Andrea und Stefan schrieb:
Also ich selbst kann leider nichts aus Erfahrung beisteuern, finde das Thema
aber sehr interessant, da ich mir selbst öfters überlege, ob es auch Signal-
oder westerngerittene Isis gibt...leider habe ich (noch) kein eigenes Pferd,
aber das kommt sicherlich auch irgendwann...da ich aber western reite, ist das
mit dem Isi nicht so einfach...denn wo bekommt man einen westerngerittenen Isi
her? Hast du dein Pferd selbst ausgebildet oder 'nur' auf die Signalreitweise
umgestellt? Reitest du mit Isländerzubehör?So, mich interessiert auch, was die
anderen hierzu sagen...
Bis dann!
Judith
> > > Sein gut einem halben Jahr habe ich einen eigenen Isländer, den ich nach
> > > einer Signalreitweise reite. Nun wurde ich von verschiedenen Seiten
> > > (alles Islandpferde-Reiter) total verunsichert, und weiss nicht mehr, ob
> > > es wirklich richtig ist, was ich tue.
> > > Hat jemand von Euch selber Erfahrung mit einer Signalreitweise im
> > > Zusammenhang mit einem Gangpferd? Was haltet Ihr davon? Schadet man dem
> > > Tölter (vorallem der Gangart Tölt) damit wirklich und wenn ja, warum?
> > > Auf Eure Antworten bin ich wirklich gespannt...
> > >
> > > Gruss
> > >
> > > Andrea und Bylur
>
> Also ich selbst kann leider nichts aus Erfahrung beisteuern, finde das Thema
> aber sehr interessant, da ich mir selbst öfters überlege, ob es auch Signal-
> oder westerngerittene Isis gibt...leider habe ich (noch) kein eigenes Pferd,
> aber das kommt sicherlich auch irgendwann...da ich aber western reite, ist das
> mit dem Isi nicht so einfach...denn wo bekommt man einen westerngerittenen Isi
> her?
In der letzten Ausgabe des "Pferdemarkts" ist so etwas drinnen, nur, daß dem armen
Tier der Sattel viel zu groß ist, ich finde es ehrlich gesagt unmöglich.
Mein Tip: Suche mal einen guten Islandpferdreitstall und schnuppere etwas in die
Islandpferdereitweise! Es ist zwar von der Ausrüstung eher im Englischen Stil,
doch wenn Du Dich intensiv damit beschäftigst wirst Du herausfinden, das es doch
reichlich wenig mit der Englischen Reitweise zu tun hat, es ist ganz anders. Du
könntest auch mal ein Buch lesen, wenn Du Dich mit der Pferdeausbildung
beschäftigst wirst Du viele gutes in den Islandpferdereitlehren ("Reynirs
Islandpferdereitschule", "Die Islandpferdereitlehre") vereinigt finden. Wieviel
Zusammenhang Du damit mit dem Westernreiten entdeckst, kann ich Dir leider
überhaupt nicht sagen, ich denke jedoch, ein Westernsattel gehört nicht auf einen
Isländer, mir gefiel dieser Anblick überhaupt nicht!
Ich kann Dir nur raten probiere es in einer Islandpferdereitschule, in einer
guten, wenn Du unbedingt einen Isländer haben willst.
Wenn nicht kauf Dir irgendwann mal lieber ein richtiges Westernpferd!
Jasmin
Ich weiß zwar nicht genau, was ihr unter Signalreitweise versteht, aber beim
Islandpferdereiten ist es z.B. wichtig, daß man nicht ständig treibt, etc. Das
Pferd soll dem Schenkeldruck ja weichen, solange bis ein anderer Befehl vom
Reiter kommt.
In dem Islandpferdereitstall, wo ich reite wird sehr viel wert darauf gelegt,
daß die Pferde nicht abgestumpft und unsensibel werden. Das heist aber noch
lange nicht, daß die Pferde deshalb langsamer sind, im Gegenteil, gerade für
den Tölt muß man ja die tempounterschiede besonders gut herausreiten und auf
flottes Tempo achten, dazu werden zuerst die Schenkel eingesetzt, dann, wenn
das Pferd nicht entsprechend reagiert kommen Auffordernde andere Hilfen hinzu
(z.B.: die Stimme - dafür bringen Dich Dressur-Turnierreiter allerdings um,
wenn Du das weiter verbreitest).
Hast Du in einem guten Islandpferdestall Gangreiten (zumindest Tölt) gelernt?
Ich möchte das bezweifeln. In meinem Stall wird stark nach der Lehre von
Reynir Adalsteinsson gelebt,( Du solltest mal sein Buch lesen) z.b.: eine
Hinterhandwendung im Westernstil (Zügel nicht angenommen etc.) ist nicht
unüblich.
So wie ich das Signalreiten sehe ist es ja die ursprüngliche Form des reitens
und so auch gut für jedes Pferd vorraussgesetzt es wurde optimal gymanstiziert
und ausgebildet. Es ist auch für den Tölt möglich, ich denke nur Du mußt es
mit Deinem Pferd (unter fachkundiger Anleitung, die den tölt beurteilt)
trainieren, daß es die optimale Aufrichtung im Tölt hat das wird ja
normalerweise nicht durch Zerren am Zügel erreicht, sondern durch andere
Faktoren, wie die gut untertretende Hinterbeine,...
Also, wenn Du glaubst daß es richtig ist, was Du tust und vorallem für Dein
Pferd gut, dann laß Dich nicht vom Gerede von anderen davon abbringen! Was Du
allerdingst tun kannst, um Deine Meinung zu festigen, suche die Hintergründe
in Fachlektüren, und begründe Deine Meinung dann mit Fakten (dann schauen die
anderen nämlich sehr dumm, wenn sie keine Meinung dazu haben und keine Ahnung;
die Dümmsten sind dann aber die die Dir sagen: Das ist alles nur Blödsinn und
ihre Meinung aber in keinser Weise hinterlegen können!).
Viel Glück!
Jasmin
Andrea und Stefan schrieb:
> > Hallo zusammen,
> >
Was ist denn bitte "Signalreitweise"
Petra (neugierig)
> > Also ich selbst kann leider nichts aus Erfahrung beisteuern, finde das Thema aber
> sehr interessant, da ich mir selbst öfters überlege, ob es auch Signal- oder
> westerngerittene Isis gibt...
Gesehen habe ich bis jetzt nur einen Isi aus der ferne, der mit einem südfranzösischen
Sattel geritten wurde, wie ich ihn benutze (was ja aber noch lange nichts heisst) und
einen Isländer habe ich mal in einem Einsteigerkurs von Bettina Schürer gesehen
(allerdings glaube ich nicht, dass dieser Reiter auf der Basis geblieben ist, denn er
ist eher turnierorientiert...) Ansonsten fühle ich mich eben total "allein" und bin
deshalb auch so verunsichert.
> > aber das kommt sicherlich auch irgendwann...da ich aber western reite, ist das mit
> dem Isi nicht so einfach...denn wo bekommt man einen westerngerittenen Isi her?
Weiss ich auch nicht, ich denke es gibt nirgends fertig ausgebildete Isländer in einer
Signalreitweise? Meinen Bylur habe ich selber umgestellt, was übrigens auf Anhieb
geklappt hat. Wir bekamen noch nie Schwierigkeiten, weil er meine Hilfen nicht
verstand, im Gegenteil war ich manchmal erstaunt, dass er so willig und prompt
reagiert, als würde er das alles schon jahrelang kennen. Ich habe für Bylur einen
südfranzösischen Sattel, der für kleine, feine Pferde geeignet ist. Zäume habe ich
zwei, einen englischen und einen hannoverschen. Hier bin ich noch stark am
ausprobieren, denn es passt doch nicht zusammen, ihn ohne Zügel zu reiten und trotzdem
das Maul "zuzubinden". Hier ist eben wieder die Frage, wie das mit dem Tölten
aussieht.... (dort muss auch ich natürlich meinen Isi zusammenstellen!)
> In der letzten Ausgabe des "Pferdemarkts" ist so etwas drinnen, nur, daß dem armen
> Tier der Sattel viel zu groß ist, ich finde es ehrlich gesagt unmöglich.
Da stimme ich Dir absolut zu!!!! Sattel- und Zaumzeug müssen auf jeden Fall passen,
egal ob das jetzt im Englischen-, Western- oder einem andern Stil ist! Furchtbar wenn
der Sattel zu gross ist und deswegen dem Pferd beispielsweise in die Nieren drückt.
Gerade dieses Problem habe ich übrigens schon bei Isländern gesehen (mit
Tölt-Sätteln)...
> Mein Tip: Suche mal einen guten Islandpferdreitstall und schnuppere etwas in die
> Islandpferdereitweise! Es ist zwar von der Ausrüstung eher im Englischen Stil,
Das werde ich tun. Anfangs März besuche ich einen Töltkurs um etwas Licht ins Dunkel
zu bringen. Ich will da herausfinden, ob Bylur wirklich "soooo schlecht läuft" wie das
alle um mich herum sagen, obwohl sie ihn gar noch nie gesehen haben (!) (ich finde es
nicht, kann mich ja aber irren) und ob es tatsächlich so ist, dass man einen Isländer
nur mit Tölt-Sattel und Islandpferde- oder Englischer Reitweise reiten kann. Gerade
die Reitlehrerin da (selber recht bekannte Turnierreiterin!) hat mir dringends davon
abgeraten, meinen Isländer in einer Signalreitweise zu reiten.
> doch wenn Du Dich intensiv damit beschäftigst wirst Du herausfinden, das es doch
> reichlich wenig mit der Englischen Reitweise zu tun hat, es ist ganz anders. Du
> könntest auch mal ein Buch lesen, wenn Du Dich mit der Pferdeausbildung beschäftigst
> wirst Du viele gutes in den Islandpferdereitlehren ("Reynirs
> Islandpferdereitschule", "Die Islandpferdereitlehre") vereinigt finden.
Die beiden Bücher kenne ich (habe sie sogar zuhause!) und finde beide sehr gut. Du
hast recht, es hat einige Punkte darin, die ein wenig abweichen von der englischen
Reitweise... in der südfranzösischen Reitweise, fallen ganz einfach die Zügel noch
fast ganz aus dem Spiel, man sitzt locker (ohne angespanntes Kreuz und weggestreckte
Beine) im Sattel und schon kann man die beiden Bücher zum grossen Teil verwenden.
Allerdings muss ich sagen, ich habe noch niemanden gesehen, der hier in der Schweiz
sein Pferd "isländisch" reitet. Hier traf ich bis jetzt nur Leute, die Englisch reiten
und ihre Pferde recht stark "zusammenstellen". Dies auch im Gelände auf einem
gemütlichen Ausritt! Ausserdem wird meistens energisch vorwärtsgeritten, was sehr
gestresst und übereilt wirkt, und einige der Pferde laufen dadurch sogar im Schritt
"passig", was ich jammerschade finde.
> Wieviel Zusammenhang Du damit mit dem Westernreiten entdeckst, kann ich Dir leider
> überhaupt nicht sagen, ich denke jedoch, ein Westernsattel gehört nicht auf einen
> Isländer, mir gefiel dieser Anblick überhaupt nicht!
Wie oben gesagt, entdeckt man einige Gemeinsamkeiten. Was aber auffällt ist eben, dass
zwar das Reiten Ähnlichkeiten aufweist, aber die Einstellung zum Pferd etwas anders
ist (so machen mir jedenfalls meine bisherigen Erfahrungen den Eindruck)
> Ich kann Dir nur raten probiere es in einer Islandpferdereitschule, in einer
> guten, wenn Du unbedingt einen Isländer haben willst.
> Wenn nicht kauf Dir irgendwann mal lieber ein richtiges Westernpferd!
Kommt drauf an... Ich denke wenn man Turnierambitionen hat in irgendeiner Richtung,
sollte man sich unbedingt ein entsprechendes Pferd und die dazugehörende Reitweise
aneignen.
Wenn man aber nur reitet, des Reitens willen, dann ist eine Signalreitweise sicher
nicht so falsch, oder? Rein vom "äusserlichen" her, wäre gerade der Isländer doch
geeignet für eine solche Reitweise, denn er hat in der Regel einen umgänglichen
Charakter, geht gut vorwärts, macht willig mit, ist durch seine Kompaktheit sehr
wendig etc.
Mich würde es jetzt aber doch noch interessieren, ob irgendjemand Erfahrung im Bereich
Tölt und Isländer hat.
Gruss
Andrea
Wir haben mehrere Pferde im Stall, die sowohl Dressur gehen als auch Western
machen (eins mit zwei verschiedenen Reitern)
Monty geht Damensattel, Military, Dressur und lernt Western.
Er stellt sich frooehlich und problemlos um, und einiges ergaenzt sich
hervoragend !
Zum Beispiel braucht das Western-pferd (ein Quarter) auch wenn
Dressurmaessig geritten, erheblich weniger und feinere Hilfen, seit er
Western geritten wird. Und den Iren einer Amerikanischen Freundin kann man
kinderleicht von long-and-low im Western Stil auf Aufrichtung und am-Zeugel
ala L Dressur reiten, vom einen zum anderen umstellen, in beiden Saetteln
und sogar innerhalb von einem Zirkel.
Deshalb kann ich mir nicht vorstellen dass es da fundamentale Probleme geben
soll - ie gesagt - es kommt auf das "WIE" an, oder ?
Ich muss hierzusagen dass ich keinen blassen Schimmer habe was
"Signal-reitweise" ist.
Petra
Petra Ruttiger schrieb:
> Monty geht Damensattel, Military, Dressur und lernt Western.
> Er stellt sich frooehlich und problemlos um, und einiges ergaenzt sich
> hervoragend !
Find ich ja super! Das macht mir auch wieder den Mut, auf der Basis
weiterzumachen, wie ich es bis jetzt handhabte. Also alle Gangarten ausser Tölt
nach Bettina Schürer zu reiten und den Tölt halt Isländisch oder Englisch
"herauszureiten"?
> Zum Beispiel braucht das Western-pferd (ein Quarter) auch wenn
> Dressurmaessig geritten, erheblich weniger und feinere Hilfen, seit er
> Western geritten wird. Und den Iren einer Amerikanischen Freundin kann man
> kinderleicht von long-and-low im Western Stil auf Aufrichtung und am-Zeugel
> ala L Dressur reiten, vom einen zum anderen umstellen, in beiden Saetteln und
> sogar innerhalb von einem Zirkel.
Habt Ihr sogar verschiedene Sättel für dasselbe Pferd? Das habe ich mir nämlich
auch schon überlegt, habe es aber dann verworfen, weil es mir komisch und fremd
vorkommt!
> Deshalb kann ich mir nicht vorstellen dass es da fundamentale Probleme geben
> soll - ie gesagt - es kommt auf das "WIE" an, oder ?
>
> Ich muss hierzusagen dass ich keinen blassen Schimmer habe was
> "Signal-reitweise" ist.
Doch den hast Du, denn wie Du schreibst, reitest Du selber eine
"Signalreitweise"! Dazu gehören zum Beispiel Western, Südfranzösisch etc. Kurz
und gut sind es alle Arbeitsreitweisen, in denen mit Signalen statt mit
ständigem Schenkeldruck, Kreuz und Zügeleinwirkung gearbeitet wird. Ein
Beispiel: Du gibst Deinem Pferd ein Zeichen und es trabt an; erst auf ein neues
entsprechendes Zeichen geht es wieder Schritt. Das Pferd reagiert also auf
Signale --> Signal-Reitweise. Alles klar??
> Petra
Gruss
Andrea
> Ich weiß zwar nicht genau, was ihr unter Signalreitweise versteht, aber beim
> Islandpferdereiten ist es z.B. wichtig, daß man nicht ständig treibt, etc. Das
> Pferd soll dem Schenkeldruck ja weichen, solange bis ein anderer Befehl vom
> Reiter kommt.
Bingo! Genau das tu ich ja. Ich reite nach Bettina Schürer (eine südfranzösische
Reitweise) in der viel Wert darauf gelegt wird, dass man harmonisiert mit dem
Pferd, d. h. seinen Rhythmus aufnehmen kann, ihn umsetzt und verändert. Man soll
damit möglichst Pferde- (und natürlich auch Reiterschonend) von A nach B kommen.
> In dem Islandpferdereitstall, wo ich reite wird sehr viel wert darauf gelegt,
> daß die Pferde nicht abgestumpft und unsensibel werden. Das heist aber noch
> lange nicht, daß die Pferde deshalb langsamer sind, im Gegenteil, gerade für den
> Tölt muß man ja die tempounterschiede besonders gut herausreiten und auf flottes
> Tempo achten, dazu werden zuerst die Schenkel eingesetzt, dann, wenn das Pferd
> nicht entsprechend reagiert kommen Auffordernde andere Hilfen hinzu
> (z.B.: die Stimme - dafür bringen Dich Dressur-Turnierreiter allerdings um,
> wenn Du das weiter verbreitest).
Ich tölte wie folgt an (ungefähr ist ja noch schwer zu beschreiben...) Ich nehme
die Zügel auf, die ja bei mir für die andern Gangarten lang sind und gleichzeitig
treibe ich ihn an, bis ich spüre dass seine Schritte deutlich kürzer werden. Dann
treibe ich ihn mit Kreuz und Schenkel in den Tölt (die Hände halte ich etwa ein -
zwei Handbreiten über dem Widerrist). Bylur tritt immer sehr fleissig an und er
töltet recht schnell (er wurde mir übrigens auch schon als schneller Tölter
verkauft....)
> Hast Du in einem guten Islandpferdestall Gangreiten (zumindest Tölt) gelernt?
> Ich möchte das bezweifeln.
Eben leider nicht! Mir wurde das von einer Kollegin erklärt und gezeigt, die schon
ihr lebenlang Isländer reitet (sie hat keine Erfahrung mit andern Pferden) Das
will ich aber Anfangs März ändern, damit ich korrigiert werden kann und nachher
sicherer bin, was ich eigentlich tue.
> In meinem Stall wird stark nach der Lehre von
> Reynir Adalsteinsson gelebt,( Du solltest mal sein Buch lesen) z.b.: eine
> Hinterhandwendung im Westernstil (Zügel nicht angenommen etc.) ist nicht
> unüblich.
