Google Groups no longer supports new Usenet posts or subscriptions. Historical content remains viewable.
Dismiss

Beobachtungsbericht 29.03.2003

2 views
Skip to first unread message

Frank Stefani

unread,
Mar 31, 2003, 12:54:06 AM3/31/03
to
Die (Messier-)Nacht, die keine war
----------------------------------

Für die Nacht von Samstag auf Sonntag war eigentlich eine
Messiernacht geplant, aber das Wetter war dagegen. Schon
den ganzen Tag über gab es kräftige Bewölkung, wenn auch
kurze und sehr kleinräumige Aufheiterungen und manchmal
sogar ein paar Regentropfen.

Um so überraschter stelle ich nach Einbruch der Dunkelheit
ein deutliches Aufklaren fest - schließlich ist es praktisch
wolkenlos. Um 23:00 Uhr beginne ich die Nacht zu nutzen ...

Es ist sehr dunstig, als ich zunächst etwas spazieren sehe,
um mir anhand einiger bekannter Objekte eine Vorstellung
von der Qualität des Himmels zu machen. Im Löwen (Leo) ist
kaum eine Galaxie zu sehen, auch das nahe Wettersteingebirge
ist völlig unsichtbar, abgesehn von einigen Seilbahnlichtern.
Ich beginne im Sternbild Löwe:

NGC2903
-------
Die Galaxie NGC2903 ist ziemlich schnell gefunden: Über den
Kopf des Löwen, die Linie My - Eta verlängert oder etwas
unterhalb von Lambda.

Bei 37.5x zeigt sie sich als ganz schwacher Fleck im Zentrum
des Gesichtsfeldes (GF). Nach Karkoschka hat sie eine Hellig-
keit von 9m0 bzw. eine Flächenhelligkeit von 13m0 Magnituden.

Bei 80x liegt NGC2903 mit einer Ausrichtung von 1:00 Uhr nach
7:00 Uhr im GF. Links unten erkenne ich drei Sterne, die wie
eine flache Pfeilspitze angeordnet sind, die ebenfalls nach
7:00 Uhr oder 8:00 Uhr deutet.

[Anm: XEphem gibt für einen der Sterne 9m9 und für
die beiden anderen 11m3 als Helligkeit an. Die
Identifizierung ist eindeutig.]

Bei 160x ist NGC 2903 schwer zu halten, die Luft wabert! Ich
sehe, wenn ich die Galaxie in GF-Mitte steht, bei 12:00 Uhr
einen kleinen Stern am Rand und einen weiteren bei etwa 2:00
Uhr. Die Galaxie bildet zusammen mit diesen beiden Sternen
ein kleines Dreieck, wobei die Galaxie die Spitze des Dreiecks
ist, die nach 8:00 Uhr zeigt. Die Galaxie ist wohl auch etwa
in diese Richtung gestreckt, also von 2:00 Uhr nach 8:00 Uhr.

Die Luft ist extrem unruhig. Die Sterne und auch die Galaxie
verschwinden manchmal vollständig, sind dann wieder kurz da.
Ich habe große Mühe, sie im GF zu halten. So werfe ich zwischen-
durch immer mal das 32 mm Okular (37.5x) ein, um sie wieder
zu lokalisieren, nachdem ich sie verloren hatte.

Ab und zu blitzt im Kern eine deutlich hellere Stelle auf,
die sich vom Rest der Galaxie abhebt. Um dieses ganz helle
Zentrum herum ist ein etwas größeres Oval und um dieses herum
ein ziemlich großer Halo, ebenfalls länglich von 2:00 Uhr nach
8:00 Uhr gestreckt.

NGC3384 und M105
----------------
Beide Galaxien stehen nahe beieinander und erscheinen gemeinsam
im GF, wobei M105 etwas heller erscheint.

Bei 37.5x sind sie nicht besonders gut zu sehen, also gehe
ich gleich auf 80x. Ich schiebe NGC3384 in GF-Mitte. Nun
befindet sich M105 in Richtung 10:00 Uhr auf halbem Weg
zum GF-Rand. Rechts von NGC3384 sehe ich drei übereinander
stehende Sterne: Der untere etwa auf Höhe der Galaxie, die
anderen beiden in etwa gleichmäßigem Abstand darüber in
Richtung 1:00 Uhr gestapelt.

[Anm: Die Helligkeiten lt. XEphem für diese Sterne
lauten 10m6, 11m3, 10m8.]

Bei 160x passen beide Galaxien gemeinsam ins GF. Ich kann
sie so anordnen, dass M105 bei 11 Uhr und NGC3384 bei 5 Uhr
einander gegenüber stehen.

