Mein neuer Sattel ist zurueck, und juchu, er passt jetzt mir und meinem
Pferd.
Im Moment kann ich, ausser diesen "Anpassungsschwierigkeiten", fast nur
Gutes ueber den Sattel sagen.
Allgemeines: Er ist etwa so gross wie ein Westernsattel, aber nur halb
so schwer. Die Verarbeitung und Lederqualitaet ist, wie bei allen
Sommer-Saetteln, spitzenmaessig, der Sattel ist nach dem ersten
Einfetten bereits angenehm weich. Die Polsterung schwingt sich auch nach
der Aenderung noch vorn und hinten weich nach aussen bzw. oben weg,
sodass der Druck des Sattels allmaehlich nachlaesst.
Sitz (Reiter): Die Pauschen sind bei diesem Sattel auf das untere
Sattelblatt aufgesetzt und wirkten fuer mich doch so steil und hoch,
dass ich fuerchtete, sie koennten das Reiterbein zu sehr festlegen.
Tatsaechlich und in Kombination mit der Form der Sitzflaeche sind sie
zumindest fuer mich absolut optimal, meine RL meinte, "der Sattel wuerde
optimal den korrekten Sitz unterstuetzen". D.h. das Verhaeltnis von
Pauschenform, Pauschenlage, Lage des tiefsten Punktes, Form und Lage des
Hinterzwiesels ist zumindest fuer einen kleinen Menschen wie mich ideal.
Dabei legt er einen aber nicht in der Haltung fest, es ist selbst fuer
meine dicken Oberschenkel noch genuegend Platz, um das Bein vor-und
zurueck zu nehmen.
Leichttraben geht auch sehr gut, man kann hervorragend im Gleichgewicht
bleiben.
Trotz des hohen Hinterzwiesels fuehle ich mich, wie gesagt, nicht
eingeengt.
Die Sitzflaeche ist gepolstert, was den Sattel ausserdem noch bequemer
macht (ist ja auch eigentlich als Wanderreitsattel entwickelt worden)
PS: Heute (einige Tage spaeter) habe ich ihn nochmal intensiver benutzt
und einen Effekt bemerkt, der mir zuvor bisher nie bei "normalen"
Satteln aufgefallen war: Am Ende der Stunde taten mir in der Tat Muskeln
weh, von deren Vorhandensein ich noch gar nichts wusste. Es muss wohl
Muskeln geben, die von der Lendenwirbelsaeule zum Hueftgelenk oder
Oberschenkelknochen ziehen, und die scheinen bei mir superverkuerzt zu
sein... :-(
Weiss jemand zufaellig, wie man diese Muskeln gedehnt bekaeme? (Ich
schau auch noch mal bei den Schusdziarras nach).
Bei dem Sattel kam es halt raus, weil ich da schlecht kompensieren kann
und der Sattel sich eben auch mehr mit der Pferdebewegung bewegt als
einer mit starrem Baum.
Sitz (Pferd): Der Sattel ist, wie gesagt, ziemlich gross, die
Trachtenform und -breite sowie die Kammerbreite ist aehnlich wie bei
einem Westernsattel, breiter als bei den meisten
Englisch-Trachtensaetteln. Der gesamte Sattel ist ziemlich lang, ich
weiss nicht, ob es insgesamt kleinere davon fuer kleinere Pferde gibt.
Fuer mein Pferd (Peter Pan), ca. 1,55, der einen eher langer Ruecken
hat, haette er nicht laenger sein duerfen. Der Sattel laesst aber im
Gegensatz zu einem Westernsattel die Schultern frei liegen (sehr gut).
Die Trachten sind wie bei einem Englischsattel gepolstert, mit einem
speziellen synthetischen Polstermaterial.
Der Gurt liegt deutlich weiter hinten als bei einem ES, mal sehen, was
das im Sommer wird, wenn das Hottel wieder ein bisschen mehr Bauch hat.
Im Moment geht es gut, er rutscht nicht.
Auswirkungen des elastischen Baumes:
Als ich den Sattel aus dem Transportkarton holte, war ich zunaechst
erschrocken und fuerchtete, ich muesse ihn schon wieder einschicken, da
die eine Trachte einen schraegen Winkel bildete. War aber nur Stauchung
durch den Transport und liess sich durch Biegen nach aussen wieder
rueckgaengig machen. Das ist aber eine deutliche Warnung dafuer, wie
leicht sich der Baum dieses Sattels verziehen koennte. Lt. Hersteller
taete er das nicht, da das Material ein "Gedaechnis" haette und stets in
diese Form zurueckkehren wuerde, aber naja, das will erst erprobt
werden.
