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Frage: Verpaarung von Graupapageien

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Stefan Schilling

unread,
Sep 7, 2003, 4:10:44 AM9/7/03
to
Hallo,

wir haben seit etwa 2 Monaten einen Kongo Graupapagei - Jacki,
31 Jahre alt, Wildfang, bisher nur in Einzelhaltung, noch dazu
blind und daher zwangsläufig flugunfähig (Federn gestutzt, zur
eigenen Sicherheit).

Natürlich soll Jacki auf seine alten Tage noch eine Partnerin
bekommen. Bisher ist er nämlich mit mir 'verheiratet'. Leider
steht er auf Männer - meine Frau daarf ihn nicht anfassen :-(

Seine Zukünftige ist auch schon ausgeguckt. 24 Jahre alt, bis
jetzt ebenfalls immer in Einzelhaltung, und ebenfalls
flugunfähig.

Mal abgesehen davon, ob die 'Chemie' zwischen Jacki und seiner
vorgesehenen Partnerin stimmt (das sehen wir dann schon)...
Hat jemand Erfahrung mit der Verpaarung von alten, behinderten
Graupapageien, die aus Jahrzehnte langer Einzelhaltung
stammen? Oder kennt jemand links dazu? Bin für Hinweise
dankbar, da das googlen danach keine brauchbaren Ergebnisse
brachte. Wichtig ist halt, dass Jacki blind und damit völlig
hilflos gegenüber 'Angriffen' (= auch gut gemeinten
Kontaktaufnahmen) ist.

Bisher haben wir Jacki aus seinem popeligen 60x90 cm Käfig in
eine neu gebaute Voliere (250x200x100) umgesiedelt, die er
trotz seiner Blindheit auch schnell und mit Begeisterung
angenommen hat. Geplant ist, eine Zwischenwand mit
Doppelgitter in die Voliere einzusetzen, damit er und seine
Zukünftige sich erstmal 'Seite an Seite' beschnuppern können.

Aber wie weiter...

Viele Grüße,
Stefan

Aestiva

unread,
Sep 7, 2003, 1:54:37 PM9/7/03
to
Hallo Stefan!
Bei aller Liebe (und dem normalerweisen richtigen Verpaarungsgedanken) bin
ich in diesem Fall arg skeptisch!

Ich stelle mir - ehrlich - die Frage, ob man das dem alten behinderten Jacki
noch zumuten kann!
Verpaarung ist bei älteren Papageien IMMER schwierig - schon unter
"normalen" Umständen, bei einigen klappt es nie.
Mich wundert ausserdem, das er diese - für ihn und seine Blindheit - RIESIGE
Voliere "begeistert" aufgenommen hat, da ja bekannt ist, das Graue äusserst
konservativ sind und man speziell bei blinden Vögel eine kleinen (und in
diesem Fall auch noch bekannten) Käfig wählen sollte. Das er sein Futter
findet heißt ja fast, das er doch noch einwenig sieht.
Ich meine beinahe, Du tust dem Vogel bei allen guten Willen unwissentlich
nur Stress an!
Ich hätte ihm seine gewohnte Umgebung gelassen und auch seine enge Bindung
zu Menschen. Er hat wahrscheinlich 'eh nur noch ein paar Jahre, ist ja schon
recht alt, da würde ich alles beim alten lassen und ihm viel Zuneigung und
Beschäftigung geben.
Nun hast Du die "Vermählung" ja schon angeleiert und fragst, wie es
weitergehen soll. Ich würde die beiden nebeneinander stellen und wenn es bei
"Freigang" zu Angriffen kommen sollte, es auch so lassen und sie nicht
zusammen setzen. Der arme Jacki sitzt auf der Rangordnungsliste ganz weit
unten und kann sich nicht wehren, auch nicht am Futternapf durchsetzen.
Das er deine Liebste nicht mag und beisst ist völlig normal - Papageien
haben bei den Geschlechtern Vorlieben - sogar, wenn sie verpaart sind.

Viel Glück wünsch ich Euch!


"Stefan Schilling" <Stefan.S...@gmx.net> schrieb im Newsbeitrag
news:MPG.19c506735...@news.t-online.de...

Doris Widtmann

unread,
Sep 7, 2003, 2:22:35 PM9/7/03
to
Hallo Stefan!