NGC3389
-------
Diese Galaxie, deren Position ich inzwischen kenne, ist heute
leider in allen zur Verfügung stehenden Vergrößerungen
unsichtbar.

Heute heißt es kämpfen, es gestaltet sich zäh!

M96
---
Ich versuche, diese Galaxie zu finden, entdecke sie auch
im 32 mm Okular bei 37.5x. Die Nachbarschaft dort ist eher
sternarm und M96 hebt sich sehr, sehr schwach vom Hintergrund
ab.

Jetzt habe ich M96 bei stärkerer Vergrößerung verloren und
versuche noch einmal, von M105 ausgehend, sie zu finden,
was sich als reichlich schwierig herausstellt. Schließlich
gebe ich M96 für heute auf.

M65 und M66
-----------
Über eine neue Telrad-Peilung finde ich das schöne Galaxien-
paar M65 und M66, die sichtbar lichtstärker sind, als die
vorigen Galaxien (9m0 bzw. 12m0 und 9m5 bzw. 12m0). Sie
leuchten natürlich auch nicht gerade hell, sondern es gibt
lediglich kleine Aufhellungen in dem Mittelgrau des Himmels-
hintergrundes.

Bei 160x scheint M66 etwas heller zu sein als M65. Wenn M66
in der Mitte des GF liegt, dann befinden sich Richtung 8:30 Uhr
zwei Sterne. Der erste Stern liegt etwa ein Drittel der Strecke
bis zum GF-Rand, der zweite etwa nach gut zwei Drittel der
Strecke.

[Anm: XEphem nennt für diese Sterne 9m7 und knapp 11m0]

Wenn ich bei 80x M66 ins Zentrum des GF's lege, dann befindet
sich M65 knapp jenseits des GF-Randes bei 10 Uhr.

Nun verlasse ich den Löwen und wende mich der Größeren Bärin
(UMa) zu, der gegenwärtig über mir genau im Zenit steht.

M101
----
M101 liegt an der Spitze eines fast gleichseitigen Dreiecks,
dessen beide anderen Eckpunkte die ersten beiden Deichsel-
sterne des Großen Wagens sind. M101 liegt also nördlich der
Strecke Eta - Zeta Uma.

Bei 37.5x erkenne ich einen großen, aber sehr blassen,
milchigen Fleck, der sich kaum vom Hintergrund abhebt. Es
handelt sich um eine Galaxien-Draufsicht, was man gut
erkennen kann. Ihre Helligkeit ist im Karkoschka mit 8m0
und die Flächenhelligkeit mit 14m0 angegeben.

Bei 80x ist M101 auch nicht kontrastreicher zu sehen. Ich
kann nur soviel erkennen, dass, wenn M101 in der Mitte des
GF' liegt, sich darüber - auf halber Strecke zum GF Rand -
ein Stern in Richtung 12 Uhr befindet.

M101 hat eine sehr große Ausdehnung oder besser gesagt
einen sehr großen Halo. Ich sehe allerdings nur ein eher
geringfügig aufgehelltes Zentralgebiet, das relativ groß
ist und dann eben diesen großen, deutlich blasseren Halo.

Bei 160x ist M101 kaum wahrnehmbar und ich verliere sie
sofort wieder, sodaß ich keine weiteren Versuche unternehme.

M40
---
Ein Doppelstern, der sich in der Verlängerung Gamma - Delta
UMa befindet. Er liegt nicht weit von Delta UMa.

Bei 37.5x und im Zentrum befindlichem M40, befindet sich
Richtung 6 Uhr auf halbem Weg zum GF-Rand ein etwas hellerer
Stern. Weiterhin befindet sich Richtung 8 Uhr, bei knapp zwei
Drittel des Weges zum GF-Rand ein Stern, der aber blasser
ist. Weiter Richtung 8 Uhr liegt am GF-Rand ein Stern, der
zu einer Dreiergruppe gehört. Diese Dreiergruppe bildet
sozusagen eine schiefe Ebene.

M109
----
Gleich neben Gamma UMa. Bei 37.5x blendet der Gamma-Stern
ziemlich stark, da er im gleichen GF liegt.

Bei 80x stelle ich M109 in das Zentrum des GF's. Nun stehen,
zwei Sterne wie ein Stunden- und ein Minutenzeiger, die
auf einem Ziffernblatt 4 Uhr anzeigen. Ein Stern bei 12 Uhr,
der andere ("Stundenzeiger") relativ dicht an M109 zwischen
4 Uhr und 5 Uhr.

