Am 25.12.23 um 15:50 schrieb Arno Welzel:
>> Heute denkt daran anscheinend niemand mehr. Einige
>> Verbesserungsschritte sind unvermeidlich inkompatibel (zB die
>> Digitalisierung), aber kleinere Upgrades hätte man rückwärtskompatibel
>> gestalten können. ZB digitales HDTV könnte man rückwärtskompatibel zu
>> digitalen SD-Receivern gestalten. Das hätte allerdings schon bei der
>
> Wie soll das gehen? Der Codec für HDTV ist halt ein anderer als bei SD.
> Ein Decoder für MPEG2 kann halt mit H.264 nix anfangen und eine Art
> Multiplex, dass HD und SD über den gleichen Stream kommen und der
> Empfänger sich den passenden Teil selber rausfischt, müsste vom Decoder
> auch erst verstanden werden. Dazu hätte man Stream-Formate von Anfang an
> so definieren müssen, dass sie verschiedene Standards gleichzeitig
> transportieren können.
Es gibt auch Codecs, die abwärtskompatibel sind. MP3+ ist so ein
Beispiel. Da wird in von MP3-Playern ignorierten Daten zusätzliche
Information zur besseren Rekonstruktion des Audiosignals abgelegt, also
sozusagen nur das Delta zwischen dem MP3 mit Verlusten und dem Original.
Ähnliches ist technisch auch bei Videoformaten möglich. Man könnte das
(reduzierte) SD Bild hoch skalieren, und dann nur das Delta dazu als
Zusatzinfos übertragen.
Aber natürlich ist so etwas immer ein Kompromiss, bei dem man
keinesfalls unter die absolute Datenrate des schlechtesten Codecs kommt.
> In der analogen Welt Farbe zusätzlich zu Schwarz/Weiß einzuführen oder
> Stereo statt Mono war das deutlich einfacher - die Farbinformation stört
> einen S/W-TV nicht sonderlich und ebenso wenig den Mono-Empfänger die
> zusätzliche Information für Stereo-Wiedergabe.
Das geht digital genauso. Man macht es nur selten.
MP3 verwendet z.B. bei Stereo ein sehr ähnliches Verfahren wie UKW. Es
wird das Mono-Signal komprimiert und dann mit geringerer Bitrate das
Differenzsignal der Kanäle. Dort wurde es aber nicht aus Kompatibilität
gemacht, sondern, um Bitrate zu sparen. (Es gabt damals Idioten, die das
abgeschaltet haben, weil es ja schlechter als zwei getrennte Kanäle ist
- aber niemals bei gleicher Bitrate.)
Es gibt auch Bildformate, die Bilder in verschiedenen Auflösungen
darstellen können. Am Anfang der Datei kommen die sehr groben
Informationen und je weiter man fortschreitet, desto mehr Details werden
hinzugefügt. Da kann jedes Programm beim Lesen einfach aufhören, wenn
ihm die Qualität reicht.
> Bei Online-Video im Browser (oder Smart-TV mit entsprechender Software)
> ist das viel einfacher: mit HTTP Live Streaming (HLS) kann der Client
> genau das Format anfordern, was er unterstützt. Solange der Server das
> beherrscht, liefert er es dann auch.
Die sind aber noch mehr angepisst, wenn die Clients schlechte Codecs
anfordern, denn die Serverbandbreite kostet auch ordentlich Geld.
Und dadurch wird eine effizientere Verbreitung über Multicast wirksam
unterbunden, die nur einen Bruchteil an Energie verbraucht.
In Zeiten von VOD ist Muticast allerdings ohnehin keine Lösung mehr. Für
lineares TV aber schon - um so unverständlicher, dass die Provider für
das für sie billigere Multicast noch um die 60€/Jahr extra haben wollen.
Ich denke mal das wird sich über kurz oder lange ändern, wenn immer mehr
Leute keinerlei DVB-x Variante mehr nutzen.
> Auch ein Wechsel der Auflösung ist
> jederzeit möglich, solange die Quelle verschiedene Auflösungen bereitstellt.
Ack, allerdings um den Preis einer Punkt-zu-Punkt Verbindung, bei der
das Signal für jeden einzelnen Zuschauer einzeln vom Server gesendet
werden muss. Das ergibt bei 12 Mio. Zuschauern der Tagesschau nun
wirklich keinen Sinn.
Sinnvoller wären mehrere Multicast-Streams für verschiedene Auflösungen
und Codecs. Die erzeugen beim Server und dessen Upstream keine
signifikante Last.
Marcel