vor, dessen oberes Ende
Altair (Alfa Aql) ist und My der Eckpunkt. Dann
liegt NGC6804 an der Spitze der kurzen Strecke
vom "L".

Bei 40x und 80x nur ein Punkt, ein etwas "anderer"
Stern, bei 160x und 240x zeigt sich eine Form,
die mich an ein Gitarrenplättchen ("Pick" für
die Insider) erinnert und zwar ein Plättchen der
Marke Dunlop. Für alle Nicht-Gitarristen ist es
ein Wassertropfen, der auf dem Kopf steht, also
die Spitze nach unten ... im Dobson ... also in
echt eben die Spitze oben ... falls man "echt"
definieren möchte ... ach, lassen wir das 8^)

Dieser grünliche Wassertropfen befindet sich in
einer Sternkonstellation, die mich sofort an den
Gürtel des Orion erinnert, wobei NGC6804 der
mittlere Gürtelstern wäre. Interessant: Auch der
untere rechte Stern des Orion (Rigel oder Beta
Ori) ist vertreten. So sehe ich hier also eine
Miniaturausgabe des Asterismus "(Garten-)Rechen",
der von vielen im Gürtel des Orion mit Rigel
gesehen wird.

Dei beiden Nachbarn des planetarischen Nebels
sind 8m8 und 7m9 hell, der "Rigel" Simulant ist
dagegen mit 5m9 deutlich heller.

NGC6804 ist übrigens mit 12m2 reichlich licht-
schwach, aber trotzdem aufgrund des Kontrasts
gut zu finden.

Innerhalb der Spitze des Nebels befindet sich
ein kleiner 12m5 Stern, der aber nicht der
Urheber dieses Nebels ist. Jener soll (wie üblich)
zentral liegen und 14m4 hell sein. Er bleibt
für mich unsichtbar.

NGC6781
-------
Auch dieses Objekt ist ein planetarischer Nebel.
Ich finde ihn relativ einfach, indem ich die
Strecke Alfa - My verdoppele und das 32 mm
Plössl Okular einstecke. Tatsächlich ist dieser
11m8 Nebel im Gesichtsfeld relativ einfach zu
finden, da er mit einem Durchmesser von 1.8'
ziemlich flächig ist.

Am besten gefällt mir NGC6781 bei 80x Vergrößerung
und aufgeschraubtem UHC-Filter: Die innere
Scheibe und der äußere Ring unterschiedlicher
Farbschattierung - beide wirken in Grüntönen -
sind deutlich zu erkennen.


Sternbild Delfin (Delphinus, Del)
---------------------------------

NGC6934
-------
Diese Kugelsternhaufen ist wahrscheinlich zu
unrecht wenig bekannt. Ich finde ihn im Schnitt-
punkt zweier Geraden, die von Alfa Aql und Alfa
Del kommend einen rechten Winkel bilden.

NGC6934 hat knapp ein Drittel des Durchmessers
von M13 im Herkules, nämlich 7'. Er leuchtet mit
einer Helligkeit von immerhin 8m9. erst bei 240x
kann ich indirekt eine leichte Körnigkeit be-
obachten. Er ist 48000 Lichjahre entfernt.

NGC7006
-------
Ein nochmals wesentlich kleinerer Kugelsternhaufen
ist NGC7006: Nur 3.3' misst sein Durchmesser und
seine "Helligkeit" von 10m6 darf man schon fast
nicht mehr so nennen. Über ihm erkenne ich ein
Sternpaar bei 10 Uhr, das laut XEphem mit jeweils
13m6 leuchtet (GSC 1648-2010 und GSC 1648-1566).
Details sind bei NGC7006 überhaupt nicht zu
erkennen - es bleibt ein Nebelfleckchen.

Doppelstern Gamma Del
---------------------
Bei dieser Gelegenheit entdecke ich zufällig,
dass Gamma Del ein Doppelstern ist. Der Abstand
der beiden Komponenten beträgt 11", was etwa
einem Drittel des Abstands bei Albireo (Beta
Cyg) aber immer noch dem doppelten des Abstands
von Epsilon 1 in der Leier (Eps-1 Lyr) entspricht.
Sieht schön aus :-)


Sternbild Pfeil (Sagitta, Sge)
------------------------------

M71
---
Leichte Kost zwischendurch: M71 ist ein schöner
Kugelsternhaufen von 7' Durchmesser, den ich
aber im Gegensatz zu NGC6934 (Del), der ebenfalls
7' Durchmesser hat (s.o.) gut auflösen kann.
Er hat eine leicht assymmetrische Form, ist
also nicht wirklich kugelrund, wirkt sogar etwas
flächig mit einer dreieckigen Sternkonzentration.


Sternbild Herkules (Hercules, Her)
----------------------------------

M13
---
Na klar :-)

Was soll ich dazu noch sagen? Vielleicht, dass er
mit 20' Durchmesser geradezu riesig ist und mich
mit 5m9 anstrahlt? Immer wieder ein Genuss und er
läßt sich ab 80x bequem und bei direkter Sicht
in den Außenbereichen auflösen. Der Kern bleibt
natürlich Lichtmatsch ...

M92
---
Weniger bekannt und etwas schwieriger zu finden ist
dieses Messier-Objekt. Mit stolzen 14' immer noch
ziemlich groß und mit 6m5 hell genug für einen Feld-
stecher, kann ich diesen Kugelsternhaufen bereits
ab 40x auflösen. Ich finde ihn sehr schön.

Übrigens: Köpfe einziehen - M92 nähert sich uns mit
einer Geschwindigkeit von 112 km/sek!

NGC6229
-------
Ein weiterer Kugelsternhaufen im Herkules. Dieser
hier hat jedoch nur 4.2' Durchmesser bei einer
scheinbaren Helligkeit von 9m4 - ist also leichter
zu übersehen.

Gefunden wird NGC6229, indem ich mit dem Telrad
eine Position in einfacher Verlängerung der Strecke
von Zeta nach Eta Her anpeile. Ich gelange dort in
das Umfeld des Mehrfachsterns 52 Her. Von diesem
ist NGC6229 nur eindreiviertel Grad entfernt und
ich finde ihn im Gesichtsfeld des 32 mm Okulars,
als ich 52 Her etwas aus demselben Richtung sieben
Uhr hinaus schiebe.