Ich kann dir nicht mit Tipps aus der Praxis weiterhelfen. Meine
Erfahrung mit "behinderten" Vögeln beschränkt sich auf flugunfähige
Tiere.

Aber als Tipp: Setz dich vielleicht mal mit der Webmasterin
von http://www.papageienfreunde.com in Verbindung. Ob sie bereits
mit blinden Vögeln zu tun gehabt hat weiss ich zwar nicht, aber
"Problemvogel"-Erfahrung ist viel vorhanden (siehe
http://www.papageienfreunde.com/so%20nicht.htm). Vielleicht
bringt es etwas - fragen kostet ja nichts.

Ansonsten toi, toi, toi - ich weiss eigentlich selber nicht, was
ich an deiner Stelle tun würde. Ähnlich wie "Aestiva" (Sorry,
habe keinen Vornamen in deinem Posting gefunden :-)) weiss
ich nämlich auch nicht, inwiefern bei speziell diesem Vogel
großartige Aktionen in Richtung "artgerechte Haltung" wirklich
Sinn machen. Das kannst denke ich nur du abschätzen, wir kennen
das Verhalten des Vogels ja nicht. Das er die große Voliere
angenommen und sich darin zurecht gefunden hat grenzt denke
ich an ein (tolles :-)) Wunder.

Das Alter ist auch so eine Sache... Mit 31 Jahren kann er kurz
vor`m Umkippen sein oder noch doppelt so alt werden. Ist
eine schwere Entscheidung.

Ich hoffe, du berichtest auf alle Fälle wie es weitergeht?

Viel Glück wünschend,
Doris

--
http://www.ara-amazona.at
* Infos und Haltungsberichte über Aras und Amazonen
* Mit Aquaristikseiten zum Thema Zwerggarnelen und
anderen Wirbellosen

Aestiva

unread,
Sep 7, 2003, 5:27:04 PM9/7/03
to

"Doris Widtmann" <w...@nanet.at> schrieb im Newsbeitrag
news:bjft0d$ii5ej$1...@ID-3895.news.uni-berlin.de...

> Ähnlich wie "Aestiva" (Sorry,
> habe keinen Vornamen in deinem Posting gefunden :-)) weiss
> ich nämlich auch nicht, inwiefern bei speziell diesem Vogel
> großartige Aktionen in Richtung "artgerechte Haltung" wirklich
> Sinn machen.

Hi Doris,
sorry - ich bins - Mooooooonaaaa ;-)
Die meisten kennen mich aufgrund meiner Emailadresse auch als Aestiva,
Unterschrift hab ich vergessen.

Ja, ist ein schwieriges Thema.
Man weiß nicht recht, was richtig ist in so einem Fall.
Hoffen wir, das alles gut läuft!

Gruß,
Mona


Doris Widtmann

unread,
Sep 8, 2003, 1:59:03 AM9/8/03
to
Hallo Mona!

Aaaaachsooooo. *doppeltunddreifachgrins*

Mfg,

Stefan Schilling

unread,
Sep 8, 2003, 2:52:32 AM9/8/03
to
Hallo,

In article <bjfr8s$to$06$1...@news.t-online.com>, MonaReh@t-
online.de says...

> Bei aller Liebe (und dem normalerweisen richtigen Verpaarungsgedanken) bin
> ich in diesem Fall arg skeptisch!

Wir auch...

> Ich stelle mir - ehrlich - die Frage, ob man das dem alten behinderten Jacki
> noch zumuten kann!

Zunächst mal: kein falsches Mitleid mit der alten
Blindschleiche ;-) Der ist zwar blind, aber das schon seit
etwa 8 Jahren, und er kommt damit prima zurecht. Ohren wie ein
Luchs, topfit und immer auf Abenteuer aus :-)

> Mich wundert ausserdem, das er diese - für ihn und seine Blindheit - RIESIGE
> Voliere "begeistert" aufgenommen hat, da ja bekannt ist, das Graue äusserst
> konservativ sind und man speziell bei blinden Vögel eine kleinen (und in
> diesem Fall auch noch bekannten) Käfig wählen sollte.

Der Vogel ist komplett mit seinem (ihm ewig bekannten) Käfig,
in dem auch nichts verändert wurde, in die Voliere umgezogen:
http://www.domfree.de/yoyo092134/jacki_20030831.jpg
Wir haben dann nur die Käfigtüren aufgemacht und abgewartet.
Futter und Wasser hat er natürlich auch weiterhin an seinem
gewohnten Platz im Käfig.