[Anm: XEphem zeigt 9m6 für den Minutenzeiger bei 12 Uhr
und lediglich 13m8 für den Stundenzeiger dicht neben
M109. Die Identifizierung ist aber zweifelsfrei.]

M109 ist mit 10m0 bzw. 13m0 Magnituden Helligkeit angegeben.

Bei 160x passt M109 gemeinsam mit dem "Stundenzeigerstern"
ins GF. Dabei ist M109 sehr blass zu sehen und auch die
benachbarten Sterne verschwinden immer wieder, oder werden
extrem verwaschen - die Luftunruhe ist sehr groß.

M97
---
Der Eulennebel erscheint heute ebenfalls sehr, sehr blaß.
Wenn er im Zentrum des GF's liegt (37.5x), so gibt es im
oberen rechten Quadranten, also zwischen 12 Uhr und 3 Uhr
drei Sterne, die ein ganz flaches Dreieck beschreiben.
Man könnte sagen, ein ganz flacher Pfeil, der Richtung zwei
bis drei Uhr zeigt.

Hier lohnt sich der UHC Filter, der Kontrast wird besser.
Der Hintergrund wird dunkler und der Eulennebel ist in seiner
rundlichen Form jetzt gut zu erkennen.

Bei 80x ist M97 ebenfalls noch gut zu erkennen, wobei dann
einer der Dreieckssterne bei etwa 3 Uhr knapp außerhalb des
GF's zu stehen kommt.

Bei 160x mit UHC-Filter ist der Eulennebel praktisch wieder
unsichtbar, auch die Sterne in seiner Nachbarschaft sind
kaum noch zu lokalisieren. Schließlich verschwindet der
Nebel sogar im Dunkel.

M108
----
Diese Galaxie müßte von M97 aus gesehen etwa Richtung 11 Uhr
liegen, aber ich kann sie trotz sorgfältiger Suche einfach
nicht finden. Ich lasse die ganze Umgebung langsam durch's
GF ziehen, in der Hoffung, M108 würde sich während der Bewegung
verraten, aber umsonst! Vielleicht ist sie bei den heutigen
Verhältnissen und ihren schwachen 10m5 bzw. 13m0 Helligkeiten
für meinen Achtzöller unerreichbar.

M81 und M82
-----------
Gemeinsam habe ich nun diese beiden Schmuckstücke im GF des
32 mm Okulars (37.5x), M82 links und M81 rechts unterhalb.
M81 ist deutlich heller im Kernbereich als M82. Hier kann ich
nach den zähen Errungenschaften der bisherigen Nacht endlich
einmal einen schönen, hellen Anblick genießen:

M82 links mit 8m5 und M81 rechts mit 7m0 doch deutlich heller,
als die bisherigen Objekte. Beide haben übrigens eine Flächen-
helligkeit von 12m0 und sind somit gut zu erkennen.

Lege ich die Mitte zwischen beiden Galaxien in die Mitte des
GF's, dann steht M82 bei 10 Uhr und M81 bei 4 Uhr.

Bei 80x ist M82 schmal und somit die Kantenlage sehr deutlich
zu erkennen. Ihre Ausrichtung ist von etwa 2 Uhr nach 8 Uhr.
Knapp neben ihr befindet sich ein heller Stern in Richtung
3 Uhr und bald danach ein weiterer, der nicht mehr so hell ist.

Von M82 nach M81 geht es bei 80x etwa einen GF-Durchmesser
Richtung 4 Uhr hinunter. Im Vergleich zu M82 ist M81 etwas
rundlicher, etwas ovaler. Ihre Ausrichtung geht von 11 Uhr
nach 5 Uhr. M81 hat einen vergleichsweise großen Halo,
den ich erkenne, wenn ich leicht am Teleskop wackele. Es
wird ein Schimmern außerhalb des sonst sichtbaren Bereichs
deutlich.

Andere Objekte in UMa und CVn stelle ich erst einmal zurück,
weil das arbeiten im Zenith mit dem Dobson doch etwas unhandlich
ist. Ich schaue stattdessen, was da inzwischen noch so alles
aufgegangen ist. Da wäre zunächst das Sternbild Bärenhüter
(Bootes, Boo).

M5
--
Diesen Kugelsternhaufen finde ich erst nach einiger Fummel-
arbeit, denn die nähere Umgebung bietet keine hellen Sterne
zur Orientierung. Schließlich habe ich ihn aber mit einem
hellen Nachbarstern, der in Richtung 1 Uhr steht, im GF des
32 mm Okulars (37.5x).

