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Beobachtungsbericht 03.05.2003

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Frank Stefani

unread,
May 5, 2003, 4:58:55 PM5/5/03
to
Über Wochen hinweg war das Wetter an sich gut, aber immer
mit Cirren und Dunst am Abendhimmel, sodass die Deep Sky
Beobachtung überhaupt keinen Spaß machte. Nachdem der Tag
mit Regen und Neuschnee auf den Bergen begonnen hat, zeigt
sich am Spätnachmittag und Abend ein sehr klarer und sauber
gewaschener Himmel.

Kurzerhand entschließe ich mich für eine kurze Beobachtung
und ziemlich unvorbereitet starte ich ...

Um 22:20 Uhr baue ich draußen auf, während ich mit bloßem
Auge den Himmel taxiere, der nun schon wieder ganz anders
aussieht als Ende März um diese Tageszeit: Die Winterstern-
bilder Auriga, Perseus, Andromeda und Gemini stehen schon
tief im Westen, die Plejaden sind gar nicht mehr zu sehen
und Saturn ist nur noch weit weg zu erkennen.

Sternbild Löwe (Leo) steht hoch am Himmel, fast schon im
Südwesten. Der Kopf des Löwen schaut nach Westen Richtung
Jupiter, der immer noch im Sternbild Krebs und nahe bei
dem schönen offenen Sternhaufen M44 (Praesepe/Krippe) steht.

Hinter Leo's Hinterteil ist deutlich der ziemlich ausgedehnte
Coma-Sternhaufen im gleichnamigen Sternbild (Coma, Com) zu erkennen.
Auch weiter drüben, Richtung "größere Bärin" (Ursa Major, UMa),
fälschlicherweise häufig als "großer Wagen" bezeichnet, sind
viele Einzelsterne sichtbar.

Unterhalb der Deichselspitze des "großen Wagens" ist das
markante Sternbild Bootes (Bärenhüter, Boo) in voller
Schönheit zu sehen, mit dem veränderlich hellen Arktur, dem
hellen Alphastern.

Gleich links daneben noch die "nördliche Krone", Corona
Borealis (CrB), mit ihrer schönen, halbrunden Form die
aus sechs Sternen zwischen 2m2 und 4m6 Helligkeit gebildet
wird.

Weiter im Osten schließen sich, teilweise nur knapp über
den Bergen, Herkules (Her), die Leier (Lyra, Lyr) und der
mächtige Schwan (Cygnus, Cyg) an.

Ich beginne im Sternbild Löwe und das aus gutem Grund: Die
Galaxien dort sind mir recht gut vertraut und so kann ich
relativ leicht die Sichtbarkeitsbedingungen abschätzen.

NGC2903
-------
Diese Spiralgalaxie ist ziemlich leicht zu orten: Am
Kopf des Löwen entlang über seine Sterne Zeta, My und
Epsilon kommt man zuletzt zu dem lichtschwächeren Stern
Lambda (4m2). Ein kleines Stück darunter befindet sich
NGC2903.

Bei 37.5x erkenne ich lediglich einen milchige Fleck, der
mit 9m0 Helligkeit angegeben ist. Die Ausrichtung der
Galaxien-Längsachse geht von etwa 8:00 Uhr nach 2:00 Uhr.

Bei 80x ist die Galaxie schon deutlicher zu sehen. Ich
erkenne ein helles Zentralgebiet und oberhalb der Galaxie
stehen bei 1:00 Uhr und 3:00 Uhr zwei etwas auffälligere
Sterne.

[Anm: XEphem ordnet diesen beiden Sternen die Helligkei-
ten 7m5 und 6m9 zu]

Bei 160x paßt diese Galaxie zusammen mit den erwähnten
Sternen gut ins Gesichtsfeld (GF) des 7.5 mm Okulares.
Diese beiden Sterne bilden zusammen mit der Galaxie ein
etwas schiefes Dreieck, das aber fast gleiche Seitenlängen
hat.

Mit dem Pentax XL 5mm Okular sehe ich mit 240x Vergrößerung.
Das sehr weite Gesichtsfeld des Okulares macht die Beob-
achtung deutlich angenehmer, als mit dem 7.5 mm Okular, weil
ich nicht so oft nachführen muß. Ich habe also ein paar
Sekunden länger Zeit, mir das alles anzuschauen.