Das Buch habe ich schon gelesen und finde es wirklich gut, nur lebt hier irgendwie
niemand danach.... ich sehe nie ein Islandpferd am losen Zügel und arbeiten auf
dem Platz sind schon gar nicht üblich (ich rede hier nur von den paar Pferden die
ich kenne; nicht dass ich hier noch jemanden ungerechterweise angreife!)
> So wie ich das Signalreiten sehe ist es ja die ursprüngliche Form des reitens
> und so auch gut für jedes Pferd vorraussgesetzt es wurde optimal gymanstiziert
> und ausgebildet.
Ich gehe einmal die Woche auf den Reitplatz und gymnastiziere Bylur da, sei es an
der Longe, mit Bodenarbeit oder reitend. Weiter soll er da auch den Gehorsam noch
mehr lernen, z. B. sich nicht von andern Pferden ablenken lassen, anhalten ohne
dass an den Zügeln "gezogen" werden muss (beides klappt schon ganz gut!) etc. Die
Arbeit auf dem Platz ist gleichzeitig eine Abwechslung zum Geländereiten...
> Es ist auch für den Tölt möglich, ich denke nur Du mußt es
> mit Deinem Pferd (unter fachkundiger Anleitung, die den tölt beurteilt)
> trainieren, daß es die optimale Aufrichtung im Tölt hat das wird ja
> normalerweise nicht durch Zerren am Zügel erreicht, sondern durch andere
> Faktoren, wie die gut untertretende Hinterbeine,...
Will ich im Kurs lernen, bzw. prüfen lassen, was ich verbessern sollte etc. Aber
es ist ehrlich gesagt etwas demotivierend, wenn einem die Reitlehrerin schon, ohne
das Pferd arbeiten gesehen zu haben, vor den Kopf stösst, das werde sowieso
nichts! Ich erwarte überhaupt nicht, dass Bylur eines Tages am losen Zügel töltet,
ich möchte nur lernen, wie ich ihn fördern und allenfalls korrigieren kann und ob
ich irgendwelche grundlegenden Fehler mache...
> Also, wenn Du glaubst daß es richtig ist, was Du tust und vorallem für Dein
> Pferd gut, dann laß Dich nicht vom Gerede von anderen davon abbringen! Was Du
> allerdingst tun kannst, um Deine Meinung zu festigen, suche die Hintergründe in
> Fachlektüren, und begründe Deine Meinung dann mit Fakten (dann schauen die
> anderen nämlich sehr dumm, wenn sie keine Meinung dazu haben und keine Ahnung;
> die Dümmsten sind dann aber die die Dir sagen: Das ist alles nur Blödsinn und
> ihre Meinung aber in keinser Weise hinterlegen können!).
Bringt absolut nichts. Mein "Fachwissen" und die Begründungen lassen sie nicht
gelten, das gelte vielleicht für andere Pferde, nicht aber für Isländer, die man
tölten will. Traurig nicht? Sie begreifen auch nicht, dass ich mein Pferd einfach
nur reiten will und keine Turnierambitionen habe und dass ich zum zweiten ein
sicheres, ruhiges (nicht langsames!) Freizeitpferd will, dass nicht vor lauter
Stress "passig" anfängt zu gehen.
Andere Reiter (Western und Englisch) die nichts mit Isländern zu tun haben, finden
übrigens, dass ich gut mit Bylur arbeite und schon einiges erreicht habe...
Ich bin jetzt erst mal gespannt auf den Kurs, und hoffe, dass ich da viel
profitieren und an Ideen mitnehmen kann...
> Viel Glück!
Danke!
Andrea
>Besten Dank für Deine Antwort, die gefällt mir!
Huch - Danke !
>Find ich ja super! Das macht mir auch wieder den Mut, auf der >Basis
>weiterzumachen, wie ich es bis jetzt handhabte. Also alle >Gangarten ausser
Tölt
>nach Bettina Schürer zu reiten und den Tölt halt Isländisch oder >Englisch
>"herauszureiten"?
Ich wuerde, wenn es mein Islaender waere, mit allem weitermachen, Jana -
liesst Du hier gerade mit ? Die Jana (auch hier in
England )- macht mit ihrer Islaenderin ja auch alles moegliche,
von Distanzreiten ueber "islaendisch" und "Dressur" bis springen !
>Habt Ihr sogar verschiedene Sättel für dasselbe Pferd?
Sicherlich ! Ich habe im Moment einen Dressur und einen Springsattel, den
Damen und den Western-sattel leihe ich mir aus.
> Das habe ich mir nämlich
>auch schon überlegt, habe es aber dann verworfen, weil es mir >komisch und
fremd
>vorkommt!
WARUM denn ??? Wenn Du Dir das leisten kannst ? Der Typ der meinen Monty
eingeritten hat hat einen Quarter, der sowohl Military A, Dressur L,
Springen A und Western bis zur Englischen Meisterschaft geht. Toller Hengst
uebrigens (das Pferd meine ich ;-) - der hat halt 5 Saettel rumliegen - was
soll's !
>Doch den hast Du, denn wie Du schreibst, reitest Du selber eine
>"Signalreitweise"! Dazu gehören zum Beispiel Western, >Südfranzösisch etc.
Kurz
>und gut sind es alle Arbeitsreitweisen, in denen mit Signalen statt >mit
>ständigem Schenkeldruck, Kreuz und Zügeleinwirkung gearbeitet >wird.
Ach sooooo ! Na dann - kein Problem - oder ?
Wenn ich ausreite tue ich das ja auch am langen Zuegel und lasse sowohl die
Beine als auch die Seele baumeln .....
Ich wuerde Dir aber empfehlen doch in "beiden" gewaehlten Reitweisen guten
Untericht zu nehmen. Wenn's richtig gemacht wird lernt das Pferd viel dazu,
und hat Spass an der Sache - wenn's halt nicht gut gemacht wird kann es gut
sein dass Du Dein Pferd verwirrst !
Viel Spass, viel Glueck, und lass uns wissen wie es laeuft !
Petra
Petra Ruttiger schrieb:
> Ich wuerde, wenn es mein Islaender waere, mit allem weitermachen, Jana -
> liesst Du hier gerade mit ? Die Jana (auch hier in
> England )- macht mit ihrer Islaenderin ja auch alles moegliche,
> von Distanzreiten ueber "islaendisch" und "Dressur" bis springen !
Vielleicht meldet sich Jana auch noch, was sie so dazu meint (es scheint, als
hätte sie etwas Erfahrung darin?)
> Sicherlich ! Ich habe im Moment einen Dressur und einen Springsattel, den
> Damen und den Western-sattel leihe ich mir aus.
Also ich werde an dem Reitkurs gleich - wie ich es mir schon vorgenommen hatte -
Töltsättel ausprobieren und wenn ich einen passenden finde, der uns beiden
wirklich etwas bringen kann, kaufe ich ihn. Dann werden mich alle noch blöder
anschauen, aber eigentlich kommt es ja auch nicht mehr drauf an, oder?
> WARUM denn ??? Wenn Du Dir das leisten kannst?
Ja, einfach weil ich das noch nie gesehen habe und weil ich befürchte, dass es
dann heisst: "die weiss ja nicht mal, was sie genau will von ihrem Pferd"
Es wird halt leider in letzter Zeit viel geredet in unserem Stall. Es gibt 5
Englisch-Reiter (drei davon Isländer), zwei Western-Reiter und mich, die sich an
keine der beiden Reitarten hält (das wirkt anscheinend sehr suspekt auf die
andern, vorallem auf die Englisch-Reiter...)
> Ich wuerde Dir aber empfehlen doch in "beiden" gewaehlten Reitweisen guten
> Untericht zu nehmen. Wenn's richtig gemacht wird lernt das Pferd viel dazu,
> und hat Spass an der Sache - wenn's halt nicht gut gemacht wird kann es gut
> sein dass Du Dein Pferd verwirrst !
Das mache ich... Ich ritt 9 Jahre Englisch, bin dann umgestiegen auf die
Südfranzösische Reitart (seit 5 Jahren) und hatte da etwa ein Jahr intensiven
Unterricht (etwa 1-2x die Woche auf dem Platz, 1-2x im Gelände), sowie zwei
Kurse von je vier Tagen. Nun werde ich eben noch einen Töltkurs machen. Man
lernt schliesslich nie aus und so habe ich mir fest vorgenommen, mindestens 1x
im Jahr mit meinem Bylur einen Kurs zu absolvieren. Hier in der Umgebung hat es
leider weder einen Islandpferdereithof mit Unterricht noch einen, der
Südfranzösisch ausbildet und so bleibt nur die Möglichkeit, Kurse zu nehmen.
> Viel Spass, viel Glueck, und lass uns wissen wie es laeuft !
Mach ich, nach dem Reitkurs weiss ich bestimmt mehr zu berichten!
> Petra
Andrea
> > Sein gut einem halben Jahr habe ich einen eigenen Isländer, den ich nach
> > einer Signalreitweise reite. Nun wurde ich von verschiedenen Seiten
> > (alles Islandpferde-Reiter) total verunsichert, und weiss nicht mehr, ob
> > es wirklich richtig ist, was ich tue.
> > Hat jemand von Euch selber Erfahrung mit einer Signalreitweise im
> > Zusammenhang mit einem Gangpferd? Was haltet Ihr davon? Schadet man dem
> > Tölter (vorallem der Gangart Tölt) damit wirklich und wenn ja, warum?
Man kann jedes Pferd ueber Signale reiten wenn man es dementsprechend
ausbildet.....und es schadet auch keinem Pferd (wie gesagt, wenn es
eine entsprechende Ausbildung bekommt). Im Prinzip sollte sowieso jede
Reitweise egal ob engl, klassich oder western ein "Signalreiten"
sein.....leider ist das aber besonders beim engl. aber z.T. auch
beim Klassischen in der breiten Masse in der Praxis untergegangen und
wird haeufiger als "wer hat mehr Kraft und Durchstehvermoegen - Pferd
oder Reiter - reiten " umgesetzt. Liest Du hingegen die jeweiligen
Reitlehren, wirst Du nirgends einen Hinweis darauf finden, dass Pferde
mit etwas anderem als mit Signalen geritten werden sollen.
Unabhaengig nun davon, denke ich meinst Du mit "Signalreiten" ein an
die esternreitweise angelehntes Reiten - also mit deutlich hingegebenen
Zuegeln?
Wenn dem so ist: das funktioniert nur schadlos fuer das Pferd (egal ob
Gangpferd oder normales Pferd), wenn das Pferd dafuer zunaechst am
gebiss - also durchaus mit Zuegelkontakt ausgebildet wurde, so dass es
gelernt hat, sich in freie Versammlung zu begeben und auch ohne
Zuegelkontakt dort zu bleiben.
Das laesst sich auch mit Gangpferden praktizieren. Ein gut gerittenes
Gangpferd sollte im uebrigen auch in natuerlicher Anlehnung seinen
"Gang gehen koennen. Wenn es beim Toelt den Kopf hochzieht und
gleichzeitig den Ruecken wegdrueckt, dann ist das genauso schaedlich,
wie bei jedem anderen Pferd. Nur ein Toelter, der sich im Toelt tragen
kann ohne gezogen zu werden ist ein "gesunder" toelter.
Viele Gruesse
Kirstin
erst mal vielen Dank fuer Deinen ausfuehrlichen und interessanten Beitrag.
Ein paar Nachfragen und Einwaende darauf seien mir aber gestattet.
>Ein Unterschied wird nun von den Befuerwortern von Signalreitweisen darin
>gesehen, dass ihre Pferde im Galopp verbleiben, waehrend das o.g.
>Dressurpferd am Galoppieren gehalten werden muss ("jeden Galoppsprung
>einzeln reiten") - dem ist aber nur deshalb so, weil das "Signalrepertoire"
>des Dressurpferdes ausbildungsbedingt schlicht groesser ist.
Deine Begruendung mit dem "Signalrepertoire" finde ich etwas ungluecklich gewaehlt.
Der Umkehrschluss in dem Moment wuerde ja heissen (oder koennte so ausgelegt
werden), dass bei Niveauerhoehung in der Signalreitweise (oder Erhoehung des
"Signalrepertoires") wieder der Galopp herausgeritten werden muss, wobei man doch
eigentlich froh war, dass das Pferd den Galopp vorher auf einem niedrigeren Niveau beibehalten
hat.
In der Westernreitweise, die ich praktiziere und zu den Signalreitweisen zaehle,
moechte ich spaeter nicht mehr daran arbeiten muessen, dass mir mein Pferd im
Galopp bleibt, wenn es z.Bsp. an die hoeheren Lektionen geht.
>Das "Beispieldressurpferd" wird seine Gangart naemlich ebenfalls
>beibehalten, solange sich seine Ausbildung auf einem in dieser Hinsicht
>"niedrigen" Niveau befindet, und auf ein anderslautendes Signal warten. Nur:
>ist es etwas fortgeschrittener ausgebildet, so wird es z.B. bereits ein
>"Sich-gerade-und-entspannt-Hinsetzen" seines Reiters wiederum als "Signal"
>interpretieren, nun halt etwas anderes zu machen - z.B. sich auf einen
>Galoppwechsel einzustellen oder mit einer halben Parade zu eine niedrigeren
>Gangart zu rechnen. Das Prinzip der Signaltreue bis auf Widerruf bleibt also
>auch hier durchgaengig erhalten - nur stellen dann eben auch feinere Dinge
>ein gueltiges, widerrufendes, Signal dar (das kann z.B. ein tiefes Ausatmen
>im Galopp sein, wenn die dadurch praktizierte Gewichtshilfe vom fein
>trainierten Pferd als Signal zum Durchparieren verstanden wird).
Ich glaube, die Befuerworter der Signalreitweise sehen das genau so
(und arbeiten an den entsprechenden Verfeinerungen).
>Vereinfachend koennte man zu der Ansicht kommen, dass sich explizit
>definierte Signalreitweisen darauf konzentrieren, vom Pferd ganzheitliche
>Bewegungsablaeufe zu verlangen, die es vergleichsweise selbstaendig
>ausfuehrt.
Im Prinzip schon, nur hast Du vergessen zu erwaehnen, dass auch hier
wie bei der klassischen Dressur ein sehr langer Ausbildungsweg vonnoeten ist,
der ueber eine Vielzahl von Hilfengebungen geht mit dem Ziel, einen ganzheitlichen
Bewegungsablauf auf eine oder zwei Hilfen zu reduzieren.
>Es reicht also, ihm zu sagen, "was" es machen soll - "wie" es das
>macht, ist seine Angelegenheit.
Wenn man es so reduzieren wuerde, waere es falsch.
Wenn man dem Pferd gesagt hat, was es machen soll, sollte es ausbildungsmaessig
genau wissen, wie es gemacht wird, vor allem, wie es richtig gemacht wird.
Und da bin ich als Reiter gefragt, es ueber viel Kleinarbeit dahin zu bringen.
>Selbst wenn diese Anforderungen gesteigert
>werden - z.B. fuer einen schnellen Spin - ist es doch fuer den Reiter
>vergleichsweise egal, wie genau das Pferd hierfuer seine Fuesse setzt; das
>weiss es selbst noch am besten.
Oh, das sehe ich aber etwas anders. Nicht nur, dass das Pferd seine
Fuesse korrekt zu setzen hat, um sich nicht selbst reinzutreten oder falsch zu
ueberkreuzen - es hat dabei auf der Hinterhand zu bleiben, seine Nase nicht
wegzustrecken, gerade im Koerper zu bleiben u.s.w - und das alles selbststaendig,
nachdem der Signalreiter es "angeschupst" hat.
Der Lernprozess, gerade fuer einen schnellen Spin, ist gewaltig, und wenn es einem
Reiter vergleichsweise egal ist, was sein Pferd dabei macht, sollte er es unterlassen.
>Andererseits besitzt auch eine Weiterentwicklung (die den grundlegenden
>Charakter der Signalreitweise aber eben nicht veraendert!) zu einem
>differenzierteren Hilfensystem hin durchaus ihre Vorteile: abgesehen von der
>taenzerischen Schoenheit eines arbeitenden Dressurpferdes ist z.B. die
>Praezision, die fuer das exakte Treffen des Absprungpunktes, wie dies fuer
>das Ueberwinden eines deutlich mehr als meterhohen Sprunges unbedingt
>notwendig ist (und auch darunter den Unterschied zwischen "angenehm" und
>"unangenehm" fuer die Pferde ausmacht), nicht erreichbar, wenn man die
>Hilfengebung auf Signale der Art "Galopp ja/nein" beschraenkt. Da muss man
>schon ein Hilfensystem etablieren, welches zwar in solchen Momenten auch
>nicht auf ein groesseres Signalrepertoire zurueckgreift, aber durch dessen
>Vielfalt in der taeglichen Arbeit(!) gewaehrleistet, dass ein Pferd sehr
>viel gespannter den "Signalen" lauscht, und SOFORT z.B. den Galoppsprung
>verkuerzt bzw. verlaengert.
Oder, wenn es durch die Vielfalt in der taeglichen Arbeit sogar soweit ist, dass
es weiss, wann es den Galoppsprung zu varieren hat. :-))
Sehe ich das zu optimistisch (oder realitaetsfremd)??
Gruesse
Peter
> Doch den hast Du, denn wie Du schreibst, reitest Du selber eine
> "Signalreitweise"! Dazu gehören zum Beispiel Western, Südfranzösisch etc. Kurz
> und gut sind es alle Arbeitsreitweisen, in denen mit Signalen statt mit
> ständigem Schenkeldruck, Kreuz und Zügeleinwirkung gearbeitet wird.
Hallo,
Wenn ich nicht alles falsch verstanden habe, so trifft diese
Beschreibung doch auch auf die klassische Reitweise zu nach der sich
doch die hier im Lande vorwiegend praktizierte "englische" Reitweise
richtet. Hier gilt das Prinzip: "Freiheit auf Ehrenwort", das heisst
solange das Pferd das tut was mann von ihm verlangt werden alle Hilfe
ausgesetzt. Der einzige Unterschied z.B. zum Westernreiten besteht
meiner Meinung nach darin, daß eine staendige leichte Verbindung zum
Pferdemaul gehalten wird, die es erlaubt sehr schnell und direkt neue
Anweisungen zu geben und das Pferd in sehr hoher Versammlung und der
damit verbundenen Aufrichtung zu reiten.
