Bericht
[VWGJ]
Fällt diesmal aus. Bis auf die Tatsache, dass ich diesen Marathon als
und voll aus dem Training laufen will.
[Vor dem Rennen]
Trotz 130 Kilometer Anfahrt sind Ralf und ich früh genug in Bad
Staffelstein. Den Weg zur Halle kenne ich noch von 2009. Bei der
Anmeldung konnte man wählen, ob man ein Polo- oder ein Funktionsshirt
will. Die Farbe des Polo-Shirts gefällt mir nicht, ich kann es
unkompliziert in eine langärmeliges Funktionsshirt tauschen. Prima.
In der Anmeldung stand etwas von Kleiderbeuteln, davon sehe ich aber
nichts. Nach einem Besuch auf der Toilette, das Klo in der
Adam-Riesenhalle wird für die gewachsene Veranstaltung langsam zu klein,
ziehen Ralf und ich uns lieber am Auto um.
Es ist noch ganz schon frisch, als wir uns warm laufen wollen. Nach rund
600 Metern sind wir wieder an der Halle und ich habe eiskalte Finger.
Sicherheitshalber geht's nochmals auf's Klo, danach in Richtung Start.
Wie schon vor zwei Jahren scheint die Sonne schon fröhlich. Ich habe
mich mit Sportsonnencreme und Sonnenbrille gerüstet..
[Das Rennen]
Startschuss, Ralf und ich laufen los und kommen ins Stocken. Was ist
das? Zwei Spezialisten bleiben auf der Zeitmessmatte stehen um sich zu
fotografieren. Am liebsten würde ich sie runterprügeln. Bei einem großen
Marathon ging das nicht.
Wie gehabt geht es aus der Siedlung raus am Bahnhof vorbei und
schließlich unter der Bahn durch in Richtung Unnersdorf. Erstmals gibt
es heuer Pace-Maker, der für 3:59 hat sich schon abgesetzt. Ich häng
mich erstmal an einen Läufer mit „10x Gebrüder-Grimm-Lauf“ auf dem
Singlet, um mit ihm über diesen Etappenlauf zu plaudern. Er meint, der
wäre nicht so schlimm, man hätte zwischen den fünf Läufen in drei Tagen
ja Zeit zum regenerieren. Danach unterhalte ich mich mit einer Läuferin,
die lieber nach Oberfranken kam statt beim Freiburg-Marathon zu starten.
Grund: In Freiburg sollen Halb- und Marathon diesmal gleichzeitig
gestartet worden sein, was ein echter Rückschritt für die Marathonläufer
wäre. Inzwischen habe ich auch den Pacer für 3:59h eingeholt und frage
ihn nach seiner Taktik. Er will die zweite Hälfte schneller laufen, denn
die geht tendenziell bergab.
Während wir so laufen, können wir halb rechts schon mal einen Blick auf
Kloster Banz werfen. Da werden wir schon bald rauf laufen. Doch vorher
begrüße ich noch kurz Anton Lautner, der für Marathon4you.de von diesem
Lauf berichten wird. Dafür dass ich hoffe, diesmal unter 4:15h bleiben
zu können, bin ich recht flott unterwegs, die ersten flachen Kilometer
liegen unter 5:30h.
Das ändert sich nach Unnersdorf. Schon der Radweg steigt leicht, dann
laufen wird über die Straße nach Altbanz, danach allerdings erst wieder
ein paar Meter bergab. Doch schon beginnt der erste knackige Anstieg,
gleichmäßig geht es hoch. Laut Streckenbeschreibung des Veranstalters
150 Hm auf 1,5 km, für mich fühlt es sich so an: Hört diese
§“$%-Steigung denn nie auf? Doch dann gibt es eine Rechtskehre und der
Weg vier flacher, ja fällt zeitweise sogar leicht, bevor es auf einem
letzen kleinen Hügel an einem leeren Klettergarten vorbei geht.
Oben gibt es erstmal einen Verpflegungsstand, ich habe aber selbst noch
was in meiner Flasche. Zum Kloster laufen wir dann sogar einen
Schotterweg runter, nie sah es besser aus. Zooommm – der Pacer für 3:59h
schießt vorbei, jetzt übertreibt er aber.
Die nächsten paar Kilometer gehen bergab – es sollten für mich die
einzigen des Laufs unter 5 min bleiben. Ich unterhalte mich mit ein paar
Läufern, einer im blauen Singlet fragt nach unserem Tempo. Ich sage ihm,
wir sind auf Kurs für 4:10h, was er nicht glauben will, doch die
größeren Anstiege kommen ja noch.
