Am 29.08.2023 um 18:05 schrieb Hergen Lehmann:
> Am 29.08.23 um 10:43 schrieb Herbert Albrecht:
>
>>> So lange es dabei bleibt, was soll's. Blöderweise verkaufen einige
>>> Tracking- und Werbeagenturen die Daten aber auch weiter und achten
>>> nicht sonderlich sorgfältig auf die Absichten ihrer "Partner".
>>>
>>> Sowas hatte auch bereits schwere Konsequenzen auf das "echte" Leben -
>>> der Trump-Wahlsieg wurde entscheidend durch den "Cambridge
>>> Analytica"-Skandal befördert, und auch beim Brexit soll dieses
>>> Unternehmen eine Rolle gespielt habe.
>>
>> Das sind Anfangseffekte aus einer Zeit, als die neue Technik noch
>> nicht überall angekommen war. In England kam dazu, dass es für Remain
>> keine Kampagne gab, die mit der der Brexiteers vergleichbar war. Nach
>> meiner Ferndiagnose hat es Labour versiebt.
>
> Ja, sich dabei erwischen zu lassen, waren "Anfangseffekte".
>
> Du kannst davon ausgehen, das heute noch sehr viel mehr Daten
> gespeichert werden und die Fortschritte in der KI noch eine sehr viel
> präzisere Profilbildung erlauben. Facebook&Co brauchen heute keine
> externen Partner (wie Cambridge Analytica) mehr, um umfassende
> Persönlichkeitsprofile der Nutzer incl. derer politischer Neigungen zu
> erstellen. Sie können das Geld aus dem Verkauf solcher Daten direkt
> einstecken, ohne Partner beteiligen zu müssen, die so dumm sind, sich
> erwischen zu lassen.
Ja.>
>> Das spricht aber nicht gegen die Anwendung der Technik selbst.
>
> Doch, tut es. Je besser die Möglichkeiten der Auswertung werden, desto
> mehr hilft nur noch eines: die Speicherung von personengebundenen Daten
> nur noch mit enger Zweckbindung zu gestatten.
>
Wenn das denn ginge. Ich finde die Idee gut, aber fürchte, sie wird sich
nicht umsetzen lassen.
>
>>> Auf Smartphone+Tablet ist vor allem Tracking die größte Seuche. Da
>>> diese Geräte den Besitzer oft über den ganzen Tag begleiten, lassen
>>> sich aus Standortdaten und Nutzungsmustern weitreichende Erkenntnisse
>>> gewinnen.
>>
>> Gleichzeitig ist es technisch erforderlich, um die jederzeitige
>> Erreichbarbeit herzustellen.
>
> Der Netzbetreiber muss wissen, in welcher Zelle sich das Gerät befindet.
> Genauer muss er meinen Standort nicht wissen, und alle anderen schon mal
> gar nicht. Das Internet routet Datenpakete nicht nach GPS-Koordinaten.
> Und wenn ich als Deutscher Youtube in Spanien aufrufe, will ich gerade
> NICHT automatisch spanischsprachige Videos sehen.
>
Mal möchte ich verständlichen deutschen Text, mal aber auch das
spanische Original, z.B. bei Strassennamen in google maps oder
Stationsnamen in der Bahn-App. Bei spanisch-deutsch kann ich noch ganz
gut raten, wie das heissen könnte aber stell dir das mal mit chinesisch
oder japanisch vor.
>
>> Darüber machen sich anscheinend nur wir Deutschen Sorgen. Im Ausland
>> interessiert das anscheinend kaum jemanden.
>
> Die DSGVO ist ein europäisches Gemeinschaftsprojekt. Und selbst in den
> USA gibt es zunehmend lautere Rufe, die "Big Data"-Konzerne zu zerschlagen.
>
Ist ein spannendes Projekt, mal sehen, was draus wird.
>
>> Sogar in Staaten mit totalitärer Regierung hat jeder ständig sein
>> Handy dabei. Dort müsste man doch die stärksten Bedenken haben.
>
> Dort ist eigenständiges Denken und Handeln eh verboten.
Ich glaube, der wesentliche Unterschied zwischen Deutschland und dem
Ausland ist die besondere deutsche Geschichte. Wir hatten 2 totalitäre
Regierungen, die das Individuum fernsteuern wollten und dazu
*interessierten* sie sich für jeden Einzelnen, sammelten Daten über ihn.
Besonders die Stasi hat sich dabei hervorgetan.
Als die DDR dann aber unterging, hat die Stasi ihren
Informationsvorsprung nicht genutzt, nur so konnte die unblutige
Revolution gelingen. In allen anderen Staaten hat man die historische
Erfahrung, dass in solchen Situationen der Staat nicht mehr lange
nachguckt, was in irgendwelchen Dateien steht. Dort haut er einfach
drauf, so wie zuletzt in Syrien. Und dann ist es egal, wo man vorher war
und mit wem man telefoniert hat.
Herbert