Oberhalb befinden sich zwei etwa gleich helle Sterne
(7m6 und 8m0) im Abstand von etwa 5' zueinander,
sodass sich hier ein schön anzusehendes Dreieck
ergibt.

Der Kugelhaufen bleibt bei allen Vergrößerungen
neblig - ich kann nicht einen einzigen Stern
herauslösen.

NGC6239
-------
Eine Galaxie, kleiner und wesentlich lichtschwächer
als der eben besuchte Kugelsternhaufen. Reichlich
lange suche, wirklich intensiv und immer wieder
auf's Neue suche ich sie etwa in der Mitte zwischen
Eta und 52 Her, aber kann sie einfach nicht finden.
Sie soll einen doppelten Kern haben, den ich mir
gerne angeschaut hätte. Vielleicht ein andermal ...

NGC6207
-------
Diese Galaxie bleibt mir zum Glück nicht verborgen.
Sie ist leicht in der Nachbarschaft von M13 zu
finden, liegt nur ein halbes Grad nordöstlich des
prominenten Kugelhaufens.

Im 32 mm Okular ist sie sehr schwach zu sehen, ab
160x (7.5 mm Soligor Lanthanum Okular) ist es okay:
Ich erkenne einen hellen Kern, der allerdings auch
ein Stern im Vordergrund sein könnte.

[Anm: Bei dem hellen Stern im Vordergrund
handelt es sich um den 6m5 hellen Stern
GSC 2588-1971]

Die Galaxie wird definitiv von der Seite gesehen,
ich vermute teilweise sogar Kantenlage. Anderer-
seits erkenne ich dunkle Strukturen, die mehr oder
weniger senkrecht durch die [tatsächlich geneigt
liegende] Spirale laufen. Das könnten natürlich
auch sternarme Gebiete zwischen den Spiralarmen
sein.

[Anm: Auf mehreren im Internet gefundenen
Fotos sind helle und dunkle Partien im
Halo erkennbar - Spiralarme und Lücken.]


Sternbild Leier (Lyra, Lyr)
---------------------------

M56
---
Mal was leichtes nach dem harten Kampf: M56
liegt ziemlich genau in der Mitte zwischen
Sulafat, dem entferntesten Trapezstern in
der Leier und Albireo, dem bekannten und sehr
schönen Doppelstern im Schwan.

Der Kugelsternhaufen M56 hat einen Durchmesser
von 8' und ist dabei 8m5 hell. Ich kann ihn
problemlos auflösen, umso einfacher, je größer
die Vergrößerung des jeweiligen Okulars ist.

NGC6703
-------
Dies ist eine kleine Galaxie, die recht kompakt
oder konzentriert zu sein scheint. Bei 40x kommt
sie ins Gesichtsfeld, nachdem ich mit dem Telrad
etwa den rechtwinkligen Schnittpunkt zweier
Geraden von der Wega (Alfa Lyr) und Sadr (Gamma
Cyg) einstelle. Bei nur 2.6' Durchmesser und
einer scheinbaren Helligkeit von 11m2 bleibt
sie ein kleiner, vergleichsweise runder Fleck
in 110 Mio Lichtjahren Entfernung.


Sternbild Schwan (Cygnus, Cyg)
------------------------------

NGC6826
-------
Vom Namen her ein bekannteres Objekt, ist der
"blinkende planetarische Nebel", der sich hinter
der Bezeichnung NGC6826 verbirgt: Die Sterne
Delta, Theta und 16 Cyg bilden ein schönes "L"
mit langem Hals und kurzem Fuß. In Verlängerung
des Fußes ist NGC6826 relativ leicht zu finden.

Da er nur 0.5' (also 30") Durchmesser hat, muss
ich stark vergrößern, um dieses 8m5 Objekt zu
betrachten. Der 10m5 helle Zentralstern ist bei
240x direkt sichtbar, während der Nebel nur
indirekt zu erkennen ist. Interessanter weise
wird der Zentralstern unsichtbar, sobald ich
den UHC-Filter aufschraube. Mit diesem Filter
sind allerdings keine neuen Beobachtungen zu
vermelden.

Es gibt wohl kaum einen planetarischen Nebel,
dessen Zentralstern heller sichtbar ist, als
der von NGC6826.

M39
---
Augenschonend mit dem 10x50, weil ich gerade
in der Gegend bin. Schöner offener Sternhaufen
mit 32' Ausdehnung, also größer als der Vollmond.
Seine 4m6 machen ihn schon für das bloße Auge
sichtbar und so wirkt er im Sternengetümmel der
Milchstraße auch am ehesten als eigener Stern-
haufen. Im 10x50 glitzert er dann recht prächtig
und gönnt meinen müder werdenden Augen eine Pause.

IC5146 + B168
-------------
Übermütig suche ich diesen Gasnebel, der auch
unter "Cocoon Nebula" firmiert und den einge-
lagerten Dunkelnebel B168. Entweder habe ich
sie nicht gefunden, oder ich habe sie nicht
erkannt. Mit und ohne UHC-Filter kein Erfolg
zu vermelden.

IC1392
------
Diese 12m9 Galaxie mit nur 1.6' x 1.3' Ausdehnung
versuche ich nach den bisherigen Erfahrungen
dieser Nacht (man denke an NGC6239) erst gar
nicht, ist sie doch das lichtschwächste Gebilde,
das ich mir auf meinen Plan gesetzt hatte. Ich
werde in Zukunft wieder etwas bescheidener sein ...

NGC6960 + NGC6992/5
-------------------
Hinter diesen nüchternen Nummern verbergen sich
einige der prächtigsten Objekte des Sommerhimmels.
Es handelt sich um die einzelnen Gasnebel des
riesigen Cirrusnebel-Komplexes.

Beginnend am Stern 52 Cyg erkenne ich direkt
um diesen Stern herum eine leichte Nebligkeit.
Mit aufgesetztem UHC-Filter knallt mir die
Schwinge des Strumvogels sofort glasklar ins
Gesicht und sprengt sogar das Gesichtsfeld des
32 mm Plössl Okulars. Ich verfolge sie schlanke
Linie in beide Richtungen. Nach oben hin wird
sie langsam weiter und verliert sich allmählich.
Nach unten hin wird die Spitze beinahe nadelspitz
und leicht nach rechts gekrümmt.