Ich erkenne keine neuen Details, abgesehen davon, dass das
Zentralgebiet nun wirklich deutlich oval aussieht. Über die
Lage der Galaxie im Raum kann ich nichts konkretes sagen, nur
dass ihr Erscheinungsbild eher schmal ist, sodaß ich eine
Draufsicht und auch eine Kantenlage ausschließen kann.

M95
---
Mit 10m0 bzw. 12m0 Flächenhelligkeit ist diese Galaxie schon
deutlich lichtschwächer als die vorige. Sie liegt bei 37.5x
in einer Sternanordnung aus etwa fünf Sternen, die mich entfernt
an das Aussehen des Sternbildes Auriga (Fuhrmann, Aur) erinnern,
natürlich kleiner.

Nebenbei bemerkt, paßt unten rechts gerade noch M96 ins GF.

Bei 80x komme ich zu der Überzeugung, dass M95 in Draufsicht
zu sehen ist. Ich sehe einen etwas aufgehellten Zentralbereich
und einen eher rundlichen, aber nicht ganz gleichmäßigen Halo
darum. Spiralarme kann ich keine erkennen.

Bei 160x lege ich M95 in GF-Mitte und erkenne bei etwa 10:00 Uhr
einen Stern, der deutlich heller ist als M95 und vergleichsweise
regelrecht "blendet".

[Anm: XEphem zeigt hier einen Stern der Helligkeit 7m0]

Im gleichen Abstand gegenüber (4:00 Uhr) befindet sich
ein schwächerer Stern.

[Anm: XEphem zeigt einen Stern mit 10m2]

Diese beiden Sterne bilden also eine Gerade mit M95 in
der Mitte.

Die Draufsicht ist bei dieser Vergrößerung gut zu erkennen.

M96
---
M96 habe ich gleich bei 160x eingestellt. Diese Spiralgalaxie
ist deutlich heller als die benachbarte M95. Ich erkenne eine
Schrägdraufsicht oder Fast-Ganz-Draufsicht.

Bei 240x sehe ich gelegentlich dunkle Stellen im Halobereich
aufblitzen. Es handelt sich hierbei wohl um Dunkelstellen
zwischen den Spiralarmen der Galaxie.

M96 ist im GF von 8:00 Uhr nach 2:00 Uhr geneigt und ich
erkenne die Dunkelstellen etwa in Richtung 2:00 Uhr.

[Anm: Abbildungen von M96 zeigen ein deutliches Dunkelband,
fast wie eine Kerbe, an der angegebenen Stelle]

M105, NGC3384 und NGC3389
-------------------------
M105 und NGC3384 sind bei 37.5x ziemlich gut und dicht bei-
einander zu erkennen. Diese Galaxien sind 9m5 und 10m0 hell.
Die dritte Galaxie, NGC3389 hat dagegen nur zarte 12m5 an
Helligkeit zu bieten und ich erkenne sie wohl nur, weil ich
weiß, dass sie da ist.

Die drei Galaxien bilden etwa die Form eines kleinen "v",
wobei M105 links oben, NGC3384 unten und NGC3389 rechts
oben liegen.

M105
----
Ich sehe einen ziemlich ausgedehnten Halo und mehrfach auch
dunkle Bereiche oberhalb des Zentrums, die von im Uhrzeiger-
sinn rotierenden Dunkelbändern stammen könnten (Bereiche
zwischen Spiralarmen). Diese Bereiche liegen in relativ
großem Abstand vom Kern.

[Anm: Bisher konnte ich keine M105 Aufnahme im Internet
finden, wo auch nur ansatzweise Spiralarme und Dunkel-
bänder zu erkennen wären. Entweder hat mich also die
pure Einbildung genarrt, oder ich habe lediglich licht-
schwächere Teile des großen eliptischen Halos gesehen,
die ab und zu durch die Luftunruhe unsichtbar (dunkel)
wurden. In letzterem Fall muß der Halo bereits sehr
lichtschwach gewesen sein, sodass mir lediglich sein
Nicht-mehr-Vorhandensein auffiel, was ich als Dunkel-
bänder interpretierte.]

