Frank Müller wrote:
> Wolfgang Bauer schrieb:
>> Ich habe diese Sendung gesehen. Da wurde die These aufgestellt, schwarze
>> Löcher haben auf ihrer /Rückseite/ ein weißes Loch. Was in das schwarze
>> Loch hineingerät tritt auf der anderen Seite aus dem Weißen Loch wieder
>> aus. Schwarzes und weißes Loch bilden einen Tunnel.
Ja. Ein weisses Loch (engl. “white hole”) ist eine mögliche "andere Seite"
eines schwarzen Lochs (engl. “black hole”) in einem anderen/neuen Universum.
Die Schwarzschild-Metrik hat (wegen des Quadrats des Differentials der
Koordinaten-Zeit) auch eine innere Lösung, in der die Zeit (im Vergleich zur
normalen Zeit) rückwärts läuft, weswegen ein Weisses Loch ein
Raumzeitbereich wäre, aus dem alles austritt, aber in den nichts eindringen
kann.
Der Raumzeitbereich, der ein Schwarzes Loch mit einem Weissen Loch oder
einem anderen Schwarzen Loch verbindet („Tunnel“), heisst „Wurmloch“.
Natürliche Wurmlöcher sind instabil (“mass–inflation instability”), weswegen
es fraglich ist, ob Wurmlöcher und Weisse Löcher überhaupt existieren
können. Klar ist offenbar, dass natürliche Wurmlöcher ohne den Einsatz
grosser Mengen negativer Energie nicht unbeschadet durchquert werden können.
Siehe auch:
* <
https://jila.colorado.edu/~ajsh/insidebh/rn.html>
<
https://jila.colorado.edu/~ajsh/insidebh/penrose.html>
(Zur Person siehe u. a. <
https://jila.colorado.edu/~ajsh/>)
* <
https://de.wikipedia.org/wiki/Wei%C3%9Fes_Loch>
<
https://en.wikipedia.org/wiki/White_hole>
> Liegt zwar nahe, wenn man das Wort "Loch" hört, daß dieses
> irgendwo eine andere Seite haben muß,
Ja. Es muss nicht, aber es kann.
> aber bei einen schwarzen Loch handelt es sich nicht um ein Loch,
Das kommt darauf an, wie man „Loch“ definiert.
> sondern um extrem verdichtete Materie die so eine große Gravitation
> hat, daß sich dabei die Zeit verlangsamt und dadurch kein
> Licht entweichen kann. Ohne Licht ist alles schwarz...
Ein häufiges Missverständnis bei Laien, befördert von
populärwissenschaftlichen Formulierungen und Aussagen von wissenschaftlich
gesehen noch schlechterer Qualität.
Ein Schwarzes Loch ist stattdessen lediglich ein Bereich einer gekrümmten
Raumzeit, in dem alle Geodäten in einer Krümmungssingularität konvergieren:
entweder in einem Ereignis (Punkt der Raumzeit; Schwarzschild- oder
Reissner–Nordström-Metrik) oder einem Ereignisring (mehrere benachbarte
Punkte der Raumzeit; Kerr- oder Kerr–Newman-Metrik).
Es erscheint von aussen gesehen schwarz, weil einerseits Licht ausgesendet
von ausserhalb des äusseren Ereignishorizonts (EH) umso mehr rotverschoben
je näher die Quelle dem EH kommt und es kurz vor dem EH "unendlich" (bzw.
sehr stark) rotverschoben ist, so dass das Licht (von Menschen) nicht mehr
wahrgenommen/gemessen kann. Andererseits kann Licht jenseits des
Ereignishorizonts aus jener Region nicht mehr entkommen, da alle Geodäten
(und somit auch lichtartige Kurven) nur in Richtung der
Krümmungssingularität (bei r = 0) führen.
Schwarze Löcher können entstehen, wenn der Kern (≳ 2.14 Sonnenmassen;
Tolman–Oppenheimer–Volkoff-Grenze) eines massereichen Sterns (≥ 25
Sonnenmassen) kollabiert (ggf. mit einem Neutronenstern als
Zwischenstadium), so dass sein Radius kleiner als sein Schwarzschild-Radius
rₛ = 2 G M/c² wird, wobei M seine Masse ist. Aber: Es gibt auch noch andere
Möglichkeiten.
Siehe auch:
* Gabriel Perez-Giz (2016): “Do Events Inside Black Holes Happen?”.
YouTube: PBS SpaceTime. <
https://youtu.be/vNaEBbFbvcY>
(Zur Person siehe u. a.
<
https://www.nsf.gov/awardsearch/showAward?AWD_ID=1003241>)
* <
https://en.wikipedia.org/wiki/Supernova#Core_collapse>
* <
https://en.wikipedia.org/wiki/Kugelblitz_(astrophysics)>
* <
https://en.wikipedia.org/wiki/Black_hole#High-energy_collisions>
> Übrigens: Weiße Löcher wurden bislang nicht nachgewiesen.
Richtig.
--
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