Dort wo die erwähnte Spitze hindeutet, liegt
ein weiteres komplexes Nebelgebiet, das den
Beinamen "Pickerings Triangular Wisp" hat,
was soviel wie "Pickerings dreieckiger Hauch"
bedeutet. Dieser Hauch ist mit dem UHC-Filter
wirklich gut zu erkennen, mit OIII wäre es
sicher noch besser, aber ich kann mich nicht
beklagen.

Während ich noch weiter nach rechts schwenke,
weiß ich, was mich gleich erwartet: Der Cirrus-
nebel - einfach gigantisch!!! Ich wechsele vom
weitwinkeligen Okular zur 80x Vergrößerung und
beginne mit dem UHC-Filter die Filamente, die
Strähnen und Fasern dieses Gebildes zu unter-
suchen - es ist der helle Wahnsinn! - und das
mit dem "hell" meine ich wörtlich 8^)

Schon allein für diesen Anblick erwäge ich den
Erwerb eines sündhaft teuren 2" Weitwinkel-
okulars nebst Filter. Süchtige schauen nicht
auf den Preis und bei mir ist es wohl bald so
weit ...

Frage in die Runde: Wie sagt man sowas seiner
Frau???


Sternbild Kepheus (Cepheus, Cep)
--------------------------------

NGC6939 + NGC6946
-----------------
NGC6939 ist ein 10' kleiner offener Sternhaufen
der Helligkeit 8m0 bei einer Flächenhelligkeit
von 13m0 und NGC6946 ist eine Galaxie gleicher
Größe mit 9m0 bzw. 14m0 Helligkeiten.

Beide befinden sich an der Position, die sich
ergibt, wenn man sich Theta Cep spiegelbildlich
auf die gegenüber liegende Seite von Eta Cep
denkt.

Bei 40x sind beide Objekte bequem gemeinsam im
Gesichtsfeld - sie liegen wirklich dicht bei
einander. Der offene Sternhaufen NGC6939 ist
ein deutlicher Nebelfleck und die Galaxie ist
nur ein schwaches Glimmen, unregelmäßig in der
Form und ohne Aufhellungen oder Details.

Bei 80x und 160x wird der Sternhaufen allmählich
in Einzelsterne aufgelöst, bei 240x ist er
richtig prächtig. Dabei fehlen ihm richtig
helle Sterne, der schöne Effekt kommt von den
vielen schwachen Sternen.

Die Galaxie ist bei 80x am besten zu sehen,
bei 160x gewinnt sie nicht und bei 240x ist
sie wieder unsichtbar, da ihre Größe das
Gesichtsfeld sprengt und dann der Kontrast
zum Himmelshintergrund fehlt.


NGC6951
-------
Diese vergleichsweise winzige Galaxie mit nur
3.9' x 3.5' Ausdehnung bei 10m7 Helligkeit
suche ich nur kurz, aber trotzdem vergebens.

[Anm: Später lese ich unterschiedliche
Aussagen, nachdem sie nur fotografisch
sichtbar sein soll. Da ihr Kern sehr
klein und sehr hell sein soll, kann es
sein, dass ich sie zwar gesehen, aber
nicht erkannt habe.]


Sternbild Wassermann (Aquarius, Aqr)
------------------------------------
Der Sportsgeist drängt mich in den Dunst der
Horizontnähe und lässt mich einige Objekte
finden, die demnächst wieder schwieriger
werden und bei mir zuhause wegen des Wetter-
steingebirges im Süden praktisch unsichtbar
sind:

M72
---
Ein kleiner Kugelhaufen, der sich hinter
dem galaktischen Zentrum unserer Milchstraße
befindet. Mit 9m5 ist er nicht besonders
hell, aber seine scheinbare Größe von 6'
läßt ihn wiederum leicht erkennbar werden.

Er befindet sich zusammen mit den anderen
beiden Objekten oberhalb der Mitte der
Strecke von Theta Cap nach Epsilon Aqr.

M73
---
Ein offener Sternhaufen, der bei geringen
Vergrößerung durch seinen nebligen Charakter
auffällt, weshalb Charles Messier ihn wohl
überhaupt verzeichnet hat. Ich kann bei
keiner Vergrößerung mehr als vier Sterne
erkennen, was mich zunächst verunsichert.

[Anm: Bei der Nacharbeit stelle ich
fest, dass es sich genau *so* ver-
hält und tatsächlich lediglich vier
Sterne zu beobachten sind.]

M2
--
Leicht zu finden ist dieser Kugelstern-
haufen im rechten Winkel zweier Linien,
die ich mir von Alfa und Beta Aqr denke.
Seine Größe von 15' (lt. Skyatlas 2000.0;
Karkoschka schreibt 10') bei einer Hellig-
keit von 6m5 läßt ihn auch im Horizontdunst
schön erscheinen.

Bei 240x kann ich indirekt einzelne Sterne
am Rand auflösen.


Sternbild Kassiopeia (Cassiopeia, Cas)
--------------------------------------
Hier möchte ich einfach nochmal den Nebel
NGC281 betrachten, der mich bisher noch
nicht zu großer Begeisterung hinreißen ließ.
Auch diesmal ist es nicht viel anders - ich
sehe, dass er da ist, kann aber Karkoschka
nich zustimmen, wenn er in seinem Atlas
schreibt: "[...] interessant im Teleskop
mit Nebelfilter". Vielleicht ist der UHC-
Filter doch noch zu schwach und ich sollte
es mit einem OIII versuchen?!


Sternbild Pegasus (Pegasus, Peg)
--------------------------------

M15
---
Die Strecke Theta - Epsilon des Sternbilds
verlängere ich um gut die Hälfte und schon
ploppt dieser Kugelsternhaufen prominent ins
Gesichtsfeld: 6m5 hell bei einem Durchmesser
von 10' lassen ihn zum leichten Objekt werden.

Ich finde, er steht dem bekannten M13 im
Herkules - abgesehen von der Größe -nicht
nach und freue mich an der teilweisen Auflösung
seiner Sterne bei 240x.