Er ist es aber vom Vorbesitzer gewohnt, ständig in der Wohnung
umherzulaufen. Bei offener Käfigtür fängt er sofort an, aussen
am Käfig herunterzuklettern und seine Umgebung zu erkunden.
Nun, das gleiche tut er in der Voliere jetzt - auf begrenztem
Raum - auch.

> Das er sein Futter
> findet heißt ja fast, das er doch noch einwenig sieht.

Nein, das ist tierärztlich eindeutig abgeklärt. Der sieht
absolut nichts. Er ertastet sich halt seinen Weg, und so gross
ist die Voliere nicht, dass er dabei nicht auf das Futter am
Boden treffen würde. Aber wiegesagt, er hat in der Voliere
auch seinen Käfig, in dem Futter ist. Den erkennt er sofort
(anderes Gitter als die Voliere).

> Ich meine beinahe, Du tust dem Vogel bei allen guten Willen unwissentlich
> nur Stress an!

Wir zwingen ihn zu nichts, auch nicht zur Verpaarung. Wenn das
nicht klappen sollte, ist es auch kein Unglück. Der
vorgesehene Partnervogel ist dann auch anderweitig
vermittelbar. Die Besitzerin muss ihn sowieso zur Vermittlung
abgeben, weil sie ins Altenheim geht und das Tier leider nicht
mitnehmen darf. Der Vogel kommt daher ohnehin zur Vermittlung
zu einer Bekannten in unserer Nähe. Wenn es mit Jacki nicht
klappt, wird sich für den eine andere Lösung finden.

> Ich hätte ihm seine gewohnte Umgebung gelassen

Die Umgebung hat er ja noch. Aber: Schon nach knapp einer
Woche samt Käfig in der neuen Voliere hat er sich angewöhnt,
auf einem Ast oder dem Volierenboden zu schlafen und auch dort
zu fressen. Im Käfig sieht man ihn nur noch selten zum futtern
(doch, er findet seinen Käfig problemlos). Trotzdem soll sein
gewohntes Zuhause dort so lange bleiben, wie er will.

> und auch seine enge Bindung zu Menschen.

Diese sehr enge Menschenbindung hat er seit Jahren jetzt
erstmalig wieder mit mir. Weil er halt auf Männer steht, und
der Mann des Rentnerehepaares, bei dem er war, schon vor
Jahren gestorben ist. Sein Verhältnis zu Frauen ist eher
'distanziert' :-/

Vielleicht macht man sich leicht falsche Vorstellungen, wenn
man 'alt und blind' hört. Der Vogel sitzt keinesfalls
verängstigt in seinem Käfig rum, sondern ist ein echter
Abenteurer. Bsp.: wenn ich morgens füttere und Volieren (wir
haben noch 12 Agas und 6 Sperlingspapageien) sauber mache,
sitzt er auf meiner Schulter und kaut mir ein Ohr ab.

Aber nach einer halben Stunde hat er davon genug und will auf
Abenteuer gehen. Dann klettert er senkrecht an meinen
Klamotten runter, bis er festen Boden unter den Füßen hat, und
stiefelt los - im seligen Vertrauen darauf, dass ihn schon
irgendwann ein netter Mensch wieder aufsammeln wird :-)

Gerade am Computer: von der Schulter auf den Schreibtisch, ein
paar Tastenkappen rausgepult, dann quer rüber zum Vorhang,
flugs ein paar Löcher reingefressen, dann am Vorhang rauf
auf's höchste Regal, Sachen runterschmeissen. Wer nicht weiss,
dass Jacki blind ist, merkt ihm das nicht an...

> Er hat wahrscheinlich 'eh nur noch ein paar Jahre, ist ja schon

He, sag' sowas nicht. Der Jacki wird 50 Jahre alt, das ist
schon beschlossen ;-) Sein Alter merkt man ihm höchstens daran
an, dass er doch relativ viel schläft. Und natürlich stören
wir sein Ruhebedürfnis nicht.

> recht alt, da würde ich alles beim alten lassen und ihm viel Zuneigung und
> Beschäftigung geben.