M5 hat einen ziemlich großen Halo, der sich bei indirekter
Betrachtung zeigt und bei 10 Uhr nochmal einen kleinen Stern
knapp elfter Größe.

Bei 80x ist das helle Zentrum des Kugelhaufens deutlich zu
erkennen, allerdings noch keine Einzelsterne.

Bei 160x ist das GF gut durch M5 gefüllt und der Stern, den
ich bei 37.5x sah, ist nun deutlich getrennt daneben. Indirekt
sehe ich den ausgedehnten Halo, der nach unten hin größer
erscheint. Einzelsterne kann ich nicht erkennen.

M3
--
Ein weiterer Kugelsternhaufen, der relativ leicht zwischen
Alfa Boo und Alfa CVn zu finden ist.

Wenn ich M3 bei 37.5x in der Mitte des GF's habe, dann
befindet er sich in der Mitte eines "Y", das relativ klein
ist. Der Fuß, also die lange Strecke des "Y", liegt Richtung
2 Uhr und die beiden "Äste" bei gut 9 Uhr und gut 7 Uhr.

[Anm: Das Stern-"Y" besteht aus Sternen zwischen 8m3
für den Fuß und 9m7 und 10m6 für die beiden Äste.]

Bei 80x paßt das "Y" mit M3 in der Mitte gut ins GF.
Einzelheiten sind nicht zu erkennen, lediglich ein Halo
und ein hellerer Kern.

Bei 160x paßt M3 mit den beiden oberen "Y-Ästen" gemeinsam
ins GF. Bei indirektem Sehen erkenne ich einige wenige
Einzelsterne im Halo, die wohl tatsächlich zu dem Kugelhaufen
gehören. Weitere Details oder eine Körnigkeit kann ich
allerdings nicht erkennen.

Östlich von Bootes sehe ich die Corona Borealis, die nördliche
Krone (CrB) und die zeigt mit ihren Sternen Delta - Eta auf
den Stern Zeta im Herkules (Her).

M13
---
Die Strecke Zeta - Eta Her unterteilt in Drittel, finde ich
den größten Kugelsternhaufen des Nordhimmels problemlos nach
zwei Dritteln der Strecke. M13 ist mit 6m0 bzw. 12m0 Helligkeit
angegeben.

Bei 37.5x sehe ich neben M13 mehrere helle Sterne im GF. Bei
10 Uhr und 2 Uhr, jeweils auf halbem Weg zum GF-Rand, stehen
zwei Sterne da, wie die Ohren von Mickey Maus, wenn M13 ihr
Kopf wäre.

[Anm: XEphen zeigt für diese Sterne 7m3 und 6m8 an.]


Bei 80x sehe ich indirekt einige Sternchen oder Pünktchen
mehr, die sich wohl aus diesem Haufen auflösen. Damit sind
sie hier wesentlich besser zu sehen, als die Einzelsterne
bei M3 oder M5.

Bei 160x wird die Sache richtig interessant. Da kann ich
nämlich einzelne Sternpünktchen direkt erkennen und indirekt
merke ich schon, dass es eine große Anzahl von Sternen gibt,
in die sich die Randbereiche des Sternhaufens auflösen lassen.
Das ist nun wirklich ein schönes Bild: Unzählige Sterne, die
ich indirekt wahrnehmen kann.

Hier stellt sich mir natürlich die Frage: Wie groß muss die
Teleskopöffnung sein und wie gut muss außerdem der Himmel
sein, um hier wirklich eine große Zahl von Einzelsternen
beobachten zu können.

M92
---
Auch dieser Kugelsternhaufen ist im Her beheimatet. Er ist
6m5 bzw. 11m0 hell und läßt sich über Pi und Eta Her relativ
leicht finden, indem man M92 als Spitze eines Dreiecks über
der Strecke Pi - Eta sieht.

Bei 37.5x schiebe ich M92 in die GF-Mitte. Nun befindet sich
oberhalb davon eine gerade Reihe von mindestens drei Sternen
in Richtung 3 Uhr.

Bei 80x sehe ich indirekt ebenfalls eine ganze Reihe von
Einzelsternen in der relativ breiten und hellen Peripherie.
Das Zentrum ist natürlich nochmals deutlich heller.

Bei 160x kann ich hier eine große Zahl von Sternen indirekt
erkennen und es sind auch eine Menge Sterne im Halo sichtbar.
Dieser Kugelhaufen ist wohl nicht so kompakt wie M13.