NGC7331 + NGC7335 (!)
---------------------
NGC7331 hatte ich am 09.08.2003 bei der
Astronacht auf der Zugspitze (siehe Bericht
"Top of Germany" in news://de.sci.astronomie)
erstmals gesehen und seitdem schau ich immer
wieder gerne bei dieser ziemlich großen 9m5
Galaxie vorbei. Wir sehen sie mit nur leichter
Schrägdraufsicht und im Grunde ist sie unter
den Galaxien ein eher leichtes Objekt, viel-
leicht vergleichbar mit M95 und M96 im Löwen.

Diesmal suche ich sie aus einem ganz bestimmten
Grund auf: Es soll dort in der Gegend - so mein
Zugspitzbegleiter Karl - eine ganze Reihe von
Galaxien geben und Stephan's Quintett sei auch
nicht weit weg.

So vermessen, Stephan's Quintett mit meinem
Gerät zu versuchen, bin ich dann doch nicht.
Immerhin geht da unter 14m0 nix.

Ich verbleibe in der unmittelbaren Nachbar-
schaft von NGC7331 ... fokussiere ... schaue
und fokussiere wieder. Plötzlich blitzt kurz
etwas auf. Ich fokussiere wieder, nehme die
Sterne unterhalb der Galaxie zuhilfe und
wieder ... kurzes Aufblitzen! Ich behalte die
Stelle im Augenwinkel fixiert und kann das
Aufblitzen eines flächigen Objektes an immer
derselben Position bestätigen - ich habe eine
Begleitgalaxie von NGC7331 gesehen!

Damit ich die Details nicht vergesse, male
ich mir Aussehen, relative Positionen und
Größen von NGC7331, den charakteristischen
Sternen und der geheimnisvollen Galaxie auf.

Zuhause sollte ich feststellen, dass ich
NGC7335 gesehen habe, die in einem Stern-
dreieck von 12m7 bis 13m6 hellen Sternen
direkt unterhalb von NGC7331 steht.

NGC7335 schimmert mir mit sparsamen 14m7
entgegen. Sie hat etwa die Hälfte der
Ausdehnung von dem, was ich an NGC7331
sehen kann und ihre Lage im Raum dürfte
etwa gleich sein. Ihre Form ist ebenfalls
elliptisch, aber ich denke, dass NGC7335
gedrungener ist, wir also mehr von ihrer
Fläche sehen als es bei NGC7331 der Fall
ist.

[Anm: Habe bei der Nacharbeit im Internet
ein fantastisches Bild von NGC7331 und
NGC7335 (u.a.) gefunden:

http://www.robgendlerastropics.com/7331.html

Die große Galaxie ist NGC7331 und darüber
die nächstgelegene und hellste ist NGC7335.
Dieses Bild steht gegenüber meiner Beob-
achtung auf dem Kopf. Auch das erwähnte
Sternendreieck ist zu sehen - im Bild die
beiden Sterne über NGC7335 und die Spitze
des Dreiecks bereits im Halo von NGC7331,
der visuell natürlich nicht sichtbar war.]

14m7 ... wow! Damit ist sie das lichtschwächste
Objekt, das ich bisher selbst gefunden und
zweifelsfrei bestätigt habe. Somit erlebe ich
einen würdevollen Abschluss einer langen und
schönen Beobachtungsnacht in Südtirol.


Viele Grüße aus den Alpen,
Frank
--
My Home: 47°31'29" N / 11°06'51" E
Beobachtungsbericht vom 22./23.08.2003
oder: Zu neuen Ufern

Ausrüstung

* Freies Auge (immer dabei ;-)
* 10x50 Fernglas + Fotostativ
* 10" Dobson, 1250 mm Brennweite, f/5
* Okulare 1.25" Durchmesser: 32 / 15 / 7.5 / 5.2 mm
* Vergrößerungen dazu etwa: 40 / 80 / 160 / 240-fach
* UHC-Filter
* Höhenverstellbarer Drehhocker
* Rotlicht-LED, Karkoschka-Atlas mit eigenen
Ergänzungen, Skyatlas 2000.0

Mir ist danach, neue Ufer zu ergründen. Dinge
sehen, die ich noch nie gesehen habe und zu
finden, was ich bisher nicht einmal zu suchen
wagte.

Nicht ganz unschuldig an diesem Unterfangen
sind zwei Dinge:

* Mein neuer 10" Dobson, den ich kürzlich gegen
meinen bewährten 8" Dobson ausgetauscht habe
und dessen Leistungsfähigkeit ich ausloten
möchte.
* Der in der Nacht zuvor als *gut* eingestufte
Beobachtungsplatz in der Nähe von Sand in
Taufers in Südtirol, wo ich einen Kurzurlaub
verbringe.

Natürlich werde ich trotzdem viele gute Bekannte
besuchen und genießen ...

Den halben Nachmittag sitze ich im Garten des
kleinen Genießerhotels über Karten und Hand-
bücher gebeugt, um die Beobachtungsnacht zu
planen. Von der Nacht zuvor war mir bekannt,
welchen Himmelsteil ich in etwa sehen würde.

Immer wieder gleitet der Blick zum Himmel, der
ein schönes Blau hat und nur vereinzelte Quell-
wolken hat.

Noch vor der Dunkelheit bin ich am geplanten
Beobachtungsort - dem Gleitschirm-Startplatz
über Sand in Taufers (Südtirol, Ahrntal) -
angekommen und baue meinen Dobson auf: "Pling",
macht es und ehe ich realisiere, was da los ist,
rutscht die Rockerbox von ihrer Grundplatte.
Die Schraube, die die Grundplatte mit der Box
verbindet ist heraus gefallen.

Sofort wird mir bewusst, dass das das Ende der
Nacht vor ihrem Anfang bedeutet, wenn ich sie
jetzt nicht gleich wiederfinde! Etwas hektisch
beginne ich in der zunehmenden Dunkelheit zu
suchen, gleichzeitig schwirren die Gedanken:
rote LED-Lampe zum Suchen ungeeignet ... Ersatz-
mutter nicht in der Okularbox ... Schrauben
oder Schraubenschlüssel auch nicht ... dann die
Erleichterung: Eine weiße LED-Leuchte an meinem
Schlüsselbund! Hat mir Freund Dieter nach dem
leidvollen Abstieg durch die Angustiasschlucht
auf der Kanareninsel La Palma geschenkt. Seine
Worte damals: "Man sollte immer eine Taschenlampe
dabei haben" ... wie recht er hat :-)

Gesucht - gefunden! Mit nur geringer Verzögerung
ist alles wieder zusammengeschraubt und aufgebaut.