Randbemerkung
-------------
Während ich diese kleine Dreiergruppe von Galaxien beobachte,
sind innerhalb weniger Minuten dreimal kleine Lichtpunkte
klein, schnell und nicht blinkend durch mein Gesichtsfeld
gehuscht. Was das wohl war?

M65, M66 + NGC3628
------------------
Richtig entspannend bei 37.5x sind diese drei Galaxien
zu beobachten. Schließlich sind sie deutlich heller als
die eben besuchte Dreiergruppe. Gemeinsam stehen sie
im GF des Okulares. NGC3628 ist natürlich nicht ganz
so hell, aber die beiden Messier-Objekte strahlen sehr
hübsch.

M65
---
M65 ist die linke der beiden Galaxien im GF. Ich werfe
sogleich das 5.2 mm Okular in den Auszug und betrachte
die Galaxie bei 240x Vergrößerung: Die Galaxie ist etwa
von 2:00 uhr nach 7:00 Uhr ausgerichtet. Ich sehe ihre
Schräglage und einen sehr lang ausgedehnten Halo.

Das ovale Kerngebiet ist gut zu erkennen, ebenso einige
Dunkelbänder. Ich erkenne auf der rechten Seite der
Galaxie deutlichere Abdunklungen als links. Dort ist
sie zwischen 8:00 Uhr und 12:00 Uhr auf jeden Fall
sichtbar heller.

[Anm: Fotos zeigen tatsächlich die beinahe Kantenlage
der Galaxie mit einem kräftigen, dem Betrachter zuge-
wandten, Kanten-Staubband. Der Kern wölbt sich links
aus der Galaxie hinaus und läßt sie dadurch einseitig
heller wirken]

M66
---
Die Schwesterngalaxie von M65 liegt ebenfalls gut im GF
und zeigt ein relativ großes, ovales Zentralgebiet bei
einer ebenfalls deutlichen Schräglage der Systems. Die
Hauptachse läuft etwa von 2:00 Uhr nach 7:00 Uhr.

Links unterhalb des sichtbaren "Endes" der Galaxie
befinden sich zwei kleine Sterne in einer Reihe.

[Anm: XEphem zeigt hier zwei Sterne zehnter und elfter
Größe bzw. Helligkeit]

Bei leichtem Wackeln am Tubus erkenne ich einen ziemlich
langen und ausgedehnten Halo, der offensichtlich nicht
symmetrisch ist.

[Anm: Abbildungen von M66 bestätigen die auffällige
Assymetrie. Unten ist die Galaxie rundlich-oval und
oberhalb des Kerns hat sie eher ein Eckzahn-Profil.]

NGC3628
-------
Diese Galaxie ist bei 37.5x schwach zu erkennen, aber
ihre Kantenlage ist unzweifelhaft!

Nun will ich gleich auf 240x gehen, aber der Versuch
scheitert mangels Sichtbarkeit gepaart mit Luftunruhe.

Bei 160x ist die Kantenlage der Galaxie nun sehr schön
zu erkennen, ebenso wie kurz aufblitzende Dunkelstruk-
turen an ihrem Rand. Sie liegt nahezu horizontal im GF.

Bärenjagd
---------
Um meinen übermüdeten Augen noch mal leichtere Kost
zu gönnen, schwenke ich kurzerhand nach UMa hinüber,
um M81 und M82 zu besuchen. Ich sollte aber noch mehr
entdecken: Gleich beim Rüberschwenken erfasse ich
kurz eine weitere schwache Galaxie, NGC3077. Davon
später ...

M82
---
Gleich mit 240x betrachte ich mir diese vergleichs-
weise lichtstarke Galaxie. Ihre Kantenlage ist auf-
fällig und auch in der Breite ausgedehnt. Ich sehe
den helleren Zentralbereich und eine ganze Menge
dunkler Strukturen, Staubbänder. Ihre Lage im GF ist
etwa von 2:00 Uhr nach 8:00 Uhr und ihre Helligkeit
beträgt stattliche 8m5. Damit ist sie - zusammen mit
M81 - wesentlich einfacher zu sehen als die Galaxien
im Löwen.

M81
---
Noch einmal deutlich heller, mit 7m0 die hellste
Galaxie nach Andromeda (M31), soweit ich weiß. Bei
160x erkenne ich die Lage im Raum - eine Schräg-
draufsicht. Ihre Achse geht von etwa 11:00 Uhr
nach 5:00 Uhr.