Inzwischen ist es 2:30 Uhr MEZ, oder - nach Umstellung auf
die Sommerzeit - 3:30 Uhr MESZ und es wird am Himmel langsam
Sommer: Hinter Herkules sehe ich bereits die Leier (Lyra, Lyr)
relativ hoch am Himmel stehen und Wega, den kräftigen Alfastern.
Weiter links ist bereits der Schwan (Cygnus, Cyg) zu sehen.

M57
---
Der bekannte Ringnebel in der Leier ist leicht zu finden.
Genau auf der kurzen Strecke Beta - Gamma Lyr liegt er und
verwöhnt den Beobacher durch bereits bei geringer Vergrößerung
sichtbare Fläche.

Bei 37.5x sehe ich ein deutliches Scheibchen, deren direkte
Umgebung relativ dunkel ist. Im größeren Feld gibt es dann
doch wieder eine ganze Menge Sterne. M57 läßt sich also ohne
Probleme finden und sieht schon mal sehr schön aus.

Bei 80x erkenne ich bereits indirekt einen dunklen Fleck in
der Mitte, d.h. der Ring wird wirklich als Ring und nicht
mehr als Scheibe wahrgenommen. Der UHC-Filter hilft hier auch
ein wenig, indem er den Kontrast erhöht. Ein Mehr an Details
kann ich aber deshalb nicht erkennen, es bleibt bei dem
indirekt wahrnehmbaren dunklen Zentrum des Nebels.

Bei 160x läßt sich das dunkle, ovale Zentrum des Ringnebels
sogar direkt betrachten. Die Luft ist allerdings immer noch
sehr unruhig, es wabert und es blubbert, aber zwischendrin
ist doch die Ringgestalt kurzzeitig zu sehen. Der UHC-Filter
bringt hier ebenfalls keine weiteren Details, lediglich
eine dunklere Umgebung.

M56
---
Dieser Kugelsternhaufen (8m5 bzw. 12m0) ist leicht zu finden,
indem man ihn entlang der Linie Gamma Lyr - Beta Cyg sucht.
Er befindet sich auf gut der Hälfte dieser Strecke. M56 ist
ein kleinerer Kugelsternhaufen, den man im Vergleich mit den
anderen durchaus übersehen könnte. Andererseits ist dieser
schwache aber milchige Punkt durchaus zu finden.

Bei 80x wird das ganze etwas größer, Anzeichen einer Auflösung
sind allerdings nicht zu erkennen.

Bei 160x wird das Gebilde noch einmal größer und bei etwa
8 Uhr ist ein einzelner hellerer Nachbarstern zu sehen.

[Anm: Dieser Nachbarstern hat 10m0 lt. XEphem.]

M29
---
Nun kann ich mich mal am Sternengewirr im Schwan (Cygnus, Cyg)
versuchen. Zunächst besuche ich M29, einen sehr kleinen,
offenen Sternhaufen. Er fällt bei der eher gleichmäßigen
Verteilung seiner Umgebungssterne nur durch seine etwas
engere Konstellation auf. Die Helligkeiten liegen bei
7m0 bzw. 11m0.

Bei 37.5x sehe ich etwa sieben Sterne und auf der linken Seite
einen kleinen Bogen von drei Sternen, sieht aus wie "runde
Klammer zu" auf der linken Seite und "runde Klammer auf" auf
der rechten Seite. Die Gegend dort enthält sonst keine dichteren
Sternansammlungen, daher ist die Identifizierung zweifelsfrei.

Größere Vergrößerungen machen hier keinen Sinn, da die
Zusammengehörigkeit der Sterne völlig verloren geht.

M39
---
Es scheint, dass ich mir an diesem offenen Sternhaufen die
Zähne ausbeißen werde. Bei an sich guter Helligkeit von 5m0
bzw. 12m0 bleibt er mir einfach verborgen. Möglicherweise
habe ich aber auch drüber geschwenkt, ohne es zu merken.

Leider kann ich mit dem 10x50 Fernglas gerade nicht schauen,
weil es total beschlägt, sobald ich mit den Augen dran gehe.
Im Dobson bei 37.5x kann ich einfach keine verläßliche Zu-
ordnung finden.

IC4665
------
Ein offener Sternhaufen im Sternbild Schlangenträger (Ophiuchus,
Oph) mit 4m5 bzw. 13m0 angegebenen Helligkeiten. Ich habe ihn
mit Telrad im Dobson gefunden, aber danach nochmal mit dem
Fernglas verifiziert, weil dieser Sternhaufen das GF bei 37.5x
schon deutlich sprengt und keine klare Zusammengehörigkeit
mehr erkennbar ist. Im Fernglas war er leicht zu finden und
erinnerte mich dabei an "Jupiter neben M44", wie es zur Zeit
gerade schön anzuschauen ist. In ähnlicher Weise steht hier
Beta Oph hier neben IC4665.