Die Nacht beginnt und die ersten Wolkenbänke
dehnen sich aus. Ich beginne mit dem


Sternbild Adler (Aqula, Aql)
----------------------------

NGC6804
-------
Ein planetarischer Nebel, der Rest vom großen
Knall eines sterbenden Sternes. Mit dem Telrad
peile ich an die Position, die von der Länge
her der Hälfte der Strecke von Alfa nach My Aql
und dabei im rechten Winkel zu dieser Strecke
über My liegt.

Ich stelle mir ein "L" vor, dessen oberes Ende
Altair (Alfa Aql) ist und My der Eckpunkt. Dann
liegt NGC6804 an der Spitze der kurzen Strecke
vom "L".

Bei 40x und 80x nur ein Punkt, ein etwas "anderer"
Stern, bei 160x und 240x zeigt sich eine Form,
die mich an ein Gitarrenplättchen ("Pick" für
die Insider) erinnert und zwar ein Plättchen der
Marke Dunlop. Für alle Nicht-Gitarristen ist es
ein Wassertropfen, der auf dem Kopf steht, also
die Spitze nach unten ... im Dobson ... also in
echt eben die Spitze oben ... falls man "echt"
definieren möchte ... ach, lassen wir das 8^)

Dieser grünliche Wassertropfen befindet sich in
einer Sternkonstellation, die mich sofort an den
Gürtel des Orion erinnert, wobei NGC6804 der
mittlere Gürtelstern wäre. Interessant: Auch der
untere rechte Stern des Orion (Rigel oder Beta
Ori) ist vertreten. So sehe ich hier also eine
Miniaturausgabe des Asterismus "(Garten-)Rechen",
der von vielen im Gürtel des Orion mit Rigel
gesehen wird.

Dei beiden Nachbarn des planetarischen Nebels
sind 8m8 und 7m9 hell, der "Rigel" Simulant ist
dagegen mit 5m9 deutlich heller.

NGC6804 ist übrigens mit 12m2 reichlich licht-
schwach, aber trotzdem aufgrund des Kontrasts
gut zu finden.

Innerhalb der Spitze des Nebels befindet sich
ein kleiner 12m5 Stern, der aber nicht der
Urheber dieses Nebels ist. Jener soll (wie üblich)
zentral liegen und 14m4 hell sein. Er bleibt
für mich unsichtbar.

NGC6781
-------
Auch dieses Objekt ist ein planetarischer Nebel.
Ich finde ihn relativ einfach, indem ich die
Strecke Alfa - My verdoppele und das 32 mm
Plössl Okular einstecke. Tatsächlich ist dieser
11m8 Nebel im Gesichtsfeld relativ einfach zu
finden, da er mit einem Durchmesser von 1.8'
ziemlich flächig ist.

Am besten gefällt mir NGC6781 bei 80x Vergrößerung
und aufgeschraubtem UHC-Filter: Die innere
Scheibe und der äußere Ring unterschiedlicher
Farbschattierung - beide wirken in Grüntönen -
sind deutlich zu erkennen.


Sternbild Delfin (Delphinus, Del)
---------------------------------

NGC6934
-------
Diese Kugelsternhaufen ist wahrscheinlich zu
unrecht wenig bekannt. Ich finde ihn im Schnitt-
punkt zweier Geraden, die von Alfa Aql und Alfa
Del kommend einen rechten Winkel bilden.

NGC6934 hat knapp ein Drittel des Durchmessers
von M13 im Herkules, nämlich 7'. Er leuchtet mit
einer Helligkeit von immerhin 8m9. erst bei 240x
kann ich indirekt eine leichte Körnigkeit be-
obachten. Er ist 48000 Lichjahre entfernt.

NGC7006
-------
Ein nochmals wesentlich kleinerer Kugelsternhaufen
ist NGC7006: Nur 3.3' misst sein Durchmesser und
seine "Helligkeit" von 10m6 darf man schon fast
nicht mehr so nennen. Über ihm erkenne ich ein
Sternpaar bei 10 Uhr, das laut XEphem mit jeweils
13m6 leuchtet (GSC 1648-2010 und GSC 1648-1566).
Details sind bei NGC7006 überhaupt nicht zu
erkennen - es bleibt ein Nebelfleckchen.

Doppelstern Gamma Del
---------------------
Bei dieser Gelegenheit entdecke ich zufällig,
dass Gamma Del ein Doppelstern ist. Der Abstand
der beiden Komponenten beträgt 11", was etwa
einem Drittel des Abstands bei Albireo (Beta
Cyg) aber immer noch dem doppelten des Abstands
von Epsilon 1 in der Leier (Eps-1 Lyr) entspricht.
Sieht schön aus :-)


Sternbild Pfeil (Sagitta, Sge)
------------------------------

M71
---
Leichte Kost zwischendurch: M71 ist ein schöner
Kugelsternhaufen von 7' Durchmesser, den ich
aber im Gegensatz zu NGC6934 (Del), der ebenfalls
7' Durchmesser hat (s.o.) gut auflösen kann.
Er hat eine leicht assymmetrische Form, ist
also nicht wirklich kugelrund, wirkt sogar etwas
flächig mit einer dreieckigen Sternkonzentration.


Sternbild Herkules (Hercules, Her)
----------------------------------

M13
---
Na klar :-)

Was soll ich dazu noch sagen? Vielleicht, dass er
mit 20' Durchmesser geradezu riesig ist und mich
mit 5m9 anstrahlt? Immer wieder ein Genuss und er
läßt sich ab 80x bequem und bei direkter Sicht
in den Außenbereichen auflösen. Der Kern bleibt
natürlich Lichtmatsch ...

M92
---
Weniger bekannt und etwas schwieriger zu finden ist
dieses Messier-Objekt. Mit stolzen 14' immer noch
ziemlich groß und mit 6m5 hell genug für einen Feld-
stecher, kann ich diesen Kugelsternhaufen bereits
ab 40x auflösen. Ich finde ihn sehr schön.

Übrigens: Köpfe einziehen - M92 nähert sich uns mit
einer Geschwindigkeit von 112 km/sek!

NGC6229
-------
Ein weiterer Kugelsternhaufen im Herkules. Dieser
hier hat jedoch nur 4.2' Durchmesser bei einer
scheinbaren Helligkeit von 9m4 - ist also leichter
zu übersehen.