Inzwischen unterhalte ich mich mit Markus Pitz, ebenfalls von
Marathon4you. Erst geht schön über einen laubbedeckten Waldweg, dann in
Hausen bei einem hübschen Wehr über den Main. Unentwegt werden wir dabei
von Anton fotografiert, was die richtige Gesellschaft doch ausmacht. Bis
Wolfsdorf laufe ich mit Markus, dann lasse ich ihn lieber ziehen, er ist
mir doch etwas zu schnell.
Die Strecke führt jetzt in einen weiten Bogen auf den langen Anstieg
rauf zur Wallfahrtskirche 14-Heiligen zu. Ich bleibe bei meiner Taktik,
die Anstiege vorsichtig anzugehen und komme mir unendlich langsam dabei
vor. Egal, ist ja ein Trainingslauf. Wie schon vor zwei Jahren laufen
gerade die Kirchenglocken, als ich den Anstieg relativ einsam in Angriff
nehme.
Da vorne kämpft sich Jürgen, das ist der mit dem blauen Singlet, den
Berg hinauf. „Siehst Du, diese Stücke versauen die Pace ganz gewaltig“,
sage ich, als ich vorbei gehe. Neben der Kirche wird es mir dann aber
auch zu steil, ich gehe erstmal ein wenig. Nach dem kleine Lokal wird es
wieder flacher und ich fange wieder an zu laufen, bis der Weg ein paar
hundert Meter später vor dem nächsten steilen Stück schon fast einen
Knick macht.
So, jetzt bin ich erstmal oben, die folgenden Kilometer bis zum
Staffelberg sind eher wellig. An der nächsten Verpflegungsstation gönne
ich mir ein Gel, ich bin guter Dinge, es auf diesem nicht so
anspruchsvollem Stück gut verdauen zu können. Bald kommt mir der spätere
Sieger entgegen. Trotz der beiden Anstiege bin ich noch flott unterwegs,
unter 5:40/km.
Kurz vor dem finalen Anstieg zum Staffelberg kommt mir Ralf entgegen. Er
ist wieder unglaublich gut unterwegs, hoffentlich geht das gut!
Ansonsten ist dieser Anstieg stellenweise immer noch sehr steil, so dass
ich gehe, laufe, wieder gehe, und schließlich zur Platzrunde wieder
laufe. Zumindest bis zur Verpflegung. 2:04h nehme ich bei km21 als
Zwischenzeit. Damit sollte eine Endzeit um 4:15h herum kein Problem
sein. Getrunken wird im gehen, dabei ein wenig in die Gegend geguckt und
an einer Bank mein einer Schuhpendel neu gebunden. Kurzer Plausch mit
den Zuschauern, dabei das Frankenlied angestimmt, „zum heiligen Veit von
Staffelstein bin ich raufgerannt“ oder so ähnlich und an den Abstieg
gemacht. Auch da steile Stücke fast wieder gegangen, besonders da, wo
lockerer Schotter liegt.
Der Rückweg auf dem Hochplateau zieht sich. Jetzt merke ich doppelt, wie
wellig dieses Stück ist. Wie schon auf dem Hinweg muss ich einem langsam
fahrenden Rotkreuzauto Platz machen, staubt ganz schön. Irgendwie hat es
auch etwas Gegenwind.
Ab Kilometer 24 geht die Strecke dann erstmal kräftig bergab. Ich bleibe
kurz stehen, um nach einen vermeintlichen Stein im linken Schuh zu
suchen. Den gibt es nicht, ich bin also wieder dabei, mir eine Blase
über der Ferse zu laufen. Fast neue Schuhe beim Marathon sind halt
gewagt. Als ich den Schuh neu binde, läuft hinter mir Jürgen vorbei. Es
sollte etwas dauern, bis ich ihn wieder überholt habe.
In Uetzing gibt es wieder was zu trinke, der richtig schöne Teil dieses
Laufes ist jetzt erstmal vorbei, dafür geht es leicht wellig bis km35
bergab. Ich merke, dass die Strecke leicht geändert wurde, dieser
wellige Radweg neben der Straße war 2009 nicht dabei, dafür ging es an
einer Kirche aus gelben Sandstein vorbei, die ich diesmal nur von weitem
sehen kann.
Um km31 herum bin ich stolz, die kleine Steigung nach einer Unterführung
der Autobahn einfach hochlaufen zu können, vor zwei Jahren konnte ich
das nicht. Ich warte bis nach km32, bis ich mir wieder ein Gel gönne, es
geht jetzt vorwiegend auf Radwegen wieder Richtung Staffelstein,
mehrfach hält die Feuerwehr auf den zu kreuzenden Straßen die Autos an.