Inzwischen ist es 5:44 MESZ geworden.

Unter Alfa Cyg und Alfa Lyr erkenne ich nun einen hellen Stern
über dem Wank und finde heraus, dass es der Alfastern vom Adler
(Aquila, Aqu) ist. Ich entdecke auf diese Weise das kleine
Sternbild Pfeil (Sagitta, Sge) das etwa in der Mitte zwischen
Cyg und Aqu liegt. Der Pfeil sieht aus wie ein kleines "Y",
dessen Äste rechts und der Fuß links am Himmel liegen. Es ist
insgesamt recht lichtschwach und nur indirekt zu sehen.

M71
---
Zwischen den Sternen Gamma und Delta Sge liegt der recht licht-
schwache Kugelsternhaufen M71, der mit 8m5 bzw. 12m0 angegeben
ist und daher nicht viel Heller als die hellen Galaxien im Leo
sein dürfte.

Der Kugelhaufen ist gut zu finden, obwohl es bereits im Osten
heller wird. Zudem schwirren seit geraumer Zeit mehrere Cirren
über meinem Kopf, was die Sicht zusätzlich einschränkt.

Bei 37.5x und 80x ist M71 nur ein ganz, ganz blasses Nebelchen
und vor allem beim leichten Bewegen des Teleskops zu erkennen.

Die 160x spare ich mir in diesem Fall - das hätte keinen Sinn
gemacht.

Fazit
-----
Die Messiernacht war abgeblasen, aber ich habe mir trotzdem
erfolgreich die Nacht um die Ohren geschlagen. Im ersten
Tageslicht habe ich alles weitgehend abgebaut und verstaut.

Ich freue mich, dass ich trotz schwacher Verhältnisse und
ziemlich kleinem Himmelsauschnitt hier im Alpental so viel
gesehen habe, dass es die ganze Nacht spannend blieb.

Nun zwitschern die ersten Vögel und ich wanke todmüde aber
zufrieden Richtung Bett.

Viele Grüße aus den Alpen,
Frank
--
My Home: 47°31'29" N / 11°06'51" E

Frank Feger

unread,
Mar 31, 2003, 6:03:03 AM3/31/03
to
On Mon, 31 Mar 2003, Frank Stefani wrote:

>M39
>---
>Es scheint, dass ich mir an diesem offenen Sternhaufen die
>Zähne ausbeißen werde. Bei an sich guter Helligkeit von 5m0
>bzw. 12m0 bleibt er mir einfach verborgen. Möglicherweise
>habe ich aber auch drüber geschwenkt, ohne es zu merken.
>
>Leider kann ich mit dem 10x50 Fernglas gerade nicht schauen,
>weil es total beschlägt, sobald ich mit den Augen dran gehe.

Dieses Instrument wäre aber wohl das passendere zum Auffinden, denn
der Sternhaufen ist schon im 8x30 gut erkennbar, da recht groß.

Unter der URL
http://nostromo.physik.uni-siegen.de/users/frank/aufnahmn/bilder/1.html
findet sich ein Bild, welches die Verhältnisse relativ ordentlich
zeigen könnte. M 39 ist der bläuliche Klecks links oberhalb des Nebels
links des Nordamerikanebels.


Grüße,

F^2

Frank Stefani

unread,
Mar 31, 2003, 8:28:39 AM3/31/03
to
Hi Frank,

Frank Feger wrote:
>
> >Leider kann ich mit dem 10x50 Fernglas gerade nicht schauen,
> >weil es total beschlägt, sobald ich mit den Augen dran gehe.
>
> Dieses Instrument wäre aber wohl das passendere zum Auffinden, denn
> der Sternhaufen ist schon im 8x30 gut erkennbar, da recht groß.

ich hätte das 10x50 erst trocknen (hab ich sogar mehrmals) und
dann aufwärmen müssen. Das war mir dann aber - wohl aufgrund der
fortgeschrittenen Zeit (gähn!) - doch zuuuu viiiiel Einsatz ;-)

Der Servername kann nicht aufgelöst werden, ist also unbekannt.
Kannst du das prüfen, oder einen alternativen URL posten?