Das tue ich auch sehr gerne und bin natürlich auch
geschmeichelt, dass er mich als Partner erwählt hat. Aber ich
kann ihn halt nicht stundenlang täglich kraulen, und es tut
mir immer leid, wenn er (vergeblich) mich füttert statt eines
Partnervogels.

> weitergehen soll. Ich würde die beiden nebeneinander stellen und wenn es bei
> "Freigang" zu Angriffen kommen sollte, es auch so lassen und sie nicht
> zusammen setzen.

Das hatten wir vor, halt mit Trennwand in der Voliere.
Meinetwegen können die beiden auch erstmal Monate so
nebeneinander her leben, auf Zeit kommt es bei dem Alter der
Tiere nun wirklich nicht an. Aber dann hört und 'spürt' er
wenigestens schon mal einen Artgenossen.

Wir erwarten auch nicht, dass zwischen zwei so alten
'Einzelgängern' noch die große Liebe entflammt. Wenn die
beiden sich so weit verstehen, dass sie irgendwann in ferner
Zukunft mal nach Papageien-Art kuschelig nebeneinander sitzen,
ist schon viel gewonnen.

Möglich, dass das schief geht und Jacki sofort eifersüchtig
und biestig wird, wenn er meine Gunst mit einem anderen Vogel
teilen soll. In dem Fall denke ich doch, das wir das
rechtzeitig merken und den Verpaarungsversuch eben abbrechen.

> Der arme Jacki sitzt auf der Rangordnungsliste ganz weit
> unten und kann sich nicht wehren, auch nicht am Futternapf durchsetzen.

Das ist uns schon klar. Er würde im direkten Kontakt mit
anderen Vögeln gnadenlos untergehen :-(

> Viel Glück wünsch ich Euch!

Danke, können wir brauchen. Wenn es so weit ist, werde ich
mich sicher noch mit der ein oder anderen Frage an dich
wenden.

Viele Grüße,
Stefan

Stefan Schilling

unread,
Sep 8, 2003, 1:24:23 PM9/8/03
to
Hallo Doris,

In article <bjft0d$ii5ej$1...@ID-3895.news.uni-berlin.de>,
w...@nanet.at says...

> Sinn machen. Das kannst denke ich nur du abschätzen, wir kennen
> das Verhalten des Vogels ja nicht. Das er die große Voliere
> angenommen und sich darin zurecht gefunden hat grenzt denke
> ich an ein (tolles :-)) Wunder.

Ich habe schon an der Reaktion hier gemerkt, dass Jacki
scheinbar etwas aus der Art geschlagen ist :-)

Als ich zum ersten mal gesehen habe, wie er vom 'Freisitz'
seines Käfigs (kann man oben aufmachen und eine Sitzstange
zwischen klemmen) zielstrebig aussen am Gitter
herabgekletterte und am Vierkantstahlrohr eines Standbeins
'runter rutschte, um auf 'Expedition' zu gehen, war ich auch
völlig geplättet.

Und einmal am Boden, stapft er einfach drauf los, bis er auf
etwas trifft, dass er anknabbern oder an dem er hochklettern
kann. Und das tat er dann auch stundenlang. Und wenn er müde
war, blieb er einfach da stehen, wo er gerade stand... und
schlief ;-)

Ich nehme diese Abenteuerlust und sein grenzenloses Vertrauen,
dass ihm schon nichts passieren wird, einfach mal als Indiz,
wie gut er immer von seinen Vorbesitzern behandelt wurde.

Wir haben uns an dieses Verhalten schnell gewöhnt, aber es gab
auch den Ausschlag für den Volierenbau. Weil wir ihn halt
nicht mehr ohne ständige Aufsicht auf dem Käfig sitzen lassen
konnten.

> Ich hoffe, du berichtest auf alle Fälle wie es weitergeht?

Aber klar ;-)

Viele Grüße,
Stefan

Stefan Schilling

unread,
Sep 10, 2003, 5:01:30 AM9/10/03
to
Hallo Doris,

neue Antwort, da neues subject...

In article <bjft0d$ii5ej$1...@ID-3895.news.uni-berlin.de>,
w...@nanet.at says...

> Das Alter ist auch so eine Sache... Mit 31 Jahren kann er kurz


> vor`m Umkippen sein oder noch doppelt so alt werden.

