Am 21.06.2022 um 15:02 schrieb Ralph Angenendt:
>> Ich kann die Frage ja mal anders formulieren: ist es in Ordnung,
>> eine unrealistische Geschichte zu erzählen, um politisch korrekt
>> alle Farben und Formen zu beteiligen?
> Es ist nicht unrealistisch, dass in Barockfilmen PoC auftauchen, weil
> diese an den Höfen zum Amüsement durchaus "gehalten" wurden. Das ist
> es, was ich als Geschwätz deinerseits bezeichnet habe. Du irrst dich,
> wenn du denkst, dass es im Europa des barocks keine PoC gegeben hat.
Es wäre schön, wenn Du auf meine Frage eingehen könntest.
>> Zunächst mal: Also eine erfundene Geschichte ist natürlich eine
>> erfundene Geschichte. Wenn ich also ein Drehbuch über Karl den
>> Großen schreibe, dann kann ich ihn natürlich als Schwarzen oder
>> Asiaten darstellen. Das sollte künstlerische Freiheit sein.
> Ja, aber das passiert ja in den Filmen, die du meinst, nicht. Da wird
> nicht Elisabeth die 1. oder Katharina die Große von einer
> nicht-weißen Person gespielt.
Nein, es werden aber nicht immer Schwarze als "zum Amüsement gehalten"
gezeigt. Das würde ich aber auch unerträglich finden.
>> Es geht um Politik. Es geht darum, das Gefühl der Erziehung zu
>> vermeiden. Erwachsene fühlen sich gegängelt, wenn man ihnen dauernd
>> erklärt, wie die Welt zu sein hat. Zumal diejenigen, die das
>> entscheiden, gar nicht gewählt sind.
> Dein Problem ist, dass du nicht verstehst, dass auch in solchen
> Filemn dargestellt wird, wie die Welt *war*. Das hat nix mit
> Wokestan oder Politik zu tun, es war einfach so, dass diese Menschen
> in Europa gelebt haben.
>
> Da wird niemandem erklärt, wie die Welt zu sein hat.
>
Leider nicht. Klar haben die in Europa gelebt. Aber ob sie wirklich so
gleichberechtigt waren, wie manchmal dargestellt? Schön wäre es. Aber Du
schreibst ja selbst, dass das nicht so war.
>> Genau das führt IMHO übrigens zur "Spaltung der Gesellschaft": die
>> eine Hälfte findet den Gebrauch von Massenmedien für politische
>> Zwecke, wenn die Zwecke stimmen. Die andere Hälfte findet diesen
>> Gebrauch für grundsätzlich falsch.
> Welche politischen Zwecke? Findest du nicht, dass es langsam mal an
> der Zeit wäre, das irgendwie mit Belegen zu unterfüttern?
Die politischen Zwecke, von denen hier im Text schon sehr lange die Rede
ist: Erziehung erwachsener Menschen zu einer "woken" Einstellung. Ob die
das wollen oder nicht.
>> Zumal einer der größten und auf allen Seiten beliebtesten
>> Fernsehjournalisten, noch dazu aus den ÖR, gesagt hat, ein guter
>> Journalist sollte sich mit keiner Sache, auch nicht mit einer
>> guten, gemein machen.
> AAAAAAAAAAAAAAAARGH. Nein. Hat er nicht. Das habe ich dir auch schon
> anhand von Quellen widerlegt. Cordt Schnibben ist schuld.
„Das hab’ ich in meinen fünf Jahren bei der BBC in London gelernt:
Distanz halten, sich nicht gemein machen mit einer Sache, auch nicht mit
einer guten, nicht in öffentliche Betroffenheit versinken, im Umgang mit
Katastrophen cool bleiben, ohne kalt zu sein. Nur so schaffst du es, daß
die Zuschauer dir vertrauen, dich zu einem Familienmitglied machen, dich
jeden Abend einschalten und dir zuhören.“
– Hanns Joachim Friedrichs: Interview mit dem Spiegel 13/1995
Hat er nicht?
>> Der WDR ist da Meister. Inzwischen unverblümt werden klar
>> regelmäßig und in allen Fernsehformaten grüne Positionen
>> vertreten. Natürlich sieht sich der WDR als unpolitisch. Er
>> bestreitet oder erklärt, wie wichtig sein Anliegen ist.
> Aha. Belege bitte.
Nein, da müsste ich aus persönlicher Korrespondenz zitieren.
>> Aber auch darum geht es nicht. Kann man Fernsehen nicht politisch
>> neutral gestalten? Muss fast jeder "Tatort" erklären, wie schlecht
>> die Welt ist? Kann "Westpol" nicht mal neutral aus Düsseldorf
>> berichten?
> Ja, über das Gehabe des Tatort muss man sich nicht streiten, das ist
> mir auch zu sehr pädagogisiert. Nicht, dass da nicht trotzdem
> manchmal grandiose Filme herausfallen, aber stimmt.
Die Qualität der ÖR stimmt fast immer. Aber die politische Einstellung
sollten sie doch bitte für sich behalten.
> Warum sollte Westpol *neutral* berichten? Das ist ein politisches und
> invetigatives Magazin.
Warum sollten sie nicht? Niemand in der Redaktion ist gewählt und jede
positive Erwähnung politischer Forderungen verschafft einer Partei einen
demokratisch nicht gerechtfertigten Vorteil.
Man stelle sich vor, die "Westpol"-Redaktion würde geschlossen AfD
wählen. Da bekämen die Blutdruck, die Forderungen nach politischer
Neutralität jetzt einfach abtun.
Das geht nicht. Aber andersherum eben auch nicht.
>> Muss gefühlt alle dreißig Minuten das Wort "Klimawandel" irgendwo
>> auftauchen?
> Stimmmt. Eigentlich müsste Klimakatastrophe auftauchen. Was ist denn
> jetzt schon wieder falsch, wenn ständig auf die Bühne hingewiesen
> wird, auf denen sich die anderen Konflikte, die wir so gerade haben,
> hingewiesen wird?
Ich bezweifle, dass die Klimakatastrophe aufgehalten werden kann, wenn
wenige Länder mitmachen. Das ist ein Problem für die UN.
>> Müssen die Medien "gendern", wenn das Gendern doch im Alltag trotz
>> aller Bemühungen immer noch kaum eine Rolle spielt?
> Nein, sie müssen nicht gendern. Viele in den Medien machen es
> dennoch, genau so wie es viele im Alltag auch machen. Und?
Viele? Ich kenne niemanden der gendert. Nicht mal alle Medien.
In der "tagesschau" gab es einmal eine Richtlinie, die jeglichen Dialekt
verbot. Damit sollten die vielen regionalen Dialekte in Deutschland
weder bevorzugt noch benachteiligt werden. Die Urväter und -mütter
dieser Idee rotieren derzeit vermutlich im Grabe.
FW