Mich wuere sehr interessieren, was ihr darueber denkt, vor allem die
"Englischreiter".
Gruß,
Jochen
;-) - na, wenn man so nett gebeten wird! (Ich lese hier nicht jeden Tag
'rein, aber heute habe ich mal wieder Zeit).
Also, ich habe auch einen Isi und gehe mit der Distanzritte, Wanderritte, ab
und zu mal einen Toeltkurs oder ein Ovalbahnturnier, zwischendurch ueben wir
uns etwas in Dressur und ein kleiner Sprung ist auch nicht schlecht... Mir
wurde auch prophezeit, dass Gola's Toelt darunter (vor allem unter den
Distanzritten) leiden wird - aber sie ist, seitdem wir so "vielseitig" sind,
um Welten besser geworden als vorher!
Auf Wander- und Distanzritten reite ich auch "signalmaessig", mit
gebissloser Zaeumung (Scawbrig - ein besseres Stallhalfter mit Zuegeln,
voellig ohne Hebelwirkung) und nur mit Signalen als Hilfen. Gola ist ein
Naturtoelter mit sehr viel Toelt, so dass es sehr einfach war, ihr
beizubringen im Gelaende auch am langen Zuegel zu toelten, nur mit
Gewichtshilfe und notfalls einer kleinen "Aufwaerts"-Parade. Wir sind auch
schon mal einen 40km-Ritt durchgetoeltet, also kann man durchaus am langen
Zuegel toelten! Allerdings muss auch am langen Zuegel der Takt immer sauber
bleiben uind das Pferd muss sich selbst tragen (und nicht nur auf der Vorhand
latschen), sonst versaut man sich wirklich den Toelt.
Ich habe gemerkt, dass man seinem Pferd eben den Unterschied beibringen muss:
"jetzt" will ich Aufrichtung und saubere Toeltverstaerkungen, "jetzt" kannst
Du am langen Zuegel eher flach gehen, solange Du nicht voellig
auseinanderfaellst. Bis zu einem bestimmten Level "unterstuetzen" sich
gegensaetzliche Disziplinen sogar - die Fitness und der Laufwillen, die Gola
durch's Distanzreiten bekam, halfen ihrem schnellen Toelt ungemein (sie war
sonst eher faul und versuchte, sich durch Galopprollen dem Zulegen zu
entziehen), die Dressurarbeit macht sie auf Distanzritten wesentlich rittiger
(waehrend andere an den Zuegeln zerren, brauche ich zum Abwenden nur meine
Schultern drehen) und die Kombination haelt mein intelligentes Tierchen
geistig auf Trab - als wir noch "nur" ausritten, schaltete sie voellig ab und
wurde sehr faul.
Leider wirst Du in der Isi-Szene da oft auf Engstirnigkeit stossen - das ist
hier in England schon so (obwohl es hier noch kaum Islaender gibt) und soll
angeblich in Deutschland noch schlimmer sein. Es gibt ein paar richtig gute
Trainer (Reynir Adalsteinssons Buch finde ich auch sehr gut und angeblich
soll Trausti Thor Gudmundsson genauso arbeiten), die muss man eben finden und
die anderen ignorieren. Du wirst finden, dass die wirklich guten Reiter
Deinem Ziel von der feinen, signalmaessigen Hilfengebung sehr nahe kommen und
auch Deinen Zielen gegenueber offener sein werden.
Viel Erfolg mit Deinem Bylur!
Jana und Gola
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>Kurz und gut sind es alle Arbeitsreitweisen, in denen mit Signalen statt mit
>staendigem Schenkeldruck, Kreuz und Zuegeleinwirkung gearbeitet wird. Ein
>Beispiel: Du gibst Deinem Pferd ein Zeichen und es trabt an; erst auf ein
>neues entsprechendes Zeichen geht es wieder Schritt. Das Pferd reagiert also
>auf Signale --> Signal-Reitweise. Alles klar??
Ach sooo.
Tja, das kommt mir als Dressurreiter doch reichlich vertraut vor. Auch wenn es
Momente und Pferde gibt, fuer die eine andere Strategie erfolgversprechender
ist, ist dies nichts anderes als was auch 'Englischreiter' praktizieren
sollten. Lass Dir nicht einreden, das muesste anders sein.
Catja
und Billy
Also, was auch immer Du machst - es gefaellt Dir, es gefaellt ihm - ich
verstehe Deinen Minderwertigkeitskomplex nicht!
>es passt doch nicht zusammen, ihn ohne Z=FCgel zu reiten und trotzdem
>das Maul "zuzubinden".
Das ein Reithalfter an Deiner Trense haengt, heisst doch nicht, dass Du es auch
eng schnueren musst! Billys ist gerade so eng, das es nicht schlackert - die
besagten 'zwei Finger' passen allerdings in mehrfacher Ausfuehrung darunter...
>ob es tatsaechlich so ist, dass man einen Islaender nur mit Toelt-Sattel und
>Islandpferde- oder Englischer Reitweise reiten kann.
Wieso sollten ausrechnet Isis die grosse Ausnahme bilden? Und da Pferde nicht
ganz doof sind, ist es durchaus moeglich, das gleiche Pferd in
unterschiedlichen Stilen zu reiten - dressurmaessig in der Bahn, am langen
Zuegel im Gelaende - solange der Reiter sympatisch bleibt, ist das doch kein
Problem!
>Allerdings muss ich sagen, ich habe noch niemanden gesehen, der hier in d=
>er Schweiz sein Pferd "islaendisch" reitet. Hier traf ich bis jetzt nur Leute,
>die Englisch reiten und ihre Pferde recht stark "zusammenstellen". Dies auch
>im Gelaende auf einem gemuetlichen Ausritt! Ausserdem wird meistens energisch
>vorwaertsgeritten, was sehr gestresst und uebereilt wirkt, und einige der
>Pferde laufen dadurch sogar im Schritt "passig", was ich jammerschade finde.
Als Dressurreiter kann ich Dir da nur zustimmen. 'Vorwaerts' ist nicht gleich
uebereilt, und das mit der Hand 'zusammenstellen' hat mit der Gehweise des
korrekt gymnastizierten Pferdes erst recht nichts zu tun.
>Wenn man aber nur reitet, des Reitens willen, dann ist eine Signalreitweise
>sicher nicht so falsch, oder?
Solange Du fuer andere Reitweisen offen bleibts, ist alles kein Problem. Achte
darauf, dass Dein Pferd balanciert bleibt und nicht nur auf der Vorhand geht -
aktive Hinterhandarbeit schadet auch einem Freizeitpferd nichts, im Gegenteil.
Catja
und Mork
Richtig, mein Fehler.
> Richtig und - ein bisschen - falsch ... Ein Beispiel geben die vielen
> routinierten Schulpferde, auf denen man Anfaengern gerade wegen dieser
> Schwaeche so schoen den Galopp beibringen kann ...
Deshalb sprach ich ja vom idealen Schulpferd womit ich ein perfekt
ausgebildetes Pferd meinte und nicht ein tatsaechlich verwendetes
Schulpferd. Tschuldigung, war vielleicht etwas missverstaendlich.
> Nun sind mir schlicht ueberhaupt keine Uebungen aus Signalreitweisen
> bekannt, die solche Anstrengungen in Sachen Selbsthaltung ueber mehr als
> einen Moment hinaus abfordern - kann es IMO auch nicht geben.
Glaube ich auch nicht.
> ... Signale findet einfach ab
> einem bestimmten Grad an Anstrengung ihre Grenze, und dieses Mass wird
> i.d.R. durch die natuerlichen Bewegungsablaeufe gegeben.
Aber genau davon rede ich doch. Natuerlich muss ich z.B. im versammelten
Galopp aus dem oben genannten Grund meine Aufforderung oefter
wiederholen. Im sog. Arbeitstempo ist dies aber ungleich seltener der
Fall und ein gut trainiertes gehfreudiges Pferd ist heilfroh wenn es
einfach nur im normalen Tempo vorwaerts gehen soll und wird sich selten
zweimal bitten lassen.
Aber mir ging es um das Prinzip, dass natuerlich auch im versammelten
Galopp die Hilfe ausgesetzt wird, um dem Pferd die Chance zu geben das
richtige zu tun. Wie das in der Praxis dann aussieht weisst Du selber
wohl gut genug.
Ich denke wir reden hier etwas aneinander vorbei und meine genau das
Gleiche.
> ...INNERHALB DER GLEICHEN RETWEISE Platz fuer einfache Signale mit einfachen
> Ergebnissen, und ein komplexes Hilfengefuege mit daraus resultierenden
> verfeinerten Anwendungsmoeglichkeiten ist.
Wenn ich nicht schon ueberzeugter Anhaenger der klassischen Reitweise
waere, so liesse ich mich glatt noch von Dir bekehren :-)
Gruß,
Jochen
Hallo Jochen,
damit liegst Du natuerlich voellig richtig. Letztlich folgen alle aus der
klassischen Reitweise abgeleiteten Methoden diesem Prinzip. Ob man jetzt von
einem "Signal" oder einer "Hilfe" spricht, bleibt weitgehend unerheblich -
es dreht sich immer darum, dass dem Pferd ein Hinweis gegeben wird,
irgendetwas an seiner Bewegung und/oder Haltung in eine bestimmte Richtung
hin zu veraendern. Der Begriff "Signalreitweise" als Spezifikum suggeriert
daher eine ueberflessige Abgrenzung.
Allerdings stellt die Dressur sehr viel genauer definierte Anforderungen an
Haltung und Bewegung des Pferdes; infolgedessen ergibt sich die
Notwendigkeit von entsprechend mehr "Signalen", was schon zu der
missverstaendlichen Auffassung fuehren mag, in jener muesste das Pferd
permanent in einem gewuenschten Zustand gehalten werden. Es ist aber
lediglich so, dass dieser Zustand genauer beschrieben ist. Infolgedessen
solten sich diese "Signale", vulgo Hilfen, mit zunehmend genauerer
Anforderung entsprechend feiner gestalten.
Man vergleiche einen Fussgaenger und einem Seiltaenzer: beide bewegen sich
zu Fuss auf einer geraden Linie und muessen hierbei durch "Signale" an ihren
Koerper das Umfallen verhindern. Natuerlich hat letzterer die schwierigere
Aufgabe zu bewaeltigen und muss hierfuer dauernd und sehr viel praeziser dem
Umkippen durch feiner abgestimmte Bewegungen entgegenwirken - im Gegensatz
zum Fussgaenger reicht hier halt das simple Signal "vorwaerts, und zwar im
Schritt <g> da hin" nicht mehr aus. Jedenfalls nicht, wenn jede der beiden
Aufgaben mit den Bordmitteln des nicht speziell hierfuer trainierten
Koerpers erledigt werden soll.
Will ich von einem Pferd nur, dass es auf Kommando zwischen den GGA wechselt
und diese ohne grossen reiterlichen Aufwand "bis auf Widerruf" beibehaelt,
so genuegt hierfuer ein vergleichsweise geringer Aufwand an Ausbildung und
Signalgebung. So genuegt es z.B. durchaus, auch einem halbwegs ausgebildeten
Dressurpferd als Galopphilfe den aeusseren Schenkel zurueckzulegen und eine
leichte Innenstellung zu geben. Es wird angaloppieren und ohne weiteren
Aufwand in dieser Gangart verbleiben, obwohl diese Art Hilfe nur einen
Bruchteil der gesamten, korrekten Hilfengebung zum Angaloppieren darstellt
(wozu dieses Gesamtsystem denn nun eigentlich dient - dass es nicht das
Angaloppieren sein kann, sehen wir ja -, erlaeutere ich noch weiter unten).
Ein Unterschied wird nun von den Befuerwortern von Signalreitweisen darin
gesehen, dass ihre Pferde im Galopp verbleiben, waehrend das o.g.
Dressurpferd am Galoppieren gehalten werden muss ("jeden Galoppsprung
einzeln reiten") - dem ist aber nur deshalb so, weil das "Signalrepertoire"
des Dressurpferdes ausbildungsbedingt schlicht groesser ist.
Das "Beispieldressurpferd" wird seine Gangart naemlich ebenfalls
beibehalten, solange sich seine Ausbildung auf einem in dieser Hinsicht
"niedrigen" Niveau befindet, und auf ein anderslautendes Signal warten. Nur:
ist es etwas fortgeschrittener ausgebildet, so wird es z.B. bereits ein
"Sich-gerade-und-entspannt-Hinsetzen" seines Reiters wiederum als "Signal"
interpretieren, nun halt etwas anderes zu machen - z.B. sich auf einen
Galoppwechsel einzustellen oder mit einer halben Parade zu eine niedrigeren
Gangart zu rechnen. Das Prinzip der Signaltreue bis auf Widerruf bleibt also
auch hier durchgaengig erhalten - nur stellen dann eben auch feinere Dinge
ein gueltiges, widerrufendes, Signal dar (das kann z.B. ein tiefes Ausatmen
im Galopp sein, wenn die dadurch praktizierte Gewichtshilfe vom fein
trainierten Pferd als Signal zum Durchparieren verstanden wird).
Vereinfachend koennte man zu der Ansicht kommen, dass sich explizit
definierte Signalreitweisen darauf konzentrieren, vom Pferd ganzheitliche
Bewegungsablaeufe zu verlangen, die es vergleichsweise selbstaendig
ausfuehrt. Es reicht also, ihm zu sagen, "was" es machen soll - "wie" es das
macht, ist seine Angelegenheit. Das laesst sich mit einem einfachen
Vokabular vermitteln und den Pferden, die ja so dumm auch nicht sind, leicht
beibringen. Und es reicht auch fuer die Anforderungen an ein Gebrauchspferd
locker aus - schliesslich ist es unterwegs oder auch in Spannungssituationen
wichtiger, dass ein Pferd zuverlaessig gehorcht und dem Reiter gestattet,
sich mit anderen Dingen als der perfekten Hilfengebung in letzter
Feinabstimmung zu beschaeftigen. Selbst wenn diese Anforderungen gesteigert
werden - z.B. fuer einen schnellen Spin - ist es doch fuer den Reiter
vergleichsweise egal, wie genau das Pferd hierfuer seine Fuesse setzt; das
weiss es selbst noch am besten.
Andererseits besitzt auch eine Weiterentwicklung (die den grundlegenden
Charakter der Signalreitweise aber eben nicht veraendert!) zu einem
differenzierteren Hilfensystem hin durchaus ihre Vorteile: abgesehen von der
taenzerischen Schoenheit eines arbeitenden Dressurpferdes ist z.B. die
Praezision, die fuer das exakte Treffen des Absprungpunktes, wie dies fuer
das Ueberwinden eines deutlich mehr als meterhohen Sprunges unbedingt
notwendig ist (und auch darunter den Unterschied zwischen "angenehm" und
"unangenehm" fuer die Pferde ausmacht), nicht erreichbar, wenn man die
Hilfengebung auf Signale der Art "Galopp ja/nein" beschraenkt. Da muss man
schon ein Hilfensystem etablieren, welches zwar in solchen Momenten auch
nicht auf ein groesseres Signalrepertoire zurueckgreift, aber durch dessen
Vielfalt in der taeglichen Arbeit(!) gewaehrleistet, dass ein Pferd sehr
viel gespannter den "Signalen" lauscht, und SOFORT z.B. den Galoppsprung
verkuerzt bzw. verlaengert. Und: mit der Zeit wird es auch fuer den Reiter
einfacher, dieses differenziertere Signalrepertoire anzuwenden, so dass das
Argument der vermeidbaren Anstrengung bedeutungslos wird.
BTW: auch mein Springpferd mit einer Groesse von immerhin 180 Stock laesst
sich durch ein einziges, wenngleich kompliziertes, "Signal", auf einem
"Teller" drehen, der manchen Reiningspezialisten neidisch machen wuerde und
die Gravitationsgesetze ausser Kraft zu setzen scheint. Erstens hat es das
jedoch durch erhebliche Dressurarbeit mit tausend Uebungen, zu deren
Durchfuehrung permanent genaueste Hilfen gegeben werden, GELERNT - und
zweitens erfordert z.B. eine ganz andere Uebung (eine Galopppirouette in
dressurlicher Aufrichtung) fuer an und fuer sich fast die gleiche Geschichte
eine erhebliche groessere Menge an Kontrolle durch - andauernde - Signale in
sehr schneller Folge. In beiden Fallen soll das Pferd auf engem Raum im
Galopp wenden - aber im ersten Fall interessiert das Ergebnis, und im
zweiten die in jeder Phase kontrollierte Ausuebung. Uebeungen der zweiten
Art stellen jedoch die Spitze eines alltaeglichen Trainings dar, welches
SEHR aufmerksame Pferde hervorbringt, die dann eben auch auf einzelne
Signale besser, weil unmittelbarer, reagieren koennen. Beibehalten koennen,
und sollen, sie solch komplizierte Dinge aber nicht mehr.
(Und nicht zuletzt ist diese extreme Verfeinerung ein zweischneidiges
Schwert. Lande ich naemlich "in der Hitze des Gefechts" mal versehentlich
eine Kleinigkeit zu weit aus der Mitte heraus und gleichzeitig zu weit
hinten im Sattel, legt der Kamerad prompt eine dermassen enge Wendung hin,
dass die weitere Weggestaltung im Parcours nicht immer einfach ist. Ein
nicht so fein ausgebildetes Pferd - um nicht "ein sturerer Esel" zu sagen -
wuerde auch im Falle eines solchen Lapsus' erst mal weiter auf Kurs bleiben,
bis er nun wirklich eine deutliche Willenskundgebung seines Piloten in
Sachen Richtungsaenderung wahrnimmt. Allerdings besitzt der dann eben auch
nicht jene letzte Spitze an Manoevrierbarkeit zwischen irgendwelchen
Blumenkuebeln durch, die im Parcours die gute Zeit ausmacht...)