Gruß,

Markus Langlotz

unread,
Mar 31, 2003, 9:19:52 AM3/31/03
to
Hallo Frank,

einen wahnsinnsbericht hast da hingelegt! respekt, Dein geschilderter
Detailreichtum, echt klasse zu lesen.
Ja, wenn die Transparenz net optimal ist, dann is das mit Galaxien
echt net der Hit. Ich find, ab 5m2 bis 5m5 beginnen die guten
GX-Nächte.
Zu den Kugelsternhaufen: vielleicht lags auch an der suboptimalen
Transparenz,
zumindest bist mit 8" net weit weg von der Einzelsternauflösung: mit
meinem äquatorial montierten 10"-Meade-Newton kann ich bei gutem
seeing in M5 bei 456-facher vergrößerung mitten im Zentrum zwischen
den Sternen durchschaune und sehe schwarzes Weltall. M13, M92, M3,
M22: alles bis ins zentrum nicht nur körnig sondern eindeutiges
Einzelsterngeprassel!

Viele Grüße

Markus

____________________________________________________

Quidquid agis, agas prudenter et respice finem!
____________________________________________________

DANUBIA-OBSERVATORIUM

Markus A. R. Langlotz
Vilsweg 2b
D-93073 Neutraubling

Die Astroseite: http://www.N-T-L.de
Die Starfinderseite: http://starfinder.N-T-L.de
Die Mailadresse: ntl.obs...@freenet.de

Frank Stefani

unread,
Mar 31, 2003, 9:48:49 AM3/31/03
to
Markus Langlotz wrote:
>
> Hallo Frank,
>
> einen wahnsinnsbericht hast da hingelegt! respekt, Dein geschilderter
> Detailreichtum, echt klasse zu lesen.

Danke, danke! Ich quassel immer meinen MiniDisc Rekorder
voll, der dafür total gut geeignet ist. Hinterher dann
stundenlanges Auswerten mit Karten und Büchern und Bildern,
damit ich meinen "Eindruck" an der Realität überprüfen kann.

Ist wirklich viel Arbeit, aber später dann auch eine
schöne Erinnerung und Dokumentation.

> Zu den Kugelsternhaufen: vielleicht lags auch an der suboptimalen
> Transparenz,

Ich will's mal hoffen. Und dann hoffe ich gleich weiter, nämlich
auf die berühmte schwarze Neumondnacht bei furztrockener Luft
in allen Höhenlagen und Nullwind (Stabiles Sahara-Hoch mit Kern
über Oberbayern ;-)

> Einzelsterngeprassel!

Seeing war die Nacht ja miserabel. Da sind - wie du wohl gelesen
hast - ganze Galaxien wieder verschwunden, einfach unsichtbar
geworden, obwohl ich sie schon im Okular hatte!

Ich hoffe, dass ich da wirklich noch angenehm überrascht werde,
wenn ich die Nacht der Nächte erlebe.

Markus Langlotz

unread,
Apr 1, 2003, 3:08:29 AM4/1/03
to
Hi Frank,

letzte Nacht (von 31.3. auf 1.4.) war so eine Nacht.
Ich hab mit mienm neuen 6" f/8-refraktor (95% Strehl, selektierte
Optik)
erstmals deep sky machen können. Wahnsinn, was 6" an Galaxien bringen
können *freu*
Und auch M3 war bis ins Zentrum bei 163x schon gut körnig mit allerlei
Einzelsternchen geschmückt. Aufgrund seiner hohen Transmission und
seines
hervorragenden Kontrats liegt der 6" f/8-Refraktor in der leistung
deutlich
über meinem bisherigen mittleren Teleskop, einem 130mm/f=900mm Newton.
Zu mienem 254mm/f=1140mm newton bleibt dennoch ein schöner
Respektabstand.

Frank Stefani

unread,
Apr 1, 2003, 8:53:10 AM4/1/03
to
Hi Markus,

Markus Langlotz wrote:
>
> letzte Nacht (von 31.3. auf 1.4.) war so eine Nacht.

ich hatte auch noch gehofft, die Nacht nutzen zu können,
denn es hat zum Abend hin ziemlich aufgeklart. Dennoch
war vor Sonnenuntergang noch so viel Dunst, dass ich
nicht mal das Wettersteingebirge sehen konnte. Später in
der Nacht und auch heute morgen kein Stern zu sehen.

Heute prächtiger Tag - ich: Termine bis in den späten
Abend 8^(((

... aber dann! Hoffentlich!!