Der Sattel liegt etwas hoch ueber dem Pferd (gut fuer die Kammerweite),
sodass man das Gefuehl haben koennte, wenig Kontakt zum Pferd zu haben.
Aber das Gegenteil ist der Fall, die Bewegungen des Pferdes uebertragen
sich wesentlich besser als mit einem "gewoehnlichen" Sattel, etwa wie in
der Mitte zwischen ohne Sattel und mit normalem Sattel.
Man kann die Biegung des Koerpers deutlich spueren, die Art der
Bewegung, wohin das Gewicht des Pferdes tendiert, sogar ein wenig die
Form der Schwingungswelle des Rueckens unter einem.
Bisher habe ich den Sattel erst zweimal benutzt, beide Male war der
Ruecken des Pferdes darunter so entspannt wie nach einer Massage, eher
entspannter als vor dem Reiten (ich habe allerdings auch viel v/a
geritten).
Das Pferd reagierte sichtlich erleichtert, was allerdings auch darauf
zurueckzufuehren sein koennte, dass es froh war, endlich einen
ausreichend weiten Sattel zu haben... <duck, schaem>
Alle bisher schwierigen Uebungen gingen erheblich leichter (wohl auch
eher wegen der weiteren Kammer). Und Peter ist jetzt sehr viel
motivierter zur Mitarbeit, er draengt sich wieder nach der Arbeit und
ist auch sehr ausgeglichen :-)))
Umgang: Durch Tueren und enge Stellen kommt man mit dem Sattel weniger
gut, weil er halt so gross ist. Wegen des geringen Gewichtes ist er
allerdings leicht zu satteln.
Ich habe mir eine "normale englische" Gurtung gewuenscht, die sich
zumindest von unten auch muehelos anziehen laesst. Von oben ist es etwas
gewoehnungsbeduerftig, da man das Bein nicht mit Steigbuegel nach vorn
nehmen kann, da die Steigbuegelriemenaufhaengung tiefer sitzt als bei
einem ES. Prinzipiell geht das aber. Deswegen auch die "kurzen"
Gurtstrippen, damit ich zum Nachgurten keinen Kosakenhang machen muss.
Man muss sich auch daran gewoehnen, dass man die Buegelriemen ca. 4 Loch
kuerzer machen muss als in einem ES. Bei mir hiess das, ich musste
Steigbuegelriemen fuer Kinder verwenden. :-)
Optik: Also, ich fand ihn, verglichen mit anderen Satteln, nicht
unbedingt optisch schoen. Der "Evolution englisch" mit laengeren
Sattelblaettern hat eher rechteckige Sattelblaetter, was ich nicht so
ansprechend finde wie abgerundete, zudem sind sie breiter sind als lang.
Meine Mutter, die aber eigentlich gar nichts von Saetteln versteht, aber
viel kuenstlerisches Geschick hat, fand ihn spontan schoen.
Das waren die bisherigen Erfahrungen, ich schreib dann nochmal nach
einem halben Jahr oder so, wie er sich langfristig gemacht hat.
Gruesse,
Anke
+ Peter Pan, der froh ist, endlich keinen klemmenden Sattel mehr zu
haben und sich jetzt nach der Arbeit draengt :-)
herzlichen Dank für den ausführlichen Bericht! Er hat mich erneut motiviert,
mir den Sommer Sattel mal genauer anzuschauen, nachdem ich ihn vor einiger
Zeit einmal bestaunt hatte und dann aber gedanklich verworfen hatte
(Preis...).
Die größeren Trachten lassen mich vemruten, dass der Auflagedruck viel
breiter verteilt wird - was doch nur gut sein kann für alle Pferde!
Frohe Ostern!
Gruss, Chris
Danke für den Bericht!
Anke Spix schrieb:
> Mein neuer Sattel ist zurueck, und juchu, er passt jetzt mir und meinem
> Pferd.
> Allgemeines: Er ist etwa so gross wie ein Westernsattel, aber nur halb
> so schwer.
Sagst du mir vielleicht ein ungefähres Gewicht? Habe keine Erfahrung, wie
schwer Westernsättel sind... :-(
> Sitz (Reiter):
> Tatsaechlich und in Kombination mit der Form der Sitzflaeche sind sie
> zumindest fuer mich absolut optimal, meine RL meinte, "der Sattel wuerde
> optimal den korrekten Sitz unterstuetzen".
Sagst Du mir mal kurz Deine Schwierigkeiten bezüglich Sitz - jeder hat ja
andere anatomische Gegebenheite - ich komme zu leicht ins Hohlkreuz, bin
eher kurz und schlank, habe die Bügel immer gerne lang (zu lang *g*) ... .
