Juergen
unread,May 12, 2023, 4:41:17 AM5/12/23You do not have permission to delete messages in this group
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Name des Laufes: 10. Weltkulturerbe-Lauf Bamberg
Datum: 7.5.2023
Ort: Bamberg
Streckenlänge: HM, 10,7 km, 4,4 km, 4,1 km, 1,6 km, keine Staffeln
Profil: Anspruchsvoll 280 Hm, mehre km Pflaster
Bedingungen: Frühlingshaft warm und trocken
Teilnehmer: Laut Ergebnislisten 9300 Läufer im Ziel
21,1 km Sparkassen-Lauf 2862
10,7 km Bose-Lauf 3034
4,4 km Wieland-Lauf 1007
4,1 km baMbit Schülerlauf 835
1,6 km Bosch-Schülerlauf 3./4. Klasse 765
1,6 km Fuchs-Schülerlauf 1./2. Klasse 796
Kurzfassung:
Diesen Lauf habe ich völlig unterschätzt. Dass es hart werden würde,
wusste ich, auch wegen meiner schlechten Form. Aber mit dieser
Größenordnung habe ich nicht gerechnet. Laut einem Anreißen bei TV
Oberfranken waren 35.000 Zuschauer da! Bamberg soll etwa 78.000
Einwohner haben. Entsprechend toll war die Stimmung. Das Wetter war mir
eigentlich zu gut, war froh über die Wolken die aufzogen...
Auf jeder der beiden längsten Distanzen gab es jeweils mehr Finisher als
beim Würzburg Marathon an zwei Tagen insgesamt. Die Höhenmeter
eingerechnet habe ich etwa meine Leistung von Würzburg zwei Wochen
vorher erreicht. Dafür musste ich mich aber deutlich mehr verausgaben.
Besonders der letzte Anstieg war praktisch „Zahnfleisch“ oder nur noch
„Standgas“.
Langversion:
Samstag bin ich schon mal nach Bamberg gefahren. Denn Sonntag hätte ich
die Startnummer spätestens 4 Stunden vor dem Startschuss abholen müssen.
Da ich keine Begleitung hatte, erschien mir das zu lange. Ich war etwas
enttäuscht. Eine nüchterne Lagerhalle im Gewerbegebiet ohne Atmosphäre
und parken entlang der Straße. Jetzt wo ich weiß, wie viele Teilnehmer
da durchgeschleust wurden, gute Organisation! Es hat zügig funktioniert,
gab Geschenke in Form von zwei Flaschen alkoholfreien Bier und auf ihrer
Mini-Messe konnte man Gels (wichtig für mich weil es an der Strecke nur
Wasser gab) und andere Sport"nahrung" kaufen - im Gegensatz zu WÜ. Der
Startbeutel war aus Baumwolle, hatte ich so noch nie. „Stilecht“ war die
einzige nutzbare Toilette ein Dixie-Klo.
Weil ich ja alleine war hab ich Sonntag für die Anreise mit der Bahn
entschieden. Sollte gut gehen, da Start erst am Nachmittag. Doch die
Bahn hat spannend gemacht, mit ungeplanten Umsteigen und Verzögerung
wegen Zugdefekt und Oberleitungsschaden. Statt 58 fuhr der Zug dann 33
Minuten vor dem Startschuss im Bahnhof Bamberg ein. Bis zur
Maria-Wart-Schule (Startbeutel) sind es so 1,2 km, gelotst von Google
Maps, mit überqueren und teils entlang der Laufstrecke vom 10,7-km-Lauf
der noch im Gange war. Also hab ich mich kurzerhand im Hof der Schule
umgezogen und es noch zum Start geschafft. Startschuss war pünktlich,
sie haben das Teilnehmerfeld über eine Art Schleuse langsam
losgeschickt, weit hinten waren das für mich etwa 11 Minuten warten.
Laut Wikipedia geht die Strecke zunächst über den linken Arm der Regnitz
zum Kloster Michelsberg und dann zur Altenburg bei km 5 als höchster
Punkt der Strecke. Praktisch bedeutet das, es geht kurz nach dem ersten
km vorwiegend hoch, würde bis zur Altenburg gut 200 Hm schätzen, aber
nur kurze Stücke die wirklich steil sind. Zwischendurch geht es auch mal
ein paar Meter runter, insgesamt vielleicht so 40 Hm.