Das hast du optimistischer formuliert als alle anderen
(Fachtierarzt eingeschlossen), die bisher '31 Jahre alt'
gehört haben. Konsens: 'Ach, der lebt ja eh nicht mehr lange'.

Je öfter ich das höre, desto weniger plausibel erscheint es
mir. Wenn ein Grauer in Freiheit geschätzte 50-60 Jahre alt
wird, sollte er das in Gefangenschaft doch locker schaffen.
Schließlich hat er hier keine Feinde und wird beim kleinsten
Anzeichen einer Krankheit zum Tierarzt geschleppt.

Natürlich kann der Gute morgen wegen Tumor, pneumonie,
aspergillus, choli-Infektion oder sonstwas den Löffel abgeben.
Aber im Schnitt sollten die Biester doch, wenn man sie nur
halbwegs artgerecht hält (v.a. ernährt), in Gefangenschaft
steinalt werden...

Oder ist es wirklich normal, dass man bei Großpapageien schon
ganz selbstverständlich davon ausgeht, dass sie in
Menschenhaltung nur halb so alt werden, wie sie sollten?

Viele Grüße,
Stefan

Aestiva

unread,
Sep 10, 2003, 8:01:13 AM9/10/03
to

----- Original Message -----
From: "Stefan Schilling" <Stefan.S...@gmx.net>
Newsgroups: de.rec.tiere.voegel
Sent: Wednesday, September 10, 2003 11:01 AM
Subject: Lebenserwartung (was: Re: Frage: Verpaarung von Graupapageien)


> Oder ist es wirklich normal, dass man bei Großpapageien schon
> ganz selbstverständlich davon ausgeht, dass sie in
> Menschenhaltung nur halb so alt werden, wie sie sollten?


Interessante Frage :-))
Meine Vogelärztin meint, das fast jeder Papagei in Menschenhand irgendwann
an Aspergillose erkrankt und daran stirbt. Desweiteren an Nieren- und
Lebererkrankungen durch falsche/zu fette Nahrung.
Noch ein bekannter Punkt ist, das Wildfänge offensichtlich robuster sind als
Nachzuchten - sie werden scheinbar älter und sind im Durchschnitt weniger
krank.
Allerdings sind die deutschen Nachzuchten noch nicht so alt wie die
Wildfänge - wir wissen erst in einigen Jahren wirklich mehr ...

Komisch, oder? Woran das wohl liegt.

Gruß!
Aestiva


Doris Widtmann

unread,
Sep 10, 2003, 8:35:44 AM9/10/03
to
Hallo Stefan!


> Das hast du optimistischer formuliert als alle anderen
> (Fachtierarzt eingeschlossen), die bisher '31 Jahre alt'
> gehört haben. Konsens: 'Ach, der lebt ja eh nicht mehr lange'.

Zweckoptimismus? ;-) Nein, ernsthaft, ist nunmal so. Ich habe
auch zwei Venezuela-Amazonen seit 7 Jahren bei mir, die -
wenn ich den Ausführungen des Vorbesitzers glauben darf
(lässt sich leider bis auf ein paar Jährchen nicht zurückverfolgen)
- über 30 sein "sollen". Wenn`s stimmt sind es wohl sehr rüstige
Vögel, die jedes Jahr erneut balzen was das Zeug hält und ein
sehr glänzendes Gefieder aufweisen. Wenn nicht haben sie auch
schon mindestens 10 Jahre auf dem Buckel. Mein mittlerweile
10 Jahre alter Gelbbrustara-Hahn hat auch heuer das erste
Mal kapiert, zu was seine Henne "eigentlich" da ist. Zu ihm
wurde mir auch schonmal geraten, alles sein zu lassen, da er nicht
mehr resozialisierbar sei und zeitweise war auch ich kurz
davor. Also - wenn du das Gefühl hast, der Vogel ist aufgrund
seiner Blindheit nicht grundsätzlich für Gesellschaft unzugänglich,
würde ich es mit sehr viel Vorsicht durchaus versuchen.

Aber das er wirklich so ein pfiffiger Kerl ist hätte ich
mir ehrlichgesagt gar nicht sagen getraut. Das habe ich
wirklich auf Anhieb anders eingeschätzt. Finde ich
wunderbar, dass er so gut zurechtkommt! :-)

> Je öfter ich das höre, desto weniger plausibel erscheint es
> mir. Wenn ein Grauer in Freiheit geschätzte 50-60 Jahre alt
> wird, sollte er das in Gefangenschaft doch locker schaffen.
> Schließlich hat er hier keine Feinde und wird beim kleinsten
> Anzeichen einer Krankheit zum Tierarzt geschleppt.