>
> Die Sitzflaeche ist gepolstert, was den Sattel ausserdem noch bequemer
> macht (ist ja auch eigentlich als Wanderreitsattel entwickelt worden)
>
Bei meinem HGG Appaloosa auch - viele Reiter meinen, da kommt man mit den
Hilfen schwammig durch etc. finde cih aber völligen Quatsch ! Ich find ihn
super zu sitzen!
>
> PS: Heute (einige Tage spaeter) habe ich ihn nochmal intensiver benutzt
> und einen Effekt bemerkt, der mir zuvor bisher nie bei "normalen"
> Satteln aufgefallen war: Am Ende der Stunde taten mir in der Tat Muskeln
> weh, von deren Vorhandensein ich noch gar nichts wusste. Es muss wohl
> Muskeln geben, die von der Lendenwirbelsaeule zum Hueftgelenk oder
> Oberschenkelknochen ziehen, und die scheinen bei mir superverkuerzt zu
> sein... :-(
> Weiss jemand zufaellig, wie man diese Muskeln gedehnt bekaeme? (Ich
> schau auch noch mal bei den Schusdziarras nach).
Meinst Du an der Vorderseite des Menschen, es gibt da z.B. die Hüftbeuger,
die bei Reitern oft verkürzt sind?
Du kannst in jedem Fall im Buch "Zwischen Spannkraft und Losgelassenheit -
Besser Reiten mit Yoga" Kellner/Wimmer, Cadmos-Verlag (gell
*schonwiederWerbungmachend*), nachschlagen, da wird auf viele
Reiterprobleme eingegangen (u.a. auf Hüftbeuger/-strecker - Dehnung - ich
hoffe ich habe die Muskeln jetzt richtig benannt *g*) - habe das Buch
leider grad verborgt ... :-(
>
>
>
> Optik: Also, ich fand ihn, verglichen mit anderen Satteln, nicht
> unbedingt optisch schoen. Der "Evolution englisch" mit laengeren
> Sattelblaettern hat eher rechteckige Sattelblaetter, was ich nicht so
> ansprechend finde wie abgerundete, zudem sind sie breiter sind als lang.
> Meine Mutter, die aber eigentlich gar nichts von Saetteln versteht, aber
> viel kuenstlerisches Geschick hat, fand ihn spontan schoen.
Gibt es irgendwo ein Foto von dem Sattel?
LG
Jasmin
hafner schrieb:
> Sagst du mir vielleicht ein ungefähres Gewicht? Habe keine Erfahrung, wie
> schwer Westernsättel sind... :-(
Da gibts recht erhebliche Unterschiede. Ich wu"rde sagen, um die 10 kg.
Es gibt leichtere, aber auch (v.a. wenns a"ltere mit Holzbaum sind)
schwerere.
Es gibt auch sehr leichte Westernsa"ttel, die dann aber oft von
minderwertiger Qualita"t sind.
> Gibt es irgendwo ein Foto von dem Sattel?
Auf der Webseite von Sommer: http://www.sattelmacher.com/DE/index.html
Unter "Produkte", und da unter "Sa"ttel".
Gru"sse
Jacqueline
--------------------------------------------------
Fu"r E-Mail "nospam" mit "wiedler" austauschen
Hi Jacqueline!
> Sagst du mir vielleicht ein ungefähres Gewicht? Habe keine Erfahrung, wie
> schwer Westernsättel sind... :-(
Westernsaettel ab 10 kg, soweit ich weiss, jedenfalls zwischen 8 und 12
(ohne Pad, also Decke)
Der Evolution mit allem Brimborium (Satteldecke mit Lammfellpad,
Sattelgurt, islaendische Sicherheitssteigbuegel) 7 kg?
Gewogen hab ich ihn nicht. Aber er kommt mir sogar leichter vor als die
"normalen" Trachtensaettel.
>
> Sagst Du mir mal kurz Deine Schwierigkeiten bezüglich Sitz - jeder hat ja
> andere anatomische Gegebenheite - ich komme zu leicht ins Hohlkreuz, bin
> eher kurz und schlank, habe die Bügel immer gerne lang (zu lang *g*) ...
Ich bin klein und sehr "barock" gebaut (dicker H******, dicke
Oberschenkel) und habe angeborene Hueftgelenksdysplasie. Ausserdem hatte
ich bis vor einigen Jahren Wirbelblockaden in der Lendenwirbelsaeule,
die teilweise vermutlich schon gesetzt wurden, bevor ich laufen lernte.