Vielleicht ist es aehnlich wie beim Menschen: den kann ich auch ans
Fliessband setzen und ihm einen - oder mehrere - bestimmten Bewegungsablauf
einbleuen, den er bis zum Erhalt eines anderslautenden Signals
(Bandstillstand oder Mittagspausenglocke) "selbstaendig" und ohne weitere
Anleitung durchfuehrt. Ich kann ihm aber auch eine vielseitigere Taetigkeit
anbieten, wofuer ich ihn aber eben auch erheblich weiter fortbilden muss und
wozu auch eine verfeinerte, und permanentere, Kommunikation zwischen ihm und
mir noetig wird. Zwei Effekte werden hieraus resultieren: erstens wird er
ueber kurz oder lang auch jene komplizierteren Taetigkeiten wiederum auf
einfache Signale (Anweisungen) hin durchfuehren koennen - aber um soweit zu
kommen, war eine Zeit der vielfach verstaerkten und vermehrten Signalgebung
notwendig. Und zweitens wird er sich ziemlich straeuben, ans Fliessband
zurueckzukehren... :-)
Gruss
Stefan
P.S.: Ach ja, das Gesamtsystem der Hilfen zum Angaloppieren. Nein, das bete
ich jetzt nicht nochmal herunter - dafuer gibt's Reitlehrer und -buecher.
Der Knackpunkt besteht darin, dass ein kleiner und auch vom Reitschueler
schnell fasslicher Teil dieser Hilfen ganzheitlich in einem einfachen Rahmen
vom Pferd verstanden werden kann ("aeusserer Schenkel hinten - aha,
angaloppieren"), der weitaus wichtigere jedoch unmittelbar verfeinerte
Kontrollen ermoeglicht. Der treibende innere Schenkel bringt das innere
Hinterbein unter den Schwerpunkt und verstaerkt ggf. die Biegung, die
aeussere Hand faengt diese Bewegung auf, gibt eine Richtungsanlehnung und
foerdert eine Spannung, aus der heraus ein Veraendern des Galoppsprungs erst
moeglich wird, der mittreibende aeussere Schenkel (wie bitte? Richtig
gehoert, treibend! Die Nummer mit dem "verwahrend hinten liegen" hat
vornehmlich mit dem Angaloppieren zu tun; zum Erhalten des Galopps genuegt
es theoretisch auch, mit Gewicht und ein wenig innerem Bein den Galoppsprung
immer wieder abzufragen. Sogar ohne dieses Nachtreiben bleiben einfach
gestrickte Pferde im Galopp. Aber der zum richtigen Zeitpunkt eingesetzte
aeussere Schenkel unterstuetzt das Abfussen des aeusseren Hinterbeins und
verbessert somit auch in dieser Phase des Galoppdreitakts den Bodengewinn.
Nachzulesen - wenn's mir einer nicht glaubt - z.B. sehr schoen bei
Plaege...). Und diese weiterfuehrenden Teile der Hilfengebung bestimmen dann
eben die Feinheiten des Gesamtergebnisses, welches weit ueber "Galopp
RECHTS, Galopp LINKS, Galopp AUS" und ggf. eine rudimentaere Regelung der
Geschwindigkeit hinausgehen. Wie eben die Laenge des Galoppsprungs, den Grad
der Biegung, die Vorbereitung rsp. Moeglichkeit des Wechsels auch aus engen
Radien heraus, das Abspringen ueber ein Hindernis oder die deutliche und
sofortige Aenderung des Tempos.
Stefan Ungemach wrote:
> ..Der Begriff "Signalreitweise" als Spezifikum suggeriert
> daher eine ueberflessige Abgrenzung.
Freu mich schon auf die Antwort der "Alternativen" :-)
... So genuegt es z.B. durchaus, auch einem halbwegs ausgebildeten
> Dressurpferd als Galopphilfe den aeusseren Schenkel zurueckzulegen und eine
> leichte Innenstellung zu geben. Es wird angaloppieren und ohne weiteren
> Aufwand in dieser Gangart verbleiben, ...
... wenn das Pferd den Traver noch nicht kennt.
> Ein Unterschied wird nun von den Befuerwortern von Signalreitweisen darin
> gesehen, dass ihre Pferde im Galopp verbleiben, waehrend das o.g.
> Dressurpferd am Galoppieren gehalten werden muss ("jeden Galoppsprung
> einzeln reiten") - dem ist aber nur deshalb so, weil das "Signalrepertoire"
> des Dressurpferdes ausbildungsbedingt schlicht groesser ist.
Nicht ganz meine Meinung, siehe unten.
> ... z.B. bereits ein
> "Sich-gerade-und-entspannt-Hinsetzen" seines Reiters wiederum als "Signal"
> interpretieren, nun halt etwas anderes zu machen - z.B. sich auf einen
> Galoppwechsel einzustellen oder mit einer halben Parade zu eine niedrigeren
> Gangart zu rechnen.
Richtig, wenn Du mit "Sich-gerade-und-entspannt-Hinsetzen" die normale
Haltung des Reiters im Galopp meinst. Die Betonung liegt aber auf
"...einstellen..." und "...zu rechnen" das Pferd darf aber nichts
dergleichen tun.
> BTW: auch mein Springpferd mit einer Groesse von immerhin 180 Stock laesst
> sich durch ein einziges, wenngleich kompliziertes, "Signal", auf einem
> "Teller" drehen...
Gutes Beispiel, dass glaube ich die Sache genau trifft. Scheinbar auch
ein gutes Pferd :-)
> (Und nicht zuletzt ist diese extreme Verfeinerung ein zweischneidiges
> Schwert. Lande ich naemlich ...
Da nur ein sehr guter Reiter sein Pferd so ausbilden kann, tritt das
beschriebene Problem eher selten auf und muss dann einfach unter der
Kategorie Kunstfehler eingeordnet werden.
> ...Die Nummer mit dem "verwahrend hinten liegen" hat
> vornehmlich mit dem Angaloppieren zu tun; zum Erhalten des Galopps genuegt
> es theoretisch auch, mit Gewicht und ein wenig innerem Bein den Galoppsprung
> immer wieder abzufragen. Sogar ohne dieses Nachtreiben bleiben einfach
> gestrickte Pferde im Galopp.
Bin nicht ganz dieser Meinung. Die Gewichthilfe muss da sein, den sie
resultiert aus der blanken Tatsache, dass ich auf dem Pferd sitze, jede
Veraenderung meiner Position wuerde eine neue Anweisung beinhalten. Was
den Schenkel betrifft, so ist gerade der beim Idealpferd nicht mehr
noetig, den in der Bewegungsphase in der sich das Pferd befindet, in der
Stellung (besser Haltung) die ich ihm vorher gegeben habe und in der
Haltung die ich auf ihm einnehme gibt es fuer das Pferd nur eine
Moeglichkeit richtig zu gehorchen, naemlich genau so weiter zu
galoppieren.
Ich reite deshalb so darauf herum weil ich gerade in diesem Punkt die
Wurzel eines grossen Uebels sehe: das permanente Treiben, dass dann von
weniger versierten und nicht-denkenden Reitern bis hin zum Sporenstoss
bei jedem Abfußen des Hinterbeins und von absoluten Stuempern sogar bei
jedem Schritt beiseitig (auf den Trab gemuenzt) fuehrt.
Da es das Idealpferd nicht gibt, muss natuerlich sehr oft korrigiert
werden, das kann auch bei jedem Schritt noetig sein. Nur den Moment des
Aussetzens darf man nicht verpassen! Aber wem erzaehle ich das, Du weist
wovon ich rede.
Noch eine kleine Geschichte dazu: Ich habe letzt eine Frau reiten sehen,
die sogar bei jedem halben Schritt ihrem Pferd die Sporen reingewuergt
hat, mit angezogener Handbremse natuerlich - den Takt kannst Du Dir
sicher vorstellen "der Bock geht einfach nicht richtig vorwärts".
Bitter!
> Aber der zum richtigen Zeitpunkt eingesetzte
> aeussere Schenkel unterstuetzt das Abfussen des aeusseren Hinterbeins und
> verbessert somit auch in dieser Phase des Galoppdreitakts den Bodengewinn.
> Nachzulesen - wenn's mir einer nicht glaubt - z.B. sehr schoen bei
> Plaege...). Und diese weiterfuehrenden Teile der Hilfengebung bestimmen dann
> eben die Feinheiten des Gesamtergebnisses, welches weit ueber "Galopp
> RECHTS, Galopp LINKS, Galopp AUS" und ggf. eine rudimentaere Regelung der
> Geschwindigkeit hinausgehen. Wie eben die Laenge des Galoppsprungs, den Grad
> der Biegung, die Vorbereitung rsp. Moeglichkeit des Wechsels auch aus engen
> Radien heraus, das Abspringen ueber ein Hindernis oder die deutliche und
> sofortige Aenderung des Tempos.
Hier sprichst Du von einer Veraenderung, nicht von einer
gleichbleibenden Bewegung in den drei Grundgangarten auf geraden oder
gebogenen Linien.
PS: Wichtig: Ich gehe bei allem vom idealen Schulpferd aus!
|Stefan Ungemach wrote:
|
|> ..Der Begriff "Signalreitweise" als Spezifikum suggeriert
|> daher eine ueberflessige Abgrenzung.
|
|Freu mich schon auf die Antwort der "Alternativen" :-)
Hallo Jochen,
warum sollte die irgendwie veraergert ausfallen? Es wird doch nichts weiter
ausgefuehrt, als dass sehr viel mehr Reitweisen als vordergruendig vermutbar
"Signalreitweisen" sind. Das Prinzip an sich ist voellig in Ordnung.
| ... So genuegt es z.B. durchaus, auch einem halbwegs ausgebildeten
|> Dressurpferd als Galopphilfe den aeusseren Schenkel zurueckzulegen und
eine
|> leichte Innenstellung zu geben. Es wird angaloppieren und ohne weiteren
|> Aufwand in dieser Gangart verbleiben, ...
|
|... wenn das Pferd den Traver noch nicht kennt.
Da habe ich mich wohl missverstaendlich ausgedrueckt. Die Betonung lag mehr
auf dem "halbwegs", waere also eher so zu verstehen gewesen:
"Wenn ein Pferd ERST halbwegs ausgebildet ist (oder wieder verschwommen
geritten wird wie z.B. im Schulbetrieb), genuegt es NOCH (oder wieder), ..."
Aus dem Weiteren, so meinte ich, waere der Zusammenhang aber deutlicher
geworden.
|> Ein Unterschied wird nun von den Befuerwortern von Signalreitweisen darin
|> gesehen, dass ihre Pferde im Galopp verbleiben, waehrend das o.g.
|> Dressurpferd am Galoppieren gehalten werden muss ("jeden Galoppsprung
|> einzeln reiten") - dem ist aber nur deshalb so, weil das
"Signalrepertoire"
|> des Dressurpferdes ausbildungsbedingt schlicht groesser ist.
|
|Nicht ganz meine Meinung, siehe unten.
|> ... z.B. bereits ein
|> "Sich-gerade-und-entspannt-Hinsetzen" seines Reiters wiederum als
"Signal"
|> interpretieren, nun halt etwas anderes zu machen - z.B. sich auf einen
|> Galoppwechsel einzustellen oder mit einer halben Parade zu eine
niedrigeren
|> Gangart zu rechnen.
|
|Richtig, wenn Du mit "Sich-gerade-und-entspannt-Hinsetzen" die normale
|Haltung des Reiters im Galopp meinst. Die Betonung liegt aber auf
|"...einstellen..." und "...zu rechnen" das Pferd darf aber nichts
|dergleichen tun.
Richtig und - ein bisschen - falsch. Richtig, wenn Du sagst, dass das Pferd
aus dieser gelinden "Haltungsaenderung" heraus nicht auseinanderfallen und
mit dem Galoppieren aufhoeren darf. Was es aber, gerade wenn weniger
differenziert geritten, auch kaum tun wird. Ein Beispiel geben die vielen
routinierten Schulpferde, auf denen man Anfaengern gerade wegen dieser
Schwaeche so schoen den Galopp beibringen kann - eben weil ihnen bereits der
Hilfenteil mit dem aeusseren Schenkel reicht und wohl auch den kleinsten
gemeinsamen Nenner der von der Vielzahl der Reitschueler gegebenen "Hilfen"
darstellt. Das ist ja auch durchaus nicht unbeding unerwuenscht:
Wenn die Pferde erst mal galoppieren, kann man sehr viel leichter
vermitteln, wie sich gerade auch das AN-Galoppieren anfuehlen soll;
letzteres theoretisch zu vermitteln, wenn ein Pferd nur bei ganz korrekten
Hilfen angaloppiert und sonst nicht weiss, was verlangt wird, wenn der noch
wenig ausgebildete Reiter jeweils nur einen Teil jener Hilfen in zeitliche
Uebereinstimmung bringen kann, ist ungleich schwieriger.
Gerad die Anfaenger auf hochausgebildete Pferde zu setzen, obwohl das fuer
erstere mittelfristig erfolgversprechender waere, zeigt deshalb
unmittelbar(!) genau das angeprochene Problem auf: legen sie hier bloss ein
Bein zurueck, passiert alles Moegliche, wovon ein Angaloppieren auf der
richtigen Hand noch den seltensten Fall beschreibt. Warum? Weil in ihrem
"Signalrepertoire" eben auch weitere "Hilfenkombinationen", die der Reiter
zu diesem Zeitpunkt gar nicht beabsichtigt, verankert sind.
"Falsch" waere allerdings der naheliegende Schluss aus Deinem Einwand, eine
Veraenderung der Selbsthaltung im Galopp als Folge der
"Gewichtsrueckverlagerung" des Reiters unterstuetzte die These, dass jener
Galopp nur mit permanenter Einwirkung aufrechtzuerhalten sei und somit keine
Signalreitweise repraesentiere. Das steht naemlich in unmittelbarem
Zusammenhang z.B. mit dem Grad der verlangten Versammlung. Natuerlich bleibt
eine solche auf gebogener Linie nicht lange erhalten, wenn die "Signale",
die dieses ueber das vom Pferd von alleine angebotene Mass an Anstrengung
hinausgehende Engagement mit jedem Galoppsprung abfragen, ploetzlich
ausbleiben.
Nun sind mir schlicht ueberhaupt keine Uebungen aus Signalreitweisen
bekannt, die solche Anstrengungen in Sachen Selbsthaltung ueber mehr als
einen Moment hinaus abfordern - kann es IMO auch nicht geben. Auch die
Zirkuspferde des Freddy Knie erheben sich zwar auf ein Signal hin gehorsam
auf die Hinterbeine (wenn das auch keine Reitweise im eigentlichen Sinn
repraesentiert, aber eine brauchbare Analogie abgibt), verbleiben aber
mitnichten bis auf Weiteres in dieser Haltung. Sie muessen vielmehr
permanent dazu aufgefordert werden, oben zu bleiben, und halten das auch
nicht ewig durch. Die Anwendbarkeit einmaliger(!) Signale findet einfach ab
einem bestimmten Grad an Anstrengung ihre Grenze, und dieses Mass wird
i.d.R. durch die natuerlichen Bewegungsablaeufe gegeben. Darueberhinaus
gehende Forderungen stellen Signalreitweisen ja auch nicht.
|Gutes Beispiel, dass glaube ich die Sache genau trifft. Scheinbar auch
|ein gutes Pferd :-)
...ein einmaliges :-))) Leider gibt's die viel zu selten...
|Ich reite deshalb so darauf herum weil ich gerade in diesem Punkt die
|Wurzel eines grossen Uebels sehe: das permanente Treiben, dass dann von
|weniger versierten und nicht-denkenden Reitern bis hin zum Sporenstoss
|bei jedem Abfußen des Hinterbeins und von absoluten Stuempern sogar bei
|jedem Schritt beiseitig (auf den Trab gemuenzt) fuehrt.
Damit rennst Du bei mir offene Tueren ein. Wenn jemand den Begriff der
"Signalreitweise" braucht, um sich zu vergewaertigen, dass es auch Wege
jenseits permanenten Im-Pferd-Rumstocherns gibt, soll er ihn gerne
verwenden. Hauptsache, die Pferde sind zufrieden. Ausserdem hat die
Verwendung eines solchermassen spezialisierenden Begriffes einen weiteren
Vorteil - er umschreibt erschoepfend das Spektrum an Aufgaben (und dafuer
notwendigen Hilfen), welches dem entsprechenden Gebrauchspferd abverlangt
wird.
Anders ausgedrueckt: solange es die Dressur mit ihrem Vokabular gibt, wird
gar mancher Warmblutreiter alleine schon deshalb sein im Schritt gelerntes
Schenkelweichen in allen Gangarten und auf allen Wegen mehr oder weniger
freiwillig vorfuehren, weil er glaubt, ohne "Seitengaenge" fehle seiner
Reiterei was. Oder die Tritte seines Pferdes kurz und langsam ziehen, weil
"Versammlung" nach ein paar Jahren Erfahrung einfach sein muss. Das kommt
so, weil er sich mangels weitergehender Einteilungen in eine Kategorie
einordnet, welche, nach oben offen, auch Begriffe und Aufgaben beinhaltet,
die spezialisierte Ausbildung (und eine gewisse Grundeignung der Pferde)
erfordern. Es ist weitaus unwahrscheinlicher, dass dem "signalreitenden"
Isi-Fan und seinem Pferd sowas passiert. Nicht weil die englische Reitweise
grundlegend anders funktioniert, sondern weil durch den Begriff der
"Signalreitweise" in Bezug auf das angestrebte Betaetigungsfeld (auch Deiner
"Sporenklopfer") ein passenderer Teilaspekt betont wird, lange bevor eine
Anforderung erreicht oder vermutet wird, in der spezielle Formen der
Signalgebung scheinbar ein anderes Prinzip verkoerpern.
|> Plaege...). Und diese weiterfuehrenden Teile der Hilfengebung bestimmen
dann
|> eben die Feinheiten des Gesamtergebnisses, welches weit ueber "Galopp
|> RECHTS, Galopp LINKS, Galopp AUS" und ggf. eine rudimentaere Regelung der
|> Geschwindigkeit hinausgehen. Wie eben die Laenge des Galoppsprungs, den
Grad
|> der Biegung, die Vorbereitung rsp. Moeglichkeit des Wechsels auch aus
engen
|> Radien heraus, das Abspringen ueber ein Hindernis oder die deutliche und
|> sofortige Aenderung des Tempos.
|
|Hier sprichst Du von einer Veraenderung, nicht von einer
|gleichbleibenden Bewegung in den drei Grundgangarten auf geraden oder
|gebogenen Linien.