Das ist die eigentliche Frage: Wie alt werden Graupapageien
im Freiland tatsächlich? Ich kenne keine Untersuchungen dazu.
Nur eine zum Thema Rosakakadus, die im Buch "Papageienkunde"
von Werner Lantermann zitiert wird. Nur mal ein paar Zahlen.
Im Untersuchungsgebiet starben...

*) 19% der Jungvögel in der Zeit zwischen dem Verlassen des
Nestes und dem Vertriebenwerden durch die Elterntiere
*)weitere 22% bis zum Ende des 2. Monates nach Erreichen
der Selbständigkeit
*) es überlebten nur 49% der Vögel das erste halbe Jahr
*) etwa 19,5 % erreichten das zweite Lebensjahr
*) 9% das dritte Lebensjahr

Die Zahlen sollte man sich mal zu Gemüte führen. 9%
erreichen das dritte Lebensjahr - mit dem Alter sind
sie gerade geschlechtsreif. Todesursachen bei 242
untersuchten Todesfällen waren übrigens zu etwa 3/4 Abschüsse
durch Farmer, 7% Katzenopfer, 7% Opfer von Greifvögeln und
5% im Straßenverkehr.

Keine Zahlen für Graupapageien, stark von menschlichen
Eingriffen (Abschüsse, Verkehr...) geprägt, aber für mich bei
allen Anekdoten über die Lebenserwartung von Papageien
sehr schockierend. Wie alt dann allerdings die Vögel
werden, die diese ersten Hürden schaffen, ist m. E.
nicht mal für den Rosakakadu (eine der besten erforschten
Arten, da gut zugänglicher Lebensraum) bekannt. Dazu
als Vergleich eine (erwiesene) Angabe zu einem
Nacktaugenkakadu, eine Art deren Situation im Freiland
vermutlich (?) recht ähnlich aussehen dürfte: Für
den sind 71 Jahre in Menschenobhut belegt.

Wieder mein alter Spruch, nämlich nichts genaues weiss
man nicht... Ob Graue im Freiland 10, 20 oder 80 Jahre
alt werden ist IMO reine Spekulation. Auch in einem
ansonsten sehr ausführlichen Bericht über die
Graupapageien im Kongobecken, der in der PAPAGEIEN
09 und 10 2002 erschienen ist, heißt es bloß
"Lebenserwartung im Freiland unbekannt; in Menschenobhut
40-60 Jahre". Man kann wohl davon ausgehen, dass
es wirklich keine Anhaltspunkte für`s Freiland gibt.

Mfg,

Stefan Schilling

unread,
Sep 10, 2003, 1:58:06 PM9/10/03
to

In article <bjn3j5$51h$03$1...@news.t-online.com>,
Aest...@gmx.de says...

> Meine Vogelärztin meint, das fast jeder Papagei in Menschenhand irgendwann
> an Aspergillose erkrankt und daran stirbt.

Weisst du, ob das eine Vermutung ist , oder durch Sektion der
Tiere belegt?

> Desweiteren an Nieren- und
> Lebererkrankungen durch falsche/zu fette Nahrung.

Das kann ich mir gut vorstellen, nicht nur bei Großpapageien.
Wir haben ja noch viele Agaporniden, und bei neuen Vögeln kann
ich nach ein paar Tagen sagen, welche bisher immer billig und
einseitig ernährt wurden (das sind die, die monate- bis
jahrelang nichts anrühren, was sie nicht kennen), und welche
immer Vielfalt genossen haben (das sind die, die erstmal in
alles Unbekannte neugierig reinbeissen).

Zum Glück ist unser Grauer kein 'Nahrungsspezialist'. Er
frisst natürlich nicht alles, ist aber recht aufgeschlossen.

> Noch ein bekannter Punkt ist, das Wildfänge offensichtlich robuster sind als
> Nachzuchten - sie werden scheinbar älter und sind im Durchschnitt weniger
> krank.

Scheint mir mit etwas Überlegung auch nicht ganz unlogisch.
Wenn ich hier die Handaufzuchten sehe, die niemals die gute
'Muttermilch' bekommen und Artgenossen gesehen haben...
wundert mich wenig, dass denen langfristig was fehlt.