NGC3077
-------
Wenn ich M81 bei 12 Uhr im 32 mm Okular habe, befindet
sich diese Galaxie ungefähr bei 7:00 Uhr auf halber
Strecke vom GF-Zentrum zum GF-Rand.

NGC3077 ist bedeutend kleiner und lichtschwächer als
die beiden großen Messier-Objekte, sie leuchtet mit
nur 10m0 bzw. 12m0 Flächenhelligkeit.

Habe ich sie in der Mitte des GF's, leuchtet genau
darüber ein hellerer Stern und weiter nach rechts,
bei etwa 2:00 Uhr, ein weiterer hellerer Stern.
Außer diesen auffälligeren Sternen sind noch eine
ganze Reihe weiterer Sterne im GF zu erkennen und
NGC3077 schimmert relativ schwach durch sie hindurch.

Bei 160x ist von dieser Galaxie nicht viel mehr zu
erkennen, als dass es ein strukturloser, ovaler
Fleck ist. Das Zentrum ist geringfügig heller als
der Halo und oberhalb desselben befindet sich ein
deutlich hellerer Stern.

Die 240x bringen hier auch keine neuen Erkenntnisse,
der verwaschene Fleck wird lediglich größer.

NGC2976
-------
Links oberhalb M81 befindet sich in nicht sehr großer
Entfernung (1°21') die Galaxie NGC2976, die mit ihren
bescheidenen 10m5 bzw. 12m0 an Helligkeit kaum wahr-
nehmbar ist.

Bei 240x ist diese Galaxie noch weniger wahrnehmbar.
Stattdessen blinkt rechts daneben ein sehr schwacher
Stern, der immer wieder verschwindet. Klares Zeichen
für ziemliche Luftunruhe.

M97
---
Den Eulennebel will ich auch noch kurz anschauen, wenn
ich schon in der Gegend bin. Bei 37.5x sehr schön im
GF zu erkennen, ein milchiger Fleck mit gutem Kontrast.

Bei 240x ist der dagegen kaum noch wahrzunehmen. Ich
versuche es auch mal mit UHC-Filter, aber da wird das
Objekt vollständig unsichtbar. Ist wohl auch einfach
zu groß hierzu.

Bei 160x mit UHC-Filter geht es dagegen recht ordent-
lich. Ich erkenne zwischendurch immer mal die "Augen"
im Nebel, die durch dunklere Flächen assoziiert werden.

Mit reichlich müden Augen breche ich dann ab - es hat
einfach keinen Sinn mehr.

Später schaue ich trotzdem nochmal hinaus und genieße
die Flut von Sternen, die die allmählich erscheindende
Sommer-Milchstraße beschert. Auch den Kopf vom Skorpion
kann ich noch erkennen - er ragt gerade so eben über
die Mittelstation der Wankbahn hinaus.

Einige Kugelsternhaufen nehme ich noch im Halbschlaf
mit: M80 und M4 im Kopfbereich des Skorpions, M19 im
benachbarten Schlangenträger (Ophiuchus, Oph). Dann
auch noch M13 im Herkules und den sehr lichtschwachen
und dreieckförmigen Kugelsternhaufen M71 im kleinen
Sternbild Pfeil (Sagitta, Sge).

Den Abschluß macht M57, der berühmte Ringnebel in der
Leier (Lyra, Lyr) - aber ich kann vor lauter Müdigkeit
nicht mehr genießen ...

Technisches
-----------
Alle Beobachtungen mit einem 8" Dobson und folgenden
Okularen: 32 mm und 15 mm Plössl, 7.5 mm Soligor
Lanthanum und 5.2 mm Pentax XL.

Viele Grüße aus den Alpen,
Frank Stefani
--
My Home: 47°31'29" N / 11°06'51" E

Wolfgang

unread,
May 6, 2003, 7:30:50 AM5/6/03
to
Hallo,
wie immer super Bericht, ich war in der Nacht auch "draußen" (Raum Wien) und
habe ähnliches wie du beobachtet, außer M81, M82 und M57, dafür M53, M3, M5
und Mondschatten auf Jupiter.
P.S. Merkurtransit morgen nicht vergessen.
Gruß vom Rand der Alpen.


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