Voellig korrekt. Der Zusammenhang fuehrt jedoch wiederum dahin, dass
INNERHALB DER GLEICHEN RETWEISE Platz fuer einfache Signale mit einfachen
Ergebnissen, und ein komplexes Hilfengefuege mit daraus resultierenden
verfeinerten Anwendungsmoeglichkeiten ist.
Gruss
Stefan
Hallo Peter,
ja, die Sache mit dem Signalrepertoire laesst Missverstaendnisse zu. Diese
klaeren sich aber ein wenig, wenn man beruecksichtigt, dass zumindest
innerhalb der von mir angesprochenen "englischen" Reitweise die Anzahl
moeglicher Hilfen stark begrenzt ist und eine ausbildungsbedingte
Erweiterung dieses "Wortschatzes" in Zwischentoenen und Kombinationen zu
suchen ist. Die hieraus entstehenden Missverstaendnisse zwischen Pferd und
Reiter bei einem gewissen Unterschied im Ausbildungsstand haben aber
tatsaechlich weniger mit dem Erhalt einer Bewegung als vielmehr mit deren
Einleitung zu tun. Ein Beispiel:
Die korrekten Hilfen zum Angaloppieren sind (vereinfacht): Innenstellung,
halbe Parade, Gewichtshilfe innen, Begrenzung mit aeusserer Hand und
Schenkel, Ausloesen des Galoppsprungs ueber den inneren Schenkel. Die
korrekten Hilfen fuer einen Uebergang vom Arbeits- zum versammelten Trab mit
unmittelbarem Einleiten einer Traversale sind - feine graduelle Abstufungen
vernachlaessigt - nahezu die gleichen. Es gibt nur minimale Unterschiede im
zeitlichen Zusammenspiel und im Verhaeltnis der Hilfenstaerken zueinander.
Nun ist die Konsequenz einfach: bei einem Pferd, welches noch nicht bis zu
Versammlung und echten Seitengaengen ausgebildet ist, gibt's mit einem
gleichermassen am Anfang stehenden Reiter keine Missverstaendnisse. Kennt
das Pferd hingegegen die zweite Uebung, und steht ihm nicht eine
Erinnerungshilfe z.B. durch den Bahnpunkt, an dem die Uebung verlangt wird,
zur Verfuegung, so muessen die gleichen Hilfen jetzt auf einmal GANZ exakt
gegeben werden.
Natuerlich hast Du voellig recht damit, dass der Erhalt des Galopps nicht
dank der weitergefuehrten Ausbildung ploetzlich wieder zur Daueraufgabe
werden soll. Seine Einleitung hingegen wird zum Problem, wenn das Pferd mehr
als der Reiter kann.
Ein Unterschied, den ich bereits im letzten Beitrag an Jochen angesprochen
habe, mag darin bestehen, dass ersteres (der Galopp) in das Repertoire
natuerlicher Bewegungen beim Pferd faellt, wohingegen die Traversale eine
vergleichsweise schwierige gymnastische Uebung ist - und Bewegungsablaeufe
der letztgenannten Art IMO nicht mehr nach Signalerhalt von alleine
beibehalten werden (vielleicht gibt es aber auch z.B. in der
Westernreitweise andere Erfahrungen). Demzufolge wird ein galoppierendes
Pferd ohne grossen Aufwand weitergaloppieren; ein traversierendes hingegen
bei Wegfall der dies trittweise abfragenden Hilfen mit dem Traversieren
aufhoeren.
Faszinierenderweise koennen schwierigere, aber naturnaehere Ablaeufe wie
z.B. Piaffen hingegen, wie ich einst mit Staunen gesehen habe, sogar ohne
Reiter auf ein Signal hin gefordert werden; das bewusste Pferd setzte diese
auch noch eine Zeitlang von alleine fort. Man koennte aus dieser Beobachtung
vorsichtig schliessen, dass es gar nicht die Anstrengung, sondern die
"Kuenstlichkeit" bestimmter Uebungen ist, die ein Aufrechterhalten einer
feinabgestimmten Hilfengebung erfordert. Ich glaube aber nach wie vor nicht,
dass die - zusaetzliche - Moeglichkeit, durch solche fortgesetzte
Hilfengebung eine bis ins weniger Natuerliche hineinreichende Kontrolle
ueber das Pferd zu erlangen, dem Grundprinzip der Signalorientierung auch im
"englischen" Reiten widerspricht.
>Vereinfachend koennte man zu der Ansicht kommen, dass sich explizit
>definierte Signalreitweisen darauf konzentrieren, vom Pferd ganzheitliche
>Bewegungsablaeufe zu verlangen, die es vergleichsweise selbstaendig
>ausfuehrt.
| Im Prinzip schon, nur hast Du vergessen zu erwaehnen, dass auch hier
| wie bei der klassischen Dressur ein sehr langer Ausbildungsweg vonnoeten
ist,
| der ueber eine Vielzahl von Hilfengebungen geht mit dem Ziel, einen
ganzheitlichen
| Bewegungsablauf auf eine oder zwei Hilfen zu reduzieren.
Stimmt, habe ich vergessen. In beiden Faellen kann man von "Stufen"
sprechen. Eine Stufe wie der Erhalt des Galopps ist hierbei halt schnell
erreicht und abfragbar; andere sind das spaeter. Wie in vielen Sportarten
bringt auch hierbei die Etablierung neuer Uebungen und Ablaeufe oft erstmal
Rueckschritte fuer die bereits funktionierenden Teile - fuer die Pferde ist
das natuerlich besonders schwierig, weil die Kommunikationsmoeglichkeiten
eingeschraenkt sind. Drum meine ich ja auch, dass sich das Signalprinzip
grundsaetzlich ueberall findet, die Verlagerung dieses Grundgedankens in die
Bezeichnung einer Reitweise jedoch so manchem dabei helfen kann, diesen
wesentlichen Grundsatz nicht vor lauter Konzentration auf die
fortgeschrittenen Aspekte der von ihm bevorzugten Reitweise aus den Augen zu
verlieren. Wenn's ans Verfeinern geht, wird er sowieso wieder ueber den
Begriff der Signalreitweise hinaus differenzieren muessen...
>Es reicht also, ihm zu sagen, "was" es machen soll - "wie" es das
>macht, ist seine Angelegenheit.
| Wenn man es so reduzieren wuerde, waere es falsch.
| Wenn man dem Pferd gesagt hat, was es machen soll, sollte es
ausbildungsmaessig
| genau wissen, wie es gemacht wird, vor allem, wie es richtig gemacht wird.
| Und da bin ich als Reiter gefragt, es ueber viel Kleinarbeit dahin zu
bringen.
Stimmt - insbesondere auf die Ausbildung bezogen ist das, so reduziert,
falsch. Immerhin aber sind einige Hilfen, die als Endziel einer langwierigen
Ausbildung komplexe Ablaeufe abfragen, wiederum einfach und koennen auch von
einem Reiter, der zu dieser Ausbildung nicht imstande waere, gegeben werden.
In solchen Faellen koennte es diesem also schon egal sein, "wie sein Pferd
was macht" - ob es ihm egal sein DARF, ist eine andere Frage.
Andernfalls sind Situationen denkbar, in denen eine komplexe Hilfe (aber
trotzdem ein einziges Signal) noch dazu unter schweren Bedingungen gegeben
werden muss. Z.B. das Beispiel mit der engen Wendung im Parcours mit der
darauffolgenden Notwendigkeit des richtigen Galoppsprungs am richtigen
Platz. Alleine der Umstand, dass dies gegen die Zeit stattfindet und
darueberhinaus ein Fehler im Timing ggf. nicht nur eine nicht ganz so
perfekte Uebung, sondern sehr viel Schlimmeres nach sich ziehen kann, legt
nahe, dass es dem bewussten "einfacheren" Reiter hier auch nicht mehr egal
sein KANN, wie das Pferd im Detail "funktioniert".
Die Grenzen sind jedoch unumstritten fliessend.
>Vielfalt in der taeglichen Arbeit(!) gewaehrleistet, dass ein Pferd sehr
>viel gespannter den "Signalen" lauscht, und SOFORT z.B. den Galoppsprung
>verkuerzt bzw. verlaengert.
| Oder, wenn es durch die Vielfalt in der taeglichen Arbeit sogar soweit
ist, dass
| es weiss, wann es den Galoppsprung zu varieren hat. :-))
| Sehe ich das zu optimistisch (oder realitaetsfremd)??
Nicht unbedingt. Zum einen findet das aber seine Grenze, wenn die
Anforderung ein gewisses Niveau erreicht (ein "normales" Pferd kann sich bei
korrektem Grundtempo noch fast jeden A-Sprung selbstaendig "passend" machen
und darob hoechstens ein paar Probleme mit dem dem Sprung folgenden Weg und
Tempo kriegen - fuer einen L/M-Sprung hingegen braucht es schon eine sehr
praezise Fuehrung durch seinen Reiter, insbesondere wegen der Kenntnis des
darauffolgenden Weges bzw. des naechsten Sprunges, erst recht wenn in einer
Kombination, die nur letzterer hat. Zwar gibt es Ausnahmen, aber die
springen i.d.R. nicht allzu lange). Und zum anderen ist auch in der Dressur
ein Pferd, welches Gefordertes schon vorausahnt und vorauseilend anbietet,
eher ein Problem :-)
Gruss
Stefan
;-)...wie Du Dir sicher schon denken konntest, kann ich mir hier
einige kleine Kommentare nicht verkneifen.....;-))
> damit liegst Du natuerlich voellig richtig. Letztlich folgen alle aus der
> klassischen Reitweise abgeleiteten Methoden diesem Prinzip. Ob man jetzt von
> einem "Signal" oder einer "Hilfe" spricht, bleibt weitgehend unerheblich -
> es dreht sich immer darum, dass dem Pferd ein Hinweis gegeben wird,
> irgendetwas an seiner Bewegung und/oder Haltung in eine bestimmte Richtung
> hin zu veraendern.
hier gebe ich Dir vollkommen Recht....
> Allerdings stellt die Dressur sehr viel genauer definierte Anforderungen an
> Haltung und Bewegung des Pferdes;
...genauer definiertere Anforderungen als was?
..Falls Du hier auf die Westernreitweise als eine der Signalreitweisen
anspielen solltest, denke ich irrst Du Dich gewaltig. Auch und gerade im
Westernreiten sind Haltung. Stellung und Bewegung des Pferdes sehr genau
definiert. Ich behaupte sogar, dass, zieht man einen Vergleich zwischen
der Richtung einer Reiterpruefung im Englischen und der Richtung einer
Einsteigerpruefung im Westernreiten der Westernrichter bereits weit mehr
Augenmerk auf exakte, kontrollierte und vor allem unerzwungene Bewegung,
Haltung und Stellung des Pferdes legt, als der engl. Richter.
Beispiele: Abgesehen davon, dass Hilfszuegel jedweder Art in KEINER
Westernpruefung jemals zulaessig waeren, da sie Haltungen "erzwingen",
die nicht
erritten werden (in Reiterpruefungen darf m.W. mit Ausbindern geritten
werden),
wird in einer Einsteigerpruefung bereits genau darauf geachtet, ob ein
Pferd
exakte Linien haelt, also z.B. kreisrunde Zirkel geht, entsprechende
Stellung
hat, im Gleichgewicht aus der Hinterhand arbeitet und zudem auch noch
entspannt und locker auf die Reiterhilfen achtet. In vergleichbaren
Reiterpruefungen engl. Turniere sehe ich Sieger und Platzierte, deren
Pferde nicht nur "schoen hinter die Senkrechte" gezogen waren (wen
wunderts -
Grand Prix Sieger machen es ja laufend vor), sondern, die weder aus der
Hinterhand arbeiten, noch den Ruecken hergeben, noch in LEICHTER
Anlehnung gehen oder
in wirklich den ganzen Koerper umfassender Stellung -
das Pferd, was in diesen Reiterpruefungen zwar vielleicht mit etwas
laengerem Hals und
etwas hoher Nase geritten wird, aber insgesamt ausbalanciert und
entspannt leicht
den Reiterhilfen folgt sieht bei diesen Pruefungen meist keine Schnitte.
> infolgedessen ergibt sich die
> Notwendigkeit von entsprechend mehr "Signalen",
...nun, ich denke, folgt man den (theoretischen) Reitlehren aus den
entsprechenden
Buechern, wird man feststellen, dass Western-wie klassische wie engl.
Reitweise eine
nahezu gleichgrosse Vielfalt an Hilfen kennen. Leider ist es aber in der
Praxis so, dass insbesondere in der engl. Reitweise ein grosser Teil
dieser Hilfenvielfalt schlichtweg "vergessen" wird. Allein die Tatsache,
dass
sich im Pferdemaul auch nur mit einem Wassergebiss an 6 verschiedenen
Punkten
mit bis zu 15 verschiedenen Einwirk/Impulsvariationen Hilfen/Impulse
geben lassen
reduziert sich in der engl. Reitpraxis haeufig auf nur noch genau drei
Einwirkungen:
An beiden Zuegeln ziehen und gegenhalten, am linken Zuegel ziehen und
gegenhalten, am rechten
Zuegel ziehen und gegenhalten. Aehnlich sieht es mit den eigentlich
vorhandenen Variationsmoeglichkeiten und deren tatsaechlich angewandten
Variationen bei den
Schenkel- und Gewichtshilfen aus - wie gesagt, die theoretische Lehre
lehrt
das anders...aber kaum ein Reitlehrer, der das seinen Schuelern auch so
vielfaeltig vermittelt. Da wirst Du unter dn Ausbildern der
Westernreitweise
ein anderes Bild vorfinden. Da wird mit einer unglaublich grossen
Hilfenvielfalt
begonnen und erst mit zunehmendem Ausbildungsstand von Pferd und Reiter
reduzieren sich diese Hilfen immer weiter auf das erforderliche Minimum.
> Will ich von einem Pferd nur, dass es auf Kommando zwischen den GGA wechselt
> und diese ohne grossen reiterlichen Aufwand "bis auf Widerruf" beibehaelt,
> so genuegt hierfuer ein vergleichsweise geringer Aufwand an Ausbildung
........
> Ein Unterschied wird nun von den Befuerwortern von Signalreitweisen darin
> gesehen, dass ihre Pferde im Galopp verbleiben, waehrend das o.g.
> Dressurpferd am Galoppieren gehalten werden muss
Ein Irrtum Deinerseits. Ich bezeichne mich als "vertreter der
Signalreitweise"...
...und mitnichten genuegt es mir, dass mein Pferd den Galopp haelt, wenn
ich
einmal das Kommando gegeben habe.....ich erwarte auch, dass mein Pferd
den Grad der
Versammlung beibehaelt (unabhaengig davon, ob ich die zuegel in der Hand
habe oder weglege),
den ich vorgegeben habe, dass es die Stellung beibehaelt, die ich
vorgegeben habe und
dass es die Schrittlaenge beibehaelt, die ich vorgegeben habe. Und damit
noch
nicht genug will ich auch jederzeit in der Lage sein, das Abfussen eines
vorher
bestimmten Beines zu einem von mir bestimmten Zeitpunkt jederzeit
opunktgenau
vorauszubestimmen bzw. zu beeinflussen (umzulenken).
> Nur:
> ist es etwas fortgeschrittener ausgebildet, so wird es z.B. bereits ein
> "Sich-gerade-und-entspannt-Hinsetzen" seines Reiters wiederum als "Signal"
> interpretieren, nun halt etwas anderes zu machen
....auch das ist beim Signalreiten nicht anders. "Das Wackeln mit dem
kleinen
Zeh des Reiters" wird dem sehr gut ausgebildeten Westernpferd bereits
ein Signal
sein, auf das es entsprechend reagieren wird.
> Vereinfachend koennte man zu der Ansicht kommen, dass sich explizit
> definierte Signalreitweisen darauf konzentrieren, vom Pferd ganzheitliche
> Bewegungsablaeufe zu verlangen, die es vergleichsweise selbstaendig
> ausfuehrt. Es reicht also, ihm zu sagen, "was" es machen soll - "wie" es das
> macht, ist seine Angelegenheit.
...absolut nicht....denn dann wuerde ein Pferd seine Aufgaben mit
weggedruecktem
Ruecken, hohem Kopf in Aussenstellung auf der Vorhand bewaeltigen und
vermutlich nicht
sehr alt dabei werden. Es stimmt, das Pferd soll seine ganzheitlichen
Bewegungsablaeufe
selbststaendig aufgrund einzelner Signale ausfuehren.....aber es soll
dies in
natuerlicher Versammlung, im Gleichgewicht und in korrekter
Stellung machen......und solange es das nicht "selbstaendig" kann,
bekommt es
im Rahmen seiner Ausbildung die erforderliche Unterstuezung durch eine
Vielfalt von
verschiedenen Hilfen durch seinen Reiter.
> Und es reicht auch fuer die Anforderungen an ein Gebrauchspferd
> locker aus - schliesslich ist es unterwegs oder auch in Spannungssituationen
> wichtiger, dass ein Pferd zuverlaessig gehorcht und dem Reiter gestattet,
> sich mit anderen Dingen als der perfekten Hilfengebung in letzter
> Feinabstimmung zu beschaeftigen. Selbst wenn diese Anforderungen gesteigert
> werden - z.B. fuer einen schnellen Spin - ist es doch fuer den Reiter
> vergleichsweise egal, wie genau das Pferd hierfuer seine Fuesse setzt; das
> weiss es selbst noch am besten.
Ich wuerde meinen, auch hier taeuscht Du Dich gewaltig. Gerade in der
Gebrauchsreitweise muss das Pferd absolut exakt und punktgenau arbeiten
koennen -
tut es dies nicht, sind u.U. das Leben von Pferd und Reiter in Gefahr.
Und mitnichten weiss das Pferd diese Dinge von nautr aus von selbst.
Ein Spin mit mehreren Umdrehungen gehoert nicht gerade in das
natuerliche
bewegungsspektrum eines Pferdes. Wenn es diesen Spin mit Reitergewicht
tragen soll, ohne, dass die Beine daran kaputt gehen oder das Pferd
das Gleichgewicht verliert und aus der "Bahn geworfen wird", muss es
ein extrem hohes Mass an exakter Ausbildung genossen haben.
