Am 29.03.2015 um 01:00 schrieb Andreas Boehm:
> Hallo,
>
> wir wollen uns einen Gartenteich in spezieller Form anlegen, ca 2m
> tief, 4x2m Grundflaeche. Da uns die Folien allesamt zu wenig
> zuverlaessig sind und wir zudem kleben muessten, sind wir am
> ueberlegen, den Teich zu Betonieren/Zementieren. Wir dachten an
> WU-Beton ohne Kieselzusatz und die Verwendung von Armierungsgewebe.
>
> Geht das ueberhaupt? Wie stark muesste die Ausskleidung sein?
>
> Wie vertraegt sich der WU-Zusatz spaeter mit der Biologie des
> Teiches? Muesste nach dem Aushaerten noch eine Art "Schwimmbadfarbe"
> aufgebracht werden?
>
Prinzipiell geht das schon, wenn nicht, gäbe es ja auch keine gefliesten
Pools in Gärten. Allerdings sollte man schon genügend Erfahrung mit der
Funktion der Bewehrung mitbringen. Die Bewehrungsstäbe übernehmen im
Stahlbeton die Zugkräfte, denn der Beton kann das nicht in nennenswerten
Größenordnungen und ist deshalb nur für die Druckkräfte zuständig. Da
die Zustände leerer und voller Teich berücksichtigt werden müssen,
können diese Zugkräfte sowohl oben (durch Erddrücke, die von den Seiten
und durch den Frost auch von unten wirken), als auch unten (durch
Wasserdruck und unterschiedliche Lagerungsbedingungen - weicher und
fester Boden) auftreten. Nun stell dir den Bewehrungsstab mal als Seil
vor, das an den Enden von zwei Leuten gehalten wird und zunächst nur
durchhängt. Zieht man an den Seilen, wird es gerade werden wollen. Will
man das verhindern, müssen weitere Leute das Seil, dort wo es zunächst
durchhing, unten halten. Die Kräfte, die sie dabei aufnehmen müssen,
sind die Umlenkkräfte des Seils. Übertragen auf die Stahlbetonschale
bedeutet dies für einen unten liegenden - gezogenen - Stab, dass er
diese Umlenkkräfte an den Beton abgeben kann und dieser sie wieder,
unter Gewölbewirkung, als Druckkräfte aufnimmt. Für den oben liegenden -
ebenfalls gezogenen - Stab würde das aber bedeuten, dass nur der Beton
der Betonüberdeckung (2-3,5cm) entgegenwirkt und der müsste dann
Zugkräfte aufnehmen, was er aber nicht kann. Also würde hier der Beton
herausplatzen. Deshalb dürften an dieser Seite die Bewehrungsstäbe nicht
gekrümmt ausgeführt, sondern sie müssten gerade eingebaut werden,
mehrfach überlappt und jeder einzelne Stab muss unten im Druckbereich
verankert werden. Je nach "spezieller" Form des Teiches könnte dieser
problematische Fall auch mal an der Unterseite der Schale auftreten,
denn, wie ich eingangs erwähnte, treten je nach Zustand (leerer Teich,
voller Teich), Zugkräfte sowohl oben, als auch unten auf.
Übrigens, in jungen Jahren habe ich im Übermut und damals noch ohne
jegliche Kenntnisse in Statik, mal einen 4*4m großen Betonteich aus dem
gemauerten Sockel einer ehemaligen Voliere gebaut. Dieser hatte an einer
Seite sogar eine Scheibe, durch die man die Karpfen sehen konnte. Die
Schale war bestimmt nicht dicker als 10cm, Bewehrung kannte ich noch
nicht, allerdings war der Teich an der tiefsten Stelle nicht tiefer als
vielleicht 60cm. Abgedichtet hatte ich seinerzeit mit Zementschlämme und
Kunststofffarbe. Ich weiß nicht mehr, wie lange der gehalten hat, aber
ein paar Jahre waren es schon, bis er dann einer Terrasse weichen musste
und durch einen Folienteich ersetzt wurde.
--
Gruß,
Kalle
Erkläre mir und ich werde vergessen.
Zeige mir und ich erinnere.
Lass es mich tun und ich verstehe.
(Konfuzius)