„Ich wusste es“ flucht auf so einem Weg um km35 Markus Pilz, als ich ihn
einhole, während er gerade geht. Doch wenn er läuft, läuft er wirklich
flott. Als ich mir das nächste kleine Gel gönne, ist er erstmal wieder
weg.
Nach Unterzettlitz geht's durch ein Gewerbegebiet an der Bahn entlang,
entweder flach oder leicht steigend. An diesen Teil kann ich mich auch
nicht erinnern. Schön ist anders. „In einer halben Stunde sind mir im
Ziel“, sage ich, als ich einer Läuferin überhole, und ernte zustimmende
Laute. Vom Tempo her bin ich immer noch gut drauf, Markus habe ich auch
wieder überholt.
Endlich geht es von der Eisenbahnlinie weg, auf einen schönen
Schotterweg zur letzten Verpflegung und kurz an einen sehr schönen See
entlang. Nach ein paar Bögen geht es durch eine Art Gartengebiet.
Irgendwo hier grill jemand Bratwürste, ohne dass man es sehen könnte,
sowas gehört in Riechweite eines Marathons verboten.
Am Parkplatz des Hallenbades weiß ich wieder, wo ich bin. Gleich muss es
in den Kurpark gehen. Tut es auch, aber wo sind die Kurgäste? „Im
Schwimmbad“, sagt ein Streckenposten, den ich danach frage. Also kurz
für die Fotografin posiert, weiter am Lokal vorbei, wo und die Gäste
anfeuern und von mir gelobt werden. Jetzt muss die kommen, die
verdammichte Unterführung, und so ist es auch. Aber nicht so schlimm,
bergauf muss ich eh erstmal langsam machen, da schieben zwei Leute einen
Rollstuhl.
Schon kommt das Stadion in Sicht. An der Tür steht ein einsames
21-km-Schild, doch wo sind die Marathonschilder geblieben? Seit km40
habe ich keines mehr gesehen. Auch das mit den 21km ist seltsam, auf der
400-Meter-Bahn zu laufen sind noch ein Stück der Kurve, die komplette
Gerade, die nächste Kurve und mindestens ein Drittel der nächsten
Gerade. Als ich gut gelaunt und sogar mit einem kleinen Luftsprung aufs
Ziel zulaufe, sinniert der Spreche lieber darüber, warum da zwei Matten
liegen statt mich anzukündigen. So ein Hirsch.
Meine handgestoppte Zeit ist noch unter 4:04h, später wird 4:03:49 in
der Liste stehen. Klasse! Ich lasse mir die Finishermedaille umhängen
und plündere die Zielverpflegung. Mit etwas Vorrat setzt ich mich neben
Ralf, er ist diesen Marathon als dritten in vier Wochen noch schneller
gelaufen als die anderen beiden, und die waren deutlich flacher.
Eine gute Minute nach mir kommt Markus ins Ziel, rund zehn Minuten
später Jürgen.
Eine ganze Zeit genieße ich die Sonne im Ziel, dann holen Ralf und ich
unsere Bierkrüge ab, gehen Duschen und zur Massage. Es ist unglaublich,
wie gut sich meine Beine anfühlen. Erst beim massieren merke ich, dass
der rechte Oberschenkel und linke Wade nicht ganz so locker sind.
Dennoch sollte ich die Woche recht normal laufen und radfahren können.
[Nachbetrachtung]
Noch immer ist der Lauf für eine Bestzeit denkbar ungeeignet. Wer sich
hier anmeldet, sollte wissen, worauf es sich einlässt und sich auf die
Landschaft freuen.
Gewonnen haben den Marathon Uwe Bäuerlein (TSV 1860 Staffelstein,
2:44:42, Vorsprung 7:25) und Stephanie Lieb (Team Brose, 3:28:16,
Vorsprung 1:15).
Ich wurde 35. (von 54) der M40 und 179. von 290 Männern im Ziel, von den
41 Frauen waren nur 11 vor mir im Ziel. Das alles kann sich doch sehen
lassen. Anders als vor zwei Jahren habe ich mir auch keinen Sonnenbrand
geholt, bis auf zwei kleine Ecken, die ich am Rennsteig bestimmt
einschmieren werde.
Für den Supermarathon am Rennsteig bin ich guter Dinge, diese
„Generalprobe“ lief schon fast zu gut. Ich hoffe für den 21. Mai auf
eine Zeit im Bereich 8:xx.
Danke fürs Lesen.
cu.
Juergen
--
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