Damit ein Spin richtig gemacht wird, muss das Pferd den Koerper weit
ueber den inneren Hinterhuf bringen, es muss mit tiefem, langen Hals
mit der Vorhand richtig ueberkreuzend fluessig um die eigene innere
Hinterhandachse drehen. Dabei muss die innere Hinterhand wie angenagelt
auf einem Platz bleiben, darf also weder vor noch zuruecktreten und das
Gewicht darf zwischendurch niemals auch nur fuer eine Sekunde auf die
aeussere Hinterhand verlagert werden. Ueberstellt sich das Pferd mit
Innenbiegung
bei dieser Uebung, wird es das Gleichgewicht verlieren - kommt es in
Aussenstellung
oder bleibt es zu gerade, wird es ueber die eigenen Vorderfuesse
stolpern.
Um einen Spin hinzubekommen, ist ein langer Ausbildungsweg erforderlich,
der
neben Takt und Losgelassenheit, Graderichtung, Schwung und
Versammlungsfaehigkeit
die Beherrschung von Uebungen wie Schulter- und Kruppeherein,
Kurzkehrtwendungen im
Schritt und Trab sowie Travers und Renvers auf Impulse exakt ausgefuehrt
voraussetzt.
Ein guter, sauberer Spin oder Sliding Stop in Vollendung ausgefuehrt
stehen in
ihrem Schwierigkeitsgrad und den Anforderungen an Pferd und Reiter und
deren
Kommunikationsfaehigkeit in nichts der Pirouette, Piaffe oder Passage
nach.
> wenn man die
> Hilfengebung auf Signale der Art "Galopp ja/nein" beschraenkt.
s.o. eine derartige Beschraenkung hat meines Erachtens ueberhaupt nichts
mit
den serioesen "Signalreitweisen" zu tun.....eine derartige Beschraenkung
findest Du in jeder Reitweise bei denjenigen Reitern, die zu bequem und
faul sind, um sich die Muehe zu machen sich und ihr Pferd anstaendig
auszubilden und
meinen, dass es reicht, wenn man irgendwie oben sitzt und irgendwie
durch die
Landschaft trottet....das hat mit keiner serioesen Reitweise irgendetwas
zu tun.
Da muss man
> schon ein Hilfensystem etablieren, welches zwar in solchen Momenten auch
> nicht auf ein groesseres Signalrepertoire zurueckgreift, aber durch dessen
> Vielfalt in der taeglichen Arbeit(!) gewaehrleistet,
nun...und genau das ist der Punkt: diese Hilfenvielfalt in der
taeglichen Arbeit ...
die mir zwar aus den "theoretischen" Reitlehren der engl. Reitweise
durchaus bekannt
ist, vermisse ich in der taeglichen Praxis die ich in all den Staellen
hier oben so zu
sehen bekomme (wir sind ja "Holsteiner Hochburg" und somit hier
erzenglisch - als
Westernreiter sind wir immernoch recht exotisch) total....und das nicht
nur
bei den Freizeitreitern, sondern auch bei den Profis und Ausbildern
dieser Reitweise.
Einen einzigen Reitlehrer habe ich bisher hier erlebt, der sich
hinstellt und
differenzierter erklaert als nur "Absaetze tief, Haende ruhig, mehr
gegenhalten, mehr
treiben"....
....eine traurige Ausbeute denke ich, wenn man bedenkt, dass hier ein
Dressurstall
neben dem anderen ist.........die Ausbildung hin zu immer feinerer
Hilfengebung
und immer loesgelasseneren und natuerlich versammlungsfaehigeren Pferden
bleibt
gerade in dieser Reitweise immer mehr auf der Strecke und wird ersetzt
durch
Halsverlaengerer, Schlaufzuegel und ich weiss nicht was noch alles fuer
Kopffixierern....
Viele Gruesse
Kirstinss
>>Meinen Bylur habe ich selber umgestellt, was uebrigens auf Anhieb
>>geklappt hat. Wir bekamen noch nie Schwierigkeiten, weil er meine Hilfen
>>nicht verstand, im Gegenteil war ich manchmal erstaunt, dass er so willig und
>>prompt reagiert
>
>Also, was auch immer Du machst - es gefaellt Dir, es gefaellt ihm - ich
>verstehe Deinen Minderwertigkeitskomplex nicht!
>
>>es passt doch nicht zusammen, ihn ohne Z=FCgel zu reiten und trotzdem
>>das Maul "zuzubinden".
>
>Das ein Reithalfter an Deiner Trense haengt, heisst doch nicht, dass Du es auch
>eng schnueren musst! Billys ist gerade so eng, das es nicht schlackert - die
>besagten 'zwei Finger' passen allerdings in mehrfacher Ausfuehrung darunter...
Kannst du auch ganz weglassen wenn du ein "braves" Pferd hast. Das
Pferd kann dann bischen mit der Trense rum spielen, gefällt ihm
bestimmt besser als wenn das nur an einer Stelle fetgezurrt ist und da
ständig drückt...
Reithalfter bei "wilden" Pferden und wenn es bei Dressur auf absolute
präzision ankommt, für Freizeitreiter eigentlich überflüssig.
Ich reite lieber ohne.
Wenn das Pferd versteht was der Reiter will ist es ok.
Ist natürlich immer die Frage wieviel man an "reserve" haben muss. Mit
dem Rai-Schnürsenkel an der Autobahn lang reiten muss nun wirklich
nicht sein ....
Gruss
Uwe
Jedes Pferd hat seine EIGENE Meinung
Mir kommt es ein wenig vor, als würdest Du nicht "gleiches mit gleichem"
vergleichen... Du beschreibst in Deinen Ausführungen den "Signalreiter"
(entschuldige, dass ich dieses Wort doch wieder benutze, es gefällt mir selber
nicht!) als "Anfänger", den Part des Dressurreiters aber in einem sehr
fotgeschrittenen Stadium. Dies so zu vergleichen, ist doch nicht ganz fair,
oder?
Ich selber kann leider mit deinem "Redeschwall" nicht mithalten, weil ich diese
Kenntnisse in der südfranzösichen Reitart schlichtweg noch nicht habe und
vermutlich auch nie bis dahin kommen werde. Allerdings habe ich schon Reiter
gesehen, die Deinen Ausführungen sehr ähnliche, dressurmässige Aufgaben
präsentierten, nur waren dabei absolut keine Hilfen sichtbar. (dies kann man
leider von den Englischen Dressurreitern nicht sagen. Ich denke einmal an die
Olympischen Sommerspiele - Dressur.... sämtliche Pferde wurden mit
"Sporenstichen traktiert" (sicher ein bisschen übertrieben) etc.) Sadko G.
Solinski ist beispielsweise einer dieser obengenannten Reiter. Er wurde
anscheinend einmal gebeten, seine "Tricks" zu offenbaren. Seine Antwort darauf:
"Ich kann keine Tricks zeigen oder erklären, denn ich wende keine an." Ausserdem
hat er einmal erwähnt, das höchste Ziel im reiten sei, mit seinem Pferd zu einem
Ganzen zu verschmelzen, was so weit führen kann, dass Aufgaben per
Gedankenübermittlung übertragen werden (und zwar dressurmässige, nicht nur
einfach Schritt, Trab, Galopp egal wie es aussieht)
Wie gesagt hiervon bin ich Meilen- wenn nicht endlos weit entfernt, ich zähle
mich selbst lieber noch zu den Anfängern oder besser zu den Einsteigern...
Aber das alles war ja auch nicht meine Frage, nicht? Ich wollte eigentlich nur
wissen, ob es so falsch ist, ein Gangpferd (wie ich den Texten entnehme, hat bis
auf ein paar Ausnahmen niemand hier eine Ahnung davon) nach einer solchen
Reitart zu reiten....
Ich hoffe, dass Du Dich jetzt nicht angegriffen fühlst, denn Deine Ausführungen
waren alles in allem sehr interessant (wenn auch zum Teil etwas schwer
verständlich?)
Gruss
Andrea
> Also, ich habe auch einen Isi und gehe mit der Distanzritte, Wanderritte, ab
> und zu mal einen Toeltkurs oder ein Ovalbahnturnier, zwischendurch ueben wir
> uns etwas in Dressur und ein kleiner Sprung ist auch nicht schlecht... Mir
> wurde auch prophezeit, dass Gola's Toelt darunter (vor allem unter den
> Distanzritten) leiden wird - aber sie ist, seitdem wir so "vielseitig" sind,
> um Welten besser geworden als vorher!
Mir wurde gesagt und prophezeit, Bylur könne man nur mit sehr viel Druck und
hoher Aufrichtung tölten und irgendwann würde sein Tölt soweit kaputtgehen, wenn
ich so weitermache, dass ich ihn gar nicht mehr tölten kann....
Davon habe ich wie schon gesagt, noch nichts bemerkt, denn er geht sehr freudig
vorwärts und ich musste ihn noch nie mit "viel Druck" in der Gangart behalten...
er ist übrigens ein sehr schneller Tölter und "sprintet" den andern Ponys und zum
Teil auch Grosspferden locker davon (manachmal sogar den andern Isländern...)
ich hoffe, der Reitkurs anfang März bringt mich hier weiter, auch wenn es nur
ist, meine Fragezeichen aufzulösen...
> Auf Wander- und Distanzritten reite ich auch "signalmaessig", mit
> gebissloser Zaeumung (Scawbrig - ein besseres Stallhalfter mit Zuegeln,
> voellig ohne Hebelwirkung) und nur mit Signalen als Hilfen. Gola ist ein
> Naturtoelter mit sehr viel Toelt, so dass es sehr einfach war, ihr
> beizubringen im Gelaende auch am langen Zuegel zu toelten, nur mit
> Gewichtshilfe und notfalls einer kleinen "Aufwaerts"-Parade. Wir sind auch
> schon mal einen 40km-Ritt durchgetoeltet, also kann man durchaus am langen
> Zuegel toelten! Allerdings muss auch am langen Zuegel der Takt immer sauber
> bleiben uind das Pferd muss sich selbst tragen (und nicht nur auf der Vorhand
> latschen), sonst versaut man sich wirklich den Toelt.
Mein Isi ist halt leider kein Naturtölter und es ist mir klar, dass ich ihn
vermutlich nie am losen Zügel tölten lassen kann! Auch in der südfranzösischen
Reitweise ist Ziel, dass sich das Pferd vermehrt auf der Hinterhand trägt, denn
alles andere ist mehr oder weniger schädlich fürs Pferd (und damit logischerweise
auch für alle Gangarten, oder?)
> Leider wirst Du in der Isi-Szene da oft auf Engstirnigkeit stossen - das ist
> hier in England schon so (obwohl es hier noch kaum Islaender gibt) und soll
> angeblich in Deutschland noch schlimmer sein.
Ich lebe in der Schweiz, und hier scheint es keinen Deut besser zu sein...
> Es gibt ein paar richtig gute Trainer (Reynir Adalsteinssons Buch finde ich
> auch sehr gut und angeblich soll Trausti Thor Gudmundsson genauso arbeiten),
> die muss man eben finden und die anderen ignorieren. Du wirst finden, dass die
> wirklich guten Reiter Deinem Ziel von der feinen, signalmaessigen Hilfengebung
> sehr nahe kommen und auch Deinen Zielen gegenueber offener sein werden.
Danke für diesen Tip, ich werde mich auf die Suche nach solchen Reitlehrern
machen und hoffe, irgendjemanden zu finden, der vielleicht sogar hier in der
Schweiz so unterrichtet?
Gruss
Andrea
Hallo Andrea,
>Mir kommt es ein wenig vor, als würdest Du nicht "gleiches mit gleichem"
>vergleichen... Du beschreibst in Deinen Ausführungen den "Signalreiter"
>(entschuldige, dass ich dieses Wort doch wieder benutze, es gefällt mir
selber
>nicht!) als "Anfänger", den Part des Dressurreiters aber in einem sehr
>fotgeschrittenen Stadium. Dies so zu vergleichen, ist doch nicht ganz fair,
>oder?
da liegt ein Missverstaendnis vor. Ich stelle lediglich klar, dass das
Prinzip der Signalorientierung reitweisenuebergreifend angewendet wird,
sprich, dass es strenggenommen so etwas wie eine "Nicht-Signalreitweise"
ueberhaupt nicht gibt. Mit "Anfaenger" oder "Fortgeschrittener" hat das
nichts zu tun.
Insbesondere habe ich direkt in dieser Angelegenheit auf Jochens Frage an
"die Englischreiter" geantwortet. Als solcher (BTW: auch ich habe schon
Pferde in der Camargue geritten...) empfinde ich es als naheliegend, zur
Verdeutlichung Beispiele aus dem eigenen Erfahrungsbereich zu waehlen. Das
zugrundeliegende Prinzip ist selbstverstaendlich auf alle moeglichen
Reitweisen anwendbar, aber die Beispiele aus der Dressur geben gute
Analogien ab. Insbesondere findet sich die Abgrenzung zwischen natuerlichen
Ablaeufen, die durch Einmalsignale ausgeloeset werden koennen und
beibehalten werden, und anstrengenderer Gymnastik, bei der das nicht mehr
funktioniert, prinzipbedingt nicht nur in verschiedenen Reitweisen, sondern
darueberhinaus sogar auf voellig "pferdefremden" Gebieten.
In den Beispielen war durchgehend - innerhalb des Dressurrahmens - auch von
sehr einfachen Anforderungen die Rede; dass sich schwierige und mit
anhaltender Belastung verknuepfte Uebungen in fortgeschrittenen Stadien
finden lassen, liegt in der Natur der Sache und ist wertfrei. Nebenbei steht
die Selbstdefinition von Signalreitweisen, in der die oekonomische Arbeit
mit dem Gebrauchspferd und dessen selbstaendiges Agieren hohen Stellenwert
einnehmen, im Widerspruch zu solchen "Turnuebungen". Das aendert aber nichts
daran, dass die grundlegenden Prinzipien der Signalorientierung auch in den
Reitweisen, die sich nicht mit dem Titel "Signalreitweise" schmuecken,
Anwendung finden.
Zu Deinen Bezugnahmen auf Solinski muss gesagt werden, dass sich dieser der
klassichen Reitweise sehr verbunden fuehlt. Die Zitate landen damit in einem
Zusammenhang, der genau das bestaetigt, was bereits Jochen auszufuehren
begonnen hat: auch bzw. gerade die klassische Reitkunst, und die aus ihr
hervorgegangene aktuelle Dressur, basiert auf Signalgebung! Dass letztere,
geht es um anspruchsvollere Dressur, so fein ausfallen kann und soll, dass
von "Gedankenuebertragung" die Rede ist, untermauert im uebrigen meine
Ausfuehrungen.
Die Beobachtungen der Olympiade zeigen nur, dass es mehr oder weniger
gelungene Umsetzungen klassischer Ideale gibt. Gerade Olympiaden sind
darueberhinaus ohnehin alles andere als repraesentativ, da die einzelnen
Laender jeweils intern ueber die Qualifikation entscheiden. Erinnerst Du
Dich an den Film mit den jamaikanischen Bobfahrern (der BTW auf eine wahre
Begebenheit zurueckgeht)? Nun ist es nicht unwahrscheinlich, dass auch eine,
sagen wir mal, argentinische Nationalmannschaft (die in Atlanta
wg.eklatanter Verstoesse gegen den Tierschutz aufgefallen ist) zum
Gesamtbild "der Olympiareiter" beitraegt...
Abgesehen davon gilt es hier ohnehin sehr differenziert zu beobachten. In
Atlanta z.B. fiel ein Spanier mit einem Andalusier insbesondere durch
praktisch unsichtbare Hilfengebung in den Piaffe/Passage-Teilen
ausgesprochen positiv auf. Gleichzeitig jedoch musste er sich, durch den Typ
seines Pferdes mit bedingt, deutlich mehr in den Verstaerkungen engagieren.
Bei den ReiterInnen der deutschen und niederlaendischen Equipe war das Bild,
wie auch bei den Galopptempi, genau umgekehrt - und die Pferde ebenfalls mit
anderen Staerken wie Schwaechen ausgestattet.
Pferde mit Sporenstichen rsp. -flecken sind mir in der olympischen Dressur
uebrigens nicht aufgefallen.
Zu Deiner Frage habe ich schliesslich ueberhaupt nichts gesagt, sondern
Jochen auf einen ganz eigenen Teilaspekt geantwortet. Dass Dein Reiten nach
einer Signalreitweise mitnichten ein Fehler ist, geht aber bereits alleine
aus dem Umstand hervor, dass es, wie gesagt, etwas anderes als
"Signalreitwisen" strenggenommen nicht gibt. Womoeglich hast Du Dich ja
durch den "signalreitenden Isi-Freund" auf den Schlips getreten gefuehlt -
das wuerde aber auf ein gruendliches Missverstaendnis schliessen lassen.
Denn dass der Begriff des "Signalreitens" eine Konzentration auf das
Wesentliche aller Retweisen bedeutet, habe ich mehrfach deutlich gemacht und
in dem Zusammenhang auch hervorgehoben, dass so oftmals eine
Fehlorientierung auch an den Moeglichkeiten bestimmter Pferde vorbei
vermieden wird. Kernpunkt unserer Diskussion war denn auch mehr der Umstand,
dass die "englische" Reitweise mitnichten KEINE Signalreitweise ist.
Gruss
Stefan
...als die simple Anforderung verschiedener, selbstaendig beibehaltener GGA.
Die nachfolgende Verteidigung der Westernreitweise ist deshalb zumindest mir
gegenueber gar nicht notwendig :-)))
|Ich behaupte sogar, dass, zieht man einen Vergleich zwischen
|der Richtung einer Reiterpruefung im Englischen und der Richtung einer
|Einsteigerpruefung im Westernreiten der Westernrichter bereits weit mehr
|Augenmerk auf exakte, kontrollierte und vor allem unerzwungene Bewegung,
|Haltung und Stellung des Pferdes legt, als der engl. Richter.