> Allerdings sind die deutschen Nachzuchten noch nicht so alt wie die
> Wildfänge - wir wissen erst in einigen Jahren wirklich mehr ...

Das wundert mich immer wieder. Seit > 100 Jahren werden
Graupapgeien in Massen importiert. Ist denn wirklich vor dem
Washingtoner Artenschutzabkommen niemand auf die Idee
gekommen, die Tiere auch hier nach zu züchten und die
Unterschiede zwischen Freileben und Gefangenschaft
wissenschaftlich zu untersuchen :-/

Viele Grüße,
Stefan

Uwe Hercksen

unread,
Sep 16, 2003, 5:26:49 AM9/16/03
to

Stefan Schilling schrieb:

>
> wir haben seit etwa 2 Monaten einen Kongo Graupapagei - Jacki,
> 31 Jahre alt, Wildfang, bisher nur in Einzelhaltung, noch dazu
> blind und daher zwangsläufig flugunfähig (Federn gestutzt, zur
> eigenen Sicherheit).
>
> Natürlich soll Jacki auf seine alten Tage noch eine Partnerin
> bekommen. Bisher ist er nämlich mit mir 'verheiratet'. Leider
> steht er auf Männer - meine Frau daarf ihn nicht anfassen :-(

Hallo,

wenn er blind ist, wie unterscheidet er dann zwischen Dir und Deiner Frau?

Bye

Stefan Schilling

unread,
Sep 17, 2003, 5:10:05 AM9/17/03
to

In article <3F66D759...@mew.uni-erlangen.de>,
herc...@mew.uni-erlangen.de says...

> wenn er blind ist, wie unterscheidet er dann zwischen Dir und Deiner Frau?

Der 'sieht' in erster Linie mit den Ohren. Und Jacki hört
sprichwörtlich das Gras wachsen. Wir sprechen anders, gehen
anders, atmen anders... Ohne mit ihm zu sprechen, darf man ihn
ohnehin nicht anfassen, weil er dann nicht weiss, was los ist
(und wo man ist) und das als Angriff auffassen würde.

Ausserdem hat er einen guten Tastsinn, so orientiert er sich
ja in seiner Umwelt. Wenn ich ihn z.B. in seine Voliere zurück
setze, weiss er (anhand von Durchmesser, Struktur, Form?)
sofort, auf welchem Ast er abgesetzt wurde.

Ich nehme an, dass er so auch ohne Gehör meine Finger, Hals,
Gesicht von denen meiner Frau unterscheiden kann. Zumindest
merkt er es mit 100%iger Sicherheit.

Viele Grüße,
Stefan

Stefan Schilling

unread,
Sep 18, 2003, 6:09:15 AM9/18/03
to
Hallo Doris,

In article <bjn5q3$l5ep0$1...@ID-3895.news.uni-berlin.de>,
w...@nanet.at says...

> auch zwei Venezuela-Amazonen seit 7 Jahren bei mir, die -
> wenn ich den Ausführungen des Vorbesitzers glauben darf
> (lässt sich leider bis auf ein paar Jährchen nicht zurückverfolgen)
> - über 30 sein "sollen".

Keine Papiere ;-)

So genau weiss man dass bei unserem Grauen
ja auch nicht. Er ist zwar 1972 'aktenkundig' geworden -
aber wie alt er zu dem Zeitpunkt schon war, hat er noch
niemandem erzählt.

> wurde mir auch schonmal geraten, alles sein zu lassen, da er nicht
> mehr resozialisierbar sei und zeitweise war auch ich kurz
> davor.

Na also. Mit vieeeeeeel Geduld geht so manches ;-)

> Aber das er wirklich so ein pfiffiger Kerl ist hätte ich
> mir ehrlichgesagt gar nicht sagen getraut. Das habe ich
> wirklich auf Anhieb anders eingeschätzt. Finde ich
> wunderbar, dass er so gut zurechtkommt! :-)