Immerhin ein geringfuegiger Preis, wenns so sein sollte... ansonsten
koennte ich jetzt naemlich kaum schmerzfrei 100 m gehen.
Egal, das gehoert jetzt nicht hierher.
Jedenfalls wirkt sich das einerseits so aus, dass ich meine Beine nicht
weit abspreizen kann, dafuer stimmt die Hueftgelenkspfannenform nicht
ganz - wenn ichs doch muss, kriege ich entweder saumaessige
Muskelkraempfe oder fluechte mich in den Stuhlsitz - dann ists
ertraeglich (fuer mich. Das Pferd sollte man dann besser nicht fragen
:-/ ).
Die Wirbelblockaden hatten zu Steifheit im Lendenwirbelbereich gefuehrt,
v.a. einige etwas aktuellere, die ich Faramir zu verdanken hatte,
besonders (die sind jetzt ca. 3 Jahre her), mit Tendenz ins Hohlkreuz.
Und letzterem vermute ich auch diese Unnachgiebigkeit der Muskulatur
verdanken zu koennen. Langanhaltende Blockade -> Muskelverspannungen ->
Muskelatrophien oder -verkuerzungen.
Leider bin ich nicht so beweglich wie mein Ross. Der hatte ein analoges
Problem, es aber mit guter Gymnastik innerhalb von 3 Monaten und ca. 10
Arbeitsstunden deutlich verbessert (so haett ich das fuer mich auch
nicht ungern).
>
> > Weiss jemand zufaellig, wie man diese Muskeln gedehnt bekaeme? (Ich
> > schau auch noch mal bei den Schusdziarras nach).
>
> Meinst Du an der Vorderseite des Menschen, es gibt da z.B. die Hüftbeuger,
> die bei Reitern oft verkürzt sind?
Neee, die gehen eigentlich ganz gut.
Das Problem ist, denke ich, auch nicht das Hueftgelenksband, sondern
Muskeln, die von der Lendenwirbelsaeule zur Aussenseite der Oberschenkel
ziehen (muesste der latissimus dorsi sein). Jedenfalls ziehts in dem
Bereich ziemlich aetzend. Oder ich hab mir mal wieder was verklemmt.
> Du kannst in jedem Fall im Buch "Zwischen Spannkraft und Losgelassenheit -
> Besser Reiten mit Yoga" Kellner/Wimmer, Cadmos-Verlag (gell
> *schonwiederWerbungmachend*), nachschlagen, da wird auf viele
> Reiterprobleme eingegangen (u.a. auf Hüftbeuger/-strecker - Dehnung - ich
> hoffe ich habe die Muskeln jetzt richtig benannt *g*) - habe das Buch
> leider grad verborgt ... :-(
>
Mal sehn, was es kostet - war ja gerade der Osterhase da :-)
> >
> Gibt es irgendwo ein Foto von dem Sattel?
Ausser dem Verweis von Jacqueline: Ich hab welche, aber die liegen noch
beim Reitgeschaeft, muss ich demnaechst mal abholen. Das war aber noch,
als er nicht angepasst war. Vielleicht mach ich nochmal neue, ich muss
sowieso noch welche machen, da fuer das letzte Pferd der Sattel noch
geaendert werden muss. Aber das koennte dauern. Ich fotografiere nicht
mehr so viel wie frueher, bei mir liegt der Film nicht selten monatelang
im Apparat.
>
Gruesse,
Anke
Hi Chris!
> herzlichen Dank für den ausführlichen Bericht!
Gern geschehen!
> Er hat mich erneut
> motiviert, mir den Sommer Sattel mal genauer anzuschauen, nachdem ich ihn
> vor einiger Zeit einmal bestaunt hatte und dann aber gedanklich verworfen
> hatte (Preis...).
Nunja, nachdem ich von einer reitenden Altenpflegerin, die regelmaessig
zu meinem Vater kommt, gehoert hatte, dass sie eine Passier-Sattel fuer
2400 Euro auf der Equitana gekauft hatte, sehe ich das alles relativ...
>
> Die größeren Trachten lassen mich vemruten, dass der Auflagedruck viel
> breiter verteilt wird - was doch nur gut sein kann für alle Pferde!
Huete Dich vor Verallgemeinerungen!
Nicht, dass ich Trachtensaettel jetzt schlechtmachen wollte, natuerlich
haben sie auch viele Vorteile, so v.a. die bessere Druckverteilung. Aber
man sollte im Hinterkopf behalten, dass jedes Ding seine zwei Seiten
hat.
>
> Frohe Ostern!
Ebenso!
Gruesse,
Anke