Gefunden wird NGC6229, indem ich mit dem Telrad
eine Position in einfacher Verlängerung der Strecke
von Zeta nach Eta Her anpeile. Ich gelange dort in
das Umfeld des Mehrfachsterns 52 Her. Von diesem
ist NGC6229 nur eindreiviertel Grad entfernt und
ich finde ihn im Gesichtsfeld des 32 mm Okulars,
als ich 52 Her etwas aus demselben Richtung sieben
Uhr hinaus schiebe.

Oberhalb befinden sich zwei etwa gleich helle Sterne
(7m6 und 8m0) im Abstand von etwa 5' zueinander,
sodass sich hier ein schön anzusehendes Dreieck
ergibt.

Der Kugelhaufen bleibt bei allen Vergrößerungen
neblig - ich kann nicht einen einzigen Stern
herauslösen.

NGC6239
-------
Eine Galaxie, kleiner und wesentlich lichtschwächer
als der eben besuchte Kugelsternhaufen. Reichlich
lange suche, wirklich intensiv und immer wieder
auf's Neue suche ich sie etwa in der Mitte zwischen
Eta und 52 Her, aber kann sie einfach nicht finden.
Sie soll einen doppelten Kern haben, den ich mir
gerne angeschaut hätte. Vielleicht ein andermal ...

NGC6207
-------
Diese Galaxie bleibt mir zum Glück nicht verborgen.
Sie ist leicht in der Nachbarschaft von M13 zu
finden, liegt nur ein halbes Grad nordöstlich des
prominenten Kugelhaufens.

Im 32 mm Okular ist sie sehr schwach zu sehen, ab
160x (7.5 mm Soligor Lanthanum Okular) ist es okay:
Ich erkenne einen hellen Kern, der allerdings auch
ein Stern im Vordergrund sein könnte.

[Anm: Bei dem hellen Stern im Vordergrund
handelt es sich um den 6m5 hellen Stern
GSC 2588-1971]

Die Galaxie wird definitiv von der Seite gesehen,
ich vermute teilweise sogar Kantenlage. Anderer-
seits erkenne ich dunkle Strukturen, die mehr oder
weniger senkrecht durch die [tatsächlich geneigt
liegende] Spirale laufen. Das könnten natürlich
auch sternarme Gebiete zwischen den Spiralarmen
sein.

[Anm: Auf mehreren im Internet gefundenen
Fotos sind helle und dunkle Partien im
Halo erkennbar - Spiralarme und Lücken.]


Sternbild Leier (Lyra, Lyr)
---------------------------

M56
---
Mal was leichtes nach dem harten Kampf: M56
liegt ziemlich genau in der Mitte zwischen
Sulafat, dem entferntesten Trapezstern in
der Leier und Albireo, dem bekannten und sehr
schönen Doppelstern im Schwan.

Der Kugelsternhaufen M56 hat einen Durchmesser
von 8' und ist dabei 8m5 hell. Ich kann ihn
problemlos auflösen, umso einfacher, je größer
die Vergrößerung des jeweiligen Okulars ist.

NGC6703
-------
Dies ist eine kleine Galaxie, die recht kompakt
oder konzentriert zu sein scheint. Bei 40x kommt
sie ins Gesichtsfeld, nachdem ich mit dem Telrad
etwa den rechtwinkligen Schnittpunkt zweier
Geraden von der Wega (Alfa Lyr) und Sadr (Gamma
Cyg) einstelle. Bei nur 2.6' Durchmesser und
einer scheinbaren Helligkeit von 11m2 bleibt
sie ein kleiner, vergleichsweise runder Fleck
in 110 Mio Lichtjahren Entfernung.


Sternbild Schwan (Cygnus, Cyg)
------------------------------

NGC6826
-------
Vom Namen her ein bekannteres Objekt, ist der
"blinkende planetarische Nebel", der sich hinter
der Bezeichnung NGC6826 verbirgt: Die Sterne
Delta, Theta und 16 Cyg bilden ein schönes "L"
mit langem Hals und kurzem Fuß. In Verlängerung
des Fußes ist NGC6826 relativ leicht zu finden.

Da er nur 0.5' (also 30") Durchmesser hat, muss
ich stark vergrößern, um dieses 8m5 Objekt zu
betrachten. Der 10m5 helle Zentralstern ist bei
240x direkt sichtbar, während der Nebel nur
indirekt zu erkennen ist. Interessanter weise
wird der Zentralstern unsichtbar, sobald ich
den UHC-Filter aufschraube. Mit diesem Filter
sind allerdings keine neuen Beobachtungen zu
vermelden.

Es gibt wohl kaum einen planetarischen Nebel,
dessen Zentralstern heller sichtbar ist, als
der von NGC6826.

M39
---
Augenschonend mit dem 10x50, weil ich gerade
in der Gegend bin. Schöner offener Sternhaufen
mit 32' Ausdehnung, also größer als der Vollmond.
Seine 4m6 machen ihn schon für das bloße Auge
sichtbar und so wirkt er im Sternengetümmel der
Milchstraße auch am ehesten als eigener Stern-
haufen. Im 10x50 glitzert er dann recht prächtig
und gönnt meinen müder werdenden Augen eine Pause.

IC5146 + B168
-------------
Übermütig suche ich diesen Gasnebel, der auch
unter "Cocoon Nebula" firmiert und den einge-
lagerten Dunkelnebel B168. Entweder habe ich
sie nicht gefunden, oder ich habe sie nicht
erkannt. Mit und ohne UHC-Filter kein Erfolg
zu vermelden.

IC1392
------
Diese 12m9 Galaxie mit nur 1.6' x 1.3' Ausdehnung
versuche ich nach den bisherigen Erfahrungen
dieser Nacht (man denke an NGC6239) erst gar
nicht, ist sie doch das lichtschwächste Gebilde,
das ich mir auf meinen Plan gesetzt hatte. Ich
werde in Zukunft wieder etwas bescheidener sein ...

NGC6960 + NGC6992/5
-------------------
Hinter diesen nüchternen Nummern verbergen sich
einige der prächtigsten Objekte des Sommerhimmels.
Es handelt sich um die einzelnen Gasnebel des
riesigen Cirrusnebel-Komplexes.