Das allerdings bezweifle ich, nachdem ich mir zwei offene Westernturniere
gerade auf Einsteigerniveau angesehen habe, sehr stark. Natuerlich sind
meine iegenen Beobachtungen alles andere als repraesentativ, aber die Frage
einer Zuschauerin an ihre Begleitung "ist das jetzt Trab oder Galopp"
letztes Jahr in Muenchen - das bis zum Stetson perfekt gestylte Paar wurde
plaziert - war nicht anders als "weder noch: das nennt man starkes Lahmen
und ist ein Fall fuer den Tierarzt" zu beantworten. Traurig, aber erlebt -
und was ein lahmendes Pferd ist, weiss ich!
|Beispiele: Abgesehen davon, dass Hilfszuegel jedweder Art in KEINER
|Westernpruefung jemals zulaessig waeren, da sie Haltungen "erzwingen",
|die nicht
|erritten werden (in Reiterpruefungen darf m.W. mit Ausbindern geritten
|werden),
Nur in Reiterwettbewerben. Die LPO verbietet Hilfszuegel ausser dem
laufenden Ringmartingal in jeder Pruefung ab Klasse E aufwaerts. Bedenkt
man, dass die darunter angesiedelten Einsteigerpruefungen keinerlei
Qualifikationscharakter haben, keine Geldpreise erbringen duerfen, die
erreichten "Plazierungen" keinen Wert haben und die "Bewertung" i.d.R. in
einer gemeinsamen Besprechung des vorgefuehrten Reitens besteht, entschaerft
sich die Situation - vom "Turnierreiten" spricht in diesem Zusammenhang bis
auf das eine oder andere teilnehmende Kind niemand...
|wird in einer Einsteigerpruefung bereits genau darauf geachtet, ob ein
|Pferd exakte Linien haelt, also z.B. kreisrunde Zirkel geht, entsprechende
|Stellung hat, im Gleichgewicht aus der Hinterhand arbeitet und zudem auch
noch
|entspannt und locker auf die Reiterhilfen achtet.
Wie gesagt: das ist in E-Pruefungen (E=Einsteiger) nicht anders, und auch
dort sind keine Hilfszuegel erlaubt. Natuerlich gibt es immer wieder
Fehlentscheidungen - aber auch bei den Stetsontraegern (s.o.) <g>
BTW: die unzulaessige Wirkung eines laufenden Ringmartingals zur nicht
korrekten Beizaeumung ist aufgrund der gebrochenen Zuegellinie fuer Richter
und Zuschauer sehr leicht zu erkennen.
|Anlehnung gehen oder
|in wirklich den ganzen Koerper umfassender Stellung -
Aehem, Kirstin - sowas gibt's nicht. Das heisst dann "Biegung"... <vbg>
|> infolgedessen ergibt sich die
|> Notwendigkeit von entsprechend mehr "Signalen",
|
|...nun, ich denke...
Wie gesagt - gemeint war der Vergleich zu selbsterhaltenen GGA. Unbestritten
kennt auch die Westernreitweise eine Vielfalt an Signalen (BTW: die von Dir
angesprochenen wasweissichwievielen Zuegelhilfen rsp. Ansatzpunkte im Maul
legt ein guter Reitlehrer quasi im Voruebergehen ad acta, weil er
klarstellt, dass die Zuegelhilfen die unwichtigsten Hilfen ueberhaupt sind
und bis zur Nicht-mehr-Wahrnehmbarkeit reduziert werden koennen und sollen.
Genaugenommen interessiert es gar nicht, wieviel Arten Zuegelhilfen man ins
Maul uebertragen kann - ein klassich korrekt gerittenes Pferd wird
vormnehmlich per Gewicht und Schenkel gefuehrt) - aber in eine Debatte ueber
den Unterschied zwischen Theorie und Praxis brauchen wir, nicht zuletzt dank
frueherer Erfahrungen mit dem Forum, keine der Diskussionen ueber IRGENDEINE
Reitweise mehr muenden lassen....
|> Will ich von einem Pferd nur, dass es auf Kommando zwischen den GGA
wechselt
|> und diese ohne grossen reiterlichen Aufwand "bis auf Widerruf"
beibehaelt,
|> so genuegt hierfuer ein vergleichsweise geringer Aufwand an Ausbildung
|........
|> Ein Unterschied wird nun von den Befuerwortern von Signalreitweisen darin
|> gesehen, dass ihre Pferde im Galopp verbleiben, waehrend das o.g.
|> Dressurpferd am Galoppieren gehalten werden muss
|
|Ein Irrtum Deinerseits. Ich bezeichne mich als "vertreter der
|Signalreitweise"...
|...und mitnichten genuegt es mir, dass mein Pferd den Galopp haelt, wenn
|ich
|einmal das Kommando gegeben habe.....ich erwarte auch...
DAS habe ich auch nicht behauptet. Schau das Zitat bitte noch einmal genau
an: da steht, dass dem Dressurpferd die Beibehaltung einer GGA ohne
staendige Erinnerung abgesprochen wird. Alles andere entspringt einer
moeglicherweise veraergerten Phantasie, die aber nichtsdestoweniger eine
solche bleibt ;-)
Aber das Missverstaendnis, auf das auch weitere Aussagen von Dir Bezug
nehmen, hab' ich schon aufgeklaert; trotzdem nochmal: ich spreche keineswegs
von irgendeinem Unterschied zwischen fortgeschrittenem Dressur- und
Westernreiten hinsichtlich verfeinerter Hilfengebung, sondern von der
Gemeinsamkeit des Prinzips "Signalgebung" und von der Abgrenzung zwischen
selbsterhaltener Bewegung und selbsterhaltener Feingymnastizierung (letztere
gaebe es nur, wenn Pferde Sportlehrer waeren) :-))
|> Vereinfachend koennte man zu der Ansicht kommen, dass sich explizit
|> definierte Signalreitweisen darauf konzentrieren, vom Pferd ganzheitliche
|> Bewegungsablaeufe zu verlangen, die es vergleichsweise selbstaendig
|> ausfuehrt. Es reicht also, ihm zu sagen, "was" es machen soll - "wie" es
das
|> macht, ist seine Angelegenheit.
|
|...absolut nicht....denn dann wuerde ein Pferd seine Aufgaben mit
|weggedruecktem
|Ruecken, hohem Kopf in Aussenstellung auf der Vorhand bewaeltigen und
|vermutlich nicht
|sehr alt dabei werden. Es stimmt, das Pferd soll seine ganzheitlichen
|Bewegungsablaeufe
|selbststaendig aufgrund einzelner Signale ausfuehren.....aber es soll
|dies in
|natuerlicher Versammlung, im Gleichgewicht und in korrekter
|Stellung machen......und solange es das nicht "selbstaendig" kann,
|bekommt es
|im Rahmen seiner Ausbildung die erforderliche Unterstuezung durch eine
|Vielfalt von
|verschiedenen Hilfen durch seinen Reiter.
Stimmt. Im Posting an Peter habe ich diesen Lapsus im Bezug auf die
Ausbildung bereits korrogiert, sorry!
|Und mitnichten weiss das Pferd diese Dinge von nautr aus von selbst.
|Ein Spin mit mehreren Umdrehungen gehoert nicht gerade in das
|natuerliche
|bewegungsspektrum eines Pferdes.
Aber einer mit einer halben Umdrehung. Und dessen Fortsetzung faellt in die
gleche Kategorie wie die Weiterentwicklung der Imponiertritte in eine
Passage...<g>
|...Ein guter, sauberer Spin oder Sliding Stop in Vollendung ausgefuehrt
|stehen in
|ihrem Schwierigkeitsgrad und den Anforderungen an Pferd und Reiter und
|deren
|Kommunikationsfaehigkeit in nichts der Pirouette, Piaffe oder Passage
|nach.
Unbestritten (siehe Peter). Nur ist das Abfordern dieser Leistung beim
fertig ausgebildeten Pferd angeblich ein bisschen leichter als die Lektionen
des Dressurpferdes. Behaupte im uebrigen weniger ich als vielmehr die Fans
der Westernreitweise, die mit dieser Aussage die Ueberlegenheit der
"selbstaendigen" Westernpferde gegenueber den "englisch" gerittenen
Dressurpferden, nie ueberhaupt nur dank staendiger Aufrechterhaltung von
einander noch dazu gegenseitig aufhebenden Hilfen unter Kontrolle zu halten
sind, belegen wollen <vbg>.
Ausserdem habe ich schon imposante Sliding Stops von Reitern gesehen, die
ein - zugegebenermassen tolles - fertiges Westernpferd eingekauft haben und
nach relativ kurzer Zeit (weniger als ein Jahr) ebensolches zeigen konnten.
Gut - vielleicht waren diese Sliding Stops in Wirklichkeit nicht so toll,
oder die Reiter alle Genies, das will ich nicht zu beurteilen versuchen. Ich
kenne aber keinen Dressurreiter, der mit vergleichbar geringer Uebung auf
einem hochausgebildeten Dressurpferd Piaffe und Passage haette vorfuehren
koennen.
| Da muss man
|> schon ein Hilfensystem etablieren, welches zwar in solchen Momenten auch
|> nicht auf ein groesseres Signalrepertoire zurueckgreift, aber durch
dessen
|> Vielfalt in der taeglichen Arbeit(!) gewaehrleistet,
|
|nun...und genau das ist der Punkt: diese Hilfenvielfalt in der
|taeglichen Arbeit ...
|die mir zwar aus den "theoretischen" Reitlehren der engl. Reitweise
|durchaus bekannt
|ist, vermisse ich in der taeglichen Praxis die ich in all den Staellen...
Wie gesagt: den Unterschied zwischen Theorie und Praxis zum Thema zu machen
fuehrt zum einen immer in eine fruchtlose, weil subjektive Aufzaehlung
eigener Beobachtungen, und ist zum anderen fuer die Bewertung der einer
Reitweise zugrundeliegenden Prinzipien ohne Belang. Und ich denke, dass
diese Aufzaehlungen auch nicht aus Deiner Tastatur geflossen waeren, wenn
ich deutlicher gemacht haette, dass mir nichts an der Verunglimpfung
fortgeschrittenen Westernreitens liegt oder gelegen hat... :-)
Gruss
Stefan
>Die korrekten Hilfen zum Angaloppieren sind (vereinfacht): Innenstellung,
>halbe Parade, Gewichtshilfe innen, Begrenzung mit aeusserer Hand und
>Schenkel, Ausloesen des Galoppsprungs ueber den inneren Schenkel.
Vereinfacht? VEREINFACHT???
Tschuldigung, aber das klingt mir zu sehr nach harter Arbeit. Ich bin zu dem
Schluss gekommen, das die ganze Begrenzerei und Verwahrerei meistens nur dem
Ueberdecken von Problemen dient und besser an der Wurzel angegangen wird.
Wenn ich Mork reite (der Kleine hat da manchmal noch so seine Probleme) besteht
meine Galopphilfe im Vorschieben der inneren Huefte. Das setzt natuerlich
voraus, das er einigermassen geradegestellt ist, aktiv und nicht auf der
Vorhand, und dass ich ihn entsprechend vorbereited habe - aber wenn die
Voraussetzungen stimmen, ist der Galopp nicht weit entfernt. Weitere Hilfen
(besonders der treibende innere Schenkel <g>) folgen, wenn notwendig.
>Die
>korrekten Hilfen fuer einen Uebergang vom Arbeits- zum versammelten Trab mit
>unmittelbarem Einleiten einer Traversale sind - feine graduelle Abstufungen
>vernachlaessigt - nahezu die gleichen. Es gibt nur minimale Unterschiede im
>zeitlichen Zusammenspiel und im Verhaeltnis der Hilfenstaerken zueinander.
Ganauso treffen die Hilfen auf einen Trabzirkel zu - und einer der wichtigsten
Unterschiede ist die Intention des Reiters. (Reiten als Meditation? Wenn das
Pferd Billy heisst, ja. Denke an das Nichts - und nicht etwa an Galopp oder
durchparieren!) Auch wenn dieser Prozess meist unbewusst ablaeuft, beweisen die
Reaktionen des Pferdes, das es sehr wohl die Intention des Reiters aus feinsten
Signalen ableiten kann.
Ich denke jedoch, das das Wort 'Signalreitweise' ein wenig irrefuehrend ist.
Hier treffen zwei Gedanken aufeinander - zum einen, die Selbsthaltung und
Gleichgewicht eines gymnastizierten Pferdes (anders waere es nicht in der Lage,
das Verlangte ohne Hilfe(n) des Reiters aufrechtzuerhalten), zum anderen das
reagieren auf bestimmte Signale.
Das Schulpferd, das weiss, das es galoppieren soll, reagiert auf ein Signal des
Reiters, das sagt 'jetzt.' Ob dieses Signal mehr oder weniger lehrbuchgerecht
ist, ist diesen Pferden vielfach egal - so lange der Reiter nicht stoert, und
sie sicher sind, was gemeint war, ist das ok. Der fortgeschrittene Reiter wird
sich jedoch weniger fester Signale bedienen (das Schulpferdemaessige 'aeusserer
Schenkel hinter dem Gurt = Galopp) sondern individuell auf das Pferd reagieren,
es geraderichten, leicht versammeln, aufmerksam machen - um dann durch eine
geringfuegige Veraenderung seiner Position das gewollte zu erreichen. Also,
Galopp wie oben beschrieben, oder Schulterherein durch Zuruecknehmen der
inneren Schulter anstelle eines Kochrezepts.
Catja
und Mork
|...geringfuegige Veraenderung seiner Position das gewollte zu
erreichen. Also,
|Galopp wie oben beschrieben, oder Schulterherein durch Zuruecknehmen
der
|inneren Schulter anstelle eines Kochrezepts.
Hallo,
egal ob die Schulter des Reiters oder die des Pferdes gemeint war -
mit beiden Interpretationen dieses Ratschlags wuerde ich, wollte mir
jemand auf diese Art konstruktive Hilfe zuteil werden lassen, so meine
Probleme haben. Ersteres duerfte kaum ausreichen, weil die benoetigten
Hilfen doch ein wenig komplexer sind; und letzteres gemahnt an
Muenchhausens Zopf ("Schulterherein durch Schulterherein...") <g>
Mir ist zwar klar, worauf Du hinauswillst (naemlich auf die unbewusste
Uebermittlung aller noetigen Signale rsp. Hilfen im Zusammenspiel,
massgeschneidert auf das jeweilige Pferd, wie das vom
fortgeschrittenen Reiter zu erwarten ist) - und es ist ja auch schoen,
dass Du bereits so weit gekommen bist. Nur stand die abstrakte
Beschreibung bestimmter Hilfen gar nicht im Vordergrund; es hatte ja
auch keiner danach gefragt, wie denn z.B. angaloppiert wird. Vielmehr
ging es mir bei der Gegenueberstellung der aufgezaehlten Hilfen in
verschiedenen Kontexten um die vordergruendige Gleichartigkeit von
"Signalen", deren Wirkung von weiteren Faktoren wie der Ausbildung des
"Adressaten" und ihrer Abstimmung untereinander bestimmt wird.
Niemand wird Schulterherein anhand eines "Kochrezeptes" REITEN. Dass
er es jedoch auf eine solche Art GELERNT hat bzw. sich die
zusammengehoerigen Hilfen auf dem Weg zur unbewussten Anwendung immer
wieder ins Gedaechtnis gerufen hat, ist schon wahrscheinlicher. Und
zur Beschreibung der zugrundeliegenden ausloesenden Signale taugt die
Darstellung allemal. Vor allem, wenn im Zusammenhang mit "Signalen"
darueber gesprochen wird, was denn da nun beim Pferd an Information
ankommt.
Selbstverstaendlich sind Hilfen Mittel zum Zweck, wobei dieser Zweck
z.B. Versammlung, Biegung, Geraderichtung heissen kann. Dem Pferd kann
man das aber nicht erklaeren und auch nicht solche abstrakten Ziele
direkt abverlangen. Die Ausbildung junger Pferde zeigt dies; so werden
z.B. treibende Schenkelhilfen ueber die Verstaerkung eines Reflexes
(Beinanziehen bei Beruehrung des Rumpfes) zum Zeitpunkt des Abfussens
eines Hinterbeins etabliert. Niemand vermittelt dem Pferd hierbei
irgendwas in Richtung "Tritte verlaengern" oder kann ihm gar Begriffe
wie Schubkraftfoerderung plausibel machen. Die Reaktion auf ein Signal
wird gepraegt. Mit der Zeit werden die Signale leichter verstanden und
koennen daher feiner ausfallen - auf diesem Weg wird ihre Kombination
zu speziellen Aufforderungen ohne karikaturenhafte Verrenkungen des
Reiters erst moeglich. Dieser Weg fuehrt zur Feinabstimmung zwischen
Reiter und Pferd, an dessen Ende eine Hilfengebung steht, die von
aussen nicht mehr wahrnehmbar ist und wie Gedankenuebertragung
erscheint.
Ob der auf diesem Weg schon etwas weiter gekommene Reiter jetzt
allerdings davon spricht, sein Pferd z.B. "traversalenartig zu reiten"
oder es "gleichzeitig zu versammeln, zu biegen und dabei nach innen zu
fuehren", erscheint irrelevant - in jedem Fall naemlich laesst sich
die Kommunikation zwischen ihm und dem Pferd in noch kleinere
Informationseinheiten zerlegen. Eben in die zugrundeliegenden,
aufeinander abgestimmten Hilfen. Die verlieren auch keineswegs an
Bedeutung, nur weil auf einem hoeheren Niveau ueber sie gesprochen
wird oder Reiter existieren, die sich ueber ihre Anwendung nicht mehr
bewusst Gedanken machen muessen.
Auch so ein Kochrezept laesst sich auf verschiedenen Ebenen
diskutieren: so stelt eine Anweisung der Art "soundsoviel Salz" eine
transportierbare und trotzdem relative Information dar; ein
korrigierender Hinweis wie "mehr Salz" ist u.U. fuer einen
Kochschueler im Bedarfsfall hilfreich. Ein Chefkoch hingegen wird sich
mit solchen Abmessereien nicht mehr aufhalten, sondern dank seiner
Erfahrung intuitiv mit seiner Salzmenge richtig liegen - und ein
Angeber wird locker "halt richtig wuerzen" in die Runde werfen
(Gegenstuecke zu allen vier Varianten finden sich rund ums Pferd).