Der Jacki ist einfach ein toller Typ - und (ohne mich selbst
zu loben ;-) meine ich seinem Verhalten zu entnehmen, dass er
sich hier sauwohl fühlt. Immerhin hat er jetzt seit Jahren zum
ersten mal wieder einen 'Mann' (mich). Und wir haben auch
einen geregelten Tagesablauf: morgens, wenn ich füttere und
Volieren säubere, hockt er auf meiner Schulter, spricht mit
mir, und wird ausgiebig gekrault. Mittags darf er mich
anflirten und mit vorverdautem Futter beschmaddern. Und abends
gibt es nochmal eine laaaange Kraul-Phase vor dem Schlafen
gehen ;-)

Bei seinen Abenteuern stören ihn auch Abstürze nicht die Bohne
;-) Wenn der an meinen T-Shirt-Ärmel runterkrabbelt, hängt er
halt in Kürze mit den Füßen in der Luft und hält sich nur noch
mit dem Schnabel fest. Irgendwann kracht er dann auf den
Boden, und... läßt ein einziges 'OU!' verlauten (sein Geräusch
für 'Ups, was war denn das!') und stapft sofort munter drauf
los. Der ist einfach Klasse!

Und sein Volierenboden ist sein Abenteuerspielplatz:
http://www.domfree.de/yoyo092134/jacki_20030912.jpg
Da gibt's Futter, Wasser, Zweige, Baumstamm, Kiefernzapfen,
Korken, Zeitungen, Knabberhöler, und natürlich (auf dem Bild
nicht zu sehen) sein Handtuch, das er mit Vorliebe
durchlöchert und daran hoch klettert ;-)

Inzwischen hat er die Volieren-'Topographie' auch völlig
verinnerlicht. Da die Äste unterschiedlich sind (Durchmesser,
Baumart, Struktur, Form, Ausrichtung usw.) und alles immer am
gleichen Platz bleibt, kennt er sich bestens aus. Wenn ich ihn
in die Voliere setze, weiss er nach kurzem Tasten mit Fuß und
Schnabel 100%ig sicher, wo er gerade ist. Schon erstaunlich...

> Das ist die eigentliche Frage: Wie alt werden Graupapageien
> im Freiland tatsächlich? Ich kenne keine Untersuchungen dazu.
> Nur eine zum Thema Rosakakadus, die im Buch "Papageienkunde"
> von Werner Lantermann zitiert wird. Nur mal ein paar Zahlen.

(...)

Die großen Verluste in den ersten Jahren sind doch sicher
normal (von Abschüssen abgesehen), dafür hat die Natur ja 'mit
Masse' vorgesorgt.

> "Lebenserwartung im Freiland unbekannt; in Menschenobhut
> 40-60 Jahre". Man kann wohl davon ausgehen, dass
> es wirklich keine Anhaltspunkte für`s Freiland gibt.

Dass die Lebenserwartung von Altvögeln in Freiheit nicht
erforscht ist, wirft IMHO ein peinliches Bild auf unser
Naturverständnis - aus der Wildnis klauen, in die erste Welt
verschiffen und in Käfige sperren ist gut. Wissen, wie solche
Tiere in Natur leben, hingegen scheinbar uninteressant
(zumindest bis vor wenigen Jahrzehnten).

Gut, solche Untersuchungen brauchen lange Zeiträume. Aber da
man Graupapageien seit > 120 Jahren im gorßen Stil fängt und
exportiert, hätte man auch 120 Jahre Zeit gehabt, Freilebende
zu beringen und zu beobachten :-/

Viele Grüße,
Stefan

Walter Elefant

unread,
Oct 8, 2003, 1:13:16 PM10/8/03
to
ganz einfach,nach dem geruch.servus walter
"Uwe Hercksen" <herc...@mew.uni-erlangen.de> schrieb im Newsbeitrag
news:3F66D759...@mew.uni-erlangen.de...

Stefan Schilling

unread,
Oct 8, 2003, 2:14:47 PM10/8/03
to

In article <MAXgb.116918$qU6.1...@news.chello.at>,
coco...@chello.at says...

> ganz einfach,nach dem geruch.servus walter

Unwahrscheinlich. Papageien können eigentlich nur richtig
riechen, wenn sie allzu lange nicht gebadet haben ;-)

Viele Grüße,
Stefan

Walter Elefant

unread,
Nov 8, 2003, 9:48:27 AM11/8/03
to
den papagei habe ich auch nicht gemeint,servus walter


"Stefan Schilling" <Stefan.S...@gmx.net> schrieb im Newsbeitrag

news:MPG.19ee72844...@news.t-online.de...

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