Beginnend am Stern 52 Cyg erkenne ich direkt
um diesen Stern herum eine leichte Nebligkeit.
Mit aufgesetztem UHC-Filter knallt mir die
Schwinge des Strumvogels sofort glasklar ins
Gesicht und sprengt sogar das Gesichtsfeld des
32 mm Plössl Okulars. Ich verfolge sie schlanke
Linie in beide Richtungen. Nach oben hin wird
sie langsam weiter und verliert sich allmählich.
Nach unten hin wird die Spitze beinahe nadelspitz
und leicht nach rechts gekrümmt.

Dort wo die erwähnte Spitze hindeutet, liegt
ein weiteres komplexes Nebelgebiet, das den
Beinamen "Pickerings Triangular Wisp" hat,
was soviel wie "Pickerings dreieckiger Hauch"
bedeutet. Dieser Hauch ist mit dem UHC-Filter
wirklich gut zu erkennen, mit OIII wäre es
sicher noch besser, aber ich kann mich nicht
beklagen.

Während ich noch weiter nach rechts schwenke,
weiß ich, was mich gleich erwartet: Der Cirrus-
nebel - einfach gigantisch!!! Ich wechsele vom
weitwinkeligen Okular zur 80x Vergrößerung und
beginne mit dem UHC-Filter die Filamente, die
Strähnen und Fasern dieses Gebildes zu unter-
suchen - es ist der helle Wahnsinn! - und das
mit dem "hell" meine ich wörtlich 8^)

Schon allein für diesen Anblick erwäge ich den
Erwerb eines sündhaft teuren 2" Weitwinkel-
okulars nebst Filter. Süchtige schauen nicht
auf den Preis und bei mir ist es wohl bald so
weit ...

Frage in die Runde: Wie sagt man sowas seiner
Frau???


Sternbild Kepheus (Cepheus, Cep)
--------------------------------

NGC6939 + NGC6946
-----------------
NGC6939 ist ein 10' kleiner offener Sternhaufen
der Helligkeit 8m0 bei einer Flächenhelligkeit
von 13m0 und NGC6946 ist eine Galaxie gleicher
Größe mit 9m0 bzw. 14m0 Helligkeiten.

Beide befinden sich an der Position, die sich
ergibt, wenn man sich Theta Cep spiegelbildlich
auf die gegenüber liegende Seite von Eta Cep
denkt.

Bei 40x sind beide Objekte bequem gemeinsam im
Gesichtsfeld - sie liegen wirklich dicht bei
einander. Der offene Sternhaufen NGC6939 ist
ein deutlicher Nebelfleck und die Galaxie ist
nur ein schwaches Glimmen, unregelmäßig in der
Form und ohne Aufhellungen oder Details.

Bei 80x und 160x wird der Sternhaufen allmählich
in Einzelsterne aufgelöst, bei 240x ist er
richtig prächtig. Dabei fehlen ihm richtig
helle Sterne, der schöne Effekt kommt von den
vielen schwachen Sternen.

Die Galaxie ist bei 80x am besten zu sehen,
bei 160x gewinnt sie nicht und bei 240x ist
sie wieder unsichtbar, da ihre Größe das
Gesichtsfeld sprengt und dann der Kontrast
zum Himmelshintergrund fehlt.


NGC6951
-------
Diese vergleichsweise winzige Galaxie mit nur
3.9' x 3.5' Ausdehnung bei 10m7 Helligkeit
suche ich nur kurz, aber trotzdem vergebens.

[Anm: Später lese ich unterschiedliche
Aussagen, nachdem sie nur fotografisch
sichtbar sein soll. Da ihr Kern sehr
klein und sehr hell sein soll, kann es
sein, dass ich sie zwar gesehen, aber
nicht erkannt habe.]


Sternbild Wassermann (Aquarius, Aqr)
------------------------------------
Der Sportsgeist drängt mich in den Dunst der
Horizontnähe und lässt mich einige Objekte
finden, die demnächst wieder schwieriger
werden und bei mir zuhause wegen des Wetter-
steingebirges im Süden praktisch unsichtbar
sind:

M72
---
Ein kleiner Kugelhaufen, der sich hinter
dem galaktischen Zentrum unserer Milchstraße
befindet. Mit 9m5 ist er nicht besonders
hell, aber seine scheinbare Größe von 6'
läßt ihn wiederum leicht erkennbar werden.

Er befindet sich zusammen mit den anderen
beiden Objekten oberhalb der Mitte der
Strecke von Theta Cap nach Epsilon Aqr.

M73
---
Ein offener Sternhaufen, der bei geringen
Vergrößerung durch seinen nebligen Charakter
auffällt, weshalb Charles Messier ihn wohl
überhaupt verzeichnet hat. Ich kann bei
keiner Vergrößerung mehr als vier Sterne
erkennen, was mich zunächst verunsichert.

[Anm: Bei der Nacharbeit stelle ich
fest, dass es sich genau *so* ver-
hält und tatsächlich lediglich vier
Sterne zu beobachten sind.]

M2
--
Leicht zu finden ist dieser Kugelstern-
haufen im rechten Winkel zweier Linien,
die ich mir von Alfa und Beta Aqr denke.
Seine Größe von 15' (lt. Skyatlas 2000.0;
Karkoschka schreibt 10') bei einer Hellig-
keit von 6m5 läßt ihn auch im Horizontdunst
schön erscheinen.

Bei 240x kann ich indirekt einzelne Sterne
am Rand auflösen.


Sternbild Kassiopeia (Cassiopeia, Cas)
--------------------------------------
Hier möchte ich einfach nochmal den Nebel
NGC281 betrachten, der mich bisher noch
nicht zu großer Begeisterung hinreißen ließ.
Auch diesmal ist es nicht viel anders - ich
sehe, dass er da ist, kann aber Karkoschka
nich zustimmen, wenn er in seinem Atlas
schreibt: "[...] interessant im Teleskop
mit Nebelfilter". Vielleicht ist der UHC-
Filter doch noch zu schwach und ich sollte
es mit einem OIII versuchen?!


Sternbild Pegasus (Pegasus, Peg)
--------------------------------

M15
---
Die Strecke Theta - Epsilon des Sternbilds
verlängere ich um gut die Hälfte und schon
ploppt dieser Kugelsternhaufen prominent ins
Gesichtsfeld: 6m5 hell bei einem Durchmesser
von 10' lassen ihn zum leichten Objekt werden.