Trotz der unbestrittenen Existenz von Chefkoechen werden die
Kochrezepte aber weder ungueltig, noch ueberfluessig.
Gruss
Stefan
In article <79pcal$kki$4...@dyfi.aber.ac.uk>,
ca...@aber.ac.uk (CATJA ALEXANDRA PAFORT) wrote:
> Stefan schrieb:
>
> >Die korrekten Hilfen zum Angaloppieren sind (vereinfacht): Innenstellung,
> >halbe Parade, Gewichtshilfe innen, Begrenzung mit aeusserer Hand und
> >Schenkel, Ausloesen des Galoppsprungs ueber den inneren Schenkel.
>
> Vereinfacht? VEREINFACHT???
> Tschuldigung, aber das klingt mir zu sehr nach harter Arbeit. Ich bin zu dem
> Schluss gekommen, das die ganze Begrenzerei und Verwahrerei meistens nur dem
> Ueberdecken von Problemen dient und besser an der Wurzel angegangen wird.
>
> Wenn ich Mork reite (der Kleine hat da manchmal noch so seine Probleme) besteht
> meine Galopphilfe im Vorschieben der inneren Huefte.
Womit Du doch eigentlich nichts anderes machst, als "verwahren, begrenzen und
treiben);-)....das Vorschieben der inneren Huefte bewirkt ein Zurueckgehen
der aeusseren Huefte. Damit geht auch Dein aeusseres Bein zureuck (verwahrend
und begrenzend) und Dein inneres Bein kommt automatisch am Gurt ans Pferd
(treibend). Wuerdest Du Deine Beine der Huefte nicht (vermutlich unbewusst)
folgen lassen, muesstest Du ziemlich verkrampft auf dem Pferd sitzen, da die
Beine nun mal im Becken "aufgehaengt" sind. Gleichzeitig geht ueber die
Verbindung durch die Wirbelsaeule Deine inenre Schulter etwas vor und die
aeussere zurueck (andernfalls muesstest Du Dich in der Wirbelsaeule
verdrehen, was die Huefte blockieren wuerde) - wodurch Du mit Deinen Haenden
zwangslaeufig einen nachgebenden und einen begrenzenden Zuegel produzierst -
und wennd er Zeugel durchhaengt, hast Du durch die handbewegung und das
Zuegelgewicht bei einem feinen Pferd trotzdem die entsprechenden Impulse,
auch, wenn der Zuschauer dies nicht mehr "sehen" kann.
Viele Gruesse
Kirstin
<snip>
Hi Kirstin, natuerlich hast Du mit der Erklaerung recht - aber was ich
ausdruecken wollte, war das man das Pferd nicht von vorneherein so stark
eingrenzen sollte in Erwartung des Ausfallesn, sondern das eine leichte
Positionsveraenderung ausreicht wenn das Pferd entsprechend vorbereitet ist.
Ich stelle zudem immer mehr fest, das gegen das Ausfallen auf dem Zirkel nicht
verwahrender Schenkel und Zuegel helfen, sondern ein Geraderichten des Pferdes:
in der Reihenfolge positionsueberpruefung des Reiters - aktivieren des inneren
Hinterfusses. Und keine kleinere Zirkel reiten, als das Pferd ausbalancieren
kann.
Catja
und Billy
|Ich stelle zudem immer mehr fest, das gegen das Ausfallen auf dem
Zirkel nicht
|verwahrender Schenkel und Zuegel helfen, sondern ein Geraderichten
des Pferdes:
|in der Reihenfolge positionsueberpruefung des Reiters - aktivieren
des inneren
|Hinterfusses....
Hallo Catja,
"Geraderichten" bedeutet zumindest in dem mir beigebrachten
Sprachgebrauch, dass ein Pferd mit den Hinterbeinen in die Spur der
Vorderbeine tritt. Auf dem Zirkel bedeutet das ein gebogenes Pferd.
Gebogen um den inneren Schenkel - wie soll das ohne aeusseres Bein UND
ohne begrenzenden aeusseren Zuegel funktionieren?
Das Gewicht alleine nach innen zu nehmen kann nicht funktionieren -
zwar tritt ein ausgebildetes Pferd mit der Hinterhand auch unter einen
verlagerten Schwerpunkt, doch faellt es ueber die aeussere Schulter
aus, wenn die Vorhand dabei nicht nach innen gefuehrt wird.
Gruss
Stefan|
(Glücklicherweise) war ich bisher zeitlich verhindert, in diese
Diskussion einzusteigen. Aber Kirstin, Petra und Peter haben einen Teil
der Argumente, die auch ich hätte bringen können, schon geschrieben. Ich
will versuchen, mich ziemlich kurz zu fassen.
1. Ich betrachte mich in dem Sinne auch als "Signalreiter", und bewege
mich auf diesem Weg von "Leichter Reitweise" Richtung Klassische
Dressur. Ich habe eine zeitlang Westernreiten gemacht, ohne allerdings
Anspruch auf hohe Ausbildungsziele dort gehabt zu haben.
2. Ich stimme mit Stefan insoweit überein, als daß jede Art der
Hilfengebung "Signalreiten" genannt werden kann.
Aber 3. besteht der Unterschied für mich (und Kirstin, und Peter, und
u.a. bei R. Hinrichs auch so zu finden) darin, daß es möglich ist, ein
Pferd auch in schwierigeren Übungen in "Signalreitweise" zu reiten.
Die Hilfengebung an sich mag die gleiche sein, wie Kirstin es an Hand
der Aufforderung zum Angaloppieren geschildert hat: Verändere ich nur
die Haltung eines meiner Körperteile, verändert sich der Rest
entsprechend mit, *wenn ich korrekt sitze*. Dann führt die Auforderung
zum Angaloppieren "hebe Deine innere Hüfte an und schiebe sie nach vorn"
zum gleichen Ergebnis der Sitzveränderung wie die komplexe Gesamtheit
der Galopphilfen in der Art, wie Stefan sie gelernt hat. (s. Kirstins
letzte mail etc.).
Diese Anweisung ist aber zunächst mal einfacher umzusetzen. Das zum
reiterlichen Aspekt.
Der Unterschied bei den Erwartungen ans Pferd ist der, daß der
"Signalreiter" erwartet, daß das Pferd einen bestimmten
Versammlungsgrad, der seiner Ausbildung entspricht, ohne ständiges Zutun
aufrechterhält. Das erfordert, wie Peter und Kirstin richtig gesagt
haben, ständige leichte Korrekturen der Haltung und der Reaktion auf die
Signale während der Ausbildung.
Beispiel: Wenn ich als "Signalreiter" z. B. eine Galoppverkürzung will,
dann "verlasse" ich den passiv mitschwingenden Sitz und schließe
verstärkt die Knie bei jedem Sprung, so lange, wie ich Verkürzung will,
und so intensiv, wie ich den Galopp verkürzt haben will und wie das
Pferd ihn in der Lage ist, zu verkürzen. Das ist aber nur das
Übergangsstadium, irgendwann soll das Pferd auf die Hilfe "Knieschluß
kurz verstärken" so lange verkürzten Galopp gehen, bis ich mittels
anderer Hilfen wieder Arbeitsgalopp (oder was auch immer anderes)
verlange.
Wenn das Pferd auf dem Weg dorthin dann anfängt, mit dem Untersetzen und
der Hankenbiegung zu schludern, werde ich erst mal im Arbeitsgalopp
dieses verstärkt fordern, oder andere Übungen zur Verbesserung seiner
Haltung verlangen, um dann auf den verkürzten Galopp zurückzukommen.
Der Weg dahin besteht darin, bei jeder kleinen Reaktion in der
gewünschten Richtung auf eine Hilfe in der Intensität der Hilfe zunächst
einmal nachzulassen, um sie beim Nachlassen der Reaktion wieder zu
verstärken.
So kann man sich auf feinste Hilfen reagierende Pferde erziehen.
Aber: Da das Pferd in dieser Form ein "mitdenkender Partner" ist, kann
es sein, daß es auch Fehler macht, oder ich als Reiter ein feines Signal
in der falschen Variation gebe und dann z. B. Trabtravers statt Galopp
bekomme. Es ist auch eine höchst intensive Selbstbeobachtung und -kritik
dazu erforderlich, damit man dem Pferd nicht "unrecht tut" und sich
damit den Weg zum gewünschten Ziel selber verbaut.
Die von Stefan beschriebene Methode ist präziser, aber hat den Nachteil,
daß das Pferd dabei sehr unselbständig wird, was ich weniger
"pferdegerecht" finde und den, daß es einfach ein Mehr an Hilfengebung
erfordert (die im einzelnen durchaus wenig intensiv sein können), was
Konzentration von Pferd und Reiter stärker fordert und leicht auch bei
Intensivierung der Hilfengebung für beide Teile anstrengend bis
unangenehm werden kann, und daß man es nicht so schnell selber merkt,
wenn das Pferd überfordert ist, was dann den Teufelskreis Verspannung -
verstärkte Hilfengebung - Verspannung leichter auslösen kann.
Ich finde die "Signalhilfengebungsmethode" zumindest für alle diejenigen
Pferde günstiger, die auch im Gelände gehen und vielleicht auch mal
Tages-oder Wanderrite mitmachen sollen. Dort ist man nämlich auf diese
Art Hilfengebung angewiesen, will man nicht, daß Pferd und reiter
spätestens am 3. Tag wegen Muskelkater nicht mehr einsatzfähig sind.
Im Übrigen ist es bezeichnend, daß jeder immer nur den Balken im Auge
des Bruders sieht (sprich: die Westernreiter das hang-and bang, was in
den meisten englischen Ställen üblich ist, der Klassiker die durch
Profitgier zu schnell "fertiggemachten" Westernpferde).
Mea maxima culpa: Ich habe es in der Vergangenheit genauso gemacht und
muß um Entschuldigung dafür bitten.
Wir sollten alle nicht den Fehler machen, einwandfreie Äpfel mit
verschimmelten Möhren vergleichen, und umgekehrt (um bei Pferden und
Kochrezepten zu bleiben). ;-)
Und um die ursprüngliche Frage zu versuchen, zu beantworten:
Natürlich kann man einen Tölter auch mit "Signalhilfengebung" reiten.
auch ohne Schäden anzurichten. Wahrscheinlich richtet das sogar weniger
Schäden an, weil das Pferd körperlich und seelisch gelockerter bleiben
kann. Da ich aber selber sehr wenig Erfahrung mit Töltern habe (mein
Isi ist schon lange nicht mehr bei mir und auch inzwischen gestorben,
und der war der einzige, bei dem ich das realisieren konnte), kann ich
keine präzisen "Kochrezepte" abgeben.
Ich denke, man müßte eben jene Hilfenkombination anwenden, die allgemein
empfohlen wird, aber in der oben beschriebenen Form, d.h. den Effekt der
Hilfe abwarten und erst nach Abflauen der Wirkung erneut einsetzen.
<hihi, sozusagen "homöopathisches Reiten" ;-)>. Das müßte auf Dauer den
gewünschten Effekt haben.
Na, das ist ja doch wieder total lang geworden :-(
Tschüß, bis demnächst in diesen Reihen,
Anke
>"Geraderichten" bedeutet zumindest in dem mir beigebrachten
>Sprachgebrauch, dass ein Pferd mit den Hinterbeinen in die Spur der
>Vorderbeine tritt. Auf dem Zirkel bedeutet das ein gebogenes Pferd.
>Gebogen um den inneren Schenkel - wie soll das ohne aeusseres Bein UND
>ohne begrenzenden aeusseren Zuegel funktionieren?
In Normalfall bei gymnastizierten Pferd:
>Das Gewicht alleine nach innen zu nehmen kann nicht funktionieren -
>zwar tritt ein ausgebildetes Pferd mit der Hinterhand auch unter einen
>verlagerten Schwerpunkt
Ebenso. Der Reiter gibt die Zirkellinie vor (vor allem durch zuruecknehmen der
inneren Schulter, das Pferd passt sich an.
>doch faellt es ueber die aeussere Schulter
>aus, wenn die Vorhand dabei nicht nach innen gefuehrt wird.
Wieso sollte es ausfallen, wenn es im Gleichgewicht ist? Dieses laesst sich
meist einfacher auf geraden Linien und grossen Wendungen herstellen, besonders
das Gelaendereiten kann hier sehr hilfreich sein. Mein Ausgangspunkt ist, das
ein Pferd, das sich im Gleichgewicht befindet, sich sehr wohl der Zirkellinie
etc anpassen kann. Es ist 'in Selbsthaltung' und wird danach trachten, dieses
Gleichgewicht wiederherzustellen ohne dafuer auf Eingriffe des Reiters
angewiesen zu sein. Zu diesem Punkt kann das Pferd jedoch nur gelangen, wenn es
eine gewisse Freiheit hatte, das Gleichgewicht fuer sich zu entdecken - was
nicht heisst, dass man den Zuegel wegschmeisst und das Pferd irgendwie vor sich
hin latschen laesst. Aber solange ich jeden Schritt heraustreibe, und jede
Haltung vorgebe, wird das Pferd dies nicht lernen.
Catja
Hallo Catja,
auch wenn Du mich jetzt schlachtest - aber ganz so geht das nicht.
Erstens ist es dem Reiter schon mal unmoeglich, "nur" die innere
Schulter zurueckzunehmen. Da ersterer nicht ueber dem Newton'schen
Prinzip "actio=reactio" steht, ist dieses Zuruecknehmen gleichermassen
ein Ausdrehen der Huefte, womit er neben der inneren Gewichtshilfe
auch sowohl eine innere treibende als auch eine aeussere verwahrende
Schenkelhilfe gibt. Ganz wichtig: geht die innere Schulter zurueck,
kommt die innere Huefte vor. Auf jedem Drehstuhl nachvollziehbar -
auch wenn sich dies in kleinen Dimensionen abspielt, aber Du sprachst
ja von feiner Hilfengebung. Der Reiter gibt halt nicht nur einen,
sondern mindestens zwei Impulse an sein Pferd weiter - so fordert er
die Parallelitaet von Schulter und Huefte jeweils beider Beteiligten.
Er ist dabei sozusagen ein wenig "verdreht"... :-)
Zweitens hast Du den Knackpunkt selbst in Deinem letzten Posting in
einem unscheinbaren Nachsatz versteckt: das Ganze findet seine Grenze
genau da, wo sich das Pferd nicht mehr selbst ausbalancieren kann. Das
bezieht sich auf das Gleichgewicht. Nun kann sich ein Pferd aber noch
lange ueber einen Punkt hinaus im GLEICHGEWICHT befinden, an dem die
GERADERICHTUNG verlorengegangen ist. Man kommt also sozusagen alleine
mit der zurueckgenommenen Schulter und ohne aktives Reiten in die
Biegung zumindest in puncto Geraderichtung nicht sehr weit. Das kann
man - auch und gerade am gymnastizierten Pferd - leicht ausprobieren:
Setzt man sich quasi freihaendig auf ein ausgebildetes Pferd, so
stellt man zwar schnell fest, dass dieses alleine dem Gewicht folgend
auch gebogene Linien beschreiten kann. In einem sehr weiten Sinne
biegt es sich hierbei auch ohne Zutun des Reiters ein wenig, weil es
schliesslich nicht gegen die Bande laufen will. Wird nun allerdings
der Radius verringert und ein hoeheres Mass an Biegung erforderlich,
liefert diese das Pferd keineswegs selbstaendig nach, nur weil es
einer engeren Kurve folgen soll: es beginnt, in zunehmendem Masse aus
der Spur zu treten (die Hinterbeine fussen ausserhalb der Spur der
Vorderbeine auf). Dabei dreht es sich sozusagen um seinen Schwerpunkt
und befindet sich nach wie vor - mit dem geringstmoeglichen Aufwand
(was ein Grundprinzip des Verhaltens von Lebewesen ist) - im
Gleichgewicht. Nur ist es vielleicht gerade, aber keinesfalls mehr
"geradegerichtet".
Der Reiter hat, selbst wenn er die Zuegel immer noch voellig in Ruhe
laesst, weitere Moeglichkeiten, den Radius der Wendungen zu
verringern. Bringt er sein Gewicht nach hinten und hilft mit einem
verwahrenden Schenkel aussen nach, dreht das Pferd vermehrt um die
Hinterhand; nimmt er das Gewicht ein wenig nach vorne und innen,
findet verstaerkt eine Drehung um die fuehrende Vorhand statt. Die
Tendenz geht immer dazu, um den Schwerpunkt zu drehen. Ich kann Dir
mit den Haenden in der Hosentasche Kringel fast beliebiger Enge
vorreiten und dabei sogar demonstrieren, dass sich ein nicht
abgelenktes Pferd meistens ein wenig in die gewuenschte Richtung
stellt - aber gebogen ist das Pferd deshalb noch lange nicht.
Natuerlich faellt es dem besser gymnastizierten Pferd leichter als
einem steifen, selbstaendig einen etwas hoeheren Grad der Biegung
nachzuliefern, wenn der Reiter "nur" innen runtersitzt. Noch leichter
faellt es ihm allerdings, das bleibenzulassen und sich statt dessen zu
drehen.
Anders, wenn das Pferd beginnende Versammlung zeigt. Dann ist es
bereits so weit unter seinen Schwerpunkt gesetzt, dass es ihm weniger
Anstrengung bereitet, sich zur Seite einer reiterlichen
Gewichtsverlagerung hin zu biegen. Bis dahin ist es aber kaum ohne
*korrekte* Biegearbeit gekommen.
Um das Ganze nochmal auf den Punkt zu bringen:
1.) Gleichgewicht und Geraderichtung haben um so weniger miteinander
zu tun, je weiter man sich von geraden Linien entfernt: zwar erfordert
Geraderichtung ein sicher im Gleichgewicht befindliches Pferd, doch
folgt sie nicht unbedingt daraus.
2.) Eine einzelne Bewegung kann, wie auch Anke und besonders Kirstin
ausgefuehrt haben, zwar einen besonderen Rang in der Aufmerksamkeit
des Reiters einnehmen, ist aber praktisch nicht aus einem komplexeren
koerperlichen Zusammenhang herausloesbar.
Gruss
Stefan