Hallo allerseits!
Ich hatte vor kurzem bei einer Pathinderrunde eine Moraldiskussion,
zu der mich eure Meinung interessieren würde:
(Klar, letztendlich kann das jede Gruppe per Hausregel halten wie sie
will, aber mich würde trotzdem interessieren, wie andere das handhaben.)
Wir, eine Gruppe von guten bis neutralen Abenteurern, haben auf Ersuchen
eines Bürgermeisters einen Staudamm kontrolliert, dessen Schleusen
defekt waren und der zu bersten drohte. Oben stellte sich dann heraus,
daß der Erbauer die für den Betrieb nötige Energie aus zwei Kreaturen
bezieht, die in jeweils einem Bannkreis gefangen waren. Eine der
Kreaturen war bei unserer Ankunft verschwunden (möglicherweise zu sehr
ihrer Kräfte beraubt). Jedenfalls schien deren Fehlen die Ursache dafür
zu sein, daß die Schleusen nicht mehr funktionsfähig waren.
Im zweiten Bannkreis befand sich ein noch lebender Pit Fiend[1],
der laut Aussage des SL zu schwach war, um noch irgendeine Gefahr
darzustellen. Viel mehr Kräfteraub hätte also vermutlich auch er nicht
mehr ausgehalten.
Einer meiner Kollegen hatte nun die Idee, daß ich (ein neutral guter
Kleriker) den leeren Bannkreis mit einem beschworenen Monster (summon
monster) füllen könnte. Das Monster lebt ja eh nicht wirklich und auf
das Befinden des Pit Fiends müßten wir keine Rücksicht nehmen, der
bekommt nur was er verdient.
Ich habe mich aber geweigert die Aktion durchzuziehen, da dem Pit Fiend
der Tod oder zumindest große Qualen gedroht hätten und meiner Ansicht
nach es moralisch verwerflich ist, einen Unbeteiligten für das Wohl
anderer zu opfern. Selbst wenn der Pit Fiend böse ist, so ist er doch am
Dilemma nicht schuld und wir haben auch keine konkrete Tat, die wir ihm
vorwerfen können. Letztendlich wäre es also moralisch geboten ihn aus
seiner Gefangenschaft zu befreien.
Danach entbrannte eine (out of character geführte) Diskussion darüber,
daß mein Verhalten nicht zu meinem Alignment paßt, da ich durch meine
Weigerung eine ganze Stadt gefährdet habe und für einen guten Charakter
es keine Frage sein kann, einen Teufel (der Böse schlechthin) zu opfern.
"Böse" sei in Pathfinder ein absoluter Wert, weshalb es völlig
irrelevant sei, ob die Kreatur am aktuellen Problem schuld ist und ob
sie derzeit was Böses tut, sie kann als „das Böse“ ohnehin bekämpft
werden. Frei lassen darf man sie schon überhaupt nicht, da Böse
eingesperrt gehören und man davon ausgehen muß, daß die Kreatur auch
künftig böse ist und böse Handlungen setzt.
Außerdem wurde die Ansicht vertreten, daß Gut und Böse nicht nur
objektiv absolut seien, sondern daß das auch subjektiv von jedem in
der Welt so gesehen wird (weshalb mein Charakter das ingame auch so
halten muß, wenn er andere einschätzt).
Letztendlich lief alles auf ein paar Fragen hinaus:
-) Ist es moralisch vertretbar, einen Bösen für die Sicherheit andere zu
opfern, selbst wenn er im konkreten Fall keine Schuld trägt?
-) Ist es moralisch vertretbar (oder gar gegen die Logik der Welt),
wenn man es nicht tut?
-) Angenommen er wird nicht mehr zur Rettung benötigt: Ist es vertretbar
ihn freizulassen, wenn er im derzeitigen Zustand ungefährlich ist?
-) Ist es vertretbar ihn eingesperrt zu lassen?
-) Wie wichtig ist für euch das Alignment von SCs und von NSCs?
(Die Situation wurde übrigens dadurch gelöst, daß sich ein anderes
Gruppenmitglied spontan selbst in den zweiten, leeren Bannkreis stellte,
womit die Schleuse ihre Funktion erfüllen konnte. Der Pit Fiend wurde
dadurch vernichtet und die Kollegin verlor ein Level.)
[1]
http://www.d20pfsrd.com/bestiary/monster-listings/outsiders/devil/pit-fiend
--
David Seppi
1220 Wien