Ich finde, er steht dem bekannten M13 im
Herkules - abgesehen von der Größe -nicht
nach und freue mich an der teilweisen Auflösung
seiner Sterne bei 240x.

NGC7331 + NGC7335 (!)
---------------------
NGC7331 hatte ich am 09.08.2003 bei der
Astronacht auf der Zugspitze (siehe Bericht
"Top of Germany" in news://de.sci.astronomie)
erstmals gesehen und seitdem schau ich immer
wieder gerne bei dieser ziemlich großen 9m5
Galaxie vorbei. Wir sehen sie mit nur leichter
Schrägdraufsicht und im Grunde ist sie unter
den Galaxien ein eher leichtes Objekt, viel-
leicht vergleichbar mit M95 und M96 im Löwen.

Diesmal suche ich sie aus einem ganz bestimmten
Grund auf: Es soll dort in der Gegend - so mein
Zugspitzbegleiter Karl - eine ganze Reihe von
Galaxien geben und Stephan's Quintett sei auch
nicht weit weg.

So vermessen, Stephan's Quintett mit meinem
Gerät zu versuchen, bin ich dann doch nicht.
Immerhin geht da unter 14m0 nix.

Ich verbleibe in der unmittelbaren Nachbar-
schaft von NGC7331 ... fokussiere ... schaue
und fokussiere wieder. Plötzlich blitzt kurz
etwas auf. Ich fokussiere wieder, nehme die
Sterne unterhalb der Galaxie zuhilfe und
wieder ... kurzes Aufblitzen! Ich behalte die
Stelle im Augenwinkel fixiert und kann das
Aufblitzen eines flächigen Objektes an immer
derselben Position bestätigen - ich habe eine
Begleitgalaxie von NGC7331 gesehen!

Damit ich die Details nicht vergesse, male
ich mir Aussehen, relative Positionen und
Größen von NGC7331, den charakteristischen
Sternen und der geheimnisvollen Galaxie auf.

Zuhause sollte ich feststellen, dass ich
NGC7335 gesehen habe, die in einem Stern-
dreieck von 12m7 bis 13m6 hellen Sternen
direkt unterhalb von NGC7331 steht.

NGC7335 schimmert mir mit sparsamen 14m7
entgegen. Sie hat etwa die Hälfte der
Ausdehnung von dem, was ich an NGC7331
sehen kann und ihre Lage im Raum dürfte
etwa gleich sein. Ihre Form ist ebenfalls
elliptisch, aber ich denke, dass NGC7335
gedrungener ist, wir also mehr von ihrer
Fläche sehen als es bei NGC7331 der Fall
ist.

[Anm: Habe bei der Nacharbeit im Internet
ein fantastisches Bild von NGC7331 und
NGC7335 (u.a.) gefunden:

http://www.robgendlerastropics.com/7331.html

Die große Galaxie ist NGC7331 und darüber
die nächstgelegene und hellste ist NGC7335.
Dieses Bild steht gegenüber meiner Beob-
achtung auf dem Kopf. Auch das erwähnte
Sternendreieck ist zu sehen - im Bild die
beiden Sterne über NGC7335 und die Spitze
des Dreiecks bereits im Halo von NGC7331,
der visuell natürlich nicht sichtbar war.]

14m7 ... wow! Damit ist sie das lichtschwächste
Objekt, das ich bisher selbst gefunden und
zweifelsfrei bestätigt habe. Somit erlebe ich
einen würdevollen Abschluss einer langen und
schönen Beobachtungsnacht in Südtirol.

Hier noch ein Stimmungsfoto gegen Ende dieser
Nacht:

http://www.fotocommunity.de/pc/pc/display/678253

Viele Grüße aus den Alpen,
Frank

PS: Langer Bericht ... ja ... war ne lange Nacht ;-)
--
My Home: 47°31'29" N / 11°06'51" E

harald c. greier

unread,
Aug 24, 2003, 7:00:51 PM8/24/03
to
Hallo Frank,

wunderbarer Bericht, wenngleich mir irgenwie vorkommt, da ist was
doppelt reingerutscht ist :)
Ich hab den Bericht "nachvollzogen" (hier vorm Rechner), in dem ich
einfach mein Astro-Prog geöffnet habe und die Objekte nach und nach
aufsuchte.
Muss schon sehr befriedigend sein, ein Objekt mit 14m7 mal eindeutig zu
sehen, davon kann ich mit dem 4.5"er nur träumen :)

BTW, musst nicht immer gleich so schimpfen, wenn die Software nicht so
tut wie man will, egal ob Win oder Lin :))


greets from graz + clear skies

harald


--
The Feynman Problem-Solving Algorithm: (1) write down the problem;
(2) think very hard; (3) write down the answer

Frank Stefani

unread,
Aug 25, 2003, 2:30:37 AM8/25/03
to
Hallo Harald,

"harald c. greier" wrote:
>
> wunderbarer Bericht, wenngleich mir irgenwie vorkommt, da ist was
> doppelt reingerutscht ist :)

Ja ... copy und paste ;-) Schreibe im Editor und klatsche es
dann in die Mail. Das, was unten dranhängt, ist übrigens zum
Ende hin die neuere Version (mit Bilderlink, der oben fehlt).

> Ich hab den Bericht "nachvollzogen" (hier vorm Rechner), in dem ich
> einfach mein Astro-Prog geöffnet habe und die Objekte nach und nach
> aufsuchte.

Gute Idee :-)

> Muss schon sehr befriedigend sein, ein Objekt mit 14m7 mal eindeutig zu
> sehen, davon kann ich mit dem 4.5"er nur träumen :)

Wenn ich mir vorstelle, dass diese Galaxie immer wieder
aufgeblitzt ist und dann wieder unsichtbar war, dann
denke ich, dass bei ganz ruhiger Luft sogar noch mehr
drin ist.

> BTW, musst nicht immer gleich so schimpfen, wenn die Software nicht so
> tut wie man will, egal ob Win oder Lin :))

Nein, nein, ich schimpfe nicht immer gleich. Nur hab ich
jetzt ein echtes Problem und das nervt mich, denn es läßt
sich IMO nicht beheben und hemmt z.B. meine BB-Aktivität ...

Greets nach Graz,

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