Gemäß meiner Vermutung „das ist ein Lauf zum Tiefstapeln“ lasse ich es
insgesamt eher gemütlich angehen und laufe nicht nach Puls und schon gar
kein definiertes Tempo sondern nach Gefühl. Mehrfach gibt es kurze
Stücke die ich zügig gehe und mit anderen mithalten kann die langsam
laufen. Auch gehen immer wieder einige, die deutlich jünger sind als ich
– das passt schon.
Auf der Altenburg genehmige ich mir mein erstes Gel – vier habe ich mir
eingesteckt, weil die Streckenverpflegung aus dem „guten Bamberger
Trinkwasser“ besteht, wie der Veranstalter betont und dass einige Läufer
isotonische Getränke nicht vertragen. So kann man es auch ausdrücken.
Ich gönne mir mehrfach auch ein paar Sekunden um den tollen Ausblick auf
Bamberg zu genießen.
Jetzt kommt der Streckenteil zum Entspannen – über 3 km geht es bergab,
unterbrochen von einem kleinen Zwischenanstieg (vielleicht 25 Hm) und
mit vielen gigantischen Ausblicken auf Bamberg. Dabei geht es auch an
mancher Kirche vorbei. Wie einst beim Rennsteig lasse ich es bergab
einfach „rollen“ ohne zu forcieren oder zu bremsen.
Erstmals geht es richtig ins Stadtzentrum von Bamberg hinein. Was für
eine Stimmung, was für tolle alte Häuser, teils mit alten Pflaster
davor. Nun ja. Über sieben Brücken – ganz so viele sind es wohl nicht
auf die Regnitz, doch einmal sehe ich von einer Brücke zwei andere
Brücken über die Läufer eilen. Auch der Bilderbuchblick auf
„Kleinvenedig“ fehlt nicht. Irgendwann geht es durch eine enge Gasse und
ich frage mich, wie das Hauptfeld da wohl durch kam.
Schön an einem Ufer entlang geht es nun in Richtung Main-Donau-Kanal und
in den Stadtpark Hain. Oft über schöne Kieswege, unter schattigen Bäumen
hindurch und einmal an Blumen-Rondellen vorbei. Mitten drinn auf einmal
Blaulicht von einem Quad – die Sanitäter versorgen einen Teilnehmer
neben der Strecke.
Irgendwann geht es zurück und über eine Schleuse, vor der Warnschilder
Bootsführer vor Lebensgefahr warnen. Laut Zuschauer ist hier auch der
Übergang zum Kanal. Danach sind mir wohl am rechten Ufer der Regnitz
unterwegs und ich habe schon mein drittes Gel intus. Es läuft bei mir so
mittelprächtig, meine Splits die ich alle 2 km nehmen wollte, liegen
alle im Bereich von 15 min. Aber auf diesen flachen Stücken bin ich nur
an den Verpflegungsständen gegangen.
Zurück im Stadtzentrum, ein Mitläufer meint zu mir, er sei auf dem Weg
zu einer2:30er-Zeit. Ich schaue auf meine Uhr und komme für mich auf
etwa 2:32 wenn ich so weiter laufe. Kurz danach ein Stimmungsnest wohl
noch vor der Kettenbrücke und ich könnte schwören, einer der Zuschauer
war Mäc Härder im bunten Hemd. Er soll bei diesem Lauf auch mit
mitgelaufen sein – jonglierend.
Hatte ich schon erwähnt, dass es in Bamberg viele Brücken und noch mehr
Kirchen gibt? Doch der Dom fehlt uns noch – über die Markusbrücke geht
es zum linken Regnitzufer mit Blick auf Klein-Venedig und kurz vor km 19
in den letzten Anstieg. Etwa ab hier geht nur noch über Pflaster in
allen Ausprägungen. Anfangs kann ich noch hochlaufen, naja, schleichen
trifft es wohl besser, an der neuen Residenz und auch am Dom vorbei.
Doch das letzte Stück zur Jakobskirche muss ich gehen, ich bin leer. Ein
schönes Stück geht es nun noch bergab, „Rolling Home“. Das letzte Stück
ist wieder flach, zähe 400 Meter oder so, das Ziel ist erstmal nicht zu
erkennen weil ein kleines Stück nach der letzten Linkskurve.
Über die Ziellinie bzw. die beiden Zeitmesskabel und meine gestoppte Uhr
zeigt etwa über 2:36h. Ich bin fix und alle, mehr als in Würzburg, was
mir drei Tage später auch das Zielvideo deutlich vor Augen führt.
Auch in diesem Ziel gibt das alkoholfreie Bier nur aus Flaschen.
0,33er-Fläschchen in Bayern, bzw. in der Hochburg von Bierfranken?