Frank Feger

unread,
Apr 1, 2003, 6:30:34 AM4/1/03
to
On Mon, 31 Mar 2003, Frank Stefani wrote:

>ich hätte das 10x50 erst trocknen (hab ich sogar mehrmals) und
>dann aufwärmen müssen. Das war mir dann aber - wohl aufgrund der
>fortgeschrittenen Zeit (gähn!) - doch zuuuu viiiiel Einsatz ;-)

Verständlich. Irgendwann verpasse ich meinem Fernglas Heizungen für
Objektive und Okulare, dann ist Ruhe. :-)

>> http://nostromo.physik.uni-siegen.de/users/frank/aufnahmn/bilder/1.html
>
>Der Servername kann nicht aufgelöst werden, ist also unbekannt.
>Kannst du das prüfen, oder einen alternativen URL posten?

Copy´n´Paste-Fehler, die richtige URL ist
http://astro1.physik.uni-siegen.de/users/frank/aufnahmn/bilder/1.html
Sorry!


Grüße,

F^2

Frank Stefani

unread,
Apr 1, 2003, 9:58:41 AM4/1/03
to
Frank Feger wrote:
> http://astro1.physik.uni-siegen.de/users/frank/aufnahmn/bilder/1.html

Große Klasse - hab's entdeckt! Vielen Dank!!

Viele Grüße aus den Alpen,

Frank Feger

unread,
Apr 1, 2003, 4:38:39 PM4/1/03
to
On Tue, 01 Apr 2003, Frank Stefani wrote:

>> http://astro1.physik.uni-siegen.de/users/frank/aufnahmn/bilder/1.html
>
>Große Klasse

Danke!


Grüße,

F^2

Klaus-Dieter

unread,
Apr 2, 2003, 2:49:16 AM4/2/03
to
Frank Stefani <frank....@ead-systeme.de> wrote in message news:<3E87D7FE...@ead-systeme.de>...

> Die (Messier-)Nacht, die keine war
> ----------------------------------
>

> Leider kann ich mit dem 10x50 Fernglas gerade nicht schauen,


> weil es total beschlägt, sobald ich mit den Augen dran gehe.
> Im Dobson bei 37.5x kann ich einfach keine verläßliche Zu-
> ordnung finden.
>

> Viele Grüße aus den Alpen,
> Frank

Es klingt zwar banal, aber ich trage mein (nicht ganz so großes) 8x40
draußen ständig um den Hals gehängt am Körper, unter der Jacke. So
beschlägt es kaum noch.

Gruß
Klaus-Dieter

Frank Stefani

unread,
Apr 2, 2003, 4:05:15 AM4/2/03
to
Hallo Klaus-Dieter,

natürlich hast du damit recht - die Körperwärme würde reichen.

Allerdings habe ich bereits die Rotleuchte um den Hals hängen
und die Ohrhörer vom MiniDisc Rekorder (Kabel gehen in die
Jackentasche. Wenn ich dann noch as 10x50 (das sicher deutlich
schwerer ist als ein 8x40) dazuhänge, wird es unhandlich und
ich sehe aus wie ein Lametta-Weihnachtsbaum ;-)

Ich versuche es mal mit einer Plastikbox mit Deckel, in der
ich den ganzen Kleinkram bei Nichtgebrauch im Freien auf-
bewahre.

Viele Grüße aus den Alpen,
Frank

Frank Feger

unread,
Apr 2, 2003, 9:08:29 AM4/2/03
to
On Wed, 02 Apr 2003, Frank Stefani wrote:

>Ich versuche es mal mit einer Plastikbox mit Deckel, in der
>ich den ganzen Kleinkram bei Nichtgebrauch im Freien auf-
>bewahre.

Addiere noch einen kleinen Handwärmer, aber dann sinnvollerweise in
einer teilweise offenen Plastikbox. Eine elektrische Heizung tut auch
ihren Job.


Grüße,

Frank Stefani

unread,
Apr 3, 2003, 2:21:04 AM4/3/03
to
Frank Feger wrote:
>
> Addiere noch einen kleinen Handwärmer, aber dann sinnvollerweise in
> einer teilweise offenen Plastikbox. Eine elektrische Heizung tut auch
> ihren Job.

Ist bereits im Einsatz: Taschenofen und Holzkohlesticks
als Brennstoff :-)

Mit der Elektrizität stehe ich noch auf Kriegsfuß, immer diesen
ganzen Kabelsalat bis in den Garten ziehen, anschließend
drüber stolpern ... ;-)

Im Moment vertrete ich die Auffassung: Nur wenn ich schnell
genug aufgebaut habe, beobachte ich viel - deswegen Dobson
und bloßes Auge, keine Astrofotografie. Wenn ich jedesmal
erst eine Infrastruktur auf- und danach wieder abbauen muß,
überlege ich sicher zweimal, ob es sich "lohnt".

Beschränkung auf das Wesentliche - Sehen.

Ciao,

0 new messages