Ernsthaft Erdinger Brauerei? Ich nehm dazu zwei Bananen und eine
Schnecke, dann sehe ich tatsächlich einen Tisch mit Iso im transparenten
Plastikbecher. „Wie Urinproben“, denke ich mir, und ich bin nicht der
einzige mit dieser Assoziation, würde aber behaupten, es hat anders
geschmeckt. Wie ich noch so rumstehe trifft des Besen-Pedelec ein.
Eigentlich würde ich mich gerne noch etwas ausruhen, andererseits will
ich keinesfalls den für mich idealen Zug nach Hause verpassen. Also
zurück Maria-Wart-Schule. Für eine Massage (vermutlich war es die
Schulaula) sollte die Zeit noch reichen, dann halt ohne Duschen. Habe eh
keine Lust, dafür die Sporthalle Georgendamm zu suchen. Eine gute
Entscheidung, keine zehn Minuten Wartezeit und es gibt sogar richtige
Liegen (statt wie so oft nur Bierzelttische). Die Physiotherapeutin ist
nett und hat es drauf. Zwischen mir und dem Startbeutel liegt nun noch
eine Treppe, zäh hoch aber erstaunlich locker runter, gefolgt vom
zweiten Freilicht-Umziehen des Tages im Schulhof.
Ja, ich habe den Zug nach Hause gekriegt. Recht locke sogar. Pünktlich
losgefahren ist er in Bamberg nicht, dafür unterwegs außerplanmäßig
stehen geblieben, doch am Ende hatte er nur noch zwei Minuten
Verspätung.
Resümee:
Auf der Website der Firma Greif gibt es einen
Höhenmeter-Laufstrecken-Umrechner. Gebe ich da meine Zeit von Bamberg
und die Höhenmeter ein, kommt ziemlich genau meine Zeit von Würzburg
raus. Nun ist es da auch nicht ganz flach, andererseits war es kühler
und im Vergleich gibt es da fast kein Pflaster.
Ich habe also meine „Form“ von Würzburg zumindest gehalten. Die meisten
Läufer dürften es ähnlich sehen wie ich, dass zwischen zwei
Halbmarathons im Abstand von zwei Wochen kaum Verbesserungen durch
Training möglich sind. Kaum hat man sich vom ersten Wettkampf erholt
sollte man sich für den zweiten Ausruhen.
Auch wenn die letzten drei Kilometer oder so richtig hart waren, das ist
wirklich ein toller Lauf. Im Vergleich mit Würzburg gibt es keine öden
Abschnitte, statt wie dort durch die Zellerau und Sanderau zum
„Kilometer machen“ geht es beim Weltkulturerbe-Lauf an der Regnitz
entlang und durch den Park Hain. Und die Stimmung kann man gar nicht
Vergleichen, ich würde sie zwischen den Marathons in Frankfurt und Köln
einordnen. Vielleicht auch, weil es ein richtiges Rahmenprogramm für die
Zuschauer gibt.
Würde mich freuen, wenn ich nochmal mitlaufen könnte.
Noch ein Blick auf meine Splits und Pulswerte von Würzburg und Bamberg.
Vom Tempo her war ich in Bamberg bis km6 deutlich langsamer unterwegs –
klar, der Anstieg. Danach 4 km fast gleiches Tempo, dann wurde ich ab km
10 in Bamberg langsamer während in in WÜ das Tempo halbwegs halten
konnte. Dafür hatte ich in WÜ nach km16 einen deutlichen Durchhänger
während ich da in Bamberg schneller wurde (sogar schneller als WÜ) –
vermutlich die Stimmung in der Altstadt. In WÜ konnte ich zum Schluss
nochmal schön beschleunigen, in Bamberg haben das die letzten Höhenmeter
vereitelt.
Der Puls spiegelt Tempo und Streckprofil ganz gut wieder. Solange es in
Bamberg bergauf ging höher als in WÜ, sobald es runter ging die nächsten
10 km geringerer Puls. Offenbar bin ich die mir unbekannte Strecke
vorsichtiger gelaufen. Als ich in Bamberg nochmal schneller wurde, ging
auch der Puls hoch. Auf den letzten 3 km war er dagegen in WÜ höher –
klar weil ich da angezogen habe (dank Streckenkenntnis) während in
Bamberg nicht mehr ging – Standgas. Okay, auf dem letzten Stück wo ich
auch in Bamberg unbedingt durchlaufen wollte ging der Puls merklich hoch
bis zur Ziellinie – auf den letzten 1,1 km lag er in WÜ aber